Festschrift St. Bonifatius-Pfarrei 1937

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Aus Hernes kirchlicher Vergangenheit. Festschrift
zu Feier des 75jährigen Bestehens der St. Bonifatius-Pfarrei.
Herne 1937.

Inhalt:

  • Wüseke, Pfr. Heinrich: Zum Jubiläum der St.-Bonifatius-Gemeinde, S 3-6
  • Hoischen, Dr. G.: Aus der Geschichte der mittelalterlichen Dionysiuspfarrei in Herne, S. 7-33
  • Wiesehöfer, Dr. Franz: Die katholischen Bewohner des Kirchspiels Herne als Mitglieder der Pfarrei Eickel, S. 34-38
  • Knust, Rektor J.: Die Entwicklung der St. Bonifatius-Gemeinde seit Wiederbeginn des katholischen Gottesdienstes. 1858-1937, S. 39-63.
  • Verzeichnis der Kapläne und Vikare, die an der St.-Bonifatius-Kirche gewirkt haben, S. 64-66
  • Die Jubiläumsfeierlichkeiten, S.67-68.

Leo Reiners schrieb am 17. April 1937 in einem Artikel über das Heft und dem Jubiläum folgenden Text:

„Aus Hernes kirchlicher Vergangenheit“.

Zum 75jährigen Bestehen der St. Bonisatiusgemeinde.

Ein Jubiläum und eine Festschrift.

Morgen begeht die St. Bonifatiusgemeinde und damit das kirchengemeindliche katholische Leben in Herne überhaupt in Gegenwart des Erzbischofs von Paderborn die Feier des 75jährigen Bestehens. Zur bleibenden Erinnerung an diese Feier ist außer einer gut modellierten Wandplastik (Patronale), die den Apostel der Deutschen hinter der ihm geweihten Herner Kirche eindrucksvoll darstellt und ein beacht­liches Stück religiöser Heimkunst bildet, eine Fest­schrift erschienen, die unter dem Titel „Aus Hernes kirchlicher Vergangenheit", Beiträge zur Herner Kirchen= und Heimatgeschichte liefert. Da entsprechend der 1875 erschienenen Schrift von Pfarrer Dransfeld über die Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Herne noch keine Darstellung der katholischen Kirchen­geschichte, wenigstens der vorreformatorischen Zeit, vorliegt, so kommt der Festschrift eine über den katholisch=kirchlichen Rahmen erheblich hinausgehende Bedeutung zu. Dies gilt insbesondere von dem Haupt­beitrag, den Dr. G. Hoischen geliefert hat und der sich betitelt „Aus der Geschichte der mittelalterlichen Dionysiuspfarrei in Herne". Mit Recht weist der Verfasser eingangs auf die Schwierigkeiten hin, die seiner Aufgabe, einen Ueberblick über Hernes vorrefor­matorische Kirchengeschichte zu geben, aus der unge­wöhnlichen Spärlichkeit der Quellen erwachsen sind. Ein Teil dieser Quellen ist erst in den letzten Jahren er­schlossen worden. Im wesentlichen ist es dem Ver­fasser gelungen, das für seine Darstellung Erforder­liche ausfindig zu machen, wenn auch die Auswertung der Quellen nicht immer irrtumsfrei erfolgt ist.(Dies gilt z.B. für die Jahresrechnungen des Offizialatgerichts in Werl.) Dr. Hoischen beginnt seine Darstellung mit einer Untersuchung über die Einführung des Chri­stentums in unserer Heimat und die Entstehung der ersten Kirche in Herne. Auf Grund der Ausgrabun­gen auf dem Alten Markt und der Patroziniums­forschung kommt er zu dem Ergebnis, daß die erste Dionysiuskirche in Herne zu Beginn des 9. Jahr­hunderts uno zwar noch vor dem von Darpe als frühestem Termin genannten Jahre 836 erbaut sei. Eine Eigenkirche (etwa der Strünkeder) sei sie nicht gewesen, vielmehr eine der unter staatlicher Gewalt unter Karl dem Großen errichteten Mutterkirchen, deren Besetzungsrecht der Erzbischof von Köln hatte.

Etwa im 14. Jahrhundert hätten das Patronatsrecht die Grafen von der Mark und von diesen als Her­zögen von Cleve die Strünkeder erworben. Ueber die Baugeschichte der um 1100 erbauten und 1876 ab­gebrochenen romanischen Dionysiuskirche und die Un­tersuchung der Kirchspielsgrenzen kommt der Verfas­ser zu den kirchlichen Vermögensverhältnissen und den Vikarstellen (die auffallenderweise bisher nur auf v. Steinen stützbare Stiftung von drei Vikarstellen bedeutet nicht das Vorhandensein von drei Vikaren); es folgt eine Aufstellung der namentlich bekannten und zeitlich datierbaren Herner Geistlichen des Mittel­alters, dann schließt die Abhandlung mit einer kurzen Darstellung der Reformation in Herne.

In einem weiteren Aufsatz behandelt Dr. Fr. Wiesehöfer die Beziehungen zwischen den katho­lischen Bewohnern des Kirchspiels Herne in nach­reformatorischer Zeit und der Pfarrei Eickel. Er war bemüht, die Nachrichten ausfindig zu machen, die sich in den katholischen Pfarrbüchern von Eickel über das Wiederauftauchen von Katholiken in Herne nach der Reformation finden. Doch hat er seine Bemühungen nicht an der richtigen Stelle angesetzt, sonst hätte er ganz erheblich mehr finden können. Darüber wird später einmal zu sprechen sein.

Den Wiedereinzug von Katholiken in größerer Zahl und den dadurch herbeigeführten Wiederbeginn des katholischen Gottesdienstes am 31. 10. 1858, sowie die Gründung der von der Pfarrei Eickel abgetrenn­ten selbständigen Missionspfarrei Herne (kanonisch vollzogen am 19. 1. 1862, also vor 75 Jahren) behan­delt in einem weiteren Aufsatz Rektor J. Knust. Im guten Ueberblick zeigt er die Entwicklung von den überaus bescheidenen Anfängen der Notkirche an der Von=der=Heydt=Straße über den Bau der Bonifatius= kirche bis zum gegenwärtigen Stande, wo bereits mehrere Tochterpfarren sich von der ursprünglichen, jetzt noch 12 260 Seelen zählenden Bonisatiuspfarrei abgetrennt haben und aus einer kleinen Notkirche in Herne zwölf stattliche katholische Kirchen und Kapellen geworden sind.

Ein Verzeichnis der Kapläne und Vikare, die neben den einzeln gewürdigten Pfarrern an der Bonifatius­kirche gewirkt haben, rundet den Inhalt der von Pfarrer Wüseke mit einem Geleitwort versehenen und im übrigen gut bebilderten Festschrift ab.

Dr. L. R.

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