Schlosskapelle Strünkede
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Das älteste erhaltene Gebäude Hernes ist die Schlosskapelle des Hauses Strünkede. Sie geht bis auf Bernd von Strünkede zurück, der ihren Gründungsbau bis 1272 auf dem Vorburggelände errichten ließ.
Damals war das mit mehreren Lagen von Gräften gesicherte Gelände mit zahlreichen einfachen Behausungen der Burgherren und Burgstadtbewohner besetzt. Um den Status einer Pfarrkirche zu erreichen, mit dem Recht des öffentlichen Gottesdienstes, wurde beim Kölner Erzbischofs Friedrich III. von Saarwerden angefragt. Steinen schreibt:
"Im Jahr 1272 hat Herr Bernd v. Strünckede neben seinem Schloß, zu seiner und seiner Burgmännern auch ihrer Angehörigen gebrauch, eine Kapelle gestiftet und mit Renthen bersehen. Weil aber das Schloß und Flecken (Castrum & Suburbium, stehet im Originalbriefe) fast weit von ihren Kirchspielkirchen, Castrop und Herne gelegen war, und die Einwohner des Schlosses und Fleckens, derer sehr viel waren, nicht ohne Lebensgefahr, bey den damaligen kriegerischen Zeiten zu ihrer Kirchspielkirchen kommen konten, hat der Herr Bernd v. Strünckede am Ende des 14 Jahrhunderts bey dem Erzbischoffen zu Cöln Friderich, angehalten, ihm zu erlauben, daß auch in dieser Kapellen die Sacramenta möchten ausgetheilet werden. Als nun der Erzbischof, dem Johan Hirtz, beyser Rechten Doctor und Official zu Cöln, aufgab, die Sache zu untersuchen, hat dieser dem Pastor zu Linne, Cölnischen Bischofthums und des Cölnischen Hofes Procurator, Diederich Stenraede, Befehl gegeben, sich nach Strünckede zu verfügen, von der Sache Beschaffenheit genaue Nachricht einzuziehen, und darüber zu berichten. Wie nun dieser solchem Befehl gelebte, des Herrn v. Strünckede angeben gegründet funde, und solches dem Erzbischof angezeigete, hat dieser mit Willen der Pastoren zu Castrop und Herne d. 5 Januarius 1395 dem Suchen des Herrn v. Strünckede Platz gegeben, und obgedachter massen erlaubet, daß auch in dieser Kapellen der ordentliche Gottesdienst, mit Austheilung der Sacramanete geschehen möchte."
Jedoch blieb die Kapelle ein Abspliss (Vikarie) der Herner Kirche.
Seit dieser Zeit bis in die Anfänge des 16.Jahrhundert diente die Kapelle der Familie von Strünkede als Begräbnisplatz. Die Grablegen des „tollen Jobst“ († 1529) und seines Vaters Reinhard († 1535) sind durch Ausgrabungen verbürgt.
Die von den Strünkedern begünstigte Reformation in der Dionysius-Kirche führte gleichzeitig zur Annahme der lutherischen Glaubensrichtung in der Schlosskapelle 1563. Rund 100 Jahre später führte die Witwe Gottfrieds von Strünkede mit einem eigenen Prediger die calvinistische Ausrichtung des Glaubens in ihrer Schlosskapelle ein. Bis zur Vereinigung mit der evangelisch-lutherischen Dionysius Gemeinde diente sie der reformierten Gemeinde Strünkedes als Pfarrkirche.
Von Steinen schreibt unter Wiederholung der Liturgieerlaubnis dazu weiter:
II. Die Reformierte Kirche, ist sehr klein, und lieget vor dem Schloß Strünckede, wie sie dann vorzeiten als eine Schloßkapelle ist gebaruchet worden. Von dieser Kirchen habe ich auf dem Hause Strünckede folgendes gefunden: [...] Zur Zeit der Reformation ist in derselben, gleich wie zu Herne, ein Lutherischer Vicarius angeordnet worden. Da aber im Jahr 1681 der letzte Lutherische Herr dieses Hauses, Gottfrid Freyherr v. Strünckede versturbe, hat dessen Frau Witwe, welche der Reformirten Religion zugethan war, in dieser Kapelle den reformirten Gottesdienst eingeführet, und hat Johan Fridrich Hofmann, Reformirter Prediger in Essen im Jahr 1686 d. 1. Januarius, als erste Predigt, über Joh. 10. 22=31. in serselben gehalten, und zugleich die Communion ausgetheilet, dabey 25 Communicanten waren."
Mit dem Erlöschen der Strünkedeschen Lebens- und Finanzkraft begann der Verfall. So wurde der Glockenturm 1802 entfernt. Als dann 1845 im nunmehr zu Preußen gehörigen Herne die Union zwischen Lutheranern und Calvinisten verkündet wurde, verlor sie ihren Charakter als Gotteshaus und wurde als Privateigentum von den jeweiligen Besitzern des Schlosses unter anderem als Scheune, Stall und Hundezwinger genutzt. In dieser Zeit gingen viele alte Elemente unwiederbringlich verloren. So konnte beispielsweise die 1950 freigelegte manieristische Malerei des späten 16. Jahrhunderts nur noch in wenigen Teilen gerettet werden.
1948 wurde die Kapelle zusammen mit dem Schloss Eigentum der Stadt Herne. Nach einer gründlichen Restaurierung, bei der auch die durch Brandbomben zerstörten, gotischen Gewölbe wiederhergestellt und eine neue Fensterverglasung vorgenommen wurden, dient sie bis heute neben Konzerten, Trauungen und Taufen dem Gottesdienst kleinerer Glaubensgemeinschaften.
Der gotische Backsteinbau mit dem polygonalen 3/8-Chor weist an seiner südlichen Seite mit den Werksteineinfassungen die ältesten Spuren auf, die vielleicht noch vom Gründungsbau von 1272 stammen könnten. Der übrige Teil wurde wohl im 14./15. Jahrhundert nach den Zerstörungen von Strünkede errichtet. Der jetzige Dachreiter aus der Nachkriegszeit ersetzt eine kleine Barockhaube. Der zweijochige Saal besitzt ein Kreuzrippengewölbe, dessen Schlussstein die Wappen der Familie von Strünkede und ihrer Lehnsherren, der Herzöge von Kleve, zeigt. Einbahnige Spitzbogenfenster, die im Chor zweibahnig sind, sorgen für die Beleuchtung des kleinen Sakralbaus. Die Fensterlaibungen im Chor zeigen vereinfachte, spätgotische Rankenmalerei.
Ausstattung
Der heutige Altaraufsatz war das Oberteil des 1700 geschaffenen Hauptaltars der alten Dionysius-Kirche. Weihekreuze (Apostelleuchten) sind im Inneren des Baus an mehreren Stellen eingelassen. An den Wänden befinden sich alte Herner Grabsteine, so auch der von Margaretha von Asbeck, der 1587 verstorbenen Ehefrau des „tollen Jobst“. Eine Totentafel aus dem Jahr 1682, vermutlich von Gottfried von Strünkede, hängt an der Westwand über der Tür, eine Gedenktafel für Diedrich Wilhelm Rembert, welcher im Preussisch-Österreichischen Krieg 1866 in Böhmen starb und aus der unmittelbaren Nähe stammte, rundet die Ausstattung ab.
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Ursprungstext (Teilweise) mit Autorenverzeichnis
Wikipedia: Schloss Strünkede, abgerufen am 1. Februar 2015