Geschichte der Kirchengemeinde Börnig (Sczepan)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Allgemeine Geschichte der Kirchengemeinde Börnig

Christianisierung und heimatkundliche Angaben

Teil 1

Wie aus Funden (Grünsteinbeil) hervorgeht, die im Emschertalmuseum (Schloß Strünkede) in Herne aufbewahrt werden, ist unser Gemeindegebiet schon in der Steinzeit besiedelt gewesen. Die Anfänge der Christianisierung im Gebiet zwischen Ruhr und Lippe gehen ins 7. Jahrhundert zurück. 693 missionierte der Angelsachse Suitbert bei den Brukterern. Vor den eindringenden Sachsen zog er sich nach Kaiserswerth zurück. Neben Suitbert sind auch die beiden angelsächsischen Mönche „der schwarze und der weiße Ewald" zu erwähnen. Der Legende nach sollen sie in der Nähe des heutigen Aplerbeck, nach neuerer Forschung in der Nähe er Lippemündung, von den Sachsen erschlagen worden sein. Endgültig für das Christentum gewonnen wurde unsere Heimat jedoch erst nach Besiegung der Sachsen durch Karl den Großen in erbitterten Kämpfen (772 - 804). Letzterer unterstellte dies Gebiet dem Erzstift Köln. Mittelpunkt für die Missionstätigkeit im Münsterland, im Ruhr- und Emschergebiet wurde das Benediktinerkloster Werden an der Ruhr (799 von Luidger gegründet, dem späteren ersten Bischof von Münster i.W.). Höfe und Güter in unserer Gegend waren dem Kloster Werden abgabepflichtig. Verzeichnisse der zum Kloster Werden gehörenden Höfe, „Urbare" genannt, sind heute noch im Staatsarchiv Düsseldorf erhalten. Schon im ältesten Abgabenregister von 890 wird Herne genannt als „haranni" (= Anhöhesiedlung). Hier wird als Abgabepflichtiger aufgeführt ein „Beraht wini", ferner ein „Gerolf in „villa Dungilahon" (= Düngein, d.i. Altenhöfen, erhalten in Düngelstraße und Altenhöfener Straße), ein "Wulfrie" und ein „Waldgrim" in „villa Langunadu" (= Langforth in Horsthausen).

Zur gleichen Zeit wird die Ansiedlung „Scethe" genannt, deren Namen sich in Schadeburg (früher Schedeburg) erhalten hat. Der Name hängt wahrscheinlich mit lat. Scateri = sprudeln zusammen. Der adlige Sitz „Schadeburg" war an einem tiefer gelegenen Platz, auf Eichenpfählen - wie beim Kanalbau festgestellt wurde - in einem sumpfigen Quellgebiet errichtet und mit einem breiten Wassergraben (Gräfte) umzogen, der erst 1926 endgültig zugeschüttet wurde. Auch in der Ortsbezeichnung der zur Schadeburg gehörenden Ansiedlung Börnig klingt ebenfalls der Wasserreichtum an. (Börnig = „bora - vicus" = Quellensiedlung). In einer Landkarte von 1791 (von Müller-Weddigen) steht noch die Schreibweise „Schedeburg" und „Börnik". Die näheren Angaben werden deshalb gemacht, weil sich seit 1927 die evangelischen Gemeindeglieder des damaligen 2. Pfarrbezirkes von Sodingen nach und nach in den Wirtschaftsgebäuden des früheren adligen Gutes „Schadeburg" ein Gemeindezentrum mit Kindergarten, Schwesternstation, Jugend- und Vereinsräumen eingerichtet haben, das heute noch für die gesamte Gemeindearbeit einen unentbehrlichen Mittelpunkt darstellt. C. Schröder führt in „Beiträge zur Geschichte der Stadt Castrop", C.L. Krüger, Dortmund, 1913[1], Seite 104[2] über die Schadeburg folgendes an: „Die ältesten Besitzer waren die von Düngelen, welche sich auch nach dem Gute Schadeburg geschrieben haben (1320). Hernach hat das Gut denen von Alstede gehört. Anna von Alstede brachte es an Johann von Raesfeld, dessen Tochter Anna Sybilla von Pieck an Heinrich Bertram von Palland (Adelsgeschlecht von Jülich). Der Letzte dieses Stammes, Heinrich Johann Heidenreich von Palland, ist 1756 ohne Kinder verstorben.

Im Jahre 1822 besaß der Landgerichtsrat Wiethaus zu Hamm das Gut. Die letzte Besitzerin Freifrau Landgerichtsrat von der Recke (geb. von Crane) zu Duisburg hat die noch übrig gebliebenen Grundstücke an den Bochumer Verein verkauft, der auf denselben das Steinkohlenbergwerk Teutoburgia angelegt hat. „Auch die Bauernschaft „Holthausen", zum Teil zur Gemeinde Börnig gehörend, wird bereits im Jahre 920 in einem Urbar als „Holthusen" bei Castrop erwähnt. Als Eigentümer von 4 abgabepflichtigen Höfen werden genannt: Mathalgar, Wilmund, Ledrad und Athallind. Aus dem Gemeindegebiet werden ferner urkundlich erwähnt: 1045 Witwe Adela von Vellwig (erhalten in der Vellwigstraße) und Behmer in Voßnacken. Seit Beginn der Reformation gehörte Behmer zu einem der wenigen evangelische Bauerngeschlechter in hiesiger Gegend.

1266 gehörten der Hof Behmer dem Kloster Sterkrade, und die 5 Höfe in Vellwig seit 1045 für kurze Zeit zur Abtei Deutz. 1266 verzichteten die Brüder von der Horst auf die Güter und den Zehnten in Voßnacken, wobei als Zeugen vor dem Castroper Richter auftraten „Sibido und Berthold von Bödinghausen" (erhalten in Börsinghauser Straße) sowie „Harbern, Heinrich und Walter von Börnig".

1142 erscheint in einer Essener und in einer Kölner Urkunde zum ersten Male das Geschlecht von Strünkede (Schloß Strünkede in Herne).

1217 tritt mit „Rötger vom Gisenberge" ein weiteres Adelsgeschlecht auf.

Ferner werden urkundlich aufgeführt 1313 ein Adam von Sodinqen, 1320 ein Bernhard von Düngelen zur Schadeburg und 1375 ein Rykart von Alstede. Die hier Ansässigen gehörten zur Lambertuskirche in Castrop, die in ihren Anfängen in die Zeit Karls des Großen zurückgeht. Letzterer hatte in Castrop einen Reichshof angelegt, zu dem auch Vorratshäuser für durchziehende Truppen gehörten. Castrop wird urkundlich zum ersten Mal am 23.11.834 als „villa castorpe" aufgeführt. Der Ortsname erklärt sich daher vielleicht aus Kast = Vorratshaus und torp = Dorf.

Aufsatz von Helmut Sczepan nach Aufzeichnungen von Pfarrer Hermann Ruwisch (verfasst in 1967, im Gedenkjahr an die Reformation Luthers vor 450 Jahren) Mit freundlicher Erlaubnis des Autors.

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Quellen