Lichtburg (Herne)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Der letzte Vorhang fiel 1999. Damit endete die Ära der alten Herner Lichtspielhäuser.

Friedhelm Wessel [1]

Die Lichtburg Passage (Aufgenommen von Friedhelm Wessel
Sinn Modenschau 1972 in der Lichtburg
Ehemaliger Eingang der Lichtburg und die Lichtburg Passage [2]

Lichtburg prägte 94 Jahre lang das Bild der Bahnhofstraße mit

13 Lichtspielhäuser lockten einst in der guten, alten Kinozeit die Besucher in die Häuser. Genau 94 Jahre war die Lichtburg nicht nur Kino, sondern auch Theatersaal oder auch schon mal Laufsteg, denn dort fanden zweitweise auch Theateraufführungen statt, weil es in Herne keinen entsprechenden Aufführungsort gab. Das Bekleidungshaus Sinn lud hier nämlich interessierte Besucher zu Modenschauen mit Rahmenprogrammen ein. Die Schauen, die in den 1960-/70er-Jahre hier stattfanden, zauberten dabei nicht nur bei den überwiegend weiblichen Besucher ein verzücktes Lächeln in die Gesichter. Höhepunkte waren damals meist die exklusiven Brautmodenschauen.

Begonnen hatte Herner Lichtspieltheater-Ära im Jahre mit dem 1905 erbaute Kino auf der Bahnhofstraße. Zweimal im Laufe der Jahrzehnte wechselte das Theater aber den Namen. Nach einem Großbrand im Jahre 1913 wurden Kino und Saalbau jedoch ein Jahr später wieder neueröffnet. 13 Jahre danach erfolgte der Umbau zum „Capitol-Theater“. 1930 zogen erneut Handwerker in das Haus aus der Gründerzeit ein. Als der Umbau abgeschlossen war, eröffnete das Kino wieder unter dem ursprünglichen Namen „Lichtburg“. Um dem Zeitgeist Rechnung zu tragen, erfolgte 1947 ein weiterer Um- und Anbau. Nun waren hier auch Theateraufführungen möglich.

1954 hatte Karl von Schulte das Kino erworben, er ließ das Lichtspieltheater 1967 erneut umgestalten.

Einen werbewirksamen Gag hatte sich die Geschäftsührung 1972 einfallen lassen. Alle Bürger, die in diesem Jahr ihren 75. Geburtag feierten, konnten, weil die Stadt Herne eine Festwoche aus Anlass des 75-Jährigen beging, umsonst in die „Lichtburg“. Mehrfach gab es in der fast 100-Jährigen Lichtburggeschichte Promibesuch. So weilten in der Lichtburg einst Roy Black, der hier für seinen Film „Kinderarzt Dr. Fröhlich“ am 16. März 1972 warb und Georg Nader in den 1960er-Jahren mit seinem Jerry Cotton-Streifen an der Bahnhofstraße. Aber auch Robert Fuller (Am Fuß der Blauen Berge und Komiker Heinz Erhardt gaben sich hier einst ein kurzes Stelldichein.

Der wohl schwergewichtigste Filmstar, der ab dem 29. September 1980 in Besucher in das Herner Kino auf der Bahnhofstraße locken sollte, wog genau 38 Tonnen, es war der Schnauzen-Volvo N 12 N, der im Film „Theo gegen den Rest der Welt“ eine nicht unwesentliche Rolle spielte. Das Filmgefährt konnte man während der Herner Premiere auf dem Platz vor dem damaligen Straßenverkehrsamt an der Ecke Hermann-Löns-Straße bewundern, während sich in dem Kino das Publikum den Streifen mit Marius Müller-Westernhagen und Guido Gagliardi genoss. Das Drehbuch dieses Kinofilmes stammte von dem aus Herne stammenden Autoren Matthias Seelig, das Regisseur Peter F. Bringmann verfilmt hatte.

Mit der Schließung des letzten Herner Lichtspieltheaters im Jahre 1999 begann eine fünfjährige kinolose Zeit. Erst 2004 eröffnet ein neues, mordernes Haus – die Kinowelt – am Berliner Platz.

Folgende Kinos gab es einst in Alt-Herne: Scala, Lichtburg, Astoria, Gloria, Schauburg, Kammer-Lichtspiele (auf der Bahnhofstraße), das „Rex“ auf der Neustraße, „Corso-Theater“ auf der Bismarckstraße, das „Union-Theater“ in Horsthausen an der Scharnhorst-/Blücherstraße, das „Residenz“ und das „Alhambra“ an der Mont-Cenis-Straße in Sodingen, weitere Lichtspielhäuser gab es zeitweise an der Hafenstraße (heute Nordstraße) und an der Roonstraße (im ehemaligen Casino Friedrichseck). [3]

Meine Erinnerungen an die Lichtburg in Herne:

Ich bin eher durch Zufall auf den Job damals in der Lichtburg aufmerksam geworden. Wir sind damals, so 1995, regelmäßig Donnerstags in die Lichtburg gegangen, um uns die neuesten Filme anzuschauen. Irgendwann im Oktober 1996 hing an der Kasse ein Zettel, dass ein Filmvorführer gesucht wird. Mein erster Gedanke war "Klasse, Filme schauen und dafür noch bezahlt werden". So hab ich mich dann im Oktober 1996 beworben und habe dann bis Mitte 1999 dort gearbeitet.

In der Lichtburg gab es zwei Vorführräume für die 4 Kinos. Für die Kinos 2 und 3 im hinteren Bereich lag der Vorführraum im Keller, Der Vorführraum für Kino 1 und 4 lag auf dem Dach. Die Bilder wurden mittels Spiegeltechnik in die jeweiligen Kinos umgeleitet. Die Maschinen stammen aus den 1950er Jahren. Es waren die Projektoren Ernemann VII bis IX von Zeiss. Die Maschinen waren wassergekühlt.

Als Jugendlicher, damals 22 Jahre, war das alles super spannend. Da die Lichtburg früher ein Theater war, gab es noch einige zusätzliche Räume (Umkleiden, Orchestergraben in Kino 1). Die Bilder stammen aus beiden Vorführräumen, das eine Bild zeigt mich bei der Arbeit. Die Treppe war im Hinterhof und der Zugang zum Vorführraum für Kino 1 und 4. Im Winter war es sehr heikel, dort hochzukommen,wenn mann dann noch einen Film über der Schulter hatte.

Arndt Klups


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Quellen

  1. Dieser Text wurde von Friedhelm Wessel zur Verfügung gestellt. Der Text darf nicht ohne Genehmigung verändert oder weitergegeben werden.
  2. Foto von Friedhelm Wessel
  3. Ein Artikel von Friedhelm Wessel
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Ein Foto von Arndt Klups