Herz-Jesu

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
Herz Jesu Kirche
Herz-Jesu-2023-05-02.jpg
Bildinfo: Mai 2023
Erbaut: 1904-1908
Stadtbezirk: Herne
Ortsteil: Herne
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Letzte Änderung: 21.11.2023
Geändert von: Thorsten Schmidt

Die Herz Jesu Kirche ist eine katholische Gemeindekirche in Herne. Sie liegt im Süden der Stadt Herne und ist die zweite im 20. Jahrhundert erbaute katholische Kirche der jungen Stadt Herne (in den Grenzen von 1897). Bis zum 31. Dezember 2016 war sie Pfarrkirche der Herz-Jesu Gemeinde im Pastoralverbund Herne-Süd des Dekanates Emschertal im Erzbistum Paderborn. Heute gehört sie zur Katholische Pfarrgemeinde St. Dionysius Herne.

Baugeschichte und Bauwerk

Das Bistum Paderborn plante zum Ende des 19. Jahrhunderts in der stark expandierenden Stadt die Ausgliederung neuer Pfarreien aus der Bonifatius-Gemeinde. Vor Herz-Jesu wurde 1901 St. Marien in Baukau abgepfarrt. Das Kirchengrundstück der Herz Jesu Kirche an der Altenhöfener Straße in einer Größe von vier Morgen wurde Ende 1901 angekauft. Drei Jahre später begann der Kirchenbau. Der Dortmunder Architekt Johannes Franziskus Klomp entwarf einen doppeltürmigen Langbau als dreischiffige Basilika im neogotischen Stil mit einem Chorabschluss als polygonaler Apsis. Die Querschiffe treten nur wenig über das Langhaus hinaus und bilden mit ihm eine ausgeschiedene Vierung. Die Kirche ist geostet. Die Gewölbe sind über Vierung und Chorraum als Sterngewölbe ausgebildet, sonst als Netzgewölbe. Das Bauwerk der Kirche ist zweischalig ausgeführt, innen aus Ziegeln und außen aus Ibbenbürener Sandstein. Die Architekturteile als Gesimse, Fenstereinfassungen und Maßwerke wurden in Sand- bzw. Tuffstein ausgeführt. Die Kirche fasst ca. 900 Personen.

Der erste Spatenstich erfolgte am 10. August 1904 und die Grundsteinlegung am 30. September 1904 durch den Paderborner Bischof Wilhelm Schneider. Am 3. März 1906 wurde das Richtfest gefeiert und am 21. Oktober 1906 erfolgte die Benediktion der Kirche durch Dechant Schäfer, am 30. September 1908 die Konsekration ad hon. Ss. Cordis Jesu[1] durch Bischof Wilhelm Schneider.

Zum 1. Januar 1910 wurde die bisherige Pfarrvikarie von St. Bonifatius selbstständige Pfarrgemeinde. Die Innenausstattung erfolgte bedingt durch Kriegsjahre, Umbruch und Wirtschaftskrisen in den nächsten dreißig Jahren.

Der Kirche wurde durch Bombenangriffe in den Jahren 1940 bis 1944 stark zugesetzt. So wurde am 26. Juni 1943 der Südturm durch eine Brandbombe getroffen, dessen fehlender Helm nicht wiederhergestellt wurde. Am 6. November 1944 ging vor dem Hauptportal eine Luftmine nieder, welche die in einem gotischen Spitzbogen auslaufende Rosette aus der Mauer riss und unwiederbringlich zerstörte.

Vom 18. auf den 19. November 1944 wurden alle Fenster mit ihren Maßwerken, die Dächer und die Ausmalung vernichtet. Nach notdürftigen Reparaturen wurden die Gottesdienste am 1. Juli 1945 wieder aufgenommen. Der Wiederaufbau zog sich bis 1948/1949 hin. Die heutigen Fenster (s.u.) wurden 1953 eingeweiht. Eine weitere Renovierung erfolgte in den Jahren 1969/1970, wobei – angeregt durch Zweite Vatikanische Konzil – der Altar in der vorderen Mitte des Chorraumes angebracht wurde. 1977/1978 erfolgte eine grundlegende Außensanierung, 1981 eine farbige Innenrenovierung und zwischen 1987 und 1990 mussten die Türme sowie 1990 das Dach saniert werden.

