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Moritz Gans, geboren am 2. Oktober [[1865]] in Emden, betrieb im gleichen Haus von [[1896]] bis [[1938]] ein "Warenhaus für Konfektionen und Textilwaren". Ab [[1901]] leitete er die Geschicke der Herner jüdischen Gemeinde. Unter seinem Vorsitz kam es zum Bau der [[Synagoge (Herne)|Synagoge]] an der [[Schaeferstraße]], die [[1911]] eingeweiht wurde. Hier entwickelte sich ein selbstbewusstes und aktives Gemeindeleben. Während des Kaiserreichs <ref>Deutsches Kaiserreich: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Kaiserreich</ref> und der Weimarer Republik <ref>Weimarer Republik: https://de.wikipedia.org/wiki/Weimarer_Republik</ref> war Moritz Gans außerdem als Liberaler Mitglied des Stadtrates. Er bekleidete eine Anzahl öffentlicher Ehrenämter. So war er unter anderem ein Förderer des Herner Heimatmuseums und der Forschungsarbeiten [[Karl Brandt|Karl Brandts]]. | Moritz Gans, geboren am 2. Oktober [[1865]] in Emden, betrieb im gleichen Haus von [[1896]] bis [[1938]] ein "Warenhaus für Konfektionen und Textilwaren". Ab [[1901]] leitete er die Geschicke der Herner jüdischen Gemeinde. Unter seinem Vorsitz kam es zum Bau der [[Synagoge (Herne)|Synagoge]] an der [[Schaeferstraße]], die [[1911]] eingeweiht wurde. Hier entwickelte sich ein selbstbewusstes und aktives Gemeindeleben. Während des Kaiserreichs <ref group="Anm.">Deutsches Kaiserreich: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Kaiserreich</ref> und der Weimarer Republik <ref group="Anm.">Weimarer Republik: https://de.wikipedia.org/wiki/Weimarer_Republik</ref> war Moritz Gans außerdem als Liberaler Mitglied des Stadtrates. Er bekleidete eine Anzahl öffentlicher Ehrenämter. So war er unter anderem ein Förderer des Herner Heimatmuseums und der Forschungsarbeiten [[Karl Brandt|Karl Brandts]]. | ||
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Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten [[1933]] setzte zunehmend die Erniedrigung und Ausgrenzung der jüdischen Bürger ein. Auch der hochbetagte Moritz Gans musste dies erleben. Nach der Reichpogromnacht am [[9. November]] [[1938]] <ref>Reichspogromnacht: https://de.wikipedia.org/wiki/Novemberpogrome_1938</ref> wurde sein Geschäft zwangsweise geschlossen. Ein Jahr später wandelte die nationalsozialistische Stadtverwaltung das Haus in ein sogenanntes "Judenhaus" um. In solchen Häusern wurden jüdische Familien zwangseingewiesen. Hier mussten sie unter beengten Verhältnissen leben. Ab September [[1941]] wurde Gans dazu gezwungen, den "Judenstern" <ref>Judenstern: https://de.wikipedia.org/wiki/Judenstern</ref> zu tragen. Zum Schluss ging er kaum noch aus dem Haus, da ihm die öffentlichen Demütigungen zusetzten. | Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten [[1933]] setzte zunehmend die Erniedrigung und Ausgrenzung der jüdischen Bürger ein. Auch der hochbetagte Moritz Gans musste dies erleben. Nach der Reichpogromnacht am [[9. November]] [[1938]] <ref group="Anm.">Reichspogromnacht: https://de.wikipedia.org/wiki/Novemberpogrome_1938</ref> wurde sein Geschäft zwangsweise geschlossen. Ein Jahr später wandelte die nationalsozialistische Stadtverwaltung das Haus in ein sogenanntes "Judenhaus" um. In solchen Häusern wurden jüdische Familien zwangseingewiesen. Hier mussten sie unter beengten Verhältnissen leben. Ab September [[1941]] wurde Gans dazu gezwungen, den "Judenstern" <ref group="Anm.">Judenstern: https://de.wikipedia.org/wiki/Judenstern</ref> zu tragen. Zum Schluss ging er kaum noch aus dem Haus, da ihm die öffentlichen Demütigungen zusetzten. | ||
Im Januar [[1942]] begannen in aller Öffentlichkeit die Deportationen der Herner Juden in die Konzentrationslager. Moritz Gans musste das gewaltsame Ende seiner Gemeinde miterleben. Er verstarb am 23. April [[1942]], kurz bevor er in das Konzentrationslager Theresienstadt<ref>KZ Theresienstadt: https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Theresienstadt</ref> deportiert werden sollte. | Im Januar [[1942]] begannen in aller Öffentlichkeit die Deportationen der Herner Juden in die Konzentrationslager. Moritz Gans musste das gewaltsame Ende seiner Gemeinde miterleben. Er verstarb am 23. April [[1942]], kurz bevor er in das Konzentrationslager Theresienstadt<ref group="Anm.">KZ Theresienstadt: https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Theresienstadt</ref> deportiert werden sollte. <ref>[[Piorr 2010|Erinnerungsorte - Shoah-Denkmal]] - Zum Gedenken an die Opfer der Shoah aus Herne und Wanne-Eickel - Eine Dokumentation von [[Ralf Piorr]] im Auftrag der Stadt Herne, Seite 21, Herausgeber: Stadt Herne, 2010</ref> <ref>[[Sie werden nicht vergessen sein]] - Geschichte der Juden in Herne und Wanne-Eickel (Ausstellungsdokumentation), Seite 43, Herausgeber: Der Oberstadtdirektor der Stadt Herne, 1987</ref> <ref>Stadtarchiv Herne: Bestand Personenstandsbücher, Abteilung Sterbebücher, 461/1942</ref> | ||
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Version vom 7. August 2016, 08:00 Uhr
Im Haus Bahnhofstraße 57 - 59, auf dem heutigen Robert-Brauner-Platz, lebte Moritz Gans, eine angesehene Persönlichkeit der Herner Gesellschaft.
Moritz Gans, geboren am 2. Oktober 1865 in Emden, betrieb im gleichen Haus von 1896 bis 1938 ein "Warenhaus für Konfektionen und Textilwaren". Ab 1901 leitete er die Geschicke der Herner jüdischen Gemeinde. Unter seinem Vorsitz kam es zum Bau der Synagoge an der Schaeferstraße, die 1911 eingeweiht wurde. Hier entwickelte sich ein selbstbewusstes und aktives Gemeindeleben. Während des Kaiserreichs [Anm. 1] und der Weimarer Republik [Anm. 2] war Moritz Gans außerdem als Liberaler Mitglied des Stadtrates. Er bekleidete eine Anzahl öffentlicher Ehrenämter. So war er unter anderem ein Förderer des Herner Heimatmuseums und der Forschungsarbeiten Karl Brandts.
Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 setzte zunehmend die Erniedrigung und Ausgrenzung der jüdischen Bürger ein. Auch der hochbetagte Moritz Gans musste dies erleben. Nach der Reichpogromnacht am 9. November 1938 [Anm. 3] wurde sein Geschäft zwangsweise geschlossen. Ein Jahr später wandelte die nationalsozialistische Stadtverwaltung das Haus in ein sogenanntes "Judenhaus" um. In solchen Häusern wurden jüdische Familien zwangseingewiesen. Hier mussten sie unter beengten Verhältnissen leben. Ab September 1941 wurde Gans dazu gezwungen, den "Judenstern" [Anm. 4] zu tragen. Zum Schluss ging er kaum noch aus dem Haus, da ihm die öffentlichen Demütigungen zusetzten.
Im Januar 1942 begannen in aller Öffentlichkeit die Deportationen der Herner Juden in die Konzentrationslager. Moritz Gans musste das gewaltsame Ende seiner Gemeinde miterleben. Er verstarb am 23. April 1942, kurz bevor er in das Konzentrationslager Theresienstadt[Anm. 5] deportiert werden sollte. [1] [2] [3]
Verwandte Artikel
- Synagoge (Herne) (← Links)
- Stadtverordneten-Versammlung Herne 1912 (← Links)
- 1942 (← Links)
- 1865 (← Links)
- Aus der Geschichte von Herne - Mitte / Die Nebenstraßen der Bahnhofstraße I (← Links)
- Jüdischer Friedhof am Hoverskamp in Baukau (← Links)
- 23. April (← Links)
- 2. Oktober (← Links)
- Portal Jüdisches Leben (← Links)
- Jüdische Gräber auf dem Südfriedhof (← Links)
- Jüdische Bürger in der Herner und Wanne-Eickeler Kommunalpolitik (← Links)
- Religiöses Leben und Verwaltung der Synagogengemeinden (← Links)
- Jüdisches Schulwesen (← Links)
- "Nachts bis 6.00 Uhr auf den Beinen" (WAZ 2008) (← Links)
- Juden: zuerst entrechtet und dann vernichtet (WAZ 2014) (← Links)
- Nahtstellen, fühlbar, hier: Robert-Brauner-Platz 1 (← Links)
- Gedächtnis und Auseinandersetzung (← Links)
- Ohne Rückkehr - Deportationen von Herner und Wanne-Eickeler Juden (WAZ 2012) (← Links)
- Bahnhofstraße 57 (← Links)
- Stadtverordneten-Versammlung Herne 1914 (← Links)
- Stadtverordneten-Versammlung Herne 1910 (← Links)
- Kampstraße (Herne) (← Links)
Anmerkungen
- ↑ Erinnerungsorte - Shoah-Denkmal - Zum Gedenken an die Opfer der Shoah aus Herne und Wanne-Eickel - Eine Dokumentation von Ralf Piorr im Auftrag der Stadt Herne, Seite 21, Herausgeber: Stadt Herne, 2010
- ↑ Sie werden nicht vergessen sein - Geschichte der Juden in Herne und Wanne-Eickel (Ausstellungsdokumentation), Seite 43, Herausgeber: Der Oberstadtdirektor der Stadt Herne, 1987
- ↑ Stadtarchiv Herne: Bestand Personenstandsbücher, Abteilung Sterbebücher, 461/1942
Quellen
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