Die Bautätigkeit des Jahres 1927 in Herne (Herner Anzeiger Januar 1928)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Die von Dr. Leo Reiners redaktionell betreute Zeitung - Herner Anzeiger - widmete am 3. Januar 1928 in einen besonderen Artikel rückblickend die Neubaumaßnahmen in der Stadt Herne für das Jahr 1927.[1] Verfasser war ein gewisser "Sch"!

Herner Anzeiger/ Anzeiger für das Amt Sodingen 7 Gerther Anzeiger
Zweites Blatt
Dienstag, den 3. Januar 1928, Nr. 3
Die Bautätigkeit des Jahres 1927 in Herne
Die neuen Wohn= und Geschäftshäuser.

Neubauten, wie sie an der Bahnhofstraße errichtet wurden, ziehen wegen ihrer bevorzugten Lage aller Aufmerksamkeit auf sich. Wir haben im „Herner Anzeiger“ wiederholt Gelegenheit genommen, darüber zu berichten. Aber die Bahnhofstraße ist es nicht allein, an der gebaut wird. „Hinter dem Berge wohnen auch Leute.“ Nur den Neubau Kerkhoff, Wilhelmstraße 4, die Neubauten Flottmannstraße vom Architekten Kraus und das neue Hansahaus des Bauunternehmers Veuhoff haben wir bereits gewürdigt. In weiterer Folge seien die Geschäfts- und Wohnhäuser betrachtet, wie sie im Laufe des Jahres bezugsfertig geworden oder zu bauen in Angriff genommen sind. Teilweise sind es Wohnhäuser, die noch im Jahre 1926 begonnen wurden.

Unter diesen wurden am 15. Januar die Wohnhäuser Manteuffelstraße 1 und 3 bezugsfertig, darin acht Wohnungen zu je vier Räumen nebst Zubehör (Dielen bzw. Flure, Balkone. Speisekammern, Dachstuben, Badezimmer usw.) errichtet durch Heinrich Veuhoff. Im Januar gleichfalls bezogen wurden die von Architekten Drolshagen für den Wohnungsverein erbauten Wohnhäuser Bismarckstraße 63, 65 und 67. Gute Wahl farbigen Verputzes zeichnen die Bauten von Drolshagen aus. Wohl nicht allein die Wohnbauten von diesem Architekten, wie wir das weiter unten sehen. Von Drolshagen sind auch die neuen Häuser Neustraße 25 für Gust. Jöllenbeck und 23 für den Wohnungsverein gebaut. Im Hause 25 liegt im Erdgeschoß die Rathaus-Apotheke und ein Laden für ein Konfitürengeschäft, im 1. Obergeschoß eine Wohnung von sieben und in den anderen Obergeschossen je eine Wohnung zu drei und zu vier Räumen. Sämtliche Wohnungen haben das übliche Zubehör und die Räume sind durchweg recht groß. In dem gleicherweise ausgestatteten Hause Nr. 23 sind fünf Wohnungen zu fünf, vier und drei Räumen enthalten. Mit feinem Empfinden sind beide Häuser als Einheit, und plastisch gut durchdacht, errichtet.

Der größte Fehler, der bei den ersten Bauten nach Kriegsende gemacht worden ist, von Berlin her diktiert, war der, daß die Wohnräume sämtlich auf Mindestmaße beschränkt wurden, sonst wurden sie nicht „bezuschußt". Es ergaben sich aus dieser Not sogenannte „Puppenstuben". Sie sind auch eine Art Fluch der Neuzeit. Man kann sich in diesen Räumen kaum umdrehen, wohnt äußerst beschränkt. Und erst spätere Jahrzehnte werden aus diesen „Auch"=Wohnungen durch Beseitigen von Innenwänden und Zusammenlegen von zwei Wohnungen zu einer, erträgliche Wohnvergnügen machen können. In ihrem heutigen Zustande sind diese Wohnungen als Notbehelf anzusprechen.

Aus dem von Architekt Drolshagen für den Wohnungsverein gebauten Hause Kaiserstraße 14 ist ein Einfamilienhaus für den Kommandeur der Schutzpolizei geworden, nett und lieblich. Architekt Baumeister Dr. Hartmann hat das Haus Goethestraße 59 als Einfamilienhaus für sich gebaut, später verkauft, ein Schmuckstück, das beste Haus der ganzen Reihe damit geschaffen. Daneben Haus 57 hat Architekt Hesse für Kaufmann Severing gebaut, das gleichfalls als sehr gut anzusprechen ist. Haus Nr. 51 für Hrch Weber hat Architekt Albert Fimpler gebaut, dieses mit drei Wohnungen zu je 5 Räumen und dem nötigen Zubehör, desgleichen als Einfamilienhaus, Bauherr Küster Josef Dahlhoff, Ritterstr. 6, und gegenüber, Ritterstraße 7, für Ferd. Schäfer.