Sehenswerte Kunstwerke

Die Glasfenster sind Entwürfe des Herner Künstlers Jupp Gesing und zwischen 1953 und 1956 entstanden. Besonders sehenswert sind die Fenster des Chores: Hinter dem Hochaltar in der Mitte vorwiegend in Rot gehalten die Darstellung des Kreuzestodes mit Christus als König und Priester und der Einsetzung des Allerheiligsten Altarsakramentes. Im nächsten Fenster, blau dominierend, die Armut der Welt, die Mutter Maria und die übrigen sechs Sakramente. Die abschließenden Fenster tragen Teppichmuster.

Die restlichen 1956 entworfenen Fenster zeigen als immer wiederkehrendes Sinnbild die Krone als Preis des Sieges. Eine 1957 entworfene Rosette für das nicht wiederhergestellte Westfenster kam nicht zur Ausführung.

Der frühgotische Taufstein aus weißem Sandstein auf vier Marmorsäulchen weist acht Reliefs auf. Die Haube ist späteren Datums.

Der Altartisch ist wie auch der Ambo 1970 in gotischer Form gestaltet.

Der Kreuzweg mit seinen 14 Stationen stammt aus dem Jahre 1921 und wurden von Anton Waller (1861-1934) in Düsseldorf ausgeführt und vom Bildhauer Anton Becker (1865-1945) in Rheda gerahmt, beide wichtige Vertreter der Wiedenbrücker Schule.

Zwei Votivgemälde auf steinernen Sockeln in den Querhäusern zeigen ‚‘Christus am Ölberg‘‘und die ‘‘Heilige Elisabeth von Thüringen‘‘, sie stammen aus dem Jahr 1928.

Der Altaraufsatz bzw. Tabernakel wurde 1983 geweiht. Die Stelen aus Wesersandstein tragen Darstellungen aus den Themenbereichen Mensch, Natur, Technik, Arbeit, Familie und Verkündigung. Darüber erhebt sich das vollplastische Kreuz. Daneben wurden vier Bildtafeln des alten Hochaltares von 1921 angebracht, der vom Mainzer Dombaumeister Ludwig Becker entworfen und vom Paderborner Bildhauer Philipp Reichmann[2] ausgeführt wurde. Weitere Stücke des Altares werden in der Kirche zu anderen Zwecken genutzt.

Ehemalige Ausstattungsstücke Die Kanzel aus der Entstehungszeit der Kirche wurde 1970 nicht wieder eingebaut und im Depot des Diözesanmuseum Paderborn zwischengelagert. Seit 1996 steht sie unter Verwendung von Abgüssen der im Original in der Herz-Jesu-Kirche weiterverwendeten Evangelistenfiguren in der evgl. Marienkirche in Herford.

Orgel

Die erste Orgel stammte aus der alten Bonifatius Kirche und bestand aus alten zusammengesetzten Teilen.
Im Juli 1947 wurde von der Firma Anton Feith in Paderborn eine kleine Zwischenorgel angeschafft, welche die Vorkriegsorgel, welche sich in den Türmen befunden hatten und am 16. November 1944 zerstört wurde, ersetzt hatte. Das Pedalwerk saß im Nordturm und blieb daher erhalten.

Manual I Manual II 1947 Manual III Pedalwerk (Alt)
1. Rohrgedackt 8 Zartbass 16
2. Zartgeige 8 Subbass 16'
3. Oktave 4 Violon 16´
4. Nachthorn 2 Cello 8´
5. Mixtur 3-4 f. Posaune 16´
6. Trompete 8 Quintbass 10 2/3´

Die Orgel neue wurde ebenfalls von Feith im Jahre 1959 gebaut und eingerichtet.

