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[[Datei:1890-Bahnhofstraße-Bahnhofsvorplatz Herner Zeitung (11.12.1943).jpg|mini|Auf diesem Bild, das erst 1943 in der Herner Zeitung veröffentlicht wurde, sieht man die abgetragenen Bebbauung am Bahnhofsvorplatz]] | |||
Das nächste Grundstück, heute | Das nächste Grundstück, heute | ||
Aktuelle Version vom 13. Oktober 2024, 15:19 Uhr
Die erste Bebauung - was bis vor 60 Jahren entstand - wie aus der Landstraße Hernes größte Verkehrs- und Geschäftsstraße wurde
Von Leo Reiners
Aus der Geschichte der Bahnhofstraße
Bei der Aufzählung der ältesten bebauten Grundstücke der Bahnhofstraße hatten wir uns das Jahr 1870 zur Grenze gesetzt, zumal die alte Katasterübersichtskarte die Gebäude nachgetragen enthält, die zwischen 1823 und 1870 entstanden sind. Wir haben aber schon darauf hingewiesen, dass diese Nachtragung nicht vollständig sein kann, da kein gesetzlicher Zwang bestand (und bis heute nicht besteht), neue Gebäude ein messen zu lassen. So sind mehrfach Gebäude schon vor 1870 da gewesen, die erst in den bei der allgemeinen Neuvermessung im Jahre 1877 angefertigten Stückvermessungsrissen auftauchen. Für das Jahr 1877 ergibt sich zudem ein so stark fortgeschrittenes Bild der Bebauung, dass man kaum anzunehmen geneigt ist, dass das alles in sieben Jahren entstanden sein soll. Und trotzdem entfällt das meiste von diesem Zuwachs auf die Jahre 1870-77, so dass man zu der Erkenntnis kommt, daß die "Gründerzeit" unsere Bahnhofstraße einen großen Schritt vorangebracht hat. Da auch Wünsche an uns herangetragen worden sind, wir möchten die Geschichte der für das Herner Verkehrs= und Geschäftsleben so wichtigen Bahnhofstraße nicht zu früh abgrenzen, wollen wir die beiden für die Entwicklung der Bahnhofstraße bedeutsamen Perioden (vom Bahnhofsbau (1847) bis 1870 und die Gründerjahre nach 1870) behandeln.
Zu diesem Zwecke müssen wir, bevor wir die westliche Seite der Bahnhofstraße jenseits des zuletzt behandelten Bahnhofs weiter verfolgen, noch einmal zurückgreifen zum Ausgangspunkt, Cremers Hof, den bekanntlich Hochstrate gt. Jasper mit Brennerei und Brauerei errichtete, nachdem er das Grundstück, das ursprünglich bis zur Kirchhofstraße ging, von der Evgl. Kirchengemeinde gekauft hatte. Den bis zur Kirchhofstraße reichenden Teil des Grundstücks verkaufte der Wirt Friedrich Wilhelm Hochstrate gt. Jasper 1874 als Bauplätze, und zwar den ersten Bauplatz an den Kaufmann Joseph Kleestadt, den zweiten an den Seilermeister Eduard Gessmann und den dritten an den Kaufmann Johann Becker aus Bochum.
Das von Kleestadt erbaute Haus
Bahnhofstraße 9a
erwarb 1889 der Kaufmann Matthias Schreiber, von seinen Söhnen May und Otto ging es 1926 an den Kaufmann Walter Jansen über, nachdem es einem Auf- und Neubau unterzogen worden war.
Gessmann erbaute auf der von ihm erworbenen Parzelle das Haus
Bahnhofstraße 9b
mit einem Lagerhaus. Im Jahre 1887 erwarb es der Wirt Andreas Braun, 1897 der Wirt Heinrich Strüngmann, ende 1898 die Witwe des Bauunternehmers Bernhard Cleves, ab 1907 besaß es der Wirt Joseph Cleves, 1920 ging es in den Besitz des Wirtes Wilhelm Prüßmann über, heute ist der Wirt Walter Reifenrath, der eine Julie Prüßmann geheiratet hat, Eigentümer. Im Jahre 1910 ist das Wohn- und Wirtshaus einem Neubau unterzogen worden.
