Von alten Mühlen in Herne
In der Herner Zeitung wurde am 7. Dezember 1933 erschien ein kurzer Artikel über die alten Mühlen in Herne. Der Autor h. (verm. Karl Brandt) schrieb: [1]
Von alten Mühlen in Herne
h. Vor 80 und mehr Jahren hatte das Dorf Herne ein völlig ländliches Gepräge. Die Bevölkerung setzte sich aus Ackerbauern, Handwerkern und einigen Gewerbetreibenden zusammen. Der Ackerbau auf den weiten Fluren bedingte die Anlage von Mühlen. Manche von ihnen ist mit dem Aufblühen der Bergindustrie, die große Ackerflächen beanspruchte, verschwunden. Wir kennen nur noch ihren Standort. Andere wurden überflüssig, man baute sie zu Wohnungen um.
Die Mühlen wurden in früherer Zeit von Wasser getrieben, wobei Ostbach und Westbach ihre Dienste leisten mußten. Der Westbach, von der Herner Vöde kommend, ist inzwischen in einen Kanal gezwängt worden. An seinen Ufern stand einstmals eine Mühle, die als die erste von Alt=Herne galt. Sie führte den Namen „Overkamps Mühle“ und hatte ihren Standort auf dem Besitztum des Gutsbesitzers Overkamp im Zuge des jetzigen „Rummelplatzes“. Sie leistete ihre Arbeit außer dem genannten Besitzer allen Höfen u. der Nähe, die zusammen eine sogenannte „Drubbel“ bildeten, nämlich: „Schulte=Nölle“, „Sengenhof", „Rensinghof“, „Stinwinkel“, „Fleige“, „Bergelmann". Bereits vor 50 Jahren stellte diese Mühle ihren Betrieb ein. Wir kannten sie seitdem nur als bescheidenes einstöckiges Wohngebäude: nur ein schwerer Mühlenstein, der achtlos zur Seite des Hauses lag, erinnerte noch an die einstige Mühle. Erst vor etwa 25 Jahren verfiel das Haus der Spitzbacke. Heute werden nur roch alteingesessene Leute sich der „Overkampschen Mühle“ erinnern können.
Reichliches Wasser hatte fast das ganze Jahr hindurch der Ostbach, den man auch als Sodinger Bach bezeichnete. Es ist klar, daß hier der Mühlenbetrieb reger war, da in seiner Umgebung eine Anzahl von Bauernhöfen lag: „Hesse", „Engelbert“, „Böker“, „Schulte zu Sodingen“ und in einiger Entfernung „Jöhe", „Sehrbruch", „Köster", „Klas am Stamm“. Zum Bauernhof „Hesse“ gehörte eine Mühle, die aber schon seit Jahrzehnten eingegangen ist. Überbleibsel sind nicht mehr vorhanden. Die Mühle von „Schmidt zu Sodingen“ ist noch in Betrieb: vor 50 Jahren reichte das Wasser des Sodinger Baches als Triebkraft aus, heute hat sie motorischen Betrieb.
Ein flotter Betrieb herrschte in „Vorthmanns Mühle" bis Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Sie befand sich an der Schillerstraße. Das Gebäude ist noch gut erhalten: die tiefe Lage läßt leicht erkennen, daß hier einstmals die Wasser des Ostbaches das Mühlenrad drehten. In unseren jungen Jahren konnten wir das Geklapper der „Strünkeder Mühle“ täglich hören. Den letzten Pächter, der allerdings zuletzt nur noch Landwirtschaft betrieb, trug man vor einigen Jahrzehnten zu Grabe.
Außer den eigentlichen Kornmühlen der alten Zeit ist noch ein besonderer Mühlentyp zu erwähnen, nämlich die „Funkenbergsche Oelmühle". Sie hatte ihren Stand an einem großen Teiche, der sich hinter dem Hotel Meinhardt nach der Friedrichstraße zu befand und von dem Ostbach immerfort betrieben wurde. Diese Oelmühle wurde von allen Bauern von Herne, Baukau, Horsthausen und anderen Dörfern in Anspruch genommen. Der reiche Anbau von ölhaltigen Früchten in damaliger Zeit brachte dem Oelmüller viel Arbeit.
Die alten Mühlen sind verschwunden: mit ihnen ist auch ein guter Teil der Romantik des dörflichen Lebens unserer Heimat dahingegangen. Umso mehr wollen wir uns freuen, daß noch eine „Wassermühle“ in der ursprünglichen Gestalt erhalten blieb— die Mühle am Giesenberger Teich. Hier ist noch ein idyllisches Fleckchen Erde, das uns in verträumten Stunden die anheimelnden Klänge des Müllerliedes zuflüstert:
„Dort unten in der Mühle Saß ich in süßer Ruh Und sah dem Räderspiele Und sah den Wassern zu.“
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