Herner Straßennamen und heimatstädtische Struktur: Unterschied zwischen den Versionen

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==Statistik Herner Straßennamen==
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* [[Herne - unsere Stadt - Mai 1967]]
[[Kategorie:Straße]]

Version vom 30. Juni 2015, 18:20 Uhr

Vorbemerkung

Dieser Text ist im Kontext der Entstehungszeit (sic! 1967) zu betrachten, hat aber nach wie vor einen lokalgeschichtlichen Wert. Als historisches Dokument stellt er einen Diskussionsbeitrag dar, der heutige Sichtweisen bestätigen oder ergänzen kann. Andere Ausführungen wie unter Punkt 4, letzter Absatz zu finden, sind überholt. Einige Straßennamen sind mittlerweile nicht mehr existent. Aktuelle Straßennamen (Stand 2015) sind gekennzeichnet und verlinkt.

Herner Straßennamen und heimatstädtische Struktur.

Essay einer Theorie der Straßennamen Von Stadtarchivar Klaus-Dietrich H i l d e b r a n d . (Aus Herne, unsere Stadt Ausgabe Mai 1967)

In letzter Zeit ist viel von der Struktur, insbesondere der Ruhrgebietsstädte, die Rede. Die Struktur einer Stadt zu kennen, ist nicht nur für den interessierten Verwaltungsfachmann wichtig, auch der Privatmann kann aus solchem Wissen für berufliche oder persönliche Zwecke Nutzen ziehen. — Nun fiel mir auf, daß man bereits einen gewissen ersten Eindruck von der Struktur eines Ortes gewinnen kann, wenn man die Straßenverzeichnisse, wie es sie von Jeder größeren Stadt in Stadtplänen oder Adreßbüchern gibt, sinnvoll ordnet und sich dann „zu Gemüte führt“. Fehlen solche Straßenverzeichnisse, muß man sich eben an die Straßenschilder selbst halten.

Die intensive Beschäftigung mit diesem Thema ergab weiter, daß sich Straßennamen in mehrfacher Weise gruppieren lassen. Da diese Unterteilung in ähnlicher Art sicherlich auf jeden Ort anzuwenden ist, stellt diese kleine Untersuchung gleichzeitig einen Versuch einer Theorie der Namensgebung für Straßen dar.

A. Straßennamen der Orientierung und Situation.

Eine erste Zweiteilung von Straßennamen ist eine solche in Namen der Orientierung oder Situation (A) und in Namen der Ehrung bzw. Erinnerung (folgt unter B).

Zunächst zu den Namen der Gruppe A. Darunter verstehe ich Straßennamen, in denen auf die spezielle Lage der Straße in irgendeiner Form näher eingegangen wird. Die Straßennamen der Orientierung und Situation lassen sich nun einer zweiten, allerdings quantitativ ungleichen Einteilung unterwerfen, nämlich in Straßennamen, die I.) die Struktur der Ortslage zum Ausdruck bringen und II.) die Struktur des Ortes selbst; dieser II. Abschnitt läßt sich dann — jedenfalls nach meiner Ansicht und beim Beispiel Herne — nochmals sechsfach gliedern.

I. Struktur der Ortslage in Straßennamen.

Dieser Abschnitt besteht lediglich aus einer Abteilung, wobei ich gleich an dieser Stelle bemerken darf, daß alle Abteilungen ungeachtet, zu welcher Gruppe oder zu welchem Abschnitt sie gehören, wegen der zum Schluß stehenden Statistik von 1 bis 9 durchnumeriert sind, entsprechend der Gesamtzahl der verschiedenen Arten von Straßenbezeichnungen.

1. Straßen nach Nachbarorten — Herne im Ruhrgebiet.

Auch in Herne sind die A u s f a l l s t r a ß e n nach den Nachbarorten benannt. Nachbarorte in diesem Zusammenhange sind ebenfalls die inzwischen eingemeindeten Dörfer und historischen Wohnplätze, da die Straßenbenennung ja bereits teilweise erfolgte, als die jetzigen Vororte noch selbständig waren. Das vorausgeschickt, haben wir im Norden (alphabetisch geordnet) die Hertener, die Horsthauser und die Pöppinghauser Straße, im Osten die nach Norden führende Bladenhorster‚ die Börniger, Börsinghauser, Castroper, Holthauser, Sodinger, Vellwigstraße und den Voßnacken, im Süden die Altenhöfener‚ die Bochumer, die Düngelstraße, die Gerther‚ die Oestrichstraße, die Riemker und die Zillertalstraße und schließlich im Westen die Baukauer, die Cranger und die Eickeler Straße.

Aus der Aufzählung ist ein Doppeltes zu ersehen:

  • a) aus den Namen, die die Straßen nach den jetzigen Vororten bezeichnen, inmitten welcher Dörfer das alte Herne lag und
  • b) aus den Namen, die die Straßen nach den jetzigen N a c h b a r o r t e n bezeichnen, inmitten welcher Städte das moderne Herne liegt, d. h. im letzteren Falle (eine zur Allgemeinbildung gehörende Ortskenntnis voraussetzt) die Lage Herne’s im Ruhrgebiet.

