Wieschermühle: Unterschied zwischen den Versionen
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Um 1830 war die '''Wieschermühle''' als Öl- und Kornmühle in Betrieb.Die Wieschermühle hatte drei Mühlräder, welche vom Mühlenbach, einem kleinen Nebenfluss der Emscher, angetrieben wurden. Das Wasser fiel dabei aus einer Höhe von 2,40 m auf die Mühlräder. Im Sommer jedoch, wenn es selten regnete, musste die Mühle oft wegen Wassermangels stillgelegt werden. Im Betrieb wurde aus Raps und Lein zwischen den beiden Steinen Öl gemahlen. Anfangs hatte die Mühle einen Teich, der aber später trockengelegt wurde. | Um 1830 war die '''Wieschermühle''' als Öl- und Kornmühle in Betrieb.Die Wieschermühle hatte drei Mühlräder, welche vom Mühlenbach, einem kleinen Nebenfluss der Emscher, angetrieben wurden. Das Wasser fiel dabei aus einer Höhe von 2,40 m auf die Mühlräder. Im Sommer jedoch, wenn es selten regnete, musste die Mühle oft wegen Wassermangels stillgelegt werden. Im Betrieb wurde aus Raps und Lein zwischen den beiden Steinen Öl gemahlen. Anfangs hatte die Mühle einen Teich, der aber später trockengelegt wurde. | ||
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*Im August 1964 wurde die Wieschermühle vollkommen abgerissen und die Grundschule an der [[Schillerstraße]](Benennung seit dem 9. Mai 2005) errichtet. | *Im August 1964 wurde die Wieschermühle vollkommen abgerissen und die Grundschule an der [[Schillerstraße]](Benennung seit dem 9. Mai 2005) errichtet. | ||
==[[Herne - unsere Stadt - September 1964]]<ref>S. 12—13</ref>== | |||
;Aus der wechselvollen Geschichte der Wieschermühle | |||
;von Dietrich Hildebrand | |||
Wann der Wieschermüller sein Gewerbe angefangen hat, ist aus den Archivalien des Herner Stadtarchivs nicht auf das Jahr genau festzustellen. 1760 wird Herne in der Geschichte von Schaefer als ein Dorf mit einer Papiermühle bezeichnet, von einer Wieschermühle ist noch keine Rede. Fest steht aber um 1828, dass der Korn- und Ölmüller Georg Hesse sein Gewerbe vor 1820 bereits ausübte. In Salzlisten des Jahres 1813 ist der Kornmüller Georg Heinrich Hesse mit einem Haushalt von vier Personen und einem Hornvieh aufgeführt. Im Jahre 1836 wird ergänzend bemerkt, dass der Besitzer der Wieschermühle ein Jacobi und ein Hesse der Pächter gewesen ist. Aus jener Zeit (1836-42) stammt eine genauere Beschreibung der Wieschermühle, die ich hier inhaltlich wiedergeben will.<br /> | |||
Getrieben wurde die Mühle vom Herner Mühlenbach, der auch Wieschermühlenbach hieß. Wegen Wassermangels zwischen Johanni (24. Juni) und Michaeli (29. September) musste die Mühle zuweilen einen Tag Stillstehen, da der kleine Mühlenbach lediglich vom Regen genährt wurde. Der Wiescher Mühlenbach tritt übrigens in Sodingen aus dem Dortmunder in den hiesigen Kreis. Die der Wieschermühle nächst vorliegende Mühle ist die Giesenberg-Mühle zu Sodingen. Der Wiescher Mühlenbach mündet in die Emsche, wie sie 1838 (ohne "r" am Schluss) noch geschrieben wurde. Der Bach hat also Angrenzer in Sodingen, Herne, Strünkede und Horsthausen; in Herne war es der Müller Hesse. | |||
Das Wassergefälle der Mühle betrug 1840 acht Fuß, was einer Höhe von etwa 2,40 m entspricht. Die Wieschermühle hatte drei "oberschlächtige" Räder, zwei Kornmahlgänge, wegen Mangels an Zufluss zur abwechselnden Benutzung mit einem Gang zur Ölmühle, wobei ein Mahlgang zwischen zwei waagerechten, geriffelten Steinen ist, von denen der untere feststeht und der obere sich dreht. Die Mühle war nicht abgelegen, sie wurde mittelmäßig benutzt. Der Gewerbesteuersatz für 1836 und 1837 betrug 14 Reichstaler. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wechselte der Müller, und zwar bemerkenswerterweise innerhalb der Familie Hesse selbst. Während 1849 als Bewohner der Wieschermühle (Haus Nr. 85) noch folgende Personen aufgeführt sind: | |||
