Gysenberg

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
Karte der Gemeinde Sodingen-Gysenberg 1928
Wappen der Familie von Gysenberg zu Gysenberg und Horneburg, nach Max Spießen (1904).

Im Jahre 1392 wird Rotger van der Brugghenoye (Brüggeney) mit „deme tynden (Zehnt = Abgabe in Höhe eines Zehntels vom Ertrag) to dem Gysenberge in dem Kerspel (Kirchspiel) van Herne“ belehnt. 1461 wird urkundlich erwähnt, dass Roprecht Stael van Holtsteyn, seines Zeichens Lehnsstatthalter für Mark und Sauerland mit dem „gude (=Gut) to Gisenberge“ im Kirchspiel „Heerne“ den Heinrick Munkert belehnt. In der Urkunde vom 29. September 1470 belehnt Johan Herzog von Cleve und Graf von der Mark mit dem „Gut to Gysenberg im Amte Bouchum und im Kirchspiel Herne auf Bitten des Henrich Monckart van Dornen, der bisher belehnt war, den Henrick Gysenbergh“. Die Schreibweise des Familiennamens hat sich im Laufe der Jahrhunderte mehrfach verändert: Gysenberg(h)(e), Ghisenberch, G(h)i(e)senberg(e). Im Schatzbuch der Grafschaft Mark werden 1486 in der Bauerschaft „Soedingen/Soyngen“ der „Schult van Gysenberg“ und „Bernt ten Gysenberg“ erwähnt. Der „Schult tem Giesenberge“ in „Soyngen“ wird in der Türkensteuerliste aus dem Jahre 1542 genannt. 1725 geht der Besitz an den Grafen Westerholt über. Für den Kaufpreis von 1.775.000 Reichsmark konnte die Stadt Herne am 26. September 1927 den 103 Hektar großen Stadtwald Gysenberg von dem Grafen Egon Franz von und zu Westerholt erwerben. Am 9. April 1934 wurde ein Tierpark eingeweiht und am 4. Juni 1970 der Revierpark Gysenberg eröffnet.

Bis zum Jahre 1844 bildete Giesenberg eine selbständige politische Gemeinde; dann wurde sie mit Sodingen zur Gemeinde Giesenberg-Sodingen zusammengefasst, die am 13. Mai 1913 in Sodingen umbenannt wurde. In ihr wohnten 1818 in den 11 Häusern 57 Personen. Hinzu kamen 20 Personen, die auf dem Rittergut lebten. 1849 wurden die inzwischen 16 Häuser von 123 Personen bewohnt; 1858 wohnten in Giesenberg-Sodingen 223 Menschen.

Die Bauerschaft Gysenberg gehörte 1808 zur Mairie Castrop und danach zur Bürgermeisterei Castrop im Kreis/Landkreis Dortmund. Ab 1844 war sie zusammen mit Börnig und Holthausen Landgemeinde im Amt Castrop. Zum 1. April 1902 wurde das Amt Castrop aufgelöst und die drei Gemeinden bildeten das Amt Sodingen, das zum 1. April 1928 in die kreisfreie Stadt Herne aufging.

Das 122 Hektar große Landschaftsschutzgebiet Stadtwald Gysenberg hat von Nordwesten nach Südosten eine maximale Ausdehnung von fast 2.000 Meter. Im Norden grenzt es unmittelbar an die städtische Siedlungsfläche von Herne-Sodingen; im Südosten reicht es bis an die Bochumer Stadtgrenze. Der größte Teil gehört zu den Castroper Höhen. Die Hänge und auch ein wesentlicher Teil der Hochfläche selbst sind von einem Laubmischwald bedeckt, der hauptsächlich aus Buchen besteht. Insbesondere südöstlich des Hauses Gysenberg sind prächtige Buchenbestände vorhanden, die das Landschaftsbild weithin beherrschen. Das Waldgebiet ist von vielen Wanderwegen durchzogen. Auch einige Spielplätze, Spielwiesen und Schutzhütten sind eingefügt. Auf einer Teilparzelle befinden sich im Wald 12 große Erdhügelgräber aus der Jungsteinzeit oder der älteren Bronzezeit; sie haben einen Durchmesser von 15 bis 18 Meter und sind etwa 1,30 Meter hoch.

