Ludwig Steil

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Ludwig Steil (geboren am 29. Oktober 1900 in Remscheid-Lüttringhausen, gestorben am 17. Januar 1945 im Konzentrationslager Dachau) war evangelischer Pfarrer in Wanne-Eickel.


Wolfgang Berke

Der unbeugsame Pfarrer ging für seinen Glauben ins KZ

Eigentlich wollte Ludwig Steil überhaupt nicht nach Wanne-Eickel. Und nach Holsterhausen schon gar nicht. Aber als die Presbyter der dortigen evangelischen Kirchengemeinde persönlich nach Wuppertal-Barmen fuhren, um dem jungen Pfarrer mitzuteilen, dass sie sich für ihn entschieden hatten, sah Ludwig Steil dies als Herausforderung, packte seine Siebensachen, zog in das komische Dorf inmitten von Zechen- und Chemieanlagen und trat dort 1928 seine erste Pfarrstelle an.

Der junge Geistliche aus dem Bergischen akklimatisierte sich schnell, bewies, dass er nicht nur das Wort Gottes beherrschte sondern auch die Sprache der Malocher. Er stand mitten im Leben – und man sah es ihm an. Da sein Schöpfer keinen Einwand gegen den Genuss von Tabak, Alkohol und leckeren Speisen hatte, machte der Hirte aus Holsterhausen auch keinen großen Bogen darum. Sein Lachen und sein Gesang waren eben so ansteckend wie seine kraftvollen Predigten. Nur wenn es um die Kirche ging, verstand Ludwig Steil keinen Spaß.

Als Deutschland immer mehr im braunen Sumpf versank und die beiden großen Konfessionen sich in Sprachlosigkeit, Wegsehen oder gar im Arrangement mit den Nationalsozialisten übten, wurde Ludwig Steil zu einer der treibenden Kräfte der „Bekennenden Kirche“. Von der Kanzel, in vielen Briefen, Gesprächen und Diskussionen stritt das fromme Schwergewicht für Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit, gegen die „Deutschen Christen“ und die nationalsozialistische Ideologie.

Ludwig Steils Rückhalt in seiner Gemeinde war nach wie vor groß, aber seine Versuche, mit den Nazis aus Holsterhausen zu diskutieren, konnten nicht funktionieren. In den 1930er Jahren war er dann auch etliche Male unfreiwilliger Gast im Gestapo-Hauptquartier. Verhöre, Einschüchterungen, Drohungen – damit ließ sich ein Ludwig Steil kaum erschüttern. Im Gegenteil: Er wird zunehmend deutlicher in seinen Worten, seinen Predigten gegen Euthanasie, Verfolgung und Krieg.

Eine seiner Predigten im Sommer 1944, fein säuberlich mitgeschrieben von Spitzeln der Geheimen Staatspolizei, reichte schließlich den braunen Machthabern, ihn festzunehmen und ins Konzentrationslager Dachau zu deportieren.

Der große, starke Mann, dieses vitale Energiebündel, wurde in wenigen Monaten zugrunde gerichtet. Nach Gefangenschaft, Deportation und fehlender medizinischer Versorgung im KZ Dachau starb Ludwig Steil am 17. Januar 1945 an einer Typhus-Erkrankung. Er wurde 45 Jahre alt.


Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors [1]
Der Text wurde für das Wiki redaktionell bearbeitet. Er stammt aus dem Jahr 2005

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Quellen

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