Die Kaiserpassage in Wanne: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Glaspassage in Wanne entstand kurz nach der Kaiser-Wilhelm-Passage in Frankfurt ([[1900]]) und der Georgspassage in Hannover ([[1901]]). Sie verband die im Aufbau befindliche Hauptgeschäftsstraße, die heutige [[Hauptstraße]], mit dem nahegelegenen Park, [[1900]] als "[[Kaisergartensaal – Saalbau - Mondpalast|Kaisergarten]]" eröffnet, nach [[1918]] in "[[Kaisergartensaal – Saalbau - Mondpalast|Stadtgarten]]" umbenannt. Die Glaspassage erhielt im Juni [[1905]] den Namen "Kaiserpassage". Mit der Stadtwerdung [[Wanne-Eickel]]s am 01. April [[1926]] wurde die "Kaiserpassage" in [[Mozartstraße]] umbenannt. | |||
Die Glaspassage in Wanne entstand kurz nach der Kaiser-Wilhelm-Passage in Frankfurt ([[1900]]) und der Georgspassage in Hannover ([[1901]]). Sie verband die im Aufbau befindliche Hauptgeschäftsstraße, die heutige [[Hauptstraße]], mit dem nahegelegenen Park, [[1900]] als "[[Kaisergartensaal – Saalbau - Mondpalast|Kaisergarten]]" eröffnet, nach [[1918]] in "[[Kaisergartensaal – Saalbau - Mondpalast|Stadtgarten]]" umbenannt. Die Glaspassage erhielt im Juni [[1905]] den Namen "Kaiserpassage". Mit der Stadtwerdung Wanne- | |||
Die Häuser an der [[Mozartstraße]] wurden zwischen [[1904]] und [[1912]] errichtet. Über das Gesamtkonzept für die Passage ist wenig bekannt. Sicher ist, dass die Errichtung von der Witwe Elisabeth Brauckmann (wohnhaft [[Stöckstraße]]) initiiert wurde, die das Gelände von finanzkräftigen Geschäftsleuten bebauen ließ. | Die Häuser an der [[Mozartstraße]] wurden zwischen [[1904]] und [[1912]] errichtet. Über das Gesamtkonzept für die Passage ist wenig bekannt. Sicher ist, dass die Errichtung von der Witwe Elisabeth Brauckmann (wohnhaft [[Stöckstraße]]) initiiert wurde, die das Gelände von finanzkräftigen Geschäftsleuten bebauen ließ. | ||
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Der Eingang zur Kaiserpassage wurde durch die Kaiserkrone und dem Hohenzollernadler auf dem Glasdach geziert. Flankiert wurde der Zugang durch die Geschäfte von Abraham Weinberg (links) und Cahn & Michel, Inhaber Max Weinberg (rechts). Im Dachgeschoss war früher ein Heim des jüdischen Wanderbundes (Jugendbewegung) untergebracht. Das Glasdach selbst wurde wohl schon in den [[1920]]er Jahren entfernt. Zu große Verschmutzung und mangelnder Lichteinfall waren die Gründe. | Der Eingang zur Kaiserpassage wurde durch die Kaiserkrone und dem Hohenzollernadler auf dem Glasdach geziert. Flankiert wurde der Zugang durch die Geschäfte von Abraham Weinberg (links) und Cahn & Michel, Inhaber Max Weinberg (rechts). Im Dachgeschoss war früher ein Heim des jüdischen Wanderbundes (Jugendbewegung) untergebracht. Das Glasdach selbst wurde wohl schon in den [[1920]]er Jahren entfernt. Zu große Verschmutzung und mangelnder Lichteinfall waren die Gründe. | ||