:Müller Georg Hesse, 40 Jahre, | |||
:Frau Anna Maria geb. Hülsmann, 44 Jahre, | |||
:Mutter Christina geb. Fischer, 64 Jahre, | |||
:Bruder Heinrich, 25 Jahre und | |||
:Magd Clara Hemmet, 34 Jahre, | |||
sämtlich evangelisch, fehlen 1852, wann das Haus zudem die Nr. 95 führt, Mutter und Bruder. | |||
Im Jahre 1855 dagegen wohnen in Nr. 95: | |||
:Müller Heinrich Hesse, 31 Jahre, | |||
:Frau Lisette geb. Trösken, 26 Jahre, | |||
:Sohn Heinrich, 4 Jahre, | |||
:Tochter Amalia, 2 Jahre, | |||
:Sohn Friedrich unter 1 Jahr, | |||
:Mutter Christina, 70 Jahre, | |||
:Bruder Georg, 46 Jahre, | |||
sämtlich evangelisch, und | |||
:Magd Gertrud Plässer, 19 Jahre, katholisch. | |||
Der inzwischen verheiratete und kinderreiche Heinrich Hesse ist also nun der Müller, während Georg, der frühere Müller, wieder allein im Hause wohnt; offenbar ist seine Ehe kinderlos geblieben und die Frau womöglich gestorben. | |||
Eine neue Periode in der Geschichte der Wieschermühle ist mit dem Jahre 1876 angebrochen bzw. ab dann nachweisbar. Als Mühlenbesitzer wird Bernard Voortmann genannt. Seine Neuerung war es, dass er einen Dampfkessel von 4 Atm. Überdruck anlegen ließ. Noch nicht ein Jahrzehnt später, 1884, wird ein Dampfkessel von 5 Atm. Überdruck zum Betrieb der Getreidemühle installiert und 11 Jahre danach, 1895, lässt die Witwe Voortmann's einen Dampfkessel von 6 Atm. überdruck aufstellen. Nachdem schon 1881 darüber geklagt wurde, dass im vorigen Winter der Weg nach Sodingen, an dem die Wieschermühle lag, überschwemmt gewesen wäre und das Geschäft darunter sehr gelitten hätte, scheinen die technischen Neuerungen den Niedergang des Mühlengeschäftes nicht aufgehalten zu haben. Im Jahre 1897 wird der der Wieschermühle gegenüberliegende Mühlenteich als Badeanstalt bezeichnet und der Name der Wwe. Voortmann taucht zum letzten Mal 1905 in den Akten auf. Im nächsten Jahr, 1906, sehen wir dann den Sodinger Weg 49 (die Wieschermühle) im Besitz der Hibernia, die sich wegen einiger Arbeiten auf dem Grundstück an die Stadtverwaltung wendet. Auf einem Schriftstück des Jahres 1913 führt das Grundstück Wieschermühle den jetzt noch gültigen Namen Schillerstraße 49. Im Jahre 1924 unternimmt es die Hibernia, die Mühle umzubauen und damit ihr äußeres Gesicht zu verändern. Im vorderen Haus, in dem sich die Müllerwohnung und die Mühle befunden hatte, richtet sie fünf Wohnungen ein, im hinteren, früher Scheune, 2 Wohnungen. So war ein Wiederaufleben des Mühlenbetriebes nicht mehr zu erwarten. Das letzte Kapitel der Geschichte der Wieschermühle bringt leider das völlige Verschwinden der Mühlengebäude. Das Eigentum an der Mühle ging 1953 auf die Stadtgemeinde Herne über. Im laufenden Jahr 1964 wurde die Wieschermühle abgerissen, um einem Schulneubau zu weichen. Zwei Mühlsteine, die im Keller der Schule aufbewahrt werden sollen, werden dann die letzte greifbare Erinnerung an die alte Wieschermühle sein. | |||
==Weblinks== | |||
*http://www.schillerschule-herne.de/ueber-unsere-schule-und-uns/geschichtederschillerschule | |||
==Literatur== | ==Literatur== | ||
* | *[[Schaefer 1912]] | ||
== | == Siehe auch == | ||
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== Anmerkungen == | |||
<references/> | |||
[[Kategorie:Mühle]] | [[Kategorie:Mühle]] |
Version vom 22. August 2016, 10:13 Uhr
Um 1830 war die Wieschermühle als Öl- und Kornmühle in Betrieb.Die Wieschermühle hatte drei Mühlräder, welche vom Mühlenbach, einem kleinen Nebenfluss der Emscher, angetrieben wurden. Das Wasser fiel dabei aus einer Höhe von 2,40 m auf die Mühlräder. Im Sommer jedoch, wenn es selten regnete, musste die Mühle oft wegen Wassermangels stillgelegt werden. Im Betrieb wurde aus Raps und Lein zwischen den beiden Steinen Öl gemahlen. Anfangs hatte die Mühle einen Teich, der aber später trockengelegt wurde.