II. Struktur des Ortes in Straßennamen.

Von den Bauernschaften zur Bergbaustadt

Aus den eben behandelten Straßennamen, die entsprechend der Straßenführung nach Nachbarorten benannt sind, ist — das sahen wir — nicht mehr als eine oberflächliche Orientierung über die Lage des jeweils interessierenden Ortes möglich. Die unter dem nun behandelten II. Abschnitt folgenden Straßennamen vermitteln schon eingehendere Kenntnisse, und zwar über den Ort — hier Herne — selbst.

2. Straßennamen aus Art der Straße.

Für's erste gewinnen wir bei den nunmehr zur Rede stehenden Namen eine Vorstellung von der Form der einzelnen Straßen. Hierher gehören die Straßen Am Knie (rechtwinklige Linienführung), die Eckstraße (um eine Ecke gehende Linienführung), die Kurze Straße, die Lange Straße, die Mittelstraße (in der Mitte zweier Straßen liegend), die Querstraße (Querverbindung zwischen zwei Straßen), die Ringstraße, die den bebauten Teil des Vorortes Sodingen teilweise umringt, der Verbindungsweg (Funktion wie Querstraße), der Sandweg (Gegend war sandig), der Steinweg (erste gepflasterte Straße des Dorfes), der Gysenberg (selbstverständlich wie einige vorher nicht erklärte Straßen, nämlich Bergform), der Hilligenwall (ein Erdwall, auf dem im Mittelalter ein Wohnturm stand) und die Neustraße (eine zwischen südlich und nördlich weit auseinanderliegenden Querstraßen neu angelegte Nebenstraße der Bahnhofstraße (zur Zeit ihrer Anlage gemeint). So haben wir einen ersten Eindruck der Stadt bekommen, wenn es zunächst auch nach der 2. Abteilung dieser Ausführungen nicht viel mehr als eine äußere ist.

3. Straßennamen laut Lage der Straße.

Die unter 3. genannten Straßennamen dagegen geben bereits einen Aufschluß über die landschaftlichen Verhältnisse innerhalb des Stadtgebietes, da diese Straßen nach ihrer entsprechenden Lage beschildert worden sind. Allgemeiner gekennzeichnet ist noch die Straßenlage in den folgenden Namen in Herne: An der Markscheide (Grenze einer Siedlung), Bahnweg (an Köln-Mindener Bahn), Dammstraße (am Bahndamm liegend), Grenzweg (an westlicher Stadtgrenze), Landwehrweg (durch Landwehr geschützte Straße), Nordstraße, Oststraße, Südstraße.

Über Höhenunterschiede des Stadtgebietes in ihrem Bereich geben diese Straßen Auskunft: Am Hang, Auf dem Berge, Beimbergstraße (östlich des Beimberges), Bergstraße (zum Constantiner Berg), Gysenbergstraße (zum Gysenberger Wald), Hochstraße (in der hochgelegenen Kolonie „Constantin") und Hügelstraße (in der an einem Abhang gelegenen Kolonie „Constantin").

Das Vorhandensein von Brüchen und Wiesen in der Stadt Herne deuten die nachstehenden Straßennamen an: Bruchstraße (Holthauser Bruch), In den Holzwiesen, Wiescherstraße (Wiesche = Wiese), Wiesenstraße (dort Wiesengelände) und Grüner Weg (früher dort Wiesengelände). Sehr zahlreich sind die Straßennamen, in denen auf in Herne vorhandene oder vorhanden gewesene Wald- und Heideflächen sowie auf Garten und Parks bzw. Teile davon Bezug genommen wird: Am Schrebergarten, Am Stadtgarten, Am Volkspark (in Sodingen), An der Linde (darunter ein Kreuz zur Erinnerung an die Pest 1636), Birkenweg (Anpflanzung bei den nach Bäumen benannten Straßen erst geplant), Bramstraße (Bram = Ginster), Buchenweg, Eichenweg, Erlenweg, Friedhofstraße (im Vorort Holthausen), Gartenstraße (in der grünreichen Siedlung "Teutoburgia"), Heidestraße (in Oranger Heide), Hoheneickstraße (früher Eichenwald, bis 1781 Gemeinbesitz mehrerer Bauern), Horststraße (Horst = Wald), Kirchhofstraße (Erster Friedhof außerhalb des Dorfes Herne), Langelohstraße (Loh = Wald), Parkstraße (zum Stadtpark), Rosenstraße (früher vermutlich Rosen in Gärten am Wege) und Waldstraße (im Constantiner Wald).

An in Herne vorhandene Felder und Wiesengründe mit Obstbaumbestand gemahnen die Straßennamen Kampstraße (eingefriedigtes, größeres Grundstück), Mühlenkampstraße.

Die letzten zu dieser Abteilung gehörigen Straßennamen schließlich weisen auf in Herne fließende Wasserläufe u. ä. hin: Am Landwehrbach (vorbeifleßender, heute regulierter und als Kanal gebrauchter Landwehrbach), Am Westbach (eingerohrter Westbach gab den Namen), Bachstraße (am alten Lauf des Westbaches), Brunnenstraße (früher waren dort Brunnen bzw. Quellen), Emscherstraße (parallel zum Emscherfluß), Grabenstraße (alter Verlauf des offenen Westbaches), Hafenstraße (nahe früherem Kanalhafen), Hagenbachstraße (ein Waldbach in der Nähe), Kanalstraße (am früheren Stichkanal, Endstück des Dortmund-Ems-Kanals) und Ostbachtal (Bezeichnung selbstverständlich).