Das von Becker erworbene Eckgrundstück wurde mit zwei Häusern bebaut, dem Hause
Bahnhofstraße 9c
und dem Hause Kirchhofstraße 3. Das erste blieb im Besitz der Familie Becker bis 1919, wo es von dem Kaufmann Anton Grüne erworben wurde. 1923 wurde es einem Umbau unterzogen und 1930 von dem Kaufmann Robert Kühnke erworben. das zweite Haus kaufte 1900 der Postassistent a.D. und Wirt Friedrich Wünnenberg, 1917 der Gerichtsdiener Wilhelm Ellichsen. Es hat noch die ursprüngliche Form.
die Lücke zwischen Cremers Hof und Kirchhofstraße ist also erst 1874 bebaut worden, während die Häuserreihe von Kirchhofstraße bis Behrensstraße schon vor 1870 bestand. allerdings waren es nicht die meist mit den Giebeln aneinanderstoßenden großen Bauten, die wir heute sehen, sondern mit Ausnahme von Boos und Weinberg ihre zweistöckigen Vorläufer, die einzeln für sich standen und durch kleine Zwischenräume getrennt waren. Auf das 1902 abgebrochene Kaisersche Haus, das im Bereich der damals durchgelegten und gebauten Behrensstraße und an der Stelle des heutigen Ausstellungsraumes von Sinn stand, folgte zunächst wieder eine Lücke, die nach 1886 von den beiden Häusern Albring und Metzgerei Marx (Bahnhofstraße 33) geschlossen wurde, doch das folgende heutige Haus Sinn (2015 C & A, südlicher Teil)
Bahnhofstraße 37
hat eine längere Geschichte. Das Grundstück gehörte ursprünglich zum Bergelmannschen Ackerland. 1866 kaufte der Kaufmann Waldemar Rochol die Parzelle und verkaufte sie 1870 an den Kaufmann Salomon Weinberg für 1496 Taler. Im Jahre 1877 wurde für den Kaufmann Leopold Weinberg ein Wohnungsrecht eingetragen, so dass das Grundstück erst in diesem Jahre bebaut worden zu sein scheint. In dem Stückvermessungsriss von 1877 ist das Haus enthalten. Von den Erben Weinberg erwarb es 1914 der Kaufmann Johannes Voorgang, nachdem es 1901 und [1904]] umgebaut worden war. Er selbst ließ es 1928 abbrechen und den jetzigen Neubau Sinn errichten. Auf demselben Grundstück hat auch ein Wohnhaus mit Atelier der Witwe Ostermann gestanden, das 1922 abgebrochen wurde.
Die
Alte Apotheke
, die nun folgt, hat auch schon vor 1870 bestanden, wenn sie auch in den Katasterkarten von damals nicht steht. Der Apotheker Gustav Funke hat das Grundstück im Jahre 1866 von Joh. Diedr. Schulte (zu Bergen) gt. Bergelmann für 1200 Taler gekauft und darauf die erste Apotheke in Herne erbaut. 1892 ging das Besitztum auf seinen Sohn, den Apotheker Gustav Funke jr., über, 1893 erwarb es der Apotheker Gerhard Maas aus Düsseldorf, 1895 der Apotheker Werner Brocke, der 1905 anstelle des alten Hauses einen Neubau errichten ließ, die Häuser
Bahnhofstraße 39a und b
, von denen das erste 1918 von Kaufmann Johannes Voorgang erworben und von ihm mit Nr. 37 zum heutigen Hause Sinn verbunden wurde, während das andere seit 1913 dem Apotheker Fritz Hollatz gehört.
Das zweistöckige Nebenhaus,
Bahnhofstraße 41
("Eisenstein") lässt noch heute erkennen, dass es zu den alten Häusern der Bahnhofstraße zählt. Das Grundstück, das ebenfalls zum Bergelmannschen Ackerland gehörte, ist im Jahre 1871 von dem Bürochef Adolph Heidelbach für 1400 Taler gekauft worden. Im Jahre 1875 hat er es an den Auktionskommissar Ottomar Noethe aus Börnig weiterverkauft, von dem es mit einem Wohnhaus bebaut wurde. Im Erbwege ist es 1894 an den Kaufmann Otto Altfeld in Herne gekommen, der es 1897 an den Kassierer Gustav Deitenbach aufließ. 1909 erwarb es der Kaufmann Albert Salomon, der es 1911 als Geschäftshaus umbauen ließ.
