Grabdenkmal der Familie von Forell
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Die „neue“ Begräbnisstätte
Bist zur Zeit des Kaisers Napoleon I. hatten die adeligen Herren ihre Erbbegräbnisse in den Kirchen und Klöster. Für die Freiherren von Strünkede bedeutete dies die Lucia Kapelle und später der sog. "Strünkede-Keller" in der alten Dionysius Kirche im Dorf Herne, oder in und um ihrer Hauseigenen Schlosskapelle. Per kaiserlichem Erlass wurde aber die Beisetzung verstorbener innerhalb der Gebäude, ja innerhalb einer Ortschaft, unter Strafe gestellt. So enstanden die ersten Friedhöfe der Ortschaften außerhalb des eigenlichen Siedlungskerns. Für das Haus Strünkede mit ihrem angeheirateten Oberhaupt dem Baron von Pallandt bedeutete es, einen eigenen Begräbnisplatz zu finden. Gefunden wurde er im Nordwesten des Schlossbereichs.
Im heutigen Dreieck zwischen Strünkede-Stadion, Westring und Forellstraße liegt nun das Denkmal der Familie von Forell. Das Monument aus der Zeit um 1850 hat die Form eines Obelisken, der bis in die 1966er Jahre von einer Urne bekrönt war. Er stand ursprünglich etwa 20 Meter südlicher innerhalb des heutigen Tribünenwalls des Stadions. Dort lag die Familiengrabstätte der Familien von Pallandt und Forell, die seit 1804 nur für die Bewohner des Hauses Strünkede benutzt worden war. Auch die letzte Freifrau von Strünkede zu Krudenburg wurde dort beigesetzt.
Einige Geschichten ranken sich um die Belegung des Begräbnisplatzes. So verweigerte die Witwe von Forell, eine nichtadelig geborene mit Namen Bertha Batz, ihrer nichtadeligen Schwiegertochter Elise Kaiser das Beisetzungsrecht für ihre eigenen Enkel. Dieses wurde dann aber von Gericht erstritten!
Immer wieder gab dieser Erinnerungsort der Presse Anlass zur Berichterstattung über Missstände.
"* Herne, 16. März. [1928] Grabschändung als Geschäft. Wie erst jetzt entdeckt und festgestellt wurde, ist in der Inflationszeit der alte Friedhof zwischen Forellstraße und Schloß Strünkede in unerhörter Weise geplündert worden. Hier liegen die„von Forell“, die letzten Privatbesitzer von Strünkede, begraben, und jedes Grabmal hatte ein Denkmal aus Metall. Die hat man zertrümmert und als altes Eisen verkauft. Von dem großen Denkmal in der Mitte hat man die Marmorplatten herausgeschlagen."[1]
- Die Ruhestätte der Forells
befindet sich in einem total verwahrlosten Zustand
Wiederherrichtung erforderlich!
(Herne, 78. Oktober [1935]) Ein alter Herner schreibt uns: „Meine letzte Wanderung führte über die Germanenstraße Mein Blick fiel auf den Strünkeder Kirchhof. In welchem Zustande war dieses einst so friedliche Gelände? War es noch eine Ruhestätte der Bewohner des in unmittelbarer Nähe befindlichen mächtigen Schlosses? Mit nichten! Aus der Einöde treten wohl noch etwa 12 Grabhügel, umrankt von Efeu. hervor: auch liegt hier und da noch eine Steinplatte, die früher den Namen eines Ritters getragen hat. Das ist das Bild der Vergänglichkeit. Nur eines kann das Auge in etwa fesseln: das Ehrenmal, das vor vielen Jahren den Toten gesetzt wurde. Auf mehrstufigem Sandsteinsockel erbebt sich eine etwa drei Meter hohe vierkantige Säule, unten breiter, gerviert mit Ornamenten, nach oben sich immer mehr verjüngend und als Abschluß das Wappen der Strünkeder tragend. Die Bedeutung dieses Obeliskes gibt eine an der unteren Quadratseite eingefügte Marmorplatte kund: „Ruhestätte der Familie von Forell“.— Im August des Jahres 1892 trug man den letzten Besitzer des Schlosses, den Hauptmann von Forell, hier zu Grabe: seitdem hat der Friedhof— wie uns scheint— keine schmückende Hand mehr gesehen. Alles ist verfallen und verwüstet, selbst der das Totenfeld umgebende Zaun ist nur noch ein Überrest. Uns kam beim Beschauen dieses trostlosen Bildes der Gedanke: Könnte hier nicht eine zierliche Grünfläche entstehen? Das Ehrenmal soll seinen Stand behalten, aber es muss vor weiterer Zermürbung geschützt werden.[2]
So titelte der Herner Stadtanzeiger am 25. November 1950: „Ruhestätte der Toten EIN HÜHNERAUSLAUF“. Am 8. November 1973 schrieb die WAZ: „Rowdies verwüsten das alte Grabmahl der Familie Forell“.
