Viktor-Reuter-Straße: Unterschied zwischen den Versionen

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Viktor Reuter (geboren am 2. April [[1899]] in Wuppertal-Barmen) wurde wahrscheinlich im März [[1945]] im Konzentrationslager Bergen-Belsen ermordet.
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Reuter zog im Jahre [[1920]] nach Herne und arbeitete als Bergmann auf der [[Zeche Friedrich der Große]]. Er gehörte dem Unterbezirksvorstand der KPD an, der er 1923 beigetreten war. [[1928]] wurde Reuter Stadtverordneter für die KPD in Herne. Neben [[Jean Vogel]] wurde Viktor Reuter am 9. Dezember 1929 zu einem der beiden unbesoldeten Beigeordneten in den Magistrat der Stadt Herne gewählt, nachdem die KPD bei der Kommunalwahl im November [[1929]] in Herne den höchsten Stimmenanteil aller Parteien erzielt hatte.
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Im Oktober [[1933]] wurde Reuter wegen illegaler Parteiarbeit erneut verhaftet und gegen Ende des Jahres vom Oberlandesgericht Hamm zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt, die er im Lager Rhede-Ems verbüßen musste. Nach der Haftentlassung war Reuter der Aufsicht der Gestapo unterstellt. Für zwei Jahre wurde er zum Autobahnbau dienstverpflichtet.


Im Oktober 1933 wurde Reuter wegen illegaler Parteiarbeit erneut verhaftet und gegen Ende des Jahres vom Oberlandesgericht Hamm zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt, die er im Lager Rhede-Ems verbüßen musste. Nach der Haftentlassung war Reuter der Aufsicht der Gestapo unterstellt. Für zwei Jahre wurde er zum Autobahnbau dienstverpflichtet.
Das Attentat auf Hitler am [[20. Juli]] [[1944]] nahmen die Nationalsozialisten zum Anlass, Reuter - wie viele Regimegegner - zu verhaften. Er wurde ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht. Im Februar [[1945]] erfolgte der Transport Reuters ins Konzentrationslager Bergen-Belsen. Der Straßenname wurde in Erinnerung an die mehr als 200 Herner Toten gewählt, die in den Jahren [[1933]] bis [[1945]] Opfer des Nazi-Terrors geworden sind. <ref>"HERNE - von Ackerstraße bis Zur-Nieden-Straße", Stadtgeschichte im Spiegel der Straßennamen, bearbeitet von Manfred Hildebrandt, Ralf Frensel, Jeannette Bodeux, Franz Heiserholt, Veröffentlichungen des Stadtarchivs Herne, Herne 1997</ref> <ref>Herner Anzeiger 14.12., 21.12.1935.</ref> <ref>Herner Zeitung 26.03.1932.</ref> <ref>WAZ 28.02.1985.</ref>


Das Attentat auf Hitler am 20. Juli [[1944]] nahmen die Nationalsozialisten zum Anlass, Reuter - wie viele Regimegegner - zu verhaften. Er wurde ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht. Im Februar 1945 erfolgte der Transport Reuters ins Konzentrationslager Bergen-Belsen. Der Straßenname wurde in Erinnerung an die mehr als 200 Herner Toten gewählt, die in den Jahren 1933 bis 1945 Opfer des Nazi-Terrors geworden sind. <ref>"HERNE - von Ackerstraße bis Zur-Nieden-Straße", Stadtgeschichte im Spiegel der Straßennamen, bearbeitet von Manfred Hildebrandt, Ralf Frensel, Jeannette Bodeux, Franz Heiserholt, Veröffentlichungen des Stadtarchivs Herne, Herne 1997</ref> <ref>Herner Anzeiger 14.12., 21.12.1935.</ref> <ref>Herner Zeitung 26.03.1932.</ref> <ref>WAZ 28.02.1985.</ref>
Viktor Reuter wohnte im Haus [[Castroper Straße]] 292.