Nun kam eine Lücke, die vor 1870 bis zur Kampstraße reichte. Das Haus Schluckebier entstand in dieser Lücke 1874. Das Grundstück, das ebenfalls zum Bergelmannschen Ackerland gehört hatte, war 1861 von dem Mühlenbauer Georg Externest gekauft und später bei der Zwangsversteigerung von dem Kaufmann Heinrich Schlenkhoff erstanden worden. Von diesem kaufte es 1874 der Kürschner Karl Schluckebier, der sich ein Wohn= und Geschäftshaus darauf erbaute, das 1905 umgebaut worden ist.
Auch das mit dem Giebel fest an das Schluckebiersche stoßende Nebenhaus ist 1874 entstanden. Das Grundstück hat dieselbe Vorgeschichte wie das vorgenannte. Es war der Kaufmann Heinrich Delbrügger, der es 1874 von dem Kaufmann Heinrich Schlenkhoff kaufte und mit Wohnhaus und Schmiede bebaute. 1896 ging es auf den Schlosser Otto Delbrügger über. Das Haus wurde 1906 umgebaut. heute besitzt es die Witwe Dellbrügger.
Das nun folgende Grundstück reichte bis zur Kampstraße. Es gehörte dem Gutsbesitzer Diedrich Overkamp, der es gemeinsam mit der Evgl. Kirchengemeinde besessen hatte. Im Jahre 1870 kaufte es von ihm der Wirt und Zimmermann Heinrich Deilmann. dieser veräußerte einen Teil an den Metzger (später Kaufmann) Joseph Stein, der, nachdem er 1875 von Heinrich Schlenkhoff die neben Dellbrügger gelegene Restparzelle erstanden hatte, auf beiden Parzellen das Haus
Bahnhofstraße 53
errichtete. Es ging 1927 in den Besitz des Kaufmanns Salomon Stein über. Im letzten Jahre wurde es aufgestockt und "modernisiert".
der übrige, größere Teil des Deilmannschen Grundstücks wurde mit zwei Fachwerkhäusern (der heutigen Apotheke und dem dahinter liegenden Wohnhaus an der Kampstraße) und einem mit der Schmalseite zur Kampstraße stehenden lang-schmalen Saal bebaut, der heute verschwunden ist, während die beiden Häuser noch stehen. Die große Vortreppe der Apotheke ist in diesem Jahre beim Umbau des Erdgeschosses beseitigt worden. Deilmanns Besitz wurde 1878 zwangsversteigert und von dem Kaufmann Louis Bäumer in Lünen (später Dortmund) erworben. 1885 kaufte ihn der Apotheker Heinrich Crux aus Wickede a. d. Ruhr, der darin die zweite Herne Apotheke, die Neue Apotheke, einrichtete.[Anm. 1]
Entfernter Nachbar von Deilmann war das schon vor 1870 vorhanden gewesene Haus Rocholl (heute Wirtschaft Osthold), das wir schon behandelt haben, von da war alles unbebaut bis zur Grabenstraße. Wenigstens bis 1870 war es so, denn 1877 stand das Haus Freese,
Bahnhofstraße 73.
Das Grundstück hatte - wie die ganze Ecke an der Von-der-Heydt-Straße - der evgl. Kirchengemeinde gehört, von der es der Bäcker Wilhelm Metzkes erwarb. 1891 wurde es für die Eheleute Wirt Bernhard Bruch und Emilie geb. Goldenberg aufgelassen; die Witwe heiratete in 2. Ehe den Fußgendarmen Heinrich Sander zu Baukau, 1894 ging es auf den Restaurateur Jean Vogel, von diesem 1919 auf den Kaufmann Heinrich Freese über, der es 1928 um- und ausbauen ließ.
Ebenso vorhanden war 1877 das Nebenhaus
Bahnhofstraße 75
(Woolworth). Das ursprünglich bis zur Grabenstraße reichende Grundstück wurde aber erst 1882 von der Evgl. Kirchengemeinde für die Witwe des Maurers Moritz Wagner, Theodora geb. Lüttgen, aufgelassen. 1919 erwarb es Kaufmann Franz Wehling sr., der schon vorher die mittlerweile bebaute Ecke Grabenstraße erworben hatte. Wehling ließ das alte Wagnersche Haus 1928 abbrechen und an dessen Stelle den Woolworthbau aufführen.
