Was die hundertjährigen Karten von Herne uns erzählen Teil 2 (1928)
Im von Dr. Leo Reiners redaktionell betreute Zeitung - Herner Anzeiger - widmete ein Autor mit den Kürzel A. S. am 15. November 1928 eine Artikelserie über die historischen Katasterkarten der Stadt Herne. Auch und hundert Jahre später sind die fünf Teile dieser Serie von lokalhistorischen Wert. Einige Angaben wurden redaktionell Bearbeitet und mit Abbildungen versehen.
Was die hundertjährigen Karten von Herne uns erzählen.
II.[1]
Bei weiterer Betrachtung von „Flur I, genannt Herne“, ist es die Gegend zwischen Bahnhofstraße, Köln-Mindener Bahn, Westgrenze der Stadt und Shamrockstraße, die in Frage kommt. Die „Landstraße von Strünkede nach Herne“, (die Bahnhofstraße), und „die Landstraße von Eickel nach Herne“ (die Shamrockstraße) waren namentlich bezeichnet Andere Wegbezeichnungen waren noch der „Weg von Crange nach Herne" (La=Roche=Straße), und der „Weg nach Baukau“ (die Von=der=Heydt=Straße). Irgendeine Sonderbezeichnung, wie wir sie heute für alle unsere Straßen haben, hat es damals nicht gegeben. Ausnahme allein war „der Steinweg“.
An
Höfen
finden wir in diesem Teile von Herne „Stinwinkel" (westlich vom Grenzweg), „Fleige“ (nach einer anderen Schreibart „Heige"), gleichfalls am Grenzweg, und „Kordt“ (bzw. „Korb“). Sodann weiter südlich „Sibbe“, und Ecke Grenzweg und Shamrockstraße „Balster“. Wo jetzt die Schachtanlage Shamrock 1/2 ist, lag der „Sengenhof". Auch der „Rensinghof“, am Verbindungsweg von In der Helle, bzw. Kirchhofstraße zur Behrensstraße, am Westbach gelegen, ist völlig verschwunden. Nur „Bergelmanns Hof“ ist noch vorhanden. (Bergelmanns Hof ist in der Karte 1:10000 mit „Beigermann" bezeichnet.) Man sieht, der Zeichner hat es nicht sehr genau genommen. Alle Blätter sind von demselben Geometer Krause gezeichnet.
Sehr interessante Flurnamen
begegnen uns in diesem Teile von Alt=Herne. Die Gegend zwischen Shamrockstraße und Grenzweg zur Grenze hin hieß „der Regenkamp“. (Man denke an die alte Grenze.) Die Rottbruchstraße im angrenzenden Holsterhausen hatte den Flurnamen „die Papel", wohl mit dem Bauer Papelmann in Zusammenhang zu bringen, der in Baukau wohnte. Nördlich vom städt. Gaswerk lag „der Sumpf“. Wo die Herdfabrik ist, bestand die Bezeichnung „die Knüve“. Diese Flur zog sich bis zum Ende der Neustraße und zur Koksstraße hin. Die freien Grundstücke südlich der Eisenbahnunterführung von Hoheneick= und Von=der=Heydt=Straße hin, hieß „der Pratort“. Hauptbahnhof und Von=der=Heydt=Straße hieß „die Coppelheide“. Im Zuge der Neustraße war später eine Brücke über den Westbach gebaut. Die Gegend des alten evangelischen Friedhofes, zwischen Behrens= und Kirchhofstraße, hieß „Denenkamp“. Der Rathausplatz hatte die Bezeichnung „Schürenkamp“. Die Flur zwischen „Sengenhof" und Brunnenstraße, also Shamrock 1/2, hieß „auf dem Felde“. Die Flur zwischen Shamrockstraße und In der Helle hieß „Auf der Helle". Die Flur westlich vom Rathaus bis an den Westbach, bzw „Rensinghof“ hieß „hinterm Busch“. Die Stelle, wo jetzt der Schmuckplatz am Rathaus angelegt werden soll, hieß „Küpendahl". Die Gegend des evangelischen Friedhofes hatte die Bezeichnung „die Bredde“. Nördlich vom Bahnhof haben wir noch die Gegend zwischen Manteuffel= und Beckstraße mit der Bezeichnung „in der Buerwiese“, und der Kinderspielplatz zwischen Beckstraße und Empfangs Gebäude hieß „Düllkamp“.