- Im Jahre 1876 ließ der ehemalige Mühlenbesitzer einen Dampfkessel einbauen; das Mühlengeschäft jedoch ging mehr und mehr zurück.
- Um 1900 wurde die Mühle endgültig stillgelegt; der Mühlteich wurde noch längere Zeit als Badeanstalt genutzt.
- 1906 kaufte die Zeche „Hibernia“ das Gelände.
- 1924 wurden die Gebäude zu einem Wohnhaus umgebaut.
- 1953 kaufte dann die Stadt Herne das Grundstück.
- Im August 1964 wurde die Wieschermühle vollkommen abgerissen und die Grundschule an der Schillerstraße(Benennung seit dem 9. Mai 2005) errichtet.
Herne - unsere Stadt - September 1964[1]
- Aus der wechselvollen Geschichte der Wieschermühle
- von Dietrich Hildebrand
Wann der Wieschermüller sein Gewerbe angefangen hat, ist aus den Archivalien des Herner Stadtarchivs nicht auf das Jahr genau festzustellen. 1760 wird Herne in der Geschichte von Schaefer als ein Dorf mit einer Papiermühle bezeichnet, von einer Wieschermühle ist noch keine Rede. Fest steht aber um 1828, dass der Korn- und Ölmüller Georg Hesse sein Gewerbe vor 1820 bereits ausübte. In Salzlisten des Jahres 1813 ist der Kornmüller Georg Heinrich Hesse mit einem Haushalt von vier Personen und einem Hornvieh aufgeführt. Im Jahre 1836 wird ergänzend bemerkt, dass der Besitzer der Wieschermühle ein Jacobi und ein Hesse der Pächter gewesen ist. Aus jener Zeit (1836-42) stammt eine genauere Beschreibung der Wieschermühle, die ich hier inhaltlich wiedergeben will.
Getrieben wurde die Mühle vom Herner Mühlenbach, der auch Wieschermühlenbach hieß. Wegen Wassermangels zwischen Johanni (24. Juni) und Michaeli (29. September) musste die Mühle zuweilen einen Tag Stillstehen, da der kleine Mühlenbach lediglich vom Regen genährt wurde. Der Wiescher Mühlenbach tritt übrigens in Sodingen aus dem Dortmunder in den hiesigen Kreis. Die der Wieschermühle nächst vorliegende Mühle ist die Giesenberg-Mühle zu Sodingen. Der Wiescher Mühlenbach mündet in die Emsche, wie sie 1838 (ohne "r" am Schluss) noch geschrieben wurde. Der Bach hat also Angrenzer in Sodingen, Herne, Strünkede und Horsthausen; in Herne war es der Müller Hesse.
Das Wassergefälle der Mühle betrug 1840 acht Fuß, was einer Höhe von etwa 2,40 m entspricht. Die Wieschermühle hatte drei "oberschlächtige" Räder, zwei Kornmahlgänge, wegen Mangels an Zufluss zur abwechselnden Benutzung mit einem Gang zur Ölmühle, wobei ein Mahlgang zwischen zwei waagerechten, geriffelten Steinen ist, von denen der untere feststeht und der obere sich dreht. Die Mühle war nicht abgelegen, sie wurde mittelmäßig benutzt. Der Gewerbesteuersatz für 1836 und 1837 betrug 14 Reichstaler. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wechselte der Müller, und zwar bemerkenswerterweise innerhalb der Familie Hesse selbst. Während 1849 als Bewohner der Wieschermühle (Haus Nr. 85) noch folgende Personen aufgeführt sind:
- Müller Georg Hesse, 40 Jahre,
- Frau Anna Maria geb. Hülsmann, 44 Jahre,
- Mutter Christina geb. Fischer, 64 Jahre,
- Bruder Heinrich, 25 Jahre und
- Magd Clara Hemmet, 34 Jahre,
sämtlich evangelisch, fehlen 1852, wann das Haus zudem die Nr. 95 führt, Mutter und Bruder.