Was an Häusern von der Grabenstraße bis zum Bahnhofe schon vor 1870 vorhanden war, haben wir bereits behandelt, so dass wir jetzt auf die westliche Bahnhofsstraßenseite jenseits des Bahnhofs eingehen können. Eines der vor 1870 vorhanden gewesenen Häuser ist (wenn auch in baulich veränderter Form) noch heute an der Beckstraße erhalten. Es ist das etwas schräg zur Straßenflucht stehende einstöckige Häuschen neben dem Spielplatz. Das Grundstück war bei der Teilung der Gemeinheit Koppelheide dem Kötter Trösken (dessen Haus lag neben Knapp an der Bahnhofstraße in Alt-Herne, heute Cafe Köster) zugefallen. Von dem Schuster Friedrich Trösken kaufte 1865 der Schmiedemeister Hermann Horstmann 83 Ruten 80 Fuß für 586 Taler 18 Silbergroschen und errichtete darauf sein Wohnhaus. Im Jahre 1891 verkaufte er es an den Bauunternehmer Heinrich Dickhoff.
Dieser besaß damals das den älteren Hernern noch bekannte
Dickerhoffsche Besitztum am Bahnhof.
es ist beim Bau des neuen Bahnhofes abgebrochen worden und lag da, wo heute Wartesaal und Fahrkartenschalter sowie die an der Nordseite des Bahnhofes entlangführende Straße sich befindet. Auch dieses Grundstück hatte Trösken gehört. Von den Eltern des eben genannten Schusters Friedrich Trösken, dem Schuster Johann Hrch. Trösken und seiner Frau, Cath. Marg. geb. Breilmann, erwarb es 1850 der Schreiner Wilhelm Scheve für 300 Taler. Er baute darauf ein Wohnhaus, das 1851 schon stand. Im Jahre 1857 kaufte es der Handelsmann Heinrich Wormland für 3500 Taler und von diesem im Jahre 1870 der Maurermeister und Bauunternehmer Heinrich Dickhoff für 5550 Taler. Die Preiserhöhung erklärt sich dadurch, dass mittlerweile weitere Gebäude auf dem Grundstück entstanden waren. 1870 waren es jedenfalls zwei und 1886 sogar drei (Wohnhaus mit Anbau, Schreinerwerkstatt und Holzschuppen). Danach sind sie alle verschwunden und durch neue, die Dickhoffsche Villa u.a., ersetzt worden. Das Grundstück wurde kurz vor dem Kriege von der Stadt Herne erworben, und die Gebäude wurden zum Zwecke des Bahnhofsbaues abgerissen.
Direkt an der Bahnhofstraße lag vor 1870 ein Haus, an dessen Stelle sich heute
die Ecke von Utsch
erhebt. Das Grundstück (aus Parzelle 8 der Flur "In der Koppenburg") war 1811 bei der Zwangsversteigerung des Strünkeder Besitzes von Hentrei (später Lechtape) an der Rosenstraße meistbietend erstanden worden. Davon kaufte im Jahre 1849, also kurz nach der Inbetriebnahme des Bahnhofs, die Eheleute Maurer Kaiser und Frau Anna Cath. geb. Hülsmann 94 Ruten 16 Fuß (den Rest der Parzelle 8 erwarb der sich gegenüber ansiedelnde Wilhelm Meinhardt). Die Witwe Kaiser geb. Hülsmann heiratete in zweiter Ehe den Gastwirt Heinrich Busch, meist Kaiser genannt, in Baukau. [Vgl. Busch Willm] Im Erbgange erhielt später das Ehepaar Kaufmann Otto Seher und Julie geb. Kaiser das Grundstück. Dass darauf eine Wirtschaft betrieben wurde, geht daraus hervor, dass zu den Gebäuden ein Kegelhaus gehörte. Der nördliche Teil des Hauses (scheinbar ursprünglich Stall und Remise) war im Laufe der Zeit verändert worden, an seiner Stelle entstand 1911 der Neubau, der die jetzige Ecke von Bahnhofsvorplatz und Bahnhofstraße bildet. Der südliche Teil, der in der jetzigen Straße stand, war schon vorher durch An= und Umbauten und ein mit der Längsseite am Bahnhofsplatze stehendes Gebäude erweitert und 1898 völlig durch einen Neubau ersetzt worden, doch fielen diese Gebäude dem Bau des jetzigen Bahnhofsvorplatzes zum Opfer, ebenso die auf demselben Grundstück an der Beckstraße von Seher errichteten Häuser. Das eine lang da, wo jetzt das Telefonhäuschen der Taxichauffeure steht, das andere davor im Fahrdamm. In ihm wohnte der Fuhrunternehmer Hrch. Clases. Der Sehersche Besitz war 1913 von der Stadt Herne erworben worden.