==Historie==
==Historie==
*Bollenstraße (volkstümlich)
*1870: Bollenstraße (volkstümlich)
*Wilhelmstraße (Benennung am [[25. November]] [[1881]])
*[[25. November]] [[1881]]: Wilhelmstraße<ref>Erste Erwähnung als Wilhelmstraße im [https://www.landesarchiv-nrw.de/digitalisate/Abt_Ostwestfalen-Lippe/P6/P6-10/~003/P6-10_00323/OWL_P6-10_00323_00234.jpg Sterberegister Herne am 17. Juni 1875 Nr. 231].</ref>
*Jean-Vogel-Straße (Benennung am [[22. März]] [[1932]])
*1908: Abgabe des östlichen Teilstücks (Ecke Stammstraße) als [[Horsthauser Straße]]
*Kaiser-Wilhelm-Straße (Benennung am [[26. September]] [[1933]])
*[[22. März]] [[1932]]: [[Jean-Vogel-Straße]]
*[[26. September]] [[1933]]: Kaiser-Wilhelm-Straße<ref>Vgl. Herner Anzeiger vom 27. September 1933. [https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/21229130 Online auf Zeitpunkt.nrw]</ref>
*[[11. Februar]] [[1946]]: Viktor-Reuter-Straße
 
Was auch immer die Stadtväter zur kurzzeitigen Widmung der Straße an den damals noch lebenden [[Jean Vogel]] getrieben hat, der Schuss ging nach hinten Loss!
 
"Heil Dir im Siegerkranz<br>
 
Ein Andenken an den siegreichen Kaiser Wilhelm l. in den Orkus.— Der Schildbürgerstreich unserer kaiser- und königstreuen Stadtväter.<br>
Eine herrliche Satire voll Hohn und Spott ließe sich von dem Stoff anfertigen, der die Stadtväter auf der rechten Seite des Hohen Hauses mit der Umbenennung der Wilhelmstraße in Jean=Vogel=Straße geliefert haben. Sie, die durchweg noch Untertanen des alten Obrigkeitsstaates sind, den sie mit seinem Dreiklassenwahlrecht und allen Privilegien der Kaiserzeit wieder herstellen möchten, werfen ein Andenken an den siegreichen Kaiser Wilhelm l. in den Orkus, indem sie die Wilhelmstraße in Jean=Vogel=Straße umtaufen. Bisher konnte bei der Stadtverwaltung merkwürdigerweise trotz aller angeblichen Bemühungen nicht festgestellt werden, wem zu Ehren diese Straße Wilhelmstraße benannt wurde. Den Bemühungen privater Stellen ist es eben gelungen, darüber Klarheit zu schaffen. Wir bekamen nämlich gestern einen Brief zu Gesicht, der klipp und klar Auskunft davon gibt, was die amtlichen Urkunden bisher nicht verrieten. Der Familie Schlenkhoff wurde von einem der ältesten Angehörigen<ref>[https://ofb.genealogy.net/famreport.php?ofb=herne&ID=I976&lang=de Heinrich Rensinghoff gen. Schlenkhoff]. Seit 1897 Besitzer des Gutes Groß Plantage in Köln-Ostheim. Geb. 1865 in Herne, gestorben nach 1937 in Köln.</ref> folgendes Schreiben zugestellt:<br>
''Gut Plantage, Köln=Ostheim, den 27. März 1932.''<br>
''Gleichzeitig mit Ihren Zeilen kam hier ein Exemplar der Herner Zeitung an, durch Herrn Eckey zugesandt, worin der Fall „Wilhelmstraße" beschrieben war. Darin sind verschiedene Irrtümer enthalten. Die bisherige Wilhelmstraße wurde im Jahre [[1870]]/71 von meinem Vater angelegt, wohl als erste Unternehmerstraße des sich damals noch langsam entwickelnden Herne. Zuerst hieß diese Straße allgemein damals im Volksmunde „Bollenstraße", wahrscheinlich, weil als Unterlage Schutt mit Knochen verwendet wurde. Sie erhielt dann den Namen Wilhelmstraße zum Andenken an den siegreichen Kaiser Wilhelm I.''<br>
''Auch die [[Heinrichstraße]] dort hat ihren wohllautenden Namen nicht etwa nach mir, sondern wurde so genannt zum Andenken an den Stadtrat Heinrich Veuhoff, der zur Zeit der Erbauung dieser Straße starb.''<br>
''Was die Umbenennung der Wilhelmstraße in Jean=VogelStraße betrifft, so halte auch ich dieselbe für vollständig abwegig, da der Träger dieses halb undeutschen Namens meines Wissens in keinerlei Beziehung zu dieser Straße steht. Den Namen Wilhelmstraße erhielt die Straße damals wohl auf Wunsch der gesamten Bevölkerung, was man von Jean=Vogel=Straße wohl kaum behaupten kann.“''<br>
 
