Moment mal, werden Sie vielleicht sagen, Wanne-Eickel gibt es doch seit 1975 gar nicht mehr. „Völliger Quatsch“, werden Ihnen jetzt mehr als 60 000 Menschen entgegnen, die sich dort zu Hause fühlen. Ob nun „Wanne-Eickel“ auf den Ortsschildern steht oder nicht: Wanne-Eickel lebt! Zwar nicht mehr auf den aktuellen Stadt- plänen – dafür aber in den Herzen und Köpfen seiner Bewohner und der zigtausend Menschen, die aus dieser einzigartigen Stadt stammen.
Am 1. April 1926 wurde eine neue Stadt getauft: Wanne-Eickel. Was zunächst wie ein Aprilscherz geklungen haben mag, war aber keiner. Die Sache war bitterernst und das Resultat der Ämterzusammenlegung von Wanne und Eickel, die sich zu diesem Zeitpunkt schon die Gemeinden Crange, Röhlinghausen und Holsterhausen einverleibt hatten. Jetzt durfte man sich „Stadt“ nennen, wenn auch mit einem Bindestrichnamen, der in der Folgezeit für viele Witzchen und einen populären Schlager herhalten musste. Die aufgezwungene Zusammenlegung von Wanne und Eickel gefiel beileibe nicht allen Beteiligten. Vor allem die Eickeler fanden, dass sie eigentlich Besseres verdient gehabt hätten.
Erst 1954 besserte sich das Befinden: Der 100.000. Bewohner wurde geboren, Wanne-Eickel war Großstadt – und mächtig stolz auf den Titel, den ein Eickel oder ein Röhlinghausen alleine nie erreicht hätte. Höchstens ein Crange in den tollen Tagen der Kirmes ...
Als sich Wanne-Eickel gerade warm lief, um die Feierlichkeiten für sein 50jähriges Bestehen vorzubereiten, war es auch schon wieder zu Ende mit der Bindestrichstadt. Die kommunale Neuordnung zwang Wanne-Eickel 1975, wie schon 49 Jahre zuvor, wieder zu einer Vereinigung. Diesmal mit der Nachbarstadt Herne, mit der man bislang herzlich wenig zu tun gehabt hatte.
Die Wanne-Eickeler fanden, dass sie eigentlich Besseres verdient hatten – und die Herner nahmen ihnen als Strafe für so viel Undank erst mal den ulkigen Namen ab. Wanne-Eickel war Geschichte. Offiziell zumindest. In vielen Köpfen und Herzen lebt Wanne-Eickel aber weiter. Und in diesem Buch natürlich auch. Wundern Sie sich also nicht, dass auf den folgenden Seiten häufig von einem Wanne-Eickel nach 1975 die Rede ist. (Wir tun einfach mal so als ob ...)
Streng genommen ist natürlich auch alles vor 1926 nicht Wanne-Eickel. Die Bindestrichstadt ist ja, wie wir wissen, ein Homunkulus. Ein Behördenakt, der willkürlich kleine Ämter und Gemeinden aneinander kettete, die manchmal wenig miteinander zu tun hatten, manchmal aber auch sehr wesensverwandt waren. Ein kleiner Blick zurück?
Dass diese Stadt bisweilen etwas kurios und eigenartig ist, hat ja schon das vorhergehende Kapitel gezeigt. Es geht aber noch schräger, wie die nachfolgenden Seiten beweisen. Der Wanne-Eickeler verkürzt gerne die Namen der Nachbarstädte, stellt seinen Bahnhof ganz weit weg und hat auch beim Striptease nicht den vollen Durchblick. Aber: Schauen Sie selbst!
- Seltsame Straßennamen
- Kommunale Kneipe
- Hauptbahnhof
- Wildwest-Sparkasse
- Hülsmann-Kalender 1954
- Babalú