Das nächste Grundstück, heute
Bahnhofstraße 103
Wirtschaft Matschke, ist auch schon vor 1870 bebaut gewesen. Es hatte zur Parzelle 7 der "Koppenburg" gehört, die 1811 von Adolphen in der Strünkedischen Zwangsversteigerung erstanden wurde (diese Adolphen wohnten nachher in dem Häuschen am Steinweg, das heute noch neben Blumengeschäft Wienholt steht). Die Witwe des "Winkeliers" Wilhelm Adolphen, die in 2. Ehe einen Bernhard Schwalbenberg geheiratet hatte, verkaufte einen Teil des westlich der inzwischen entstandenen Chaussee gelegenen Stücks 1857 an den Spediteur Ferdinand Lohbeck aus Recklinghausen, der es mit Wohnhaus, Stallung und zwei Einliegerhäuschen bebaute. 1870 verkaufte er das Besitztum an den Kaufmann Otto Flanhard, diesem wurde es aber 1877 zwangsversteigert, wodurch es in den Besitz der Herner Amtssparkasse kam. Von dieser kaufte es 1883 der Bäcker Ewald Neuhaus. Im Jahre 1898 erfolgte der Abbruch und der Neubau des jetzigen Gebäudes Bahnhofstraße 101/103. Nachdem 1902 der Schreinermeister Friedrich Hülshoff Eigentümer geworden und 1906 der Saal angebaut worden war, kaufte es [1934]] der Wirt Hermann Matschke.
Das nächste Haus,
Bahnhofstraße 107
(Nr. 105 gibt es nicht) hat Brune gehört. Der Bahnwärter Adolf Brune hat das Grundstück 1857 von der Witwe Schwalbenberg aus dem Adolphenschen Erwerb aus der "Koppenburg"" für 500 Taler erstanden und mit einem Wohnhaus bebaut. Im Jahre 1892 ging es auf den Bäckermeister Adolf Brune über. Das für diesen angebaute Backhaus wurde später Nebenwohnhaus und [[1909] umgebaut, während das Wohnhaus 1898 abgebrochen und in der jetzigen Form gebaut wurde. Seit 1933 gehört das Haus den Kaufleuten Franz und Josph Speith.
Auf das Haus Brune folgt ein schmaler
Durchgang zur Beckstraße.
Dieser Durchgang hat eine historische Bedeutung. Der Teil der Beckstraße, wo jetzt die Autotaxen stehen, ist nämlich, wie wir früher schon sagten, der letzte Rest der alten Bahnhofstraße, wie sie vor der Erbauung des Bahnhofes Herne=Bochum und vor der beim Ausbau der "Bahnhofstraße" zur Provinziallandstraße erfolgten Begradigung verlief. Und im Zuge des genannten Durchgangs lief von dieser alten Bahnhofstraße aus ein Zufahrtsweg zur Funkenbergschen Mühle. Die Verlängerung des Durchgangs über die alte Bahnhofstraße hinaus ist heute die Beckstraße, die übrigens ihren Namen von dem Westbach hat, der sie westlich abgrenzt, denn er fließt im Zuge des Fußgängertunnels und der Moltkestraße einher. An dieser Beckstraße haben wir das schräg zur Straße stehende alte Häuschen schon erwähnt. Aber auch das dem Spielplatz gegenüber in der Ecke liegende Häuschen (Nr. 20) ist alt. Es entstand auf einem Grundstück, das 1811 bei der Versteigerung Strünkedischen Besitzes von Fleigenschmidt erworben wurde. 1860 hatte es der Landwirt Wilhelm Erfmann zu Herne (der auch die Fleigenschmidtsche Wirtschaft am Steinweg übernommen hatte) erhalten. Von diesem kaufte der Postillion Friedrich Herzog im Jahre 1866 den Bauplatz für 748 Taler 15 Sgr. und erbaute darauf ein Wohnhaus. Im Jahre 1872 verkaufte er sein Besitztum an den Materialienverwalter Fr. Wilh. Pax, es kam dann an den Kaufmann Hrch. Pax und fiel 1879 an den Postschaffner Friedrich Herzog zurück, der mittlerweile nach Dortmund verzogen war und für den noch ein erhebliches Restkaufgeld eingetragen war. Es blieb dann bis vor einigen Jahren im Besitz der Geschwister Herzog.