4. Straßennamen gemäß alten Gewann- und Flurbezeichnungen

Vorstellungen über die landwirtschaftlichen Verhältnisse in einer Stadt - im vorliegenden Falle in Herne - geben auch die Namen ab, die auf alte Gewann- oder Flurbezeichnungen zurückgehen. Trotzdem sollen sie gesondert behandelt werden, einmal, um sie als gewannbezogene Namen zu kennzeichnen und zum anderen, weil sie ohne Beiziehung eines Spezialisten nicht durchweg in der gleichen Weise wie in der vorigen Abteilung aufgegliedert werden können.

Gewann- bzw. Flurbezeichnungen in Straßennamen, die auf Erhebungen im Stadtgelände hindeuten, sind außer der Honkenbergstraße nicht erkennbar, dafür aber solche, die auf die F o r m des Geländes hindeuten: Auf der Insel (von zwei Armen des Ostbaches einst gebildet), Breddestraße (Gewannbezeichnung „breiter Acker"), Im Pratort (Gew. „spitz zulaufender Landstrich"), In der Helle (Gew. „geneigte Fläche", hier: Abhang zum Westbach).

Auf Bruchgebiete u. ä. weisen folgende Straßennamen hin: die Gewannbezeichnungen enthalten Namen Am Düngelbruch, Birnenbruchstraße, Im Stückenbruch, Im Uhlenbruch (Flurbezeichnung; ul = feucht und Uhle = Eule), In dem Breil (Breil = Sumpf, Wiese mit Büschen), Schnittstraße (Schnittbruch, Teil Gemeindeweideland des Vorortes Baukau), Siepenstraße („Auf dem Siepen"; feuchtes Gelände oder Bach), Vödestraße (Gemeindeweideland Riemker Vöde).

Auch Straßennamen, die als Gewannbezeichnung Wald oder Heide verraten, sind vorhanden: Am Lütgen Horst, Am Schottenbusch, Berkelstraße (das Wort Birke ist darin enthalten), Holper Heide, Im Loeken (= Wäldchen), Im Wietel (früher Korbweidewäldchen = Wieteloh) und Im Wildholz (Widholz = Korbweideholz, möglicherweise auch Gehölz, im dem Wild beheimatet ist).

Den Begriff Acker oder Feld enthalten die folgenden Straßennamen: Baueracker (soweit nicht anders bezeichnet, auch im folgenden immer Gewannbezeichnung), Hegacker, Feldstraße (Flurbezeichnung „Wiescherfeld" liegt hier zugrunde), Im Wiescherfeld (Flurbezeichnung), In der Esche (Flurbezeichnung; = offenes Saatfeld), Buschkämpe, Feldkampstraße (Flurbezeichnung), Im Braunskamp, Im Ochsenkamp, Im Schlagenkamp (Flurbezeichnung), Regenkamp (1781 aufgeteiltes altes Gemeinheitsland), Sehrbruchskamp (nach Bauer Sehrbruch; 1836 aufgeteiltes, mit Erlen bestandenes feuchtes Gemeinheitsland)und Weidkamp.

Als letztes nun die Straßennamen, die sich den in den vorigen vier Absätzen behandelten nicht zuordnen lassen oder die ohne weiteres überhaupt nicht zu deuten sind: Am Kricken, Auf dem Beil, Auf dem Beisendreisch, Auf dem Hünert, Auf dem Metlerort, Auf dem Rohde, A u f m Kolm, Eschstraße (Flur „Im Esche"), Hilgenbrink, Hohenrodtstraße, Hotteroth, Im Beismar, Im Rimmel, In der Falsche, In der Tennscheuer (Tenn evtl. Zehnt), Kray (Flurbezeichnung, wohl Krähenbach), Kronenstraße (Gewannbezeichnung lautet „Kronenort), Lehmbrink, Roehenstraße (Gewannbezeichnung lautet „In den Roehen"), Rottstraße (Teil Baukauer Gemeinheitslandes), Schwarzer Weg (Gewannbezeichnung heißt „Auf dem schwarzen Land") und Stammstraße (Gewannbezeichnung ist, „Auf dem Stamm").

5. Straßennamen, bezeichnet nach ehemaligen Bauernhöfen

Wurden bisher Straßennamen abgehandelt, die sich auf die landschaftliche Struktur des Ortes bezogen, sind nunmehr die an der Reihe, die sich von Menschen und Menschenwerk ableiten und insoweit auf die Ortsstruktur eingehen. Gleichzeitig beginnt sich in den kommenden Abteilungen dieser Abhandlung die Entwicklung Herne's und seiner Nachbardörfer vom Bauerntum zur modernen Bergbau- und Industriestadt in den Straßennamen widerzuspiegeln. Um es an dieser Stelle kurz vorwegzunehmen, geht das so vor sich, daß die Namen verkaufter Bauernhöfe bzw. ihrer Besitzer in den Namen der Straßen bewahrt werden, die zur Aufschließung des ehemaligen Bauernlandes angelegt werden. Zugleich werden weitere neue Straßennamen in solchen neu entstehenden Stadtvierteln mit Namen belegt, die aus der aufblühenden Wirtschaft und der dadurch resultierenden steigenden Anzahl öffentlicher Gebäude stammen.