Passagen sind Vorgänger von Warenhäusern. Sie bieten Verkehrserleichterungen, Abkürzung, Schutz vor Witterung und nur dem Fußgänger zugängliche Flächen. Der zeitliche Abstand, in dem die zwei letzten Gebäude der Wanner Passage entstanden sind, lässt darauf schließen, dass die Passage schon in den ersten Jahren ihres Bestehens nicht den gewünschten Geschäftserfolg hatte. Die Ladenräume wurden zum Teil nach einiger Zeit umgenutzt. Am 1.1.[[1914]] zog die Volksbücherei Wanne 1 in das Haus Nr. 8 ein, [[1919]] der Arbeiter- und Soldatenrat in die Ladenräume im Haus Nr. 7. | Passagen sind Vorgänger von Warenhäusern. Sie bieten Verkehrserleichterungen, Abkürzung, Schutz vor Witterung und nur dem Fußgänger zugängliche Flächen. Der zeitliche Abstand, in dem die zwei letzten Gebäude der Wanner Passage entstanden sind, lässt darauf schließen, dass die Passage schon in den ersten Jahren ihres Bestehens nicht den gewünschten Geschäftserfolg hatte. Die Ladenräume wurden zum Teil nach einiger Zeit umgenutzt. Am 1.1.[[1914]] zog die Volksbücherei Wanne 1 in das Haus Nr. 8 ein, [[1919]] der Arbeiter- und Soldatenrat in die Ladenräume im Haus Nr. 7. <ref>Ein Text aus dem Stadtarchiv Herne, 2016</ref> | ||
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Mythen, Kult, Rekorde: Eine Zeitreise durchs Herz des Ruhrgebiets]], Seite 52</ref> '''</big><br /> | Mythen, Kult, Rekorde: Eine Zeitreise durchs Herz des Ruhrgebiets]], Seite 52</ref> '''</big><br /> | ||
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Aktuelle Version vom 15. April 2019, 17:29 Uhr
Die ersten Passagen nach Art der Wanner "Kaiserpassage" entstanden bis 1820 in Paris, London und Brüssel; 1842 bis 1845 wurde in Hamburg der Sillem´s Bazar, 1863 in Köln die Königin-Augusta-Halle, 1869 bis 1873 die Kaisergalerie in Berlin und 1887 die Kaiser-Passage in Karlsruhe gebaut.
Die Glaspassage in Wanne entstand kurz nach der Kaiser-Wilhelm-Passage in Frankfurt (1900) und der Georgspassage in Hannover (1901). Sie verband die im Aufbau befindliche Hauptgeschäftsstraße, die heutige Hauptstraße, mit dem nahegelegenen Park, 1900 als "Kaisergarten" eröffnet, nach 1918 in "Stadtgarten" umbenannt. Die Glaspassage erhielt im Juni 1905 den Namen "Kaiserpassage". Mit der Stadtwerdung Wanne-Eickels am 01. April 1926 wurde die "Kaiserpassage" in Mozartstraße umbenannt.
Die Häuser an der Mozartstraße wurden zwischen 1904 und 1912 errichtet. Über das Gesamtkonzept für die Passage ist wenig bekannt. Sicher ist, dass die Errichtung von der Witwe Elisabeth Brauckmann (wohnhaft Stöckstraße) initiiert wurde, die das Gelände von finanzkräftigen Geschäftsleuten bebauen ließ. Die 12 dreieinhalbgeschossigen Wohn- und Geschäftshäuser mit ihren reinen Jugendstilfassaden bilden ein städtebaulich interessantes Ensemble.
Der Eingang zur Kaiserpassage wurde durch die Kaiserkrone und dem Hohenzollernadler auf dem Glasdach geziert. Flankiert wurde der Zugang durch die Geschäfte von Abraham Weinberg (links) und Cahn & Michel, Inhaber Max Weinberg (rechts). Im Dachgeschoss war früher ein Heim des jüdischen Wanderbundes (Jugendbewegung) untergebracht. Das Glasdach selbst wurde wohl schon in den 1920er Jahren entfernt. Zu große Verschmutzung und mangelnder Lichteinfall waren die Gründe.
