Amtsgericht Wanne-Eickel

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
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Amtsgericht Herne-Wanne
Erbaut: 1952/53
Stadtbezirk: Herne
Ortsteil: Wanne
Letze Änderung: 08.03.2023
Geändert von: Andreas Janik
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Das Amtsgericht Herne-Wanne, ehemals Wanne-Eickel, befindet sich an der Hauptstraße 129 in 44651 Herne.

Vorgeschichte

Bis 1926 waren die Bereiche des Amtes Wanne dem Amtsgerichtsbezirk Gelsenkirchen, die des Amtes Eickel des Amtsgerichtsbezoirkes Bochum zugehörig. Mehrfach wurde seit 1900 der Wunsch geäußert, für beide Ämter ein eigenes Amtsgericht zu schaffen. Vgl. u.a.: Denkschrift Amtsgericht Wanne 1904.
Bei der Stadtgründung Wanne-Eickels wurden zudem noch Teile Röhlinghausens zum Gerichtsbezirk Wattenscheid und Holsterhausens zum Amtsgerichtsbezirk Herne geschlagen, was für die Justizpflege außerordentlioch hinderlich war.

Gründung

Am 15. Juli 1930 wurde im Preußischen Landtag das „Gesetz über die Errichtung eines Amtsgerichts in Wanne-Eickel“ verabschiedet. Da ein Neubau durch dioe damalige Notverordnung untersag war, vermietete die Stadt Wanne-Eickel am 19. Mai 1932 das Erdgeschoß und weitere Räumlichkeiten des Rathauses.
Nach der Durchführung der Umbauarbeiten setzte das Preußische Staatsministerium durch Verordnung vom 27. Dezember 1932 das Gesetz über die Errichtung des Amtsgerichts in Wanne-Eickel zum 1. Februar 1933 in Kraft. An diesem Tag nahm das mit vier Richtern besetzte Gericht seine Arbeit auf.

Feierliche Eröffnung des Amtsgerichts-Wanne-Eickel - Ein Markstein in der Geschichte der Stadt Wanne-Eickel.
Schlicht, dennoch eindrucksvoll war die am gestrigen Samstagvormittag im festlich geschmückten Zivilsitzungssaal vorgenommene Eröffnung des Amtsgerichtes Wanne=Eickel, Vertreter der Justizverwaltung, der Polizei. Stadtverwaltung. Rechtsanwaltschaft. Handel und Gewerbe, Kirche sowie Presse wohnten dem feierlichen Eröffnungsakt bei, der ein Markstein in der Geschichte des Gerichtswesens in Wanne=Eickel bedeutet.
Die Eröffnungsrede hielt Landgerichtspräsident Broicher, der etwa folgendes ausführte: Erst der zielbewussten Tätigkeit des Herrn Oberbürgermeisters war der Erfolg beschieden. Weiter ist insbesondere dem Herrn Oberbürgermeister sowie Stadtbaurat Detering zu verdanken, dass das Amtsgericht eine so schöne Stätte für seine Wirksamkeit erhalten hat. Gleicher Dank gebührt dem staatlichen Hochbauamt unter Führung von Baurat Meyer[1]. So bat denn das neue Amtsgericht eine seiner Würde und seines Wertes entsprechende Unterkunft gefunden, den Beamten stehen schöne und gesunde Arbeitsräume zur Verfügung.
Dann ergriff Oberbürgermeister Kiwit das Wort: Der langgehegte Wunsch der Bürgerschaft, ein eigenes Amtsgericht zu besitzen, ist in Erfüllung gegangen. Schon vor 40 Jahren wurde auf die Notwendigkeit der Errichtung eines eigenen Amtsgerichtes hingewiesen. Durch viele Eingaben wurde damals erreicht, daß im Jahre 1914 die Justizverwaltung der Ausführung des Planes näher trat. Der Oberbürgermeister schilderte dann ausführlich die schwierigen und langwierigen Versuche und Verhandlungen, um dieses Gericht wirklich zu schaffen. Die Eröffnung ist ein Markstein in der Entwicklung der Stadt, auch ein Markstein für die Rechtspflege, eines der höchsten Güter, die der Staat zu schützen hat. Ich beglückwünsche sowohl im Namen der Stadtverwaltung als auch des Stadtverordnetenkollegiums die Justizverwaltung zu dem heutigen Tage und spreche diesen Glückwunsch auch aus im Namen des Herrn Regierungspräsidenten.
Namens des verhinderten Polizeipräsidenten überbrachte Oberregierungsrat Sträter dessen Glückwünsche.
Dann sprach der älteste Richter des neuen Amtsgerichtes. Amtsgerichtsrat Wulff. Er betonte, dass wohl die meisten Beamten, die fast sämtlich von den Gerichten Gelsenkirchen und Bochum an das hiesige Amtsgericht versetzt worden sind, glaubten bei der Nachricht der Aufhebung von Amtsgerichten in Preußen in dem neuen Amtsgericht hier die alten wurmstichigen Möbel und verstaubten Regale der verschiedenen Amtsgerichte anzutreffen. Sie waren daher freudig überrascht, beim Dienstantritt hier feststellen zu können, dass es der Justizverwaltung trotz der schweren Zeitverhältnisse möglich gewesen ist, das neue Amtsgericht mit neuen praktischen und gleichzeitig gefälligen Möbeln auszustatten Dem Herrn Gerichtspräsident sowie der Stadtverwaltung und insbesondere Oberbürgermeister Kiwit gebührt dafür herzlicher Dank. Das neue Amtsgericht ist in seiner Einrichtung nur geeignet, die Berufsfreudigkeit und Schaffenskraft zu steigern.
Namens der Anwaltschaft ergriff dann Rechtsanwalt Dr Wolff das Wort, der ausführte, dass die Anwaltschaft gern und freudig dem neugeborenen Kind als Pate zur Seite stehe.
Landgerichtspräsident Broicher dankte in seinem Schlußwort allen Gästen für Anteilnahme und Glückwünsche.
Dann erfolgte eine Besichtigung der Räumlichkeiten. Schlicht, trotzdem geschmackvoll ist alles hergerichtet, so dass man den ausführenden Kräften des Umbaues Dank und Anerkennung zollen muss.[2]

Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Räumlichkeiten durch die Britische Militärregierung wir auch von der Stadtverwaltung benötigt und das Amtsgericht tagte seit Wiederaufnahme der Rechtspflege im ehem. Wehrmeldeamt an der seit 1947 nach ihr umbenannten Gerichtsstraße. Da die Anforderungen der Rechtspflege und der vorliegenden Baulichkeit nicht vollumpfänglich zusammenpassten, zog das Strafgericht im Oktober 1950 ins Rathaus zurück.

Gerichtsgebäude

Zur Errichtung eines neuen zweckmäßigen Gerichtsgebäude stellte die Stadt Wanne-Eickel dem Land Nordrhein-Westfalen durch Vertrag vom 7./19. September 1951 das Baugrundstück Hauptstraße 129 kostenlos zur Verfügung und leistete zusätzlich einen Baukostenzuschuss von 150 000 DM. Am 22. Juli 1952 konnte mit dem Neubau des Gebäudes begonnen werden um am 20. November 1953 das Amtsgericht feierlich eingeweiht werden. Als bleibende Erinnerung wurde ein sichtbarer Gedenkstein „Lapis ultimus“ angebracht.

In der neuen Stadt Herne bekam das Gericht den Namen Herne-Wanne.

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Quellen

  1. Paul Meyer in Herne.
  2. Gelsenkirchener allgemeine Zeitung vom 12. Februar 1933.