Straßennamen, die den Standort alter B a u e r n h ö f e mehr oder weniger genau festhalten, enden in H e r n e meist mit Hof oder -hof. Aber auch die Straßennamen, die nur den Namen des Bauern oder Grundbesitzers selbst festhalten, müssen an dieser Stelle aufgeführt werden, denn der Sinn dieser Namensgebung war kaum der, an den Bauern zu erinnern als vielmehr, die Lage der Bauernhöfe festzuhalten und damit die einst bäuerliche Struktur der jetzigen Stadt. Die Liste der entsprechenden Straßennamen sieht in Herne so aus: Alsteder Hof (Familie v. A l s t e d e stammt daher), Althoffstraße (Kern des Stadtteils Altenhöfen), Amalienstraße (geborene Overkamp, frühere Miteigentümerin des Geländes), Biesewinkel (Hof B.), Am Sengenhoff (Hof S.), Am Trimbuschhof, Bergelmanns Hof, Drögenkamp (Hof D.), Heinrichstraße (Rensinghoff gt. Schlenkhoff, früherer Besitzer des Geländes), Hiltrops Hof (nach S c h u l t e - Hiltrop, der die Erbin des an Stelle der Straße gelegenen Overkamp-Hofes heiratete), Hülsmanns Hof, Jürgens Hof, Koppenbergs Hof, Koßmanns Hof (Baukau), Lackmanns Hof, Langforthstraße (Hof S c h u l t e - Langforth), Overkamps Hof, Pantrings Hof, Schmiedes Hof (Hof Schmiedeshoff, Baukau), Sudkamps Hof, Vockenhof (eigentlich Gewannbezeichnung, wahrscheinlich aber doch einst Standort eines Hofes), Vor dem Hofe (Name ungenannt) und Voßstraße (Hof V.).

6. Straßennamen, hervorgegangen aus heimischem Hauptwirtschaftszweig

Der Wirtschaftszweig, der in erster Linie die Verwandlung Hernes von einem Dorf — allerdings mit Sitz einer Amtsverwaltung — zu einer modernen Industriestadt vollzogen hat, ist der B e r g b a u . Dies ist für den Außenstehenden aus der sehr großen Zahl von Straßen abzulesen, die mit Namen und Ausdrücken aus dem Bergbau belegt sind. Um den ganzen Umfang dieser Tatsache deutlich zu machen, sind hier auch die nach bedeutenden Männern aus dem Bergbau bezeichneten Straßen zusammengestellt, die man unter dem Aspekt der Ehrung genausogut in der unter 8.) kommenden Abteilung der nach Personen geprägten Namen hätte aufführen können.

Wir haben in dieser Abteilung also ein gewiß begründetes Nebeneinander von Personen- und Sachnamen bei unserem Thema Straßennamen. Von den Personennamen in der großen Reihe der Herner Straßennamen, die vom Bergbau gekennzeichnet sind, zunächst die allgemeinen: Barbarastraße (heilige B., Schutzpatronin der Bergleute), Knappenstraße (Berufsbezeichnung), Steigerstraße (desgl.). Die folgenden Namen beziehen sich auf Männer, die an führender Stelle eine Rolle spielten. Heinrich-K e l l n e r-Straße (1861—1947; Mitglied des Grubenvorstandes, später Vorsitzender von „Constantin der Große"), Hermannstraße (Hermann P i e p e r und Sohn, die die Gewerkschaft „Constantin der Große" von 1875—1904 bzw. — 1913 leiteten), Pieperstraße (s. vorher) und Schultenstraße (hat sich um Eigenheimsiedlung von „Constantin" verdient gemacht). An Generaldirektoren von der Gewerkschaft „Mont-Cenis" erinnern die Straßennamen Heyerstraße (1896 — 1922) und Rudolfstraße (R. Battig, 1922 — 27). Bezüglich der Gewerkschaft „Friedrich der Große", der einzigen noch heute fördernden Zeche in Herne, sind die nachstehenden Straßennamen benannt: Albert-Klein-Straße (Generaldirektor 1914 - 31), Bömkestraße (Vorstandsmitglied 1894 — 1907), Ernststraße (früherer Leiter der Bauabteilung Dr. Ernst Hartmann), Heckerstraße (Repräsentant 1929 — 45), Hermann-Friedrich-Straße (Vorstandsmitgl. 1907 bis 18), Josefinenstraße (Frau des Generaldirektors Albert Klein), Von-Burgsdorff-Straße (Vorstandsmitglied 1897 bis 1918), Von-Waldthausen-Straße (Gewerke August v. W.) und Wilhelm-Meyer-Straße (Repräsentant 1921 — 29). Führungskräften der Bergwerksgesellschaft „Hibernia" verdanken diese Straßen ihren Namen: Behrensstraße (Generaldirektor 1889 — 1906), Gertrudenplatz (seine Frau, 1889 — 1906, Verdienste als Wohltäterin), Gräffstraße (Generaldirektor 1875 — 89), Pfählerstraße (Aufsichtsratsvorsitzender 1886 — 93), Von-Velsen-Straße (Bergwerksdirektor) und Walter-Bälz-Straße (Aufsichtsratsvorsitzender). Die Mulvanystraße heißt nach dem Schöpfer der Zeche „Shamrock" und endlich die Baarestraße nach dem Generaldirektor des Bochumer Vereins, dem die Zeche „Teutoburgia" früher gehörte. Mit der Glückaufstraße, den Gruß aufnehmend, den Bergleute sich entbieten, der aber an und für sich jedoch „eine Sache" ist, vermag ich von den Personen- zu den Sachnamen überzuleiten, die dem Bergbau entlehnt sind: Bremsbergstraße (nach bergmänn. Transporteinrichtung), nach dem Ausdruck Flöz allgemein ist die Flözstraße genannt, nach speziellen Flözen mehrere weitere, nämlich die Angelikastraße (in Bergmannssiedlung Pantringshof), die Dickebankstraße (Flöz in Fettkohlenschicht des Ruhrgebietes), Finefraustraße (Flöz), Geitlingstraße (Steinkohlenflöz in Eßkohlenschichten), Katharinastraße (Flöz), Kreftenscheerstraße (Flöz in Eßkohlenschichten), Mausegattstraße (Steinkohlenflöz), Röttgersbankstraße (Flöz in Fettkohlenschichten), Sonnenscheinstraße (ebenfalls). Schließlich haben wir in Herne noch die Haldenstraße (bei der ehemaligen Steinhalde Shamrock 1/2), die Kohlenstraße (in Teutoburgia-Siedlung), die Koksstraße (dort früher Koksöfen von Shamrock), die Schlägelstraße (Bergmanns-Werkzeug) und den Wetterweg.