Noch ein weiteres Haus ist an der Beckstraße zu erwähnen, es ist das ebenfalls auf der Nordseite gelegene Haus Nr. 30, dessen Grundstück bei der Teilung der Koppelheide an den Bauern Breilmann in der Wiescherstraße gefallen war. Dieser verkaufte den Bauplatz 1876 an den Schreiner Friedrich Kraemer. 1877 stand darauf bereits das jetzige Haus, das 1901 im Erbgange in den Besitz des Berginvaliden Wilh. Osthus kam. Heute besitzt es Frau Andreas Uhe geb. Osthus.
Bahnhofstraße 109/111
Kehren wir nunmehr zur Bahnhofstraße zurück, so treffen wir nördlich des erwähnten Durchgangs auf zwei kleine zweistöckige Häuser, an deren Stelle 1870 nur eins stand. Das Grundstück hatte zur "Koppenburg" gehört und war 1811 von dem Bauern Hermann Asbeck erworben worden. Dieser vergab es 1842 in Erbpacht, und das darauf erbaute Haus Bahnhofstraße 109/111 gehörte zwei verwandten Familien. Der Hausteil Nr.109 mit dem zugehörigen Grundstück war an die Eheleute Fassbinder Conrad Lackmann und Gertrud geb. König in Erbpacht gegeben, der Hausteil Nr. 111 an die Eheleute Karl Weithe und Hanna geb. Lackmann. Dem Bauern Asbeck waren für die Erbpachtsgerechtigkeit jährlich von jeder der beiden Familien zu leisten: 4 Taler 15 Sgr. Erbpacht, drei Mannshanddienste im Sommer gegen übliche Kost und ein Gewinngeld von 10 Talern, das bei Eingehen einer zweiten Ehe auf die Hälfte ermäßigt wurde. Dieses Erbpacht-Überbleibsel einer früheren Zeit ist 1854 gelöscht worden. Zwischen 1870 und 1877 sind an die Stelle des einen gemeinsamen Hauses zwei getrennte getreten. Das südliche (Nr. 109) baute offenbar der Schreiner Friedr. Meinhardt aus Gelsenkirchen, der das Grundstück 1875 von den Eheleuten Schreiner Kraemer (die Witwe des Conrad Lackmann hatte diesen in 2. Ehe geheiratet) erwarb. 1883 ging es auf den Wirt Wilhelm Meinhardt über, 1885 auf den Metzger Max Lutz. Von der Witwe Lutz kaufte es 1920 der Metzger Fritz Füisting, nachdem es 1910 umgebaut worden war.
Das nördliche gelegene Haus [Nr. 111), das von Karl Weithe auf den Bergmann Wilh. Weithe übergegangen war, wurde 1890 für den Schreiner Fritz Hülshoff aufgelassen, von der Witwe erwarb es der Kaufmann Kemper. Heute besitzt es die Stadt Herne. [Anm. 2]
Bahnhofstraße 115
Von den nun folgenden Häusern hat das Haus von Tölle (Nr. 115) wieder eine längere Geschichte. (Der Zwischenraum [Nr. 113, Kampert] ist erst nach 1886 bebaut worden.) Das Grundstück hatte zur Parzelle 3 und 4 der "Koppenburg" gehört, die 1811 von Schulte gt. Kortnack erworben worden war. Von diesem kaufte im Jahre 1864 der Bahnhofsnachtwächter Georg Tölle den Bauplatz für 300 Taler. In den Jahren 1868, 1870 und 1879 kaufte er weitere Parzellen, die an sein Grundstück anstießen, von Erfmann, also aus dem alten Fleigenschmidtschen Erwerb aus der Strünkedischen Konkursmasse. Auf dem ersterworbenen Stück erbaute er ein Wohnhaus mit Schmiede und Scheune, das 1877 in den Stückvermessungsrissen nachgewiesen ist. 1898 wurde es abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, der 1900 auf den Fuhrunternehmer Anton Tölle überschrieben wurde.