Es folgte eine gute Nachricht: „Grabdenkmal der Familie von Forell wird jetzt vollständig restauriert.“ (Ruhr-Nachrichten vom 4. Januar 1974). Es dauerte 18 Jahre allein bis zur nächsten Berichterstattung „Grabsteinsanierung zu teuer. Substanzpflege ist gesichert – ‚Andere Prioritäten’ “ (WAZ 23. Januar 1992). Zwischenzeitlich war die Eintragung in die Liste der Baudenkmäler der Stadt Herne 1986 erfolgt.
1997 folgte die endgültige Ernüchterung: „Kein Geld für das Denkmal von Forell“ (WAZ 11.4.1997). Doch was lange währte … Die Restaurierung konnte im Jahre 2000 durchgeführt werden und ist wieder von einem kunstvollen Gitter umschlossen.
Der Text auf der erneuerten Inschrifttafel lautet:
- "FAMILIE
- VON FORELL
- SCHLOSSHERREN
- AUF STRÜNKEDE
- VON 1810-1900
- DIE GRABSTELE WURDE
- ZU LEBZEITEN VON
- FREIDRICH VON FORELL
- 1811-1872, LANDRAT
- ZU BOCHUM GESCHAFFEN"
Nachweislich Beigesetzte
- 15. Februar 1815: von Palant, Adolph Carl (* 1746)
- 21. Mai 1816: Von Palant, geb. von Strünkede, Sophie Charlotte Louise Henriette - Krudenburg (* 1741)
- 7. März 1817: von Forell, geb. von Rosenthal, Gertrud (*1751)
- 11. April 1818: von Vaerst, geb. von Strünkede, Marianne Florentine Amalia Caroline Wilhelmine - Krudenburg (* 1743)
- 30. Oktober 1822: von Palant, Caroline Wilhelmine (Charlotta Wilhelmina)
- 6. Mai 1844: von Forell, GERHARD HEINRICH (* 1778)
- 28. Dezember 1846: von Forell, Johann Christian August Friedrich (* 1877)
- 27. Juni 1847: von Kainach, Wilhelmine (*1773) verh. mit Ludwig Bettermann, Tuchhändler zu Wattenscheid, getrennt lebend. Verstorben beim Kötter Epping in Rauxel.[3]
- 29. Juni 1853: von Palant, Adolfine Caroline Bernhardine Friederike - Strünkede
- 6. Januar 1866: von Forell, August (*1848)
- 10. März 1872: von Forell, FRIEDRICH
- 22. August 1892: von Forell, Friedrich (*1846)
Verwandte Artikel
- Forellstraße (← Links)
- 1844 (Sterberegister ev.) (← Links)
- Friedhof Eickel (Alt) (← Links)
- Knöll 1922 - Die Stadt Herne in städtebaulicher Hinsicht IV (← Links)
- Fritz von Forell (← Links)
Quelle - Urtext (Teilweise)
- Stadtarchiv Herne:
- Dokumentationsbibliothek: Sammlung Denkmäler
- Archivbibliothek: "...bey den spätesten Nachkommen in beständig gutem Andenken zu erhalten..."-Denkmäler in Herne und Wanne-Eickel, Manfred Hildebrandt, Der Emscherbrücher Band 14 (2008/09), Seiten 57 bis 77, herausgegeben von der Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel e. V., Herne 2008
- Fotosammlung
- Quelle:Digitales Archiv Strünkede / Andreas Janik
- ↑ Vgl. Bürener Zeitung Nr. 33 vom 17. März 1928. Online auf Zeitpunkt.NRW
- ↑ Vgl. Herner Zeitung Nr. 64 vom 18. Oktober 1935. Online auf Zeitpunkt.NRW
- ↑ Kirchenbuch der ev. Gemeinde zu Castrop, Band 8, S. 200 o.Nr.