„Flur II, genannt Sodingen“.
hatte den Namen daher, weil „Schulte zu Sodingen“ und „Schmidt zu Sodingen“ innerhalb dieser Flure ihr Anwesen haben, bzw. hatten. Diese Flur hatte ihre Grenzen an Flur I, „Landstraße von Strunkede nach Castrop“ und dem Sodinger Bach von Ecke Schaefer= und Goethestraße bis „Funkenbergs Oelmühle". Wo jetzt Hotelbesitzer Meinhardt den Garagenneubau ausführen lässt, lag ein großer Teich, ein Stauteich zu Funkenbergs Oelmühle. Diese Oelmühle hatte ihren Standort in der Nähe der Friedrichstraße, in dem großen Garten, der Stauteich war wie ein Hufeisen geformt. Es sieht aus, als wenn früher eine Wasserburg, ähnlich wie Strünkede oder Weusthof, daringestanden hätte. Die Wohn und Betriebshäuser standen jedoch außerhalb des Teiches. Jetzt, bei Errichten des Garagenneubaues, sind die Bauleute wieder aufmerksam geworden, dass hier früher schon etwas anderes gestanden haben dürfte.
Der Grund des Teiches ist damals zugefüllt worden. Der andere Boden war fester hiesiger Baugrund. Die ganze Teichanlage hatte in beiden Richtungen eine Ausdehnung von etwa 130 Meter. Zwei Brücken waren über den Mühlenbach, der mehr als eine Gräfte zu bezeichnen ist, gebaut.
Das alte Schieferhäuschen, das jetzt abgebrochen ist, ist in der alten Zeichnung nicht vorhanden. Es ist damals entweder vergessen worden oder grundsätzlich deshalb nicht eingetragen worden, weil der Besitzer dieses Häuschens die Kosten dafür nicht tragen wollte. Und zwar ist es dieses Häuschen sowohl, als auch das südlich benachbarte, sowie die beiden auf der Westseite (wo jetzt der Bahnhofsvorplatz ist) vorhanden gewesenen Häuschen, die gleichfalls nicht in der Zeichnung enthalten waren. Es reihten sich dann nördlich nach Strünkede hin noch einige Häuser an, teils Wirtschaften, teils Häuser, die zu Funkenbergs Oelmühle gehörten, oder sonst irgendwelche Besitzer hatten, was aus den Karten nicht, sondern nur aus den zugehörigen Flurbüchern hervorgeht. Diese Flurbücher zu studieren und Wünschenswertes oder Wichtiges daraus mitzuteilen, bleibe einer späteren Abhandlung vorbehalten.
An Straßen bzw. Wegen waren vorhanden: die Vinckestraße als Verbindungsweg zwischen Bahnhof= und Goethestraße, die „Landstraße nach Castrop“, jetzt Marienstraße, die jetzige Goethestraße, früher Kalkstraße, damals „Landstraße nach Castrop“.
Die heutige Mont=Cenis=Straße hieß „Landstraße von Castrop nach Sodingen“ (Schulte zu Sodingen). Weitere Wege waren eingetragen für den Sodinger Weg, der heute Lessingstraße heißt: „Fußpfad von Herne nach Giesenberg". Auch die heutige Feldstraße hatte die Bezeichnung „Weg von Herne nach Castrop“. Andere Feldwege, die heute noch vorhanden sind, hatten keine Bezeichnung.
An Höfen, sind eingezeichnet: der Hof „Schlenkhoff“, der etwa dort gestanden haben dürfte, wo jetzt der kleine Grünplatz zwischen Goethe- und Lönsstraße vorhanden ist. Der Hof „König“ lag Ecke Schaefer= und Goethestraße (Kalkstraße). Weiter finden wir „Vordtmann“ in der Gegend „Auf der Insel“ (nach einer anderen Schreibweise „Nordmann"). Wo jetzt der Steigerturm steht, lag der Hof „Stemmermann". Südlich davon, wo der Sodinger Bach unter der Schillerstraße verschwindet, lag der Hof „Spithaut“. Den „Drubbel“ an der Lessingstraße bildeten „Hesse“, „Engelbert“, „Böker" (in anderer Schreibweise „Bocker „Böcker), „Schulte zu Sodingen“, „Schmidt zu Sodingen“, sämtlich am Bach und dem „Fußpfad nach Castrop, Sodingen und Giesenberg“. An der Feldstraße lagen die Höfe „Jöhe“ (Löhe), „Sehrbruch“, „Köster“, und an der Stammstraße, Ecke Parkstraße, der Hof von „Klas am Stamm". Schulte zu Sodingen hatte eine Mühle, desgleichen Hesse, und die dazu gehörigen Stauteiche. Eine Reihe von großen Teichen lag auch beiderseitig der Lönsstraße und zwischen der Schule Lönsstraße und Marienstraße.