Als letzte Straßennamen dieser Abteilung, die sich vom Bergbau herleiten, kämen nur noch die nach den Schachtanlagen selbst benannten Straßen: Schachtstraße (Schachtanlage Friedrich der Große 3/4 liegt daran), Zechenring I/II bzw. III/IV (Zechenplatz derselben Zeche) Constantinstraße (führt zur Zeche C. d. Große 4/5), Courrièresstraße (nach der französischen Zeche, wo bei der Grubenkatastrophe 1906 die Rettungsmannschaft Shamrock half), Harpener Weg (nach der ehemaligen Bergbau-A-G, deren Verwaltungsgebäude dort liegen), Hiberniastraße (bereits früher genannt), Ilseder Straße (nach „Ilseder Hütte" in Peine, Eigentümerin von „Friedrich der Große"), Juliastraße (nach Zeche „Julia"), Ludwigstraße (nach Gewerkschaft „König Ludwig" in Recklinghausen-Röllinghausen), Mont-Cenis-Straße (nach der Steinkohlenzeche), Shamrockring (nach Zeche S.), ferner Shamrockstraße, Teutoburgiahof (nach Zeche T.), Teutoburgiastraße und Von-der-Heydt-Straße (Zeche V.).

7. Straßennamen, bezogen auf örtliche Baulichkeiten

Von den sonstigen wirtschaftlichen Verhältnissen in Herne geben die nachstehenden Straßennamen eine Vorstellung: Fabrikstraße (führt zu einer Maschinenfabrik), Industriestraße (Straße in Industrieansiedlung), Mühlenstraße (Straße zu einer Sägemühle), Schleuse VII bzw. jetzt Ost (Schleuse des Rhein-Herne-Kanals), ebenso Schleusenweg, Schmiedestraße (nach früher dort gelegener Schmiede), Straße des Bohrhammers (führt zu Flottmannwerken, die den Preßluft-Bohrhammer erfanden und erzeugen), Werftstraße (liegt an Staats werft) und Werkshallenstraße.

Mit dem wirtschaftlichen Wachsen der Stadt wuchs auch der Bedarf an öffentlichen Einrichtungen, was ebenfalls in entsprechenden Straßenbenennungen zum Ausdruck kommt: Am Amtshaus (Platz, genannt nach dem Sitz des Amtes Sodingen), Bahnhofsplatz, Bahnhofstraße, Elisabethstraße (nach kath. Kirche St. Elisabeth), Güterbahnstraße (Strecke Bochum-Herne), Kirchstraße (daran liegt eine kath. Kirche), Marienstraße (daran früher das Marienhospital, hier soll ein Altenzentrum entstehen), Neumarkt (neuer Marktplatz), Poststraße (Straße am Hauptpostamt), Schulstraße (dort alte Schulgebäude) und Widumer Straße (daran liegt Pfarrhaus; Widum = Pfarrhaus).

Im Zuge der soeben beschriebenen Entwicklung dehnten sich auch die Wohngebiete aus, an den Straßennamen ist das daran ersichtlich, daß neben den nach alten Gebäuden benannten Straßen solche nach den neuen Bauten und Baugruppen zu finden sind: Dorfstraße (im früheren Dorf Börnig gelegen, jetzt Vorort), Hofstraße (nahe der einen Innenhof umgebenen Siedlung „Teutoburgia"), Koloniestraße (in der Kolonie der Zeche Constantin 4/5), Laubenstraße (Lauben an Häusern), Schadeburgstraße (nach dem alten adligen Haus Schadeburg), Schloß-Strünkede-Straße und Wallburgstraße (in der Gegend haben Ausgrabungen eine frühgeschichtliche Wallburg festgestellt).

