Die „Notkirche“ zur Hl. Dreifaltigkeit in Holthausen

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
Notkirche St. Dreifaltigkeit †
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Bildinfo: Die gerade fertiggestellte Notkirche 1906
Erbaut: vor 1905/1906
Stadtbezirk: Sodingen
Ortsteil: Holthausen
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Letzte Änderung: 17.06.2024
Geändert von: Andreas Janik

Die „Notkirche“ zur Hl. Dreifaltigkeit in Holthausen

Bis zum Anfang des 20.Jahrhunderts gehörten Holthausen, Börnig=Sodingen, Horsthausen und der Gysenberg zur alten Lambertus=Pfarrei in Castrop. Als in Holthausen Kolonien der Zeche Mont Cenis entstanden und auch sonst immer mehr Einwohner in das dörfliche, ganz und gar ländliche Holthausen brachte und als sich dadurch die Schulklassen vermehrten, da wuchs auch das Bedürfnis nach einem eigenen Gotteshaus inmitten der Gemeinde. Treibende Kraft zur Erfüllung dieses Wunsches war der Landwirt Karl Heinrich Tappe (* 26. Februar 1852 Holthausen + 10. Dezember 1911 ebd.).

1905 wurde zunächst ein Kirchbauverein gegründet um das Unternehmen in die Gänge zu bekommen.

Aber, es gab zunächst noch heftige Kämpfe um die Lage der neuen Kirche zwischen Dorf und Kolonie, zwischen Holthausen und Castrop, viele Beratungen waren erforderlich, bis schließlich die Landwirte Tappe und Haacke den gordischen Knoten durchschlugen, indem sie beschlossen, das Kirchengebäude auf ihren eigenen Namen an der Mont-Cenis-Straße zu errichten. Man sah sich zunächst nach einer provisorischen Kirche um. Zunächst wollte man schon 1903 die alte Notkirche von Peter und Paul nutzen, aber das Unternehmen schlug fehl. [1]Im Dezember 1906 kam endlich ein Kaufvertrag mit der Kirchengemeinde St. Mariä Geburt in Essen=Dilldorf zustande, nach dem man deren hölzerne Notkirche mit Inventar übernahm und auf dem Grundstück an der Mont-Cenis-Straße wieder aufbaute.

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Im Eifer vergaß man allerdings die Genehmigung der Regierung und zuständigen Ministerien einzuholen. Auch das dauerte und endlich konnte dann am 25. März 1908 die Einweihung der Notkirche erfolgen. Es war ein Freudentag für die ganze Gemeinde.

Zunächst kam Sonntags ein Geistlicher von Castrop herüber, der den Gottesdienst hielt. Aber bereits kurz nach Ostern 1908 richtete der Bischof von Paderborn eine Vikarstelle ein, die dem Vikar Koch aus Bracht übertragen wurde. Sofort ging es an die Organisierung des gemeindlich kirchlichen Lebens. Als erster bildete sich der Arbeiterverein, im nächsten Jahre der Jünglingsverein, die Jungfrauen=Kongregation und der Paramentenverein, ebenso wurde der Elisabethverein, der schon einige Jahre vorher gegründet worden war, neu belebt. Von den Oblatenpatres aus Grevenbroich wurde 1910 die erste Mission in Holthausen abgehalten.

In diesem Jahr stifteten auch mehrere Mitglieder der Gemeinde eine Statue und den Taufstein.

Unzählige Diskussionen folgten, um aus der Pfarrvikarie eine selbstständige Gemeinde zu machen. 1912 hatten die Initiatoren die Sicherheit, die Errichtung einer eigenen Pfarrei in naher Aussicht zu haben. Aber auch jetzt gab es noch Gegenarbeit und Proteste von Seiten einiger Bürger, die die alten Beziehungen zu Castrop nicht abbrechen lassen wollten. Mühevoll gelang es endlich, am 1. April 1914 die Kirchengemeinde Holthausen zur Pfarrei erhoben zu sehen.

Um diese Zeit erhielt die Kirche auch die erste große Neuanschaffung, eine Orgel, und im Jahre 1915 kam eine Kanzel hinzu.

Der um diese Zeit Ausbrechende erste Weltkrieg brachte viel Schmerz und Leid über die Gemeinde. 81 Tote und 15 Vermisste hatte sie zu beklagen.