„Flur III, genannt Wischerfeld".
grenzte an Gemeinde Giesenberg, Gemeinde Sodingen, Gemeinde Hiltrop, Flur II und IV. Wir finden darin den „Verbindungsweg von (Schulte zu) Sodingen nach Bochum“. Abzweigend davon „Weg nach Dortmund (über Hiltrop und Giesenberg)". „Weg von Giesenberg nach Bochum“, der jetzt nur noch stückweise vorhanden ist. Als einzigen Hof finden wir den Hof von „Voß“ dort, wo jetzt das Ledigenheim von Constantin der Große liegt, mit einem großen Obstgarten eingetragen.
An Flurnamen
finden wir merkwürdigerweise zwischen Goethestraße und Kalkstraße in „Flur II, genannt Sodingen“, keine eingetragen. Aber östlich der Goethestraße liegt zwischen Auf der Insel „im kleinen Kamp“. Die Gegend des jetzigen Sportplatzes hieß „im großen Kamp“. Südlich entlang der Stammstraße hieß „Sodinger Vöhde“. Diese reichte bis etwa einschließlich der Grundstücke, die die Ketteler=Baugenossenschaft erworben hat. Desgleichen hat die Bezeichnung „Sodinger Vöhde“ die Gegend nördlich Mont=Cenis=Straße, zwischen Stadtgarten und Heyerstraße und Im Uhlenbruch. Die Gegend beiderseitig der Parkstraße hieß „auf'm Stamm“, desgleichen die Gegend östlich des Stadtgartens bis zur alten Stadtgrenze. Das Gebiet des Stadtgartens hatte die Bezeichnung „auf'm Block“. Wo jetzt die Bauten des Deutschen Evangelischen Volksbundes errichtet sind, hieß „aufm Uhlenbruch“. Die Flur nördlich vom Knie des westlich vom Hofe „Spithaut" hieß „Müllers Hofken". Die Gegend zwischen Wiescher= und Schillerstraße hieß „Schlagenkamp“. Die Gegend zwischen Sodinger Bach und dem heutigen Schacht V von Shamrock „Mühlenkamp“. Östlich von „Müllers Höfken“ auf der anderen Bachseite hieß „Sodingen“. Das Feld südlich davon bis auf einen auf Böcker zuführenden Feldweg hieß „im Wiescher Felde“. Das freie Ackerland östlich, gegenüber dem neuen Versorgungshause, hieß „Sehrbruchskamp“. Zwischen diesem und dem eben erwähnten Feldwege östlich und westlich davon hieß „Im Sehrbruch“ und „im Hüschen Winkel“. Der Garten, der zum Gutshof Schulte=Sodingen gehört, gleich südlich daran angrenzend, hieß „auf´m Stender“. Die Flur nördlich von „Schmidt zu Sodingen“ bis an den Bach hieß „aufm Winkel“.
Die letzte Flur zwischen Bach, Mont=Cenis=Straße und Giesenberger Straße hatte die Bezeichnung „Schürenkamp“. Bis an den Schürenkamp, der durch Feldwege umgrenzt ist, reicht südlich der Mont=Cenis=Straße die "Sodinger Vöhde“. Südlich der Feldstraße bis zur Wischerstraße, von der Anschlussbahn nach Schacht XI Constantin der Große, und nahe dem Bach, heißt „Wiescher Feld“. Nur ein Stück nördlich der Bahn, das mit dem Zechenplatz im Zusammenhang steht und dieser selbst heißt „Herner Mark". Das „Wiescher Feld“ dehnte sich indessen noch südlich der Bahn aus bis an die Mülhauserstraße. Wir finden sodann noch die Flurbezeichnung „Herner Mark“ im Bereiche der Tagesheilstätte, umfassend den ganzen Südzipfel von Herne, der an die Schachtanlage X Constantin der Große grenzt und sodann in Waldpark Constantin mit der Waldschule.