B. Straßennamen der Ehrung bzw. Erinnerung.

Mit der Abteilung 7 sind die beiden Abschnitte der Gruppe A — Straßennamen der Orientierung und Situation — abgeschlossen, so daß ich mich der eingangs unter B näher bezeichneten Gruppe zuwenden kann. Diese Straßennamen der Ehrung bzw. Erinnerung sagen nun gar nichts über die besondere Lage der Straße, somit auch nichts über die Struktur des besprochenen Ortes oder seiner Lage aus, dafür aber einiges über die Sinnesstruktur der Stadtvertretung als der berufenen Stelle, die über Straßennamen endgültig entscheidet. Deshalb bildet die Gruppe B hinsichtlich des Strukturthemas gleichzeitig den Abschnitt.

III. Sinnesstruktur der Stadtvertretung in Straßennamen.

Haben wir aus den bisher behandelten Straßennamen der Orientierung und Situation ein Bild von der Lage Herne's und der Entwicklung seiner innerörtlichen Struktur bekommen, so sagen die restlichen zwei Abteilungen, die unter Straßennamen der Ehrung bzw. Erinnerung zusammengefaßt werden, etwas über die Einstellung der Bevölkerung aus. Das insoweit nämlich, als man von den gewählten Straßennamen, wenn nicht auf alle Einwohner, aber doch gewiß auf die Stadtvertretung, die die Namen sanktioniert hat, schließen darf und somit auf deren Mentalität oder, um auch an dieser Stelle den Begriff Struktur wieder aufzunehmen, auf die Sinnesstruktur der betreffenden Stadtverordnetenversammlung.

8. Straßennamen als Prägungen nach Personen — Herner geben bei Lokalgrößen Vornamen den Vorzug.

Welche Personen und in welchem Ausmaß sie in Straßennamen geehrt werden, ist die eine Abteilung von Namen, woraus man vielleicht gewisse Rückschlüsse auf die Bewohner des Ortes bzw. auf die von ihnen gewählten Vertreter ziehen kann. Dabei fällt in Herne auf, daß — wie anderswo auch — bedeutende Persönlichkeiten bei Straßenbenennungen Pate gestanden haben, jedoch hier oft mit ihrem Vornamen, entweder alleine oder in Verbindung mit dem Familiennamen. Im ersteren Falle bedarf es also einer Erklärung, um zu wissen, wer mit der Straßenbenennung geehrt werden sollte. Solches sind z. B. die so in die Erinnerung zurückgerufenen Namen von Schloßherren und deren Angehörigen: Auguststraße (jüngster, als Gymnasiast verstorbener Sohn des Landrats von Forell, ehem. Besitzer des Schlosses Strünkede), Bertastraße (1899 verstorbene Witwe des Landrats Friedrich v. Forell), Forellstraße (Familie v. F.,), Friedrichstraße (1872 verstorbener Landrat v. F., vorher Ehrenamtmann des Amtes Herne), Georgstraße (ein Erbe von Strünkede, gestorben 1933), Germanenstraße (dort waren früher germanische Siedlungen), Jobststraße (Ritter J. v. Strünkede; einer 1529 erschlagen, einer 1602 verstorben, Diplomat, begann Schloßneubau), Karlsplatz (K. v. Forell, ein Bruder und ein Sohn des Landrats), Ritterstraße (Rittersitz Strünkede).

Dankbar haben die Herner auch die Namen maßgebender Kommunalpolitiker, die nach Ablauf der Feudahlherrschaft für sie verantwortlich waren, in Straßennamen bewahrt: Diedrichstraße (D. Jürgens, Vorsteher der früheren Gemeinde Horsthausen, Amt Herne), Hölkeskampring (Kommunalpolitiker auf Sozialsektor), Jean-Vogel-Straße (ebenfalls Magistratsmitglied und Stadtältester, gestorben 1938), Karlstraße (K. R o e v e r, letzter Gemeindevorsteher von Obercastrop; Straße führt von Herne-Holthausen nach Castrop), La-Roche-Straße (Amtmann des früheren Amtes Baukau, jetzt Vorort), Max-Wiethoff-Straße (Amtmann des früheren Amtes Sodingen von 1902 bis 1928; siehe auch mein Aufsatz im August/September-Heft 1965), Schaeferstraße (Leiter der Kommunalverwaltung, 1879 — 1907, zunächst als Amtmann, später als Oberbürgermeister) und Viktor-Reuter-Straße (ehrenamtlicher Beigeordneter der Stadt, im Konzentrationslager verstorben).

Aus dem kirchlichen Leben finden sich folgende Namen in Straßenbezeichnungen wieder: Franz-Düwell-Straße (Dechant des Dekanates Herne 1952 ver- storben), Josef-Prenger-Straße (Geistlicher Rat und Pfarrer in Sodingen) und Kraft-Messing-Platz (führte die Reformation in Herne ein).

Ihrer Bedeutung entsprechend sind in Herne auch Namen aus der Industrie in Straßennamen wiederzufinden: Am Frauenplan (nach in einem Textilwerk beschäftigten Frauen), Anna-Luise-Straße (in Eigenheimsiedlung der Flottmannwerke; Ehefrau des Generaldirektors Flottmann), Baumstraße (Ingenieur B., gründete 1883 dort eine Maschinenfabrik), Berninghausstraße (hier Fabrik B.), Dornstraße (Fabrik D., Schrauben und Nieten), Ewaldstraße (dort Werk des Fabrikanten E. Berninghaus), Flottmannstraße (s. o.) und Ingeborgstraße (Gattin aus der Industriellenfamilie Flottmann).

