Friedrich Rotthauwe
Heinrich Friedrich Rotthauwe (aus Gelsenkirchen-Buer) war ein Landwirt.
Bei Heinrich Friedrich Rotthauwe (auch Fritz Rotthauwe genannt) handelt es sich um einen Bauern aus Gelsenkirchen der einen Hof bei den Bickerer Höfen besaß. Um sich und seine Familie in den Adelsstand zu erheben, erdichtete er Geschichten und fälschte Urkunden und Kirchenbücher. Seine wirren Ideen fanden direkt oder indirekt Aufnahme in die Literatur von
- Anton Fahne, Geschichte der westphälischen Geschlechter unter besonderer Berücksichtigung ihrer Uebersiedelung nach Preußen, Curland und Liefland, mit fast 1200 Wappen und mehr als 1300 Familien, Köln 1858
- Reinhold Grasreiner, Im Herzen des Ruhrlandes, 2. Heft, Wattenscheid 1925
- Gustav Hegler, Aus der Väter Tagen, Bilder zur Heimatkunde von Eickel-Wanne, 279 Seiten, Wanne 1911
- Gustav Hegler, Der Schultenhof zu Eickel, 135 Seiten, im Jahrbuch des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark, Witten 1918
- Heimatblätter, Monatsschrift für das niederrheinisch-westfälische Land, besonders für das Industriegebiet, Hrsg. Ferdinand Schmidt, Essen / Dortmund 1911 — 1921 I. Jg. S. 275, II. Jg. S. 217
- Bickersche Nachrichten des Verbandes der Familien Bicker, Hünfeld 1921, II. Jg. Nr. 4 [1]
Weiterhin sind einige Zeitungsartikel erschienen:
- Herner Anzeiger Nr. 77, 1922
- Wanne-Eickeler Zeitung Nr. 195, 1926
- Lokal-Anzeiger Eickel Nr. 281, 1926
- Gelsenkirchener Allgemeine Zeitung, Beilage Alte und neue Heimat, Nr. 8, 18. September 1926 [1]
Art und Umfang der Fälschungen
Die Fälschungen betreffen örtlich vor allem das Gebiet Wanne-Eickel und dessen Nachbarstädte Bochum (auch Wattenscheid) und Gelsenkirchen. Sie berühren außerhalb Westfalens Essen, Werden, Köln, Brabant, Riga und Moskau. Sie betreffen sachlich in erster Linie die zu Adeligen gestempelten Bauern auf den Bickerer Höfen in ehemals Wanne (heute Gelsenkirchen, siehe unten.), dann die Geschlechter Rotthauwe, Grolman Wikipedia und Schalke, ferner Aschebrock, Bockum, Capelle, Carnap-Hövel, Dahlhausen, Darl, Dinsing, Dorneburg, Düngelen, Eickel, Galen, Groll, Heyden, Hugenpoth, Hüllen, Laack, Leithe, Loe, Lüttinghove, Münchhausen, Münster, Oven, Overdyck, Recke, Schafhausen, Schedelich, Sobbe, Steinhaus, Strünkede und Westerholt, überwiegend also den westfälischen Adel. Alle von Rotthauwe, Hegler und Hoose verbreiteten Nachrichten sind mit größter Vorsicht zu behandeln. [1]
Dr. Schulte hat zweifelsfrei nachgewiesen, dass es einen Adelstand von Bickern niemals gegeben hat, und dass, um solchen nach außen hin als glaubwürdig zu konstruieren, Fälschungen an alten Schriftstücken vorgenommen wurden und die als solche auch festgestellt worden sind.
Rotthauwe hat zu diesem Zweck sogar Änderungen im Kirchenbuch vorgenommen und aus einen zu Bickern ein von Bickern gemacht. Auch die Wattenscheider Urkunde von 1484 ist von Rotthauwe gefälscht worden. Sie tauchte erst im September 1904 in Wattenscheid auf.
Ebenfalls gefälscht ist die Urkundliche Erwähnung eines Hans von Bickern auf Bickern bei Bochum, der angeblich um 1450 lebte. Die Abschrift dieser Urkunde stammt angeblich aus einem Archiv der von Bickern, das angeblich komplett einem Brand zum Opfer gefallen ist. [2]
Gemeinde Bickern
Bei der Gemeinde Bickern handelte es sich um eine Streusiedlung — eine Bauerschaft. 1815 kam Bickern zur neugebildeten Proviz Westfalen und gehörte zum Amt Herne, Kreis Bochum.
Die enorme wirtschaftliche Entwicklung in der Emscherzone führte zu einem sprunghaften Bevölkerungsanstieg in diesem Raum. Aus den Gemeinden Bