Strünkede (Adelsgeschlecht)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Die Geschichte der Freiherren von und zu Strünkede und ihrer Burg lässt sich anhand zahlreicher Details präzise rekonstruieren. Bereits 1142 taucht die Familie erstmals in einer Urkunde auf: Wessel von Strünkede wird als Ministeriale der Äbtissin des Stiftes Essen und als Zeuge in einem Streit des Stiftes Essen mit übergriffigen Rittern erwähnt. Dies belegt die frühe regionale Bedeutung der Familie und ihre Einbindung in kirchliche wie weltliche Machtstrukturen.

Die eigentliche Burg Strünkede wird 1243 erstmals als „castro nostro Strunkede“ urkundlich genannt. Sie entstand aus einer älteren Wallburg und war von Anfang an als wehrhafte Anlage mit Türmen und wassergefüllten Gräben, den sogenannten Gräften, ausgestattet. Reste dieser Gräben und der große Schlossteich sind bis heute im Schlosspark sichtbar. 1263 überließ Gerlach von Strünkede nach einer Fehde mit seinem Lehnsherrn Graf Dietrich VI. von Kleve die Burg für 100 Mark dem Grafen, was die Abhängigkeit der Familie von den Klever Grafen unterstreicht.

Im Jahr 1316 wurden Bovo und Bernd von Strünkede mit der Burggrafschaft Strünkede belehnt. Daraus entwickelte sich die Herrschaft Strünkede, zu der die Bauerschaften Herne und Baukau gehörten. Die strategische Lage der Burg an der Grenze zwischen dem Herrschaftsgebiet der Grafen von Kleve und dem Erzbistum Köln machte sie zu einem Brennpunkt regionaler Machtpolitik. Im 14. bis 16. Jahrhundert war die Anlage immer wieder Ziel von Fehden und Angriffen: 1317 wurde sie von Graf Engelbert II. von der Mark eingenommen und zerstört, nachdem dieser seine Lehen an die Klever Grafen verloren hatte. Die Strünkeder bauten die Burg wieder auf, doch bereits drei Jahre später wurde sie erneut belagert und eingenommen.

Die Besitzer der Burg nutzten ihre Lage geschickt, um ihre eigene Macht zu sichern. Sie suchten zeitweise die Nähe zum Erzbischof von Köln, um sich von Kleve zu lösen, was das politische Gewicht der Anlage weiter steigerte. Dennoch normalisierte sich das Verhältnis zu Kleve später wieder, und die Strünkeder wurden erneut als Ratgeber des Klever Grafen genannt.

Die architektonische Entwicklung der Burg spiegelt die wechselvolle Geschichte wider. Ein quadratischer Pavillonturm aus dem 14. oder 15. Jahrhundert, mit Schießscharten im Gewölbekeller, zeugt noch heute von der Wehrhaftigkeit der Anlage. Im 16. Jahrhundert wurde der Turm durch einen Renaissance-Ostflügel und einen Nordflügel ergänzt. Im 17. Jahrhundert entstand der Südflügel mit einer frühbarocken Tordurchfahrt, die von einer Inschrift und dem Wappen der Familie von Strünkede gekrönt wird. Untersuchungen belegen, dass die Holzkonstruktion des Daches noch original aus dem Jahr 1663 stammt.

1591 leitete Jobst von Strünkede den Umbau der Burg zu einer herrschaftlichen Schlossanlage ein, die sein Enkel Gottfried von Strünkede 1664 vollendete. Der repräsentative Charakter wurde durch einen Schlossgarten im Stil des französischen Barock unterstrichen. Der Schlossteich wurde auf 200 mal 220 Meter vergrößert, und westlich des Herrenhauses entstand ein Barockgarten mit Nutzgarten und Taubenturm. Heute sind diese Gartenanlagen verschwunden, von den Gräften existieren nur noch der Haupt- und ein Außengraben.

Die Kapelle der Burg wurde 1272 vollendet und 1395 zur Pfarrkirche erhoben, was die Bedeutung der Anlage als religiöses Zentrum unterstreicht. Die Herren von Strünkede waren im Mittelalter nicht nur militärisch, sondern auch politisch und kirchlich aktiv, traten als Zeugen in Urkunden auf und hatten enge Beziehungen zu anderen Adelsfamilien und Institutionen.

Mit dem Tod von Johann Conrad von Strünkede 1742 erlosch die Hauptlinie der Familie. Nachfolgende Nebenlinien zu Dorneburg und Krudenburg und schließlich die Familie von Forell übernahmen das Schloss, das 1896 an die Harpener Bergbau AG verkauft wurde. Heute ist Schloss Strünkede ein Wahrzeichen von Herne und beherbergt kultur- und stadtgeschichtliche Sammlungen.

Die Geschichte der Burg Strünkede und ihrer Besitzer ist geprägt von strategischer Lage, militärischer Wehrhaftigkeit, politischer Flexibilität und repräsentativem Wandel – ein Spiegelbild der westfälischen Adelsgeschichte vom Mittelalter bis in die Neuzeit.

Linien

Wappen

Besitz

Strünkede (Besitz)


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Einzelnachweise