Mit weiteren Neubauten des Architekten Fimpler streckt sich die neu anzulegende Feldkampstraße südlich vom Kleinbahnhof „Konstantin“ weiter ins noch unbebaute Feld. Der Bauverein „Rote Erde“ als Bauherr ist darin mit schönem Erfolge tätig gewesen. Vier Baublocks mit zusammen 15 Häusern sind hier errichtet, anschließend an die älteren Häuser an der Bochumer Straße. Der mittlere Block an der Feldkampstraße tritt weiter zurück und wird durch den Bildstandpunkt verdeckt. Frost ließ die Verputzarbeit nicht fertig werden. Wird zum kommenden Frühjahr die vor den Blocks 2 und 4 gedachte 5 Meter breite Vorgartenanlage gemacht, dann wird auch der Verputz fertig sein. Desgleichen die Straße; das Straßenbaumaterial ist bereits angefahren. An der Ecke und vor Block 3 sind größere Grünplatze vorgesehen. Danach wird dieses Bild sich wesentlich verschönt darbieten. Als Architekturbild ist es jedenfalls jetzt schon interessant genug. Den Neubau für Bäckermeister Funkenberg von Fimpler, Ecke Bahnhof= und Manteuffelstraße, enthaltend drei Läden und elf Wohnungen, haben wir bereits gewürdigt („Verjüngung der Bahnhofstraße"). In den Baublocks für „Rote Erde“ sind der Reihe nach, die Wohnräume durchschnittlich 18 Quadratmeter groß, mit Diele, dunkler, gut gelüfteter Speisekammer (fliegenfrei!), Bad usw. sechs Wohnungen zu je vier Zimmern, vier Wohnungen zu je vier und drei zu je fünf, acht Wohnungen zu je drei und schließlich vier Wohnungen zu drei und drei zu fünf Zimmern eingerichtet. Die Häuser mit fünf Wohnräumen können als Eigenheime mit zugehörigem Garten erworben werden.

Die Wilhelmstraße ist um eine Reihe verschiedener Neubauten bereichert. Der Neubau Kerkhoff, Wilhelmstraße 4. Architekt A. Hesse BDA, ist im „Herner Anzeiger“ bereits besprochen. Darin sind außer dem Laden mit allen Nebenräumen fünf Wohnungen mit 24 Zimmern eingerichtet. Weitere Wohnhausbauten von Architekten Hesse sind an der Altenhöfener Straße, Haus 129, Bauherr Wilh. Gutberlett, mit drei Wohnungen zu je zwei und acht zu je drei Räumen, und Haus 131, Bauherr Otto Landwehr, mit drei Wohnungen zu je drei und vier Wohnungen zu je vier Räumen errichtet. Die Fronten mit farbigem Verputz, wie sie sich für unsere schwärzende Industrieluft voraussichtlich am besten als dauerhaft behaupten werden, und in Farbtönen, die gutes Empfinden verraten. Häuser ähnlicher Art bieten das Vertrauen, daß es, so fortgefahren, in Zukunft um unser Stadtbild besser sein wird.

Für den Neubau Wilhelmstraße 23, Bauherr Rud. Haber, hat Architekt Albert Fimpler die Pläne gemacht. Ein Haus, gebaut mit einfachen Ausdrucksmitteln, Rohziegel und farbiger Putz und doch mit diesen Einfachheit sehr gut in der Komposition der Massen und Flächen. Außer den Läden sind darin eine Wohnung zu zwei, je zwei Wohnungen zu drei und zu vier Zimmern eingerichtet, dazu das übliche Zubehör an Nebenräumen. Gegenüber hat Stuckateur Schnittker dem Hause 24, Niederdräing, ein neues Kleid aus Putz gemacht und ihm schöneres Ansehen gegeben. Haus Puhlmann, Grabenstraße 29, gebaut von Bauunternehmer Jöllenbeck, steht, einstweilen noch mit Vorgarten, innerhalb seiner schon recht alten Umgebung wie ein freundlich Neues einfach und schön. Darin zwei Wohnungen zu je vier Zimmern.