Bahnhofstraße 117 bis 121
Zugleich mit diesem Neubau ist auch wohl das Haus Nr. 117 entstanden, denn es steht auf dem Toelleschen Grundstück. Das Haus Nr. 119 ist ebenfalls erst jüngeren Datums, es steht (im Bereich der alten Bahnhofstraße, die hier von der neuen gekreuzt wird!) auf FUNKENBERGS Grund, der 1877 nur das Haus Nr. 121 aufwies. Das Grundstück hatte ebenfalls zu Fleigenschmidts Erwerb aus der Strünkedischen Konkursmasse gehört und war von Erfmann 1870 für 800 Taler an den Schreiner Wilhelm Funkenberg verkauft worden. Das von diesem erbaute Haus Nr. 121 wurde später bei dem Bau der Schlachthof-, heute Manteuffelstraße (sie hieß Schlachthofstraße, weil sie zu dem an der Moltkestraße geplanten Schlachthof führen sollte), zum Eckhaus und 1928 von Funkenberg durch einen großen Eckneubau ersetzt, den 1930 die Stadt Herne erwarb.
Bis zur Steinmetzstraße, wo früher der Westbach die Grenze gegen Baukau bildete, lag nur noch ein Besitztum, die alten Braunschen Fachwerkhäuser, die 1929 und 1933 abgerissen wurden und an deren Stelle heute die große Tankstelle steht. Die Häuser lagen am Westbach der im Zuge der Moltkestraße verlief, dann hinter der Manteuffelstraße ostwärts abbog, einen Doppelknick um die Braunschen Häuser herum machte, dann bei der Steinmetz- und Dornstraße unter einer Brücke im Zuge der jetzigen Bahnhofstraße herlief und alsdann nach Vereinigung mit dem aus Funkenbergs Mühlenteich kommenden Ostbach nach Norden abbog. Während er an der westlichen Seite der alten Bahnhofstraße entlanggelaufen war, geriet er durch die Anlegung der neuen Bahnhofstraße auf deren Ostseite.
Doch sprechen wir von den alten Braunschen Fachwerkhäusern. Sie bestanden schon vor 1870. Das Grundstück hatte zu Fleigenschmidts erwerb aus der Strünkedischen Versteigerungsmasse gehört und war von dem Bahnwärter Karl Eistermann bei der Auseinandersetzung mit den Erben der Eheleute Paul Vierhaus gt. Fleigenschmidt als Abfindung seiner Ehefrau von dem elterlichen Vermögen laut Vertrag vom 4. 11. 1853 erworben worden. Er hatte es mit einem Doppelhaus bebaut, dem parallel zur Steinmetzstraße nach 1870 noch ein weiteres Haus angefügt worden war. Von dem Bäckermeister Heinrich Eisermann ging der Besitz 1894 an den Expedienten Karl Schumacher und von diesem 1897 an den Rentner Andreas Braun über. Der Erbe, Kaufmann Caspar Braun, ließ die Häuser, wie gesagt, 1929 und 1933 abbrechen. [1]
Dr. Leo Reiners
Anmerkungen
- ↑ Die Lizenz zur Errichtung einer zweiten Apotheke in Herne wurde Heinrich Crux im November 1884 erteilt. Vgl. Emscher Zeitung vom 6. Dezember 1884. Online auf Zeitpunkt.nrw
- ↑ (Aus dem Artikel Die Oelmühle Funkenberg I.) Berichtigung: In unserem Artikel „aus der Geschichte der Bahnhofstraße" in der vorigen Samstag=Ausgabe musste es bei dem Hause Bahnhofstraße 111 heißen: "1932 erwarb es die Stadt Herne, von dieser 1934 der jetzige Besitzer, Kaufmann Anton Kemper“.
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Quellen
- ↑ Leo Reiners 7. Dezember 1935 Herner Anzeiger