Am Westrand, im Tal des hier vorbeifließenden Ostbaches und im angrenzenden Hanggelände, befinden sich neben dem Tierpark mehrere Teiche. Diese grenzen im Norden an das um 1816 oder 1825 errichtete Haus Gysenberg, das anstelle des alten baufälligen Adelssitzes nach dessen Abriss errichtet wurde.

Der Name Gysenberg hängt wahrscheinlich mit „gis“ zusammen, was Schaum, Gischt, aufbrodelndes Wasser bedeutet. In der Tat ist der Gysenberg ein quellreiches Gebiet. In der Nähe des Hauses Gysenberg lagen im vorigen Jahrhundert eine Korn- und eine Ölmühle, die vom Bach getrieben wurden. Weiter unterhalb folgten bei Sodingen eine Papiermühle und nordöstlich des Dorfes Herne die Wieschermühle. Wenn man bedenkt, dass der gleiche Bach, der heute den Namen Ostbach führt, südlich Schloss Strünkede eine weitere Öhlmühle antrieb und dann in seinem Unterlauf, verstärkt durch das Wasser des Westbaches, noch zwei Mühlen nordöstlich von Strünkede, so wird verständlich, dass man ihm auf alten Karten den Namen Mühlenbach gegeben hatte. Zugleich geben diese sieben hintereinander liegenden Mühlen einen Hinweis auf das relativ starke Gefälle dieses Baches, der aus den Castroper Höhen kommt, dann durch Löß- und Sandlöß-Streifen und die sandigen Randplatten durchquert, um schließlich innerhalb des Niederungsgeländes in die Emscher einzumünden. Heute ist der Bach vom mittleren Teil des Tales ab kanalisiert und verschwindet dann bald von der Oberfläche im städtischen Kanalnetz.

Im Osten ist dem Stadtwald ein ackerbaulich genutztes Gelände vorgelagert, das bis an die Gerther Straße reicht. Es wird von einigen landwirtschaftlichen Gehöften aus bewirtschaftet. Unmittelbar an der Stadtgrenze, im südöstlichen Zipfel des Schutzgebietet, liegt in einer Quellmulde ein Hofgebäude, das noch die Form des Niedersachsenhauses mit dem großen Einfahrtstor auf der Giebelseite zeigt. Einige weitere Höfe liegen im Nordostzipfel unmittelbar am Rande der Castroper Höhen. [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12]

Lesen Sie auch

Quellen

  1. Borgmann 1936, S. 32.
  2. Fahne 1869, Nr. 144.
  3. "HERNE - von Ackerstraße bis Zur-Nieden-Straße", Stadtgeschichte im Spiegel der Straßennamen, bearbeitet von Manfred Hildebrandt, Ralf Frensel, Jeannette Bodeux, Franz Heiserholt, Veröffentlichungen des Stadtarchivs Herne, Herne 1997
  4. Herner Anzeiger 26.03.1938.
  5. Rübel 1885, Nr. 835.
  6. Rübel 1894, Nr. 519.
  7. Rübel 1910, Nr. 896.
  8. Rübel/Röse 1890, Nr. 65, 99, 177 u. 376.
  9. StAR, Bestand Archiv Westerholt, Nr. 622.
  10. Timm 1986, S. 40, Nr. 413, u. S. 47, Nr. 706.
  11. VuKAH, Gemeinde-Atlas Sodingen 1826. Stückvermessungs-Handriß.
  12. Westerburg-Frisch 1967, S. 4, Nr. 50.