Hof Westerworth (Baukau): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 13. Juni 2016, 18:50 Uhr
Herner Stadtanzeiger vom 24. März 1954
Ein Stück "Alt-Baukau wird wieder hergestellt
"Westerworths Hof" heute von Bergteuten bewohnt - Heimatgeschichtliche Erinnerungen
Inmitten des alten Zechengeländes "von der Heydt" liegt einer der ältesten Herner Bauernhöfe. Das im Jahre 1840 erbaute Bauernhaus, im Stil des typischen Münsterländer Fachwerkes, ist jetzt von der Zeche erneuert worden. Schreiner, Zimmerer und Anstreicher haben, eine glückliche Hand gehabt. Wenige Meter von der Bahnhofstraße liegt der Bau sehr behäbig da und gibt drei Herner Bergmannsfamilien und den beiden Zechenpferden Max und Hella, die vorn Exbergmann Paul Panknin gepflegt und oft vor den Zechenkarren gespannt werden, Wohnung.
Nach dem letzten Besitzer, dessen Vorfahren Jahrhunderte hier ansässig waren, heißt der Hof noch heute Westerworth. Die von der Heydter und insbesondere die Baukauer wissen über den Hof und seinen Besitzer aus der Jahrhundertwende mancherlei zu berichten. Als Bauer Westerworth um 1900 den Hof an die Zeche verkaufte, studierte sein einziger Sohn, der später Arzt wurde. Von ihm erzählt man sich allerlei „Dönekes".
Vor mehr als zwei Jahrzehnten hat er schon das Zeitliche gesegnet. Zum Hof hörten riesige Ländereien, die bis zur Bahnhofstraße einerseits und andererts bis tief nach Baukau reichten. Stück Stück wurden sie an die Industrie und Private verkauft. Der damalige Student der Staatswissenschaften Westerworth fühlte sich bei dem vielen Goldgeld balt als Baukauer Amtmann. Als er zur Jurisprudenz umsattelte, macht er der Stadt Herne den Vorschlag: „Wenn, ihr das Amtsgericht an der Goebenstraße baut, schenke ich euch das ganze Gelände." Das Gelände bestand in dem gesamten Bereich der Goeben-, der Steinmetz- und Moltkestraße, die übrigens Studiosus Westerworth auf eigene Kosten hat ausbauen lassen. Er hatte dabei wohl den Gedanken, mit seinem Geld dann für die Justizbeamten dort Häuser zu bauen und sich selbst nach einem erfolgreichen Examen als Rechtsanwalt niederzulassen. Herne hatte für seinen Vorschlag keine Meinung. Mit einigen der alten Baukauern feierte Westerworth einige Wochen lang die „Niederlage" und den Abschied von der Jurisprudenz. Er studierte weiter, und die Finger von vier Händen reichten nicht aus, seine Semester zu zählen. Als ihn mal der selige Wirt Heinrich Neweling fragte: „Nu segg mi eß mol, wi lange studeerst du dann?", sagte Westerworth: „Hennrich, das hat mich schon mal einer gefragt, da bin ich nicht mehr hingegangen."
Die Hürde des medizinischen Staatsexamens nahm Westerwort etwa mit vierzig Jahren. In Düsseldorf starb er als praktizierender Arzt. Seine Erben konnten noch eine Reihe vierstöckiger Häuser und noch Ländereien einstreichen. Ein Stück des Harpener Weges gehört auch heute noch der Erbengemeinschaft.
Wenn man heute in den alten Baukauer Wirtsstuben auf Dr. Westerworth zu sprechen kommt, erinnert man sich allzugern der alten Tage, in denen Westerworth im alten Baukau eine erste Geige spielte und Kommunalpolitik im Kreise Gleichgesinnter machte. Trotz seines Humors und seiner steten guten Laune liegt doch ein kleiner wehmutsvoller Zug in diesem Leben. Heute wissen wir, daß vieles Galgenhumor war, denn daß der uralte väterliche Hof in den Besitz der Industrie überging, Acker um Acker mit Häusern bebaut wurde, der alte Bauer der Sucht nach dem gleißenden Gold erlag und damit den jungen Menschen damals die Heimat geraubt wurde, dürfte er erkannt haben. Als der letzte Pflug durch den Acker geschnitten hatte, der Hof kein Bauernhof mehr war, starb auch bald der Letzte eines der ältesten Herner Bauerngeschlechter. Heimatfreunde, Spaziergänger, Baufachleute und viele andere, die allzugern wünschen, daß wir nicht ganz asphaltieren, neonbeleuchtet und steinumkränzt werden, freuen sich, daß von der Heydt den Hof der Nachwelt erhält und auf Neu herausgeputzt hat.
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Quellen
Stadtarchiv Herne: Ordner Bauernhöfe und Kotten in Herne