Im Jahre 1855 dagegen wohnen in Nr. 95:
- Müller Heinrich Hesse, 31 Jahre,
- Frau Lisette geb. Trösken, 26 Jahre,
- Sohn Heinrich, 4 Jahre,
- Tochter Amalia, 2 Jahre,
- Sohn Friedrich unter 1 Jahr,
- Mutter Christina, 70 Jahre,
- Bruder Georg, 46 Jahre,
sämtlich evangelisch, und
- Magd Gertrud Plässer, 19 Jahre, katholisch.
Der inzwischen verheiratete und kinderreiche Heinrich Hesse ist also nun der Müller, während Georg, der frühere Müller, wieder allein im Hause wohnt; offenbar ist seine Ehe kinderlos geblieben und die Frau womöglich gestorben.
Eine neue Periode in der Geschichte der Wieschermühle ist mit dem Jahre 1876 angebrochen bzw. ab dann nachweisbar. Als Mühlenbesitzer wird Bernard Voortmann genannt. Seine Neuerung war es, dass er einen Dampfkessel von 4 Atm. Überdruck anlegen ließ. Noch nicht ein Jahrzehnt später, 1884, wird ein Dampfkessel von 5 Atm. Überdruck zum Betrieb der Getreidemühle installiert und 11 Jahre danach, 1895, lässt die Witwe Voortmann's einen Dampfkessel von 6 Atm. überdruck aufstellen. Nachdem schon 1881 darüber geklagt wurde, dass im vorigen Winter der Weg nach Sodingen, an dem die Wieschermühle lag, überschwemmt gewesen wäre und das Geschäft darunter sehr gelitten hätte, scheinen die technischen Neuerungen den Niedergang des Mühlengeschäftes nicht aufgehalten zu haben. Im Jahre 1897 wird der der Wieschermühle gegenüberliegende Mühlenteich als Badeanstalt bezeichnet und der Name der Wwe. Voortmann taucht zum letzten Mal 1905 in den Akten auf. Im nächsten Jahr, 1906, sehen wir dann den Sodinger Weg 49 (die Wieschermühle) im Besitz der Hibernia, die sich wegen einiger Arbeiten auf dem Grundstück an die Stadtverwaltung wendet. Auf einem Schriftstück des Jahres 1913 führt das Grundstück Wieschermühle den jetzt noch gültigen Namen Schillerstraße 49. Im Jahre 1924 unternimmt es die Hibernia, die Mühle umzubauen und damit ihr äußeres Gesicht zu verändern. Im vorderen Haus, in dem sich die Müllerwohnung und die Mühle befunden hatte, richtet sie fünf Wohnungen ein, im hinteren, früher Scheune, 2 Wohnungen. So war ein Wiederaufleben des Mühlenbetriebes nicht mehr zu erwarten. Das letzte Kapitel der Geschichte der Wieschermühle bringt leider das völlige Verschwinden der Mühlengebäude. Das Eigentum an der Mühle ging 1953 auf die Stadtgemeinde Herne über. Im laufenden Jahr 1964 wurde die Wieschermühle abgerissen, um einem Schulneubau zu weichen. Zwei Mühlsteine, die im Keller der Schule aufbewahrt werden sollen, werden dann die letzte greifbare Erinnerung an die alte Wieschermühle sein.
Weblinks
Literatur
Siehe auch
- Gysenbergstraße (← Links)
- 1964 (← Links)
- 1876 (← Links)
- Urkunde 1566 Juni 26 (← Links)
- Urkunde 1826-1827 Mühle (← Links)
- Die ersten "Badeanstalten" in Herne (← Links)
- 1566 (← Links)
- Papiermühle Sodingen (← Links)
- Was die hundertjährigen Karten von Herne uns erzählen Teil 2 (1928) (← Links)
- Was die hundertjährigen Karten von Herne uns erzählen Teil 5 (1928) (← Links)
- Von alten Mühlen in Herne (← Links)
- Gysenberg (← Links)
- Noch eine Herner Schreckenschronik (Herner Anzeiger) 1937 (← Links)
Anmerkungen
- ↑ S. 12—13