Die jetztige Orgel hat 36 Register – 3 Manuale – 1 Pedal wie folgt:

I. Manual II. Manual III. Manual Pedal
1. 1. Quintade 16´ 11. Gedacht 8´ 20. Ital. Prinzipal 8´ 29. Prinzipal 16´
2. Prinzipal 8´ 12. Weidenpfeife 8´ 21. Rohrpflöte 8´ 30. Subbaß 16´
3. Holzflöte 8´ 13. Prinzipal 4´ 22. Kupfesprinzipal 4´ 31. Oktavbass 8´
4. Oktave 4´ 14. Blockflöte 4´ 23. Koppelflöte 4´ 32. Pomme 8´
5. Gemshorn 4´ 15. Schwiegel 2´ 24. Gemsquinte 2 2/3´ 33. Choralbass 4´
6. Nasat 2 2/3´ 16. Kleinquinte 1 1/3´ 25. Nachthorn 2´ 34. Flachflöte 2´
7. Waldflöte 2´ 17. Sesquialte 2fach 26. Terzflöte 1 3/5´ 35. Hintersatz 4fach
8. Mixtur 5-6fach 18. Mixtur 4fach 27. Scharff 4-5fach 36. Posaune 16
9. Trompete 8´ 19. Krummhorn 8´ 28. Tromp.-Harm. 8´
10. Zink 4´

Bau-Pläne

Das Architekturmuseum in der Universitätsbibliothek der Technische Universität Berlin hat in seiner Sammlung Pläne des Architekten digitalisiert. Nachfolgend die Links:

Glocken

Die vier Glocken haben die Tonfolge -cis’-e’-fis’-gis’ bilden das liturgische Motiv der Präfation - "Per omnia saecula saeculorum - Von Ewigkeit zu Ewigkeit" und wurden 1968 bei den Krupp Hüttenwerke AG - Bochumer Verein - gegossen. Gesamtkosten 22.885 DM.

Nr.
 
Name
 
Durchmesser
(mm)
Masse
(kg, ca.)
Schlagton
(Halbton-1/16)
Inschrift
 
Gießer
 
Gussjahr
 
1 St. Josef 1600 2000 cis°-Moll St. Josef, erflehe uns ewiges Leben Bochumer Verein 1968
2 St. Marien 1360 1017 e’-Dur Königin des Friedens, bitte für uns Bochumer Verein 1968
3 St. Barbara 1180 606 fis’-Moll Segne unsere Arbeit, erbitte St. Barbara Bochumer Verein 1968
4 St. Liborius 1045 423 a’-Moll Hl. Liborius, erflehe uns Einheit im Glauben Bochumer Verein 1968

Sie ersetzen die Glocken von 1922 (es´, f´, g´ und c´) Die große Stahlglocke c´ (2.700 kg Bochumer Verein 1948), der Ersatz für eine 1943 zerstörte Glocke, blieb im Südturm erhalten, die restlichen wurden beim Bochumer Verein abgelegt.

Seelsorger

  • Franz Düwell (1907/10-1952) †
  • Rainer von Haehling (1953-1961) †
  • Alfons Vogt, * 1. Juli 1914 Weißenfels † (1961 - 20. September 1992)
  • Ludger Plümpe, * 5. November 1958 Dortmund, (4. Oktober 1992 - 31. Mai 2015) Ab 1. Juni 2015 Leiter des pastoralen Raumes Wanne und Eickel.
  • Dechant Christian Gröne als Pastoralverbundsleiter zuzügl. seiner Ämter in St. Bonifatius etc. 2015/2016.
  • Zum 1. Januar 2017 Gemeindekirche der katholischen St. Dionysius Kirchengemeinde Herne