In ähnlicher Weise wie ihre örtlichen bedeutenden Persönlichkeiten hat Herne auch Persönlichkeiten aus ganz Deutschland und von sonstiger überregionaler Bedeutung in Straßennamen geehrt. Ordnet man diese Straßennamen analog denen auf Lokalgrößen bezogenen Straßennamen, so ist zweierlei festzustellen. Einmal fällt auf, daß eine beträchtliche Anzahl von Namen aus der Zeit der Monarchie vorkommt. Hierbei muß man natürlich berücksichtigen, daß diese Straßennamen gerade damals in einer Zeit starken Wachsens der Stadt, die zugleich Höhepunkt der monarchischen Verehrung war, entstanden und aus dem Zeitgeist heraus zu verstehen sind. Ihre Beibehaltung ist insofern sogar als positiv zu bewerten, als daraus ein gewisses Gefühl für Tradition abzulesen ist, das aber nicht politisch, sondern vielmehr heimatkundlich gemeint ist. — Überblickt man die nach großen Deutschen benannten Straßen ein weiteres Mal, entdeckt man neben Namen aus Regierungs- und Wirtschaftskreisen im weitesten Sinne solche aus dem Geistesleben, aus der Wissenschaft und besonders aus der Kunst (Literatur und Musik). Meiner Meinung nach haben die Herner damit deutlich aufzeigen wollen, daß sie, obwohl eine Industriestadt, Kunst und Wissenschaft durchaus zu würdigen wußten.

In der Aufzählung der einzelnen nach deutschen Persönlichkeiten benannten Straßen gehe ich nun — wie bereits gesagt — entsprechend der bei den Herner Persönlichkeiten angewandten Reihenfolge vor. Den Feudalherren im lokalen Bereich entsprechen die Monarchen und dazugehörige Personen, da haben wir die folgenden Straßen: Adalbertstraße (Prinz A. v. Preußen), Augustastraße (1890 gestorbene Kaiserin), Kaiserstraße (deutsche Kaiser), Luisenstraße (1810 verstorbene Königin v. Preußen), Kronprinzenstraße (Thronfolger im Kaiserreich), Kurfürstenstraße (brandenburgische Kurfürsten, Landesherren der Grafschaft Mark, wozu Herne gehörte), Markgrafenstraße (M. von Brandenburg), Oskarstraße (Prinz O., ein Sohn Kaiser Wilhelm II.) und Viktoriastraße (Kaiserin, Gemahlin Friedrich III.).

Den Kommunalpolitikern entsprechen die Politiker auf höherer Ebene und ähnliche bedeutende Männer: Bebelstraße (Sozialistenführer, 1840 — 1913), Bismarckstraße (Fürst v. B., Reichskanzler 1845 — 98), Eberhard-Wildermuth-Straße (Bundeswohnungsbauminister, gestorben 1952), Eiselenstraße (um Turnen und besonders Fechten verdienter Schulmann, 1792 — 1846), Friedrich-Ebert-Platz (1. Reichspräsident der Deutschen Republik, 1919 — 25), Heroldstraße (westfäl. Landwirtschaftspolitiker, 1848 — 1931), Jahnstraße (Begründer des deutschen Turnwesens, 1778 - 1852), Karl-Friedrich-Friesen-Straße (Mitarbeiter Jahn's, 1785 — 1814), Otto-Hue-Straße, Bergarbeiterführer, Reichstagsabgeordneter, 1868 — 1922), Overwegstraße (Landeshauptmann der Provinz Westfalen 1887 — 1900), Roonstraße (Kriegsminister Graf v. R., Neuorganisator der preuß. Armee, 1803 — 79), Steinstraße (Freiherr vom und zum St., preuß. Staatsmann und Verwaltungsreformer, 1757 — 1831), Vinckestraße (Freiherr v. V., Oberpräsident von Westfalen, baute nach 1815 Verwaltung der neuen Provinz Westfalen auf, 1774 — 1844), Von-Ketteler-Straße (Freiherr v. K., Bischof von Mainz, bedeutender kath. Sozialpolitiker und als solcher Gegner Bismarck's im Kulturkampf, Organisator der kath. Arbeiterbewegung, 1811 — 77) und Zollverein (Deutscher Zollverein vollzog nach 1834 wirtschaftliche Einigung fast ganz Deutschlands als Vorstufe der politischen Einigung).

Nachfolgend sollen gleich die nach Militärs als den Vollziehern der Politik benannten Straßen aufgezählt werden: Blücherstraße (preuß. Generalfeldmar- schall Fürst v. B.), Gneisenaustraße (dto. Graf v. G.), Goebenstraße (General v. G.), Lützowstraße (preußischer Generalmajor Freiherr v. L.; gründete Freischar zum Kampf gegen Napoleon), Manteuffelstraße (Generalfeldmarschall Freih. v. M., Heerführer gegen Frankreich), Moltkestraße (preußischer Generalfeldmarschall v. M.), Scharnhorststraße (pr. General v. Seh., Reorganisator des preußischen Kriegswesens), Steinmetzstraße (pr. Generalfeldmarschall v. St.), Werderstraße (pr. General v. W.; zwang 1870 Straßburg zur Übergabe), Yorckstraße (Ludwig Graf Y. v. Wartenberg, pr. Generalfeldmarschall) und Zietenstraße (Reitergeneral v. Z., Husarenführer in den schlesischen Kriegen).