Passagen sind Vorgänger von Warenhäusern. Sie bieten Verkehrserleichterungen, Abkürzung, Schutz vor Witterung und nur dem Fußgänger zugängliche Flächen. Der zeitliche Abstand, in dem die zwei letzten Gebäude der Wanner Passage entstanden sind, lässt darauf schließen, dass die Passage schon in den ersten Jahren ihres Bestehens nicht den gewünschten Geschäftserfolg hatte. Die Ladenräume wurden zum Teil nach einiger Zeit umgenutzt. Am 1.1.1914 zog die Volksbücherei Wanne 1 in das Haus Nr. 8 ein, 1919 der Arbeiter- und Soldatenrat in die Ladenräume im Haus Nr. 7. [1]
Erste Shopping-Mall des Ruhrgebiets
oder: Schilda lässt grüßen!
Nun gut, die Wanner hatten die überdachte Flanier- und Einkaufsmeile zwar nicht erfunden, aber im Ruhrgebiet waren sie mal wieder die Ersten. Was bereits in Paris, London oder Brüssel das Stadtbild zierte, machte Ende des 19. Jahrhunderts auch in Deutschland Mode. Berlin, Hamburg und Frankfurt protzten mit prunkvollen, überdachten Passagen – höchste Zeit, dass auch Wanne eine bekam.
Das zumindest dachten sich einige betuchte Bürger, die 1904 erst mal damit begannen, längs der Mozartstraße ein Dutzend Wohn- und Geschäftshäuser mit feinsten Jugendstilfassaden hinzusetzen. Als dies getan war, zogen feine Läden in die neue Adresse – und zum Schluss dieses achtjährigen Projektes setzte man dem Ganzen noch ein Glasdach auf. Fertig war die erste Shopping-Mall des Ruhrgebiets. Wie man das Ding nennen sollte? Na: Kaiserpassage – wenn schon, denn schon. Und schließlich führte die vornehme Passage ja auch direkt zum Kaisergarten.
Man muss sich das mal vorstellen: Die verrußte, kleine Gemeinde Wanne war noch nicht mit Eickel zusammengeschlossen – und übte noch, eine richtige Stadt zu werden. Die Hauptstraße begann sich gerade als zentrale Achse und Einkaufsstraße herauszubilden, mit noch vielen Baulücken zwischen den einzelnen Häusern. Und wer zum Kuckuck sollte hier so viel Geld haben, auf diesem Mini-Boulevard nach Herzenslust einzukaufen?
Die Zeit meinte es dann auch nicht wirklich gut mit der Edel-Meile: Nach 1918 machte Deutschland ohne Willem weiter, der Kaisergarten wurde zum profanen Stadtgarten – und auch die Kaiserpassage verlor ihren prächtigen Herrschertitel. Weiteres Ungemach trübte das Bild. Vornehmlich von oben, denn Zechenruß und Taubenscheiße legten sich auf das Glasdach und verdunkelten die Straße.
Hydraulische Arbeitsbühnen und Hochdruckreiniger waren noch nicht erfunden, der Dreck auf dem Dach wurde zum echten Problem. Und zwar zu einem so großen, dass die einst stolzen Erbauer es schließlich Ende der 1920er Jahre abreißen ließen. Die Mozartstraße blieb, aber eine Passage gab es seitdem nie wieder in Wanne. Und in Eickel auch nicht.
Der Text wurde für das Wiki redaktionell bearbeitet. Er stammt aus dem Jahr 2002
Lesen Sie auch
- Kaisergartensaal – Saalbau - Mondpalast (← Links)
- 1903 (← Links)
- 1913 (← Links)
- 1918 (← Links)
- Jüdisches Vereinswesen (← Links)
- Das Buch zur Stadt Wanne-Eickel (Portal) (← Links)
Einzelnachweise
- ↑ Ein Text aus dem Stadtarchiv Herne, 2016
- ↑ Aus: Das Buch zur Stadt Wanne-Eickel - Mythen, Kult, Rekorde: Eine Zeitreise durchs Herz des Ruhrgebiets, Seite 52
Die Kaiserpassage in Wanne