Reiner Haehling von Lanzenauer

Reiner Haehling von Lanzenauer (* 26. Juni 1899 in Freiburg im Breisgau; † 19. November 1967 in Brakel) war ein Neffe des Paderborner Weihbischofs Heinrich Haehling von Lanzenauer (1861–1925). Nach seiner Schulzeit in Metz studierte er ab 1917 Theologie und Philosophie an der Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, der Westfälische Wilhelms-Universität in Münster und an der Theologische Fakultät in Paderborn. In Paderborn promoviert er zum Dr. theol. und zum Dr. phil. und wurde dort am 10. August 1924 zum Priester geweiht. Nach seiner ersten Stelle in Erfurt war er von 1928 bis 1938 als Rektor und Religionslehrer am Mariengymnasium Arnsberg tätig. Aus politischen Gründen wurde er als Vikar in die St.-Josef-Gemeinde in Dortmund-Kirchlinde versetzt. Vom 11. April 1944 bis 1953 als Pfarrer in Bochum-Hiltrop tätig, übernahm er am 22. März 1953 die verwaiste Pfarrstelle in der Herz-Jesu-Gemeinde. Aus gesundheitlichen Gründen bat er zum 31. Januar 1961 um seine Versetzung in eine Landgemeinde. In Rheder (Brakel) war er bis Dezember 1964 als Pfarrer tätig und verstarb 1967 in Brakel. Beigesetzt wurde er im Familiengrab auf den Melaten-Friedhof zu Köln.

Alfons Vogt

Von 1961 bis 1992 Pfarrer der Herz-Jesu Gemeinde in Herne.

Ludger Plümpe

Von 1992 bis 2015 Pfarrer. Ab 2015 Pfarrer des Seelsorgeraumes Wanne-Eickel der St. Christophorus Gemeinde, stellv. und seit 2021 Dechant des Dekanates Emschertal.

Christian Gröne

2015 bis zum 31. August 2016 Pfarradministrator.

Georg Birwer

Vom 1. März 2017 bis Frühjahr 2024 Pfarrer von St. Dionysius.

Weitere Geistliche

  • Pater Heribert Rembecki, Franziskaner (OFM) (* 13. Juli 1939 Herne), Priesterweihe am 17. Dezember 1966 in Bacabal/Br., ehemaliger Ordens-Obere der Franziskaner von Maranhão und Piauí in Brasilien.[3] Seelsorger in São Luís im brasilianischen Bundesstaates Maranhão.
  • Pater Severin (Ewald) Pieper, Benediktiner (OSB), (* 9. November 1937 Herne † 4. September 2015 Klosters Münsterschwarzach am Main), 1957 Eintritt in den Orden der Benediktinerkongregation von St. Ottilien in Münsterschwarzach, 1958 Profess und 1964 Priesterweihe. Von 1965 bis 2014 Missionar in Tansania. 1999-2010 Prior der im Bistum Mtwara gelegenen Abtei Ndanda und ehemaliger Leiter des Spiritual Centre Zakeo

Literatur

Archive

  • Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen - B 412, 2 Regierung Arnsberg - Kirchenregistratur, Spezialia - Regierung Arnsberg, Nr. 0 II Nr. K 419 - 1951-1961 Herne kath. Kirchengemeinde Herz-Jesu, Finanzierung des Baus eines Jugendheimes und Vereinshauses St. Josef; Anleihe für Instandsetzung der Kirche Herz-Jesu; Darlehn für Neubau der Konradkirche [4]

Bilder 2015

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Weblinks

Ursprungstext mit Autorenverzeichnis

Wikipedia: Herz-Jesu-Kirche (Herne-Süd), abgerufen am 7. Januar 2015 .

Einzelnachweise

  1. Amtliches Kirchenblatt für die Diözese Paderborn 51. Jg, 12/1908 S.106
  2. Über diesen Bildhauer und Architekten ist im Netz bisher nicht zu finden. Exklusiv für den Historischen Verein folgen die Daten [©Andreas Janik]: Christoph Philipp Reichmann, * 24. April 1867 Köln-Mülheim, + 9. April 1959 Herrsching am Ammersee. Eltern: Fabrikschreiner Michael Reichmann und Gertrud Rittgen. Verh. Am 25. August 1898 in Paderborn mit Ursula Elisabeth Wardenpuhl (*02.05.1874 Paderborn)
  3. http://franziskaner.de/fileadmin/Download/FM/FM_2-2010.pdf S. 22f.
  4. http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=1&verzguid=Vz_47420240-5a86-4884-b40e-fdfb478f8cc1