Gerhard Strickmann (Pfarrer)
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Pfarrer Gerhard Strickmann gen. Birwe (* 7. März 1844 in Gütersloh-Herzebrock; † 17. Juni 1892 in Herne) war ein römisch-katholischer Geistlicher und der erste Pfarrer der Gemeinde St. Bonifatius in Herne. Er gilt als zentrale Figur des katholischen Aufbaus in Herne in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, prägte den Kirchenbau, das soziale Gemeindeleben und war während des Kulturkampfes zeitweise von staatlichen Sanktionen betroffen.
Herkunft und Ausbildung
Johann Gerhard Strickmann wurde am 7. März 1844 in Herzebrock (heute Kreis Gütersloh) als Sohn des Georg Strickmann gen. Birwe[1] und dessen Gehahlin Anna Catharina Westermann geboren und am 9. März 1844 in der St. Christina Kirche ebenda getauft.[2][3]
Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte er katholische Theologie und Philosophie und wurde am 21. März 1871 in Paderborn zum Priester geweiht.[4]

Seelsorge in Herne
1872 wurde Strickmann als Pfarrvikar der Missionsgemeinde Herne entsandt, die sich damals noch im Aufbau befand. Die rapide Industrialisierung im Raum Herne führte zu einem starken Zuzug katholischer Arbeiterfamilien, wodurch der Bedarf an seelsorglicher Betreuung schnell anwuchs.[2]
Strickmann leitete bald die Organisation des Gemeindelebens und den Neubau einer Kirche. Die Grundsteinlegung der Kirche St. Bonifatius erfolgte am 22. Mai 1873, die Bauabnahme am 14. Mai 1874.[5]
Kulturkampf
Während des preußischen Kulturkampfes kam es in Herne, wie vielerorts im Rheinland und in Westfalen, zu Konflikten zwischen Kirche und Staat. Pfarrer Strickmann wurde wegen einer Predigt und seiner Loyalität zur katholischen Kirche mit einer Strafe belegt und verlor zeitweise seine staatliche Anerkennung.[4]
Am 11. Juli 1875 wurde er aus dem Regierungsbezirk Arnsberg ausgewiesen.[4]
"Arnsberg. Nachdem die gegen den Geistlichen Gerhard Strickmann zu Herne wegen Vornahme gesetzwidriger geistlicher Amtshandlungen eröffnete gerichtliche Untersuchung rechtskräftig beendigt worden, ist die gegen denselben unter dem 3. Juli v. J. für den diesseitigen Bezirk erlassene Aufenthalts=Versagung außer Kraft getreten."[6]
Er nahm vorübergehend seinen Wohnsitz in Recklinghausen-Süd, führte jedoch trotz der Verbote seelsorgerische Tätigkeit fort und kehrte 1876 nach Herne zurück. Erst ab etwa 1880 konnte er wieder uneingeschränkt als Geistlicher wirken.[4]

Kirchenbau und Pfarreierhebung
Nach dem Ende der Kulturkampfjahre setzte Strickmann den Ausbau der Bonifatiuskirche fort. In den Jahren 1888/1889 wurde der charakteristische Kirchturm fertiggestellt.[2]
Mit der formalen Erhebung der Missionsgemeinde zur selbstständigen Pfarrei wurde Strickmann am 14. Februar 1887 zum ersten Pfarrer von St. Bonifatius eingeführt.[5]
Gründung des Marienhospitals
Ein herausragendes soziales Werk Strickmanns war die Mitbegründung und feierliche Eröffnung des Marienhospitals Herne am 12. August 1883.[7]
Das Hospital war zunächst eine kleine Einrichtung in kirchlicher Trägerschaft, entwickelte sich aber bald zu einer wichtigen medizinischen Institution der Stadt Herne.
Tod
Gerhard Strickmann starb am 17. Juni 1892 in Herne an einer Lungenkrankheit und wurde auf dem katholischen Friedhof der Gemeinde St. Bonifatius beigesetzt.[5]
Mit ihm verlor Herne einen der bedeutendsten katholischen Seelsorger seiner frühen Stadtgeschichte.
Bedeutung
Strickmann gilt als Aufbaupfarrer der katholischen Kirche in Herne. Er verband seelsorgerisches Wirken mit organisatorischem Talent und sozialem Engagement.
Seine Amtszeit fällt in eine Epoche, in der Herne durch Bergbau und Industrialisierung wuchs und neue kirchliche Strukturen benötigte. Strickmanns Name bleibt mit der Entstehung von St. Bonifatius und der Einrichtung des Marienhospitals dauerhaft verbunden.[2][5][7]
Literatur und Quellen
- Wikipedia: „St. Bonifatius (Herne)“, abgerufen am 7. Oktober 2025.
- St. Bonifatius.
- Aus der Geschichte der Bahnhofstraße XI
- WAZ: „Marienhospital Herne – Geschichte“, abgerufen am 7. Oktober 2025.
- Pfarrarchiv St. Dionysius Herne: Kirchenakten St. Bonifatius (unveröffentlicht).
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Quellen
- ↑ Der spätere ersten Pfarrer von St. Dionysius Georg Birwer entstammte ebenfalls diesem Geschlecht.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 „St. Bonifatius (Herne)“, in: Wikipedia, abgerufen am 7. Oktober 2025.
- ↑ https://data.matricula-online.eu Reg.Nr. 15
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 Aus der Geschichte der Bahnhofstraße XI, Historischer Verein Herne/Wanne-Eickel e. V., abgerufen am 7. Oktober 2025.
- ↑ 5,0 5,1 5,2 5,3 St. Bonifatius, Historischer Verein Herne/Wanne-Eickel e. V., abgerufen am 7. Oktober 2025.
- ↑ https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/6190330
- ↑ 7,0 7,1 [https://www.waz.de/staedte/herne-und-wanne-eickel/marienhospital-herne-geschichte-id212730309.html „Marienhospital Herne – Geschichte“], Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), abgerufen am 7. Oktober 2025.