Nun sind Männer des Glaubens an der Reihe. — Da ist auf der Deutschlandebene für Herne die Lutherstraße zu nennen (Reformator, 1483 — 1546).

Im lokalen Bereich wären nun die Wirtschaftsführer genannt, denen ich auf Deutschlandniveau die Wissenschaftler gegenüberstelle, deren Erfindungen sich nicht zuletzt in der Wirtschaft ausgewirkt haben. An Straßen haben wir da in Herne die Gabelsbergerstraße (Begründer der deutschen Kurzschrift, 1789 — 1849), die Liebigstraße (Chemiker v. L., 1803 — 73) und die Röntgenstraße (Entdecker der R.-Strahlen, 1845 —1923)

Beschlossen sei diesenach Persönlichkeiten benannte Abteilung von Straßennamen von denen, die Namen von Künstlern bzw. Wissenschaftlern tragen, die man gemeinhin unter der Rubrik „Dichter und Denker" zusammenfaßt. In Herne ist die Anzahl derartiger Straßen relativ beachtlich: Annettestraße (A. v. Droste-Hülshoff, Dichterin), Arndtstraße (Dichter und Patriot), Eichendorffstraße (Freiherr v. E., Dichter), Freiligrathstraße (Dichter), Goethestraße (v. G., Dichter), Herderstraße (Dichter), Hermann-Löns-Straße (Dichter), Hölderlinstraße (Dichter), Kantstraße (Philosoph), Kleiststraße (Heinrich v. K., Dichter), Klopstockstraße (Dichter), Körnerstraße (Freiheitsdichter), Leibnizstraße (Philosoph), Mörikestraße (Dichter), Schillerstraße (v. Seh., Dichter), Uhlandstraße (Dichter), Wielandstraße (Dichter) und Wilhelm-Busch-Straße (humoristischer Dichter und Zeichner). Zwei Straßen tragen die Namen von Komponisten, es sind dies die Händelstraße und die Mozartstraße.

9. Straßennamen nach vaterländisch bedeutsamen Tatsachen.

Wem bekannt ist, daß die Herner in ihren Mauern die „Bücherei des deutschen Ostens" beherbergen und damit einen eindeutigen Beweis für ihre Anteilnahme am deutschen Gesamtschicksal geliefert haben, den nimmt es eigentlich nicht Wunder, daß sich dieses Interesse darüber hinaus auch in der Straßenbenennung dokumentiert. Diese Anteilnahme an vaterländisch bedeutsamen Fakten ist aber nicht erst neueren Datums, sondern läßt sich anhand der Straßennamen in Herne bis zur deutschfranzösischen Auseinandersetzung von 1870/71 zurückverfolgen. Nach dem historischen Ablauf, also in umgekehrter Reihenfolge, ist die Aufzählung nachstehender Herner Straßennamen mit einer Kurzgeschichte der Gebietsveränderungen, von denen Deutschland betroffen wurde, gleichzusetzen, einschließlich einiger Schlachten, die damit in Zusammenhang stehen: Wörthstraße (Schlachtenort, 1870) und Sedanstraße (ebenso). — Eine Erinnerung im Sinne von Mahnung an die Gebiets Verluste des 1. Weltkrieges stellen die folgenden Straßennamen dar: Moselstraße, Mülhauser Straße (elsässische Stadt) und Straßburger Straße (ebenso). Keiner Deutung bedarf die Saarstraße.

An in beiden Weltkriegen verlorene Gebiete gemahnen der Danziger Straße, die Memeler Straße (Stadt kam 1923 an Litauen), die Thorner Straße und die Weichselstraße sowie die Bromberger Straße. Die Gebietsverluste des zweiten Weltkrieges endlich haben sich in folgenden Straßennamen in Herne niedergeschlagen (Aufzählung in Richtung West-Ost): Eupener Straße (Stadt E. kam an Belgien), Berliner Platz (als Erinnerung an die alte Hauptstadt), Stettiner Weg (Hauptstadt Pommerns, polnisch besetzt), Breslauer Straße, Jauerstraße, Liegnitzer Weg, Strehlener Straße (schlesische Städte) und — an Ostpreußen erinnernd — Elchweg (in einer Siedlung vertriebener Bauern), Hohensteiner Straße und Königsberger Straße.

Abschließend seien die Herner Straßennamen nach ihrer zahlenmäßigen Bedeutung zusammengestellt. Das kann für drei mögliche Interessentengruppen wertvoll sein: Für den Historiker zur Anstellung von Vergleichen, für den Verwaltungsangehörigen der Stadt zur Übersicht über die Verteilung der verschiedenen Namens arten bei künftigen Straßenbenennungen und für den B ü r g e r zur Erweiterung heimatkundlichen Kenntnisse.

Statistik Herner Straßennamen

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Quellen