Wohnhäuser Auguststraße 42, 46 a. b und c. [34-38][2]
Architekt: Städtisches Hochbauamt.

Bauunternehmer Pleßmann und Schrader sind mit ihren vielen Neubauten, in diesem Jahre errichtet, zumeist mit den Außenfronten noch im Rückstande. Nur die Häuser Huestraße 37 und 39, im Mai bezogen, sind fertig, mit Anerkennung zu bewerten Es sind darin acht Wohnungen zu vier und vier 3 fünf Zimmern usw. eingerichtet. Bach= Ecke Bochumer Straße befindet sich noch im Ausbau enthaltend drei Läden mit je einem Büroraum und in den drei Wohngeschossen je zwei Wohnungen zu fünf Räumen mit allem Zubehör. Am Neubau Bach- Ecke Düngelstraße hat der Winter Pause geboten. Bauherr ist Rübsam. Es ergeben sich darin (es sind zwei Einzelhäuser) ein Laden mit einer Fünfzimmerwohnung und zwei Wohnungen zu je drei Zimmern im Erdgeschoß und in den drei Obergeschossen je vier Wohnungen zu drei Zimmern. Die Bauten Oskarstraße 7 und 9 enthalten sieben Wohnungen zu vier und vier zu fünf Räumen usw. Verputzt werden die Häuser zum Frühjahr.

Ziemlich abseits, nahe der westlichen Stadtgrenze, in noch entwicklungsfähigem Gelände, das einstweilen mehr interessant ist wie schön, überrascht den Beschauer eine große, nicht ungeschickt gesetzte Baugruppe, gebaut von der Baufirma Kortebusch u. Ritterswürden: Cranger Straße 72 bis 82, zusammen 15 Häuser mit 12 Wohnungen zu zwei, 30 zu drei und 6 zu vier Zimmern, dazu das nötige Zubehör. Licht und Luft ist zwischen den Häusern 72 und 72a und 80 und 82 reichlich knapp bemessen und der Bauform Neuestes ist es nicht, was angestrebt erscheint. Gewisse Schönheit ist durch die Gruppierung und durch die mit Bruchsteinen gemauerten Terrassen oder Vorgarteneinfriedigungen erzielt. Und die Schlagseite zur Straße hält die Fronten blank und frisch. An der Strünkeder Straße sind bis zum Rohbau gediehen, darin längere Zeit schon der Geldknappheit wegen stillgelegen, die Blockfront zwischen August- und Jobststraße zugebaut. Erfreulich wird sich das Straßenbild schließen. In den Häusern, Bauherren sind vom Bruch und Arlt, Ausführende Kortebusch u. Ritterswürden, werden zehn Läden mit je einem Büro, an der Auguststraße wird eine Wohnung zu vier und an der Jobststraße eine zu drei Zimmern, sonst noch werden in den Obergeschossen 18 Wohnungen zu drei, 6 zu vier und 3 zu fünf Räumen mit Dachstuben usw. eingerichtet. Mit dem Weiterbau kann, erfreulich für Bauherren und Ausführende, alsbald begonnen werden, da die Baugelder dafür wieder flüssig geworden sind. Die meisten Wohnungen, nur ausgenommen die der Eckhäuser, erhalten Balkone In Recklinghausen=Süd werden von Kortebusch und Ritterswürden im Auftrage der Magdeburger Bau= und Kreditbank 11 Häuser mit je vier Zimmern in einer großen Reihe von 30 Einfamilienhäusern Im Reitwinkel gebaut, die im Rohbau vollendet sind.

Siedlung „Rote Erde“, 15 Häuser, Bochumer- und Feldkampstraße. Architekt: Albert Fimpler.[3]

