Gutshaus Gysenberg

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
Gut Gysenberg
Bildinfo: Aus Hartmann 1921
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Letze Änderung: 14.05.2025
Geändert von: Andreas Janik

Zwischen Eisport-Arena und der beliebten Kindereisenbahn „Jolante“, auf einer leichten Anhöhe über den Gysenberger Mühlenteich und direkt am Rande des Gysenberger Waldes liegt der alte Gutshof Gysenberg mit der Hausnummer Gysenberg Nr. 1, Am Schottenbusch 3 und heute Gysenbergstraße 75.

Dieses Ensemble von Wohn- und Stallgebäude ist der Rest des adeligen Besitzes Gysenberg, dessen erster urkundlich festzumachender Besitzer der Ritter Arnd von Gysenberg im Jahre 1290/91 war. Diese Familie gehörten zu den Adeligen Herrschaften von Castrop und waren durch Einheiraten an die Herrschaft Henrichenburg an der Emscher gekommen, wo sie seit dem 16. Jahrhundert wohnten. Nicht unwichtig ist dabei, dass die Familie stets katholischen Glaubens bleibt und demnach mit dem benachbarten Adeligen Hernes nichts zu schaffen pflegte. Sie waren spätestens seit ihrer Henrichenburger Zeit zudem Lehnsleute der Kölner Fürstbischöfe.

Ihr Erbgut wurde seit dieser Zeit von Dienern bzw. Rendanten verwaltet und bewohnt. Als das Geschlecht von Gysenberg mit dem Hildesheimer Domherrn Adolf Robert Arnold von Gysenberg 1725 im Mannesstamm ausstarb, vermachte dieser die Herrschaft an seinen Großneffen Joseph Clemens August Maria von Westerholt. Dieser führte bereits seit 1714 die Verwaltung und übernahm, testamentarisch verlangt, den Namen und das alte Wappen der von Gysenberg und „vermehrten“ ihr eigenes Familienwappen damit und nannten sich von nun an „Westerholt-Gysenberg“.

Das Wappen der Familie von Gysenberg zeigt in Gold drei in einer Reihe stehende schwarze Vögel. Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken stehen zwei bis sechs Glockenblumen.

Verwalter des Gutes wurde nun jeweils ein Mitglied der Familie Galland, noch heute mit eigenem Restaurant am anderen Ende des Gysenbergparks wohnend und handelnd.

Da die alte Burganlage wohl nicht mehr zu halten war, sie lag vermutlich etwas oberhalb der jetzigen Anlage am oder auf dem Hang, wurde diese abgetragen und im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts das jetzige Ensemble errichtet. Das 2 ½-geschossige verputztes Bruchsteingebäude mit Krüppelwalmdach und Fachwerk in Teilen seines Obergeschosses wurde Anfang 1986 unter Denkmalschutz gestellt (DE05916000_20) und diente seit seinem Erwerb durch die Stadt Herne im Jahre 1927 verschiedenen Verwendungen. Zunächst pachtete die Witwe des letzten Rentmeister Galland, Josefine geb. Bergmann das Gut auf eigene rechnung, welches sie schon seit dem Tode ihres Mannes verwaltet hatte. Nach ihrem Tode 1934 zog die Familie in das Gehöfft Gysenberger Wald Nr. 7.

Nach Hartmann ist es ein typisches Sachsenhaus (Typ II) mit angebautem Wohntrakt. Neben dem Haus Callenberg in Obercastrop ist es das einzige Bauernhaus mit vorwiegender massiver Steinumfassungsmauern.

In der Ortschronik von Castrop aus dem Jahre 1822 heißt es:
"Das Haus Giesenberg
in der Commüne gleichen Namens, eine Stunde von Castrop entfernt, besitzt der Herr Graf von Westerholt und Giesenberg, hat zwar wenig Weiden und Wiesen, aber doch bedeutende und theils gute Waldungen und ziemlich gutes Ackerland. Für das alte Haus, das auch sehr baufällig war, steht nun ein neues massives Gebäude, was vorzüglich für Oeconomie eingerichtet ist."[1]

1828 umfasste der Besitz des adeligen Hauses 544 Morgen, 25 Ruten.

In der Einwohnerliste Gysenbergs aus dem jahre 1949 ist im Haus Nr. 1 erwähnt:

Nr. Haus 1849 Einwohner in Gysenberg Stand/Gewerbe Alter Religion
126. Nr. 1 1. Uhlenbruch Georg Pächner 67 K (Geb. 1784)
127. Nr. 1 2. Mina Ehefrau 60 K.
128. Nr. 1 3. Johann Sohn 40 K.
129. Nr. 1 4. Hötting (N. N.) Knecht 60 K.
130. Nr. 1 5. Aechmann Wilhe Hierte 15 K.
131. Nr. 1 6. Wicking Klementin Köchin 23 K.
132. Nr. 1 7. Feldkühler Lisette Magd 20 E.
133. Nr. 1 8. Hermann Anna Magd 40 K.
134. Nr. 1 9. Bussmann Joseph Müller 30 K.
135. Nr. 1 10. Eliesabet Efrau des at 1 25 K.

DENKMAL NR. 20

■ Haus Gysenberg , Wassermühle, Forsthaus
■ Gysenbergstraße 75, 75a, 79, Sodingen
■ Erbaut:
■ Architektur:
■ Details: Zu dem Gysenberger Komplex zählen das Haus Gysenberg, südlich davon die

ehemalige Mühle und das Forsthaus. Nur noch eine Gebäudegruppe aus zwei parallelen Gebäuden markiert den ehemaligen Rittersitz der Familie Gysenberg. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts sind fast alle Gebäude abgebrochen worden. Reste der alten Anlage dürften noch in dem Haus Gysenberg erhalten sein. Dieses lange, verputzte Bruchsteingebäude mit Krüppelwalm trägt über einem hohen Bruchsteingeschoss im ersten Drittel ein Fachwerkobergeschoss. Parallel zu diesem Haus steht südlich davon ein zweigeschossiges Fachwerkgebäude aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, das vermutlich einem Müller zu Wohnzwecken diente. Zu dem Komplex gehört noch eine ausgebaute Wassermühle, die als Fachwerkbau mit Satteldach errichtet wurde, und ein vermutlich zwischen 1800 und 1827 errichtetes Forsthaus mit zugehörigem Backhaus.

Literatur

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Quellen

  1. Vgl.: Die Heimatseite. In: Castroper Anzeiger vom 8. September 1934. Online auf Zeitpunkt.nrw


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