Dem Magistrat wird nunmehr wohl nichts anderes übrig bleiben, als den Beschluss betreffs Umbenennung zu revidieren, also eine andere Straße oder überhaupt keine mit Jean Vogel zu benennen. Jedenfalls ist hier etwas getan worden, damit der olle Kaiser Wilhelm seligen Angedenkens bleibt."<ref>[https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/10268850?query=%22Jean%20Vogel%22 Wittener Zeitung vom 31. März 1932. online auf Zeitpunkt.nrw]</ref><br>
 
==Literatur==
==Literatur==
*[[Bethge 1985]], S. 19 f.
*[[Bethge 1985]], S. 19 f.

Aktuelle Version vom 8. April 2024, 22:23 Uhr

Überblick
Viktor-Reuther-Str 131847 TS 2019-02-17.png
Bildinfo: Viktor-Reuter-Straße am 17.02.2019



Benennung: 11. Februar 1946
Durch: Stadtverordnetenversammlung der
Stadt Herne [1]
Postleitzahl: 44623
Stadtbezirk: Herne-Mitte
Ortsteil: Herne
Kartengitter: G4
Koordinaten: 51.543636,7.228154
Letze Änderung: 08.04.2024
Geändert von: Andreas Janik
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Viktor-Reuter-Straße

Viktor Reuter (geboren am 2. April 1899 in Wuppertal-Barmen) wurde wahrscheinlich im März 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen ermordet.

Die "Wilhelmstraße" im Jahre 1913.

Reuter zog im Jahre 1920 nach Herne und arbeitete als Bergmann auf der Zeche Friedrich der Große. Er gehörte dem Unterbezirksvorstand der KPD an, der er 1923 beigetreten war. 1928 wurde Reuter Stadtverordneter für die KPD in Herne. Neben Jean Vogel wurde Viktor Reuter am 9. Dezember 1929 zu einem der beiden unbesoldeten Beigeordneten in den Magistrat der Stadt Herne gewählt, nachdem die KPD bei der Kommunalwahl im November 1929 in Herne den höchsten Stimmenanteil aller Parteien erzielt hatte.

Noch in derselben Nacht, in der der Reichstag brannte (27. Februar 1933) wurde Reuter verhaftet und brachte vier Monate in den Gefängnissen von Herne, Hamborn und Brauweiler zu.

Im Oktober 1933 wurde Reuter wegen illegaler Parteiarbeit erneut verhaftet und gegen Ende des Jahres vom Oberlandesgericht Hamm zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt, die er im Lager Rhede-Ems verbüßen musste. Nach der Haftentlassung war Reuter der Aufsicht der Gestapo unterstellt. Für zwei Jahre wurde er zum Autobahnbau dienstverpflichtet.

Das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 nahmen die Nationalsozialisten zum Anlass, Reuter - wie viele Regimegegner - zu verhaften. Er wurde ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht. Im Februar 1945 erfolgte der Transport Reuters ins Konzentrationslager Bergen-Belsen. Der Straßenname wurde in Erinnerung an die mehr als 200 Herner Toten gewählt, die in den Jahren 1933 bis 1945 Opfer des Nazi-Terrors geworden sind. [2] [3] [4] [5]

Viktor Reuter wohnte im Haus Castroper Straße 292.

Historie

Was auch immer die Stadtväter zur kurzzeitigen Widmung der Straße an den damals noch lebenden Jean Vogel getrieben hat, der Schuss ging nach hinten Loss!