Bauunternehmer Hrch. Veuhoff hat außer seinem Hansahaus an der Neu= und Bebelstraße und dem Eckbau Manteuffelstraße 1 und 3 an der Schillerstraße eine weitere Anzahl Eckhäuser gebaut. Die Frage der Eckbaustellen ist eine der bedeutendsten, die es gibt, wenn die Nachbargrundstücke bereits bebaut sind. Das war in allen Fällen Tatsache! Und es muß durchaus erfreuen, daß die nackten Brandgiebel der vorhandenen Häuser durch die neuen Eckbauten verdeckt, die Straßenbilder geschlossen sind.— In den Eckhäusern Giesenberger Allee 26 (Bauherr Walter Jabot) und 33 sind je ein größerer und ein kleinerer Laden und zu dem größeren Laden eine zugehörige Wohnung im Erdgeschoß, und in den Obergeschossen je sechs Wohnungen zu drei Zimmern vorhanden. Schillerstraße 30 und 30a, Ecke Sodinger Weg, sind, weil der hier beginnende Sodinger Weg nur 10 Meter breit ist, an sich zwar erfreulich. Daß aber dieser Weg nicht breiter gelegt werden konnte, hat seinen Grund in der Beschränktheit der Baugrundstücke, die bei weiterem Straßenraum weniger ausnutzbar geblieben wären.— Solche städtebauliche Fehler, die auf Rechnung längst vergangener Jahrzehnte kommen, werden heute— siehe die neueren Fluchtlinienpläne— Gott sei Dank vermieden.— In diesen beiden Häusern sind ein Laden mit Vierzimmerwohnung an der Ecke, zusammen neun Wohnungen zu drei und zwei zu zwei Räumen mit Zubehör und für alle Wohnungen ein Küchenbalkon entstanden. Daß das eine Eckhaus weiß in Farbe gesetzt ist, bleibt gewagt. Niemand wird es zum zweiten Male wagen, wenn man gesehen hat, was daraus alsbald geworden ist.

Haus Kraus, Ecke Schul- und Vinckestraße [67].[4]
Architekt: Franz Kraus B D. A.


Unsere Industrieluft duldet keine weißen Fronten!

Bauunternehmer Jos. Köhler hat in den Neubauten Bochumer Straße 39a und Siepenstraße 2 und 4 drei Neubauten ausgeführt, mit denen man durchaus einverstanden sein darf, deren Formen und Ausführung recht befriedigt. Im Eckhause sind je drei Wohnungen zu drei und vier Wohnungen zu drei und vier Wohnungen außer den Läden mit Büro, und in den Häusern Siepenstraße acht Wohnungen zu fünf Räumen nebst allem Zubehör entstanden.

An der Schillerstraße werden weiter wirksam die Neubauten 19 und 19a, Eckhäuser von Im Schlagenkamp. Für die Einmündung und die Straßenweite mit 9.50 Meter Im Schlagenkamp trifft gleicherweise leider zu, was für Sodinger Weg gesagt wurde. Selbst Wohnstraßen müssen weiträumig bleiben, oder die Häuser weniger hoch. In diesen Bauten sehen wir als ausführende Firma Wilh. Finke, desgleichen für die ganze umfangreiche Reihe Im Schlagenkamp. Ein Teil der Neubauten sind fertig, außen wie innen, und bezogen, ein anderer Teil ist noch von außen unverputzt, oder im Ausbau, oder erst begonnen. Im Ganzen ergeben sich in den Neubauten, außer den Läden, 45 Wohnungen zu zwei, drei und vier Zimmern mit allem Zubehör. An Berg= und Waldstraße hat W. Finke 18 Wohnungen für Kriegsbeschädigte gebaut.

Der Wohnungs=Sparverein „Selbsthilfe“ hat einen größeren Baublock an Berta= und Jobststraße erbaut. Etwa die Hälfte der Neubauten ist schon im Mai bzw. im Oktober bezogen, die andere Hälfte befindet sich im weit vorgeschrittenen Ausbau hinter verglasten Fenstern. Der graue Zementputz, einfachst und doch nicht ohne Reiz und Rhythmus der Flächenteilung, mit Blumenkästen zu schmücken, ist im Bestreben nach Farbe im Stadtbild wenig willkommen. Blumenschmuck kann nicht allein herausreißen, was die Architektur versäumte. Unmotiviert scheint, daß inmitten der Straßenfront der noch unvollendete Teil wirkungsvoll durch vier Geschosse betont ist. Warum damit nicht an die Ecke? Es wäre gewiß schöner geworden!

Die gemeinnützige Siedlungsgenossenschaft „Arbeiterheim“ ist mit ihren Neubauten mit Bezug auf Außenwirkung nicht auf dem rechten Wege Brunnenstraße 29 und Bergstraße 71 bis 85 können gewiß nicht überzeugend schön bezeichnet werden. In diesen Häusern sind sechs Wohnungen zu drei, vier zu vier, drei zu fünf und vier zu sechs Zimmern entstanden.