Ihre Namen wurden später in der neuen Kirche auf einer Marmortafel verewigt, die in der Kriegergedächtniskapelle unter der Kreuzigungsgruppe, einer neubemalten holzgeschnitzten Figurengruppe, die auf Konsolen an der Wand neben der Taufkapelle steht, angebracht wurde.

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Immer notwendiger wurde in den Jahren der jungen Republik die Errichtung eines neuen Gotteshauses. Die ärmliche hölzerne Notkirche, die im leeren Zustande oft mehr an einen ländlichen Tanzsaal als an eine Kirche erinnerte war undicht, anhaltend feucht, dem Einfluss von Sturm und Regen ausgesetzt und verlangte nach einem würdigeren Ersatz.

So hielt man denn 1924/25 Ausschau nach einem Grundstück für die neue Kirche. Wichtige Gründe veranlassten den Kirchenvorstand, sich das jetzige Grundstück an der Ostseite der Börsinghauser Straße zu sichern. Nun war zwar das Grundstück da, aber kein Geld zum Kirchenbau. Es wurde einiges Versucht den Neubau monetär zu organisieren, leider ohne Erfolg. Im November 1930 sicherte überraschend der Erzbischof Dr. Caspar Klein, der in Herne auf Firmungsreise weilte, dem Kirchenvorstand die Genehmigung einer Haus- und Kirchenkollekte zu, deren Ertrag den Grundstock für die Finanzierung des Kirchbaues bilden sollte. Die darüber hinaus noch notwendige Anleihe sollte mit Hilfe der übrigen Kirchengemeinden Hernes verzinst werden. Schon im Januar 1931 wurden die Pläne den Behörden eingereicht, im Februar waren sie genehmigt, und am 19. Juni 1931 der erste Spatenstich getan, am 13. September der Grundstein gelegt. Die Benediktion erfolgte im Februar 1932 .

Die letzte Verwendung der alten Kirche

Der Bau der alten Kirche selbst sollte, so plante man, zu einer Turnhalle für die katholische Jugend verwandt werden. Von der Inneneinrichtung waren die alten Bänke an die Kirchengemeinde St. Mariä-Heimsuchung in Brilon-Hoppecke abgegeben, die ebenfalls von Wibbe erbaut hatte. In diese passten die Holthauser Bänke wie geschaffen, während sie für die neue Holthauser Kirche zu kurz waren. Die Orgel war nach vollkommener Renovierung in die neue Kirche übernommen worden. Ebenso der Kreuzweg, eine von dem Kirchenmaler Gietmann (der die Herz=Jesu=Kirche ausmalte) auf Kupferplatten gemalte eindrucksvolle Bildfolge, die von dem Kirchenmaler Bahn aufgefrischt wurde. Sie ist in der neuen Kirche nur auf der Evangelienseite im Seitenschiff untergebracht, und zwar aus praktischen Gründen unten beginnend. Auch der Taufstein ist aus der alten Kirche in die neue übernommen worden. Ferner die Statuen. Der Altar der Immerwährenden Hilfe ist in eine Nische neben den Portaltüren stimmungsvoll eingelassen. Er ist ein wertvolles barockes Stück. Auch die anderen Statuen (hl. Joseph, hl. Antonius, Herz=Jesu) sind wurden übernommen.
Aus der Kreuzigungsgruppe des Hochaltars der alten Kirche wurde die Kriegergedächtnisstätte neben der Taufkapelle geschaffen.

So hat man von der alten Kirche übernommen, was zu übernehmen war. Dass die Paramente und sonstigen Gerätschaften, soweit sie verwendbar sind, übernommen werden, war selbstverständlich. Man hatte sogar die Platanen und Sträucher, die die alte Kirche umstanden, zur neuen Kirche versetzt.

Am 3. August 1935 berichtete der Herner Anzeiger, das die übriggebliebenen Steine und der restliche Schutt der abgebrochenen Notkirche an der Mont-Cenis-Straße entweder abtransportiert wird bzw. für die innere Mauerung des neuen Pfarrhauses an der Börsinghauser Straße verwand wurden.[2] Heute befindet sich dort ein kleiner Parkplatz mit dem nördlichen Eingang zum Holthauser Friedhof. Allein das IHS Zeichen am Giebel des Hauses 470 (Jörg Deppe) erinnert noch der alten Bestimmung als Pfarrhaus der alten ehemals benachbarten „Notkirche“.

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Quellen