"Heil Dir im Siegerkranz

Ein Andenken an den siegreichen Kaiser Wilhelm l. in den Orkus.— Der Schildbürgerstreich unserer kaiser- und königstreuen Stadtväter.
Eine herrliche Satire voll Hohn und Spott ließe sich von dem Stoff anfertigen, der die Stadtväter auf der rechten Seite des Hohen Hauses mit der Umbenennung der Wilhelmstraße in Jean=Vogel=Straße geliefert haben. Sie, die durchweg noch Untertanen des alten Obrigkeitsstaates sind, den sie mit seinem Dreiklassenwahlrecht und allen Privilegien der Kaiserzeit wieder herstellen möchten, werfen ein Andenken an den siegreichen Kaiser Wilhelm l. in den Orkus, indem sie die Wilhelmstraße in Jean=Vogel=Straße umtaufen. Bisher konnte bei der Stadtverwaltung merkwürdigerweise trotz aller angeblichen Bemühungen nicht festgestellt werden, wem zu Ehren diese Straße Wilhelmstraße benannt wurde. Den Bemühungen privater Stellen ist es eben gelungen, darüber Klarheit zu schaffen. Wir bekamen nämlich gestern einen Brief zu Gesicht, der klipp und klar Auskunft davon gibt, was die amtlichen Urkunden bisher nicht verrieten. Der Familie Schlenkhoff wurde von einem der ältesten Angehörigen[8] folgendes Schreiben zugestellt:
Gut Plantage, Köln=Ostheim, den 27. März 1932.
Gleichzeitig mit Ihren Zeilen kam hier ein Exemplar der Herner Zeitung an, durch Herrn Eckey zugesandt, worin der Fall „Wilhelmstraße" beschrieben war. Darin sind verschiedene Irrtümer enthalten. Die bisherige Wilhelmstraße wurde im Jahre 1870/71 von meinem Vater angelegt, wohl als erste Unternehmerstraße des sich damals noch langsam entwickelnden Herne. Zuerst hieß diese Straße allgemein damals im Volksmunde „Bollenstraße", wahrscheinlich, weil als Unterlage Schutt mit Knochen verwendet wurde. Sie erhielt dann den Namen Wilhelmstraße zum Andenken an den siegreichen Kaiser Wilhelm I.
Auch die Heinrichstraße dort hat ihren wohllautenden Namen nicht etwa nach mir, sondern wurde so genannt zum Andenken an den Stadtrat Heinrich Veuhoff, der zur Zeit der Erbauung dieser Straße starb.
Was die Umbenennung der Wilhelmstraße in Jean=VogelStraße betrifft, so halte auch ich dieselbe für vollständig abwegig, da der Träger dieses halb undeutschen Namens meines Wissens in keinerlei Beziehung zu dieser Straße steht. Den Namen Wilhelmstraße erhielt die Straße damals wohl auf Wunsch der gesamten Bevölkerung, was man von Jean=Vogel=Straße wohl kaum behaupten kann.“

Dem Magistrat wird nunmehr wohl nichts anderes übrig bleiben, als den Beschluss betreffs Umbenennung zu revidieren, also eine andere Straße oder überhaupt keine mit Jean Vogel zu benennen. Jedenfalls ist hier etwas getan worden, damit der olle Kaiser Wilhelm seligen Angedenkens bleibt."[9]

Literatur

Lesen Sie auch

Quellen

  1. StAH, Protokollbuch der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Herne 1945 - 1948, Blatt 11, TOP 3, Nr. 2.2.
  2. "HERNE - von Ackerstraße bis Zur-Nieden-Straße", Stadtgeschichte im Spiegel der Straßennamen, bearbeitet von Manfred Hildebrandt, Ralf Frensel, Jeannette Bodeux, Franz Heiserholt, Veröffentlichungen des Stadtarchivs Herne, Herne 1997
  3. Herner Anzeiger 14.12., 21.12.1935.
  4. Herner Zeitung 26.03.1932.
  5. WAZ 28.02.1985.
  6. Erste Erwähnung als Wilhelmstraße im Sterberegister Herne am 17. Juni 1875 Nr. 231.
  7. Vgl. Herner Anzeiger vom 27. September 1933. Online auf Zeitpunkt.nrw
  8. Heinrich Rensinghoff gen. Schlenkhoff. Seit 1897 Besitzer des Gutes Groß Plantage in Köln-Ostheim. Geb. 1865 in Herne, gestorben nach 1937 in Köln.
  9. Wittener Zeitung vom 31. März 1932. online auf Zeitpunkt.nrw