Die Bergmannssiedlung hat mit ihren Neubauten Goebenstraße 5, 7 und 9 den großen Baublock restlos geschlossen. Nicht mehr, wie bei den Bauten der Vorjahre, ist eine Hauptwirkung mit Plastik erzielt. Mehr ist noch die Plastik wohl der Bauform, sodann die der Farbe angewandt. Und der Abschluss ist durchaus würdig. Dieser wird immer, solange die Häuser stehen, gut sein. In den letzten Bauten sind zehn Wohnungen zu drei, acht zu vier und zwei zu fünf Räumen eingerichtet.

Die Neubauten der Stadtverwaltung

durch das städtische Hochbauamt ausgeführt, beanspruchen als vorbildliche Bauweise anerkannt zu werden. Inzwischen sind, seit wir darüber berichtet hatten, auch die Neubauten an der Wiescherstraße bezogen. Das Bild von der Auguststraße läßt die Außenwirkung erkennen, wie es mit den Farben zu denken ist. Farbig am feinsten geglückt sind jedoch die Bauten Bismarckstraße 89, 91 und 93.

Die noch unvollendeten Neubauten des (Beamten=) Wohnungsvereins Strünkederstraße 13, 15 und 17, Bismarckstraße 1 und Goebenstraße 10, 12 und 14, nach dem Entwurf des Architekten Drolshagen, bezeugen mit den bereits bezogenen dessen äußerst erfolgreiche Tätigkeit in der Errichtung von Wohnhäusern. Was an der Rohbauform des großen Baublocks bereits zu erraten ist, dürfte die äußerliche Vollendung als vortrefflich bestätigen. Sieben Läden mit 95 Meter Schaufensterfront, 55 Wohnungen zu fünf, vier und drei Zimmern, die zugehörigen Baderäume mit Badeeinrichtung ausgestattet, werden in diesem ansehnlichen Baublock vorhanden sein. Jede Wohnung erhält auch Diele, Speisekammer usw. Der Fertigstellung darf mit Interesse entgegengesehen werden.

Über die Bauten des Architekten Sprenger in Firma H. Dickhoff G. m. b. H. an der Bahnhofstraße, Knaden, Umbau Fischer und Capitol, ist Würdigendes bereits gesagt. Außer diesen Bauten sind die Wohnhäuser Moltkestraße 10 und 12, Ecke Beckstraße, am 1. Juni fertig geworden. Die Bauweise lehnt sich an Hergebrachtes an, geht weniger aus sich heraus. Nur die Haustüren sind vorbildlich schön in der Form. An neuen Wohnungen sind in diesen Häusern elf Wohnungen zu vier und drei zu fünf Räumen eingerichtet. Architekt Schömann, der Bauleiter beim Erweiterungsbau des evgl. Krankenhauses, hatte auch die Bauleitung über den Neubau der Herner Zeitung in der v. d. Heydtstraße. Der Entwurf dazu stammt von einem Barmer Architekten. Es darf anerkannt werden, daß die neue Front, das Erdgeschoss mit poliertem Granit, die drei Obergeschosse mit Tuff verblendet, vornehme Ruhe darstellt. Und die Wirkung. die dunklen Granitflächen unten, die hellen Tufflächen oben, ist gut mit den Architekturlinien vereinigt. In Börnig hat Architekt Schömann für August Schmerfeld an der Gerther Straße eine Selterswasserfabrik gebaut.

Architekt F. J. Kraus, der Erbauer unseres Geschäftsgebäudes, sei mit den Neubauten für Kriegsbeschädigte an der Flottmannstraße noch einmal erwähnt. Eine andere Leistung sehen wir im Bilde Ecke Vincke= und Schulstraße, erbaut für seinen Vater als Bauherrn, und errichtet von seinem Bruder, der Firma Franz Kraus. „Farbe im Stadtbild“ kommt daran zu gutem Ausdruck. Außer dem großen Ladenlokal mit Dreizimmerwohnung sind in dem Hause noch je drei Wohnungen zu drei und zu vier Räumen eingerichtet, sowie im Dachgeschoß zwei weitere Wohnungen zu drei Räumen. Weitere Arbeiten von Kraus sind: Der Neubau einer Kaffeerösterei Neustraße 5 für Niehage mit 100 qm Fläche, nebst Mälzerei im Untergeschoß und Lager im Obergeschoß; der Neubau für Geschwister Schumacher, Haldenstraße 7, mit drei Wohnungen zu je vier Räumen und allem Zubehör, ein Putzbau ausgezeichneter Horizontalarchitektur; in Sodingen die Villa Th. Rothe, Kirchstraße, nach schwierigen Gründungsarbeiten zum 1. August vollendet, in seiner Art durchaus reizvoll und gut abgestimmt; der nicht minder reizvolle Umbau Bache in der Neustraße: der Innenausbau des Butterhauses Geck Bahnhofstraße 43, mit eingerichteter Kaffeerösterei, Zentralheizung und doppelt großem Laden.— Architekt Breil baut für Kinderreiche an der Vödestraße eine Reihe von drei Doppelhäusern.

Anerkennenswerte Ausführungen des Architekten Hesse sind noch die Neubauten Altenhöfener Straße für Milchhändler Holl und Malermeister Küpper-Fahrenberg. Sodann hat Hesse die Bürgerkneipe von Chr. Möller, v. d. Heydtstraße 63, durch einen anerkennenswerten Umbau vergrößert. Ein sehr freundlicher, durch eine Deckenlaterne besonders geschmückter, doppelt vergrößerter Saal, ein neues Gastzimmer mit neuen Toiletten und einem neuen Wohnraum über dem Gastzimmer haben sich durch den Umbau ergeben.

Weitere Neubauten, die nicht zu den schlechtesten zählen, hat Bauunternehmer Drücke gebaut. Er war einer der ersten, der nach der Inflation wieder zu bauen begonnen hat. Dieses Jahr brachte er für Lehrer Große=Allermann den Neubau Bismarckstraße 101 mit vier Wohnungen zu je fünf Zimmern, schöner Diele usw. und für sich die Neubauten Bismarckstraße 79 und 81 mit acht Wohnungen zu vier und mit vier zu zwei Zimmern. Letztere sind im Innenausbau so weit gediehen, daß sie zum 1. Februar bezogen werden können. Der Außenputz an allen muß dann gleichfalls noch hergestellt werden. — Für Zeche „Mont=Cenis“ hat Drücke einen Schwefelofen gebaut.— Freundliches Interesse ist sodann noch den Neubauten Bismarckstraße 20 und 22 entgegenzubringen. Den uns nicht bekannten Ausführenden sei hiermit unsere Anerkennung gleich der für andere ausgesprochen.

Was in allen den vorjährigen Neubauten geworden ist, befriedigt zumeist in hohem Maße. Ist an diesen oder jenen die Hand es Künstlers nicht zu erkennen, daß sie gleichgültig lassen müssen, dann sei, wo noch Gutes daraus geworden ist,
die Hand der Bauberatung
erkannt. Es sollte aber dahin kommen, daß den Führern der feingeistigen Form, unseren begabten Architekten, das Zusammenarbeiten mit allen Bauausführenden zur Freude wird. Nur dann kann es als vertrauensvoll gewiss angesehen werden, daß das Stadtbild künstlerisch gedeiht. Den Könnern aber lasse die Bauberatung freie Hand! Nur der Reichtum an Gedanken kann erfreuliches bringen! Wer in schwerster Zeit den Mut hat, zu bauen, Leute zu beschäftigen, damit der Allgemeinheit ein Dienst erwiesen werde, verdient, daß man ihn unterstütze, fördere. Und dann: von altem Stilkrams haben wir im Stadtbilde genug, übergenug! Fort mit verstaubten Altgedanken! Nur der Jetztzeit wollen und müssen wie leben, damit wir vor dem Richterstuhle unserer Kinder bestehen können. Nicht, daß diese über unser Können einst die Nase rümpfen dürfen!

Noch eins ist, worauf bei dieser Gelegenheit hingewiesen sei: In den weitaus meisten Neubauten werden die Baderäume nicht mit einer Badeeinrichtung zugleich ausgestattet. Baderäume sind in allen Häusern wohl vorhanden. Was aber soll der auf eine Mietwohnung angewiesene Minderbemittelte mit einem leeren Baderaum? Er wird meist zur Rumpelkammer herabgewürdigt. Manche stellen auch, wenn es eben geht, ein Bett hinein! Damit hat dann der Baderaum seinen Zweck verfehlt. Eine um einen entsprechenden, doch gewiss geringen Betrag erhöhte Miete für das eingerichtete Bad wird bei der Zahlung dem Mieter weniger fühlbar, als daß er sich eine neue Badeeinrichtung anschafft. Nur wenige sind in der Lage. Soll also unser heutiges Bauen seinem idealen und hygienischen Zweck erfüllen, dann müssen die Badeeinrichtungen in jedem Baderaum auch mit eingebaut werden. Denen aber, die ihre Baderäume wirklich ausgestattet haben, damit sie dem Mieter diene, sei ihre Fürsorge ausdrücklich anerkannt. SCH.


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Quellen