Kein Sinn für Kunst?
Manche Leute behaupten, dass Wanne-Eickel potthässlich ist. Es gibt einige Ecken, da fällt es schwer zu widersprechen. Aber wer mit offenen Augen, den Blick fürs Detail geschärft, vielleicht öfter mal nach oben schauend statt mit gesenktem Kopf durch die Stadt wandert, wird manch nette Kleinigkeit finden.
Alles nur hässlich?
Wanne-Eickel und der Sinn fürs Schöne
Zum Beispiel über den Türeingängen oder an den Fenstersimsen einiger alter Häuser. Dort sieht man auch heute noch die Verbundenheit der einstigen Bauherren mit dem hiesigen Bergbau, ihre Stein gewordene Gastfreundschaft oder die Kenntnis alter Kultursprachen. Viele schöne Fassaden haben den Zweiten Weltkrieg nicht überstanden – andere Städte hatten da mehr Glück. Das wenige Sehenswerte, was sich bis in die heutige Zeit herüberretten konnte, wird von vielen der (meist neuen) Eigentümer wieder liebevoll freigelegt und fein herausgeputzt. Löns Mühle ist ein sehr schönes Beispiel dafür.
Die wenigen noch erhaltenen Bauten des Bergbaus und der Industrie in Wanne-Eickel können nicht mit solchen optischen Pfunden wuchern wie etwa die Jugendstilzeche Zollern in Dortmund. Aber immerhin: In Bickern steht ein Doppelstrebengerüst, das vom Reißbrett jenes berühmten Fritz Schupp stammt, der auch das Essener Weltkulturerbe Zollverein geschaffen hatte.
Bis vor kurzem war an der Eickeler Straße, am Eingang zum Gelände der ehemaligen Zeche Hannibal 2, ein wunderschönes schmiedeeisernes Tor zu sehen. Wo es heute wohl stehen mag?
Natürlich gibt und gab es in Wanne-Eickel auch offizielle Kunst. Ob diese besonders sehenswert ist, darüber lässt sich streiten. Das Emscherpferd ist so ein Fall. Gut versteckt neben dem Altersheim an der Heidstraße wird es nur von wenigen Bürgern wahrgenommen. In früheren Jahren sorgte es gelegentlich für Aufregung, wenn mal wieder irgendwelche bösen Buben die Testikel des Hengstes eingefärbt hatten.
Oft wird Kunst gestiftet, wie z.B. der Eickeler Marktbrunnen, das Bismarckdenkmal an der Reichsstraße oder Kaiser Friedrich auf dem Steinplatz. Dass es ersteren nicht mehr gibt, ist schade, den beiden anderen muss man nicht unbedingt eine Träne nachzuweinen. Auch heute noch wird Kunst gestiftet, wie etwa das Cranger Tor oder die Fritz-Figur vis-a-vis. Es soll sogar Städte geben, die sich solchen Stiftungen verweigern ...
Der Text wurde für das Wiki redaktionell bearbeitet. Er stammt aus dem Jahr 2002
Kunst am Zechentor: Bis vor wenigen Jahren waren diese schmiedeeisernen Arbeiten noch am Gelände der ehemaligen Zeche Hannibal 2 an der Eickeler Straße zu sehen. Standort heute? Unbekannt. [2]
Deteil des ehemaligen Zechentores der Zeche Hannibal 2 an der Eickeler Straße. [2]
Klassiker in Wanne-Süd: Dieser Bergmannskopf grüßt vom Haus Röhlinghauser Straße 44. [2]
Auch an der Hauptstraße gibt es manch sehenswerte Fassade. Das Haus 327. [2]
Auch an der Hauptstraße gibt es manch sehenswerte Fassade. Das Haus 329. [2]
Von „Salve“ bis „Glück auf“ – so grüßen Häuser an der Plutostraße. [2]
Von „Salve“ bis „Glück auf“ – so grüßen Häuser an der Plutostraße. [2]
Wer für diese netten Kleinigkeiten verantwortlich war? W. Cönen vielleicht, der einst sein Geschäft an der Kurhausstraße hatte. Den Betrieb gibt es nicht mehr, das Firmenschild existiert aber noch. [2]
W. Cönen, der einst sein Geschäft an der Kurhausstraße hatte. Wenn man in die dunkle Toreinfahrt blickt, darf man über Kostproben der Cönen’schen Kunst staunen. [2]
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Quellen
Kein Sinn für Kunst?