Jüdische Gräber auf dem Südfriedhof
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Auf dem Südfriedhof an der Wiescherstraße sind im Laufe seiner Geschichte zwei jüdische Begräbnisfelder entstanden. Die erste urkundliche Erwähnung, die von der Einrichtung einer Abteilung für jüdische Gräber zu finden ist, stammt vom 16. Oktober 1903. Der damalige Vorsitzende der Synagogengemeinde, Moritz Gans, schrieb an die "wohllöbliche städtische Verwaltung zu Herne: Unsere Gemeindevertretung hat beschlossen, sich an dem Communal-Friedhof zu beteiligen und stellt den Antrag um Überlassung eines Platzes. Aus rituellen Rücksichten bitten wir wenn möglich einen Platz für uns zu wählen, der nach seiner Lage so beschaffen ist, dass man nicht nötig hat, an den anderen Friedhöfen vorbei zu gehen, um zu dem unsrigen zu gelangen." Die Gründe werden in dem Schreiben nicht genannt. Es ist jedoch anzunehmen, dass zwei Aspekte für die Gemeinde wichtig waren. Erstens sollen diejenigen Juden, die sich zu den Nachfahren der Familie König Davids zählen, nicht über Friedhöfe gehen und zweitens sollen die Gräber gegen neugierige Besucher abgeschirmt werden. Der Kommunalfriedhof in Bochum galt um die Jahrhundertwende im westlichen Westfalen als vorbildlich auf dem Gebiet der mehrkonfessionellen Bestattungen. Der damalige Gartenbaudirektor der Stadt Herne war von der Idee einer jüdischen Abteilung auf dem neuen Friedhof ebenfalls angetan, da er die separate Beisetzung auf dem Friedhof Emscherstraße (heute Hoverskamp) als unzeitgemäß empfand. Dieser Friedhof befand sich ausserdem zu jener Zeit in einem schlechten Zustand.
Bei dem Verhandlungsprozess um die Anlage des neuen Friedhofs kam man überein, in der Abteilung XV eine Grabreihe für jüdische Beisetzungen auszusparen, ohne diese offiziell als jüdische oder israelitische Abteilung zu deklarieren. Dies hätte eine Reihe von Besonderheiten mit sich gebracht, die weder von der Stadt noch vom liberalen Teil der Herner Juden gewünscht wurden. Dazu hätten die Einfriedung und Kenntlichmachung gehört sowie die Befreiung von einer festen Ruhefrist. Der gefundene Kompromiss war für gesetzestreue Juden nicht tragbar, so wurde das Gräberfeld während der Kaiserzeit und der Weimarer Republik nur wenig als Begräbnisplatz genutzt. Oberbürgermeister Schaefer berichtet schon 1912 von jüdischen Gräbern auf diesem Friedhof, allerdings waren bis 1922 erst zwei Grabstellen belegt. Bis zum Oktober 1933 waren 12 Grabstellen verkauft, auf denen sieben Beisetzungen stattgefunden hatten. Die meisten jüdischen Familien ließen ihre Angehörigen jedoch weiterhin am Hoverskamp beisetzen, der auch ein Friedhof mit deutlichen Zeichen der Assimilierung war. Die weitgehende Nichtannahme des Begräbnisfeldes auf dem Kommunalfriedhof durch das Gros der Herner Juden spiegelt deutlich deren religiöse Einstellung wider. Die Synagogengemeinde hatte sich weitgehend dem liberalen Judentum zugewandt, sie wollte jedoch jüdische Tradition nicht aufgeben. Die Familien, die dennoch Gräber auf dem Kommunalfriedhof kauften, gedachten damit ein Zeichen ihrer völligen Integration zu setzen. In der NS-Zeit wurden jüdische Gräber auf dem Kommunalfriedhof verboten.
Über das Schicksal der bestehenden Gräber zwischen 1933 und 1945 ist nichts bekannt. Nach dem Zusammenbruch des Hitler-Regimes wurden die Gräber nach Maßgabe der nun zuständigen Synagogengemeinde Recklinghausen aus Spendenmitteln und Geldern von überlebenden Angehörigen wiederhergestellt. Nach Ablauf der Ruhefristen belegte man die Gräber neu, ein Vorgang, der nicht unumstritten gewesen ist. Vorschläge für eine Gedenktafel an der Abteilung fanden ebenfalls keine Zustimmung der zuständigen Stellen. Heute erinnert nur noch ein Grabmal an das jüdische Gräberfeld. Wenn die Ruhefrist abgelaufen sein wird, verschwindet die letzte optische Erinnerung in Herne an den misslungenen Versuch, Juden und Nicht-Juden auf einer Friedhofsabteilung beizusetzen. Nach 1945 wurde ein neues Teilfeld mit einigen Gräbern jüdischer Mitbürger belegt. Es sind nur wenige, doch einzelne Herner Juden zogen es vor, ihre letzte Ruhestätte auf einem kommunalen Friedhof zu haben. Bei anderen stand der Wunsch im Vordergrund, in ihrer Heimatstadt beigesetzt zu werden.
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Quellen
Sie werden nicht vergessen sein - Geschichte der Juden in Herne und Wanne-Eickel (Ausstellungsdokumentation), Herausgeber: Der Oberstadtdirektor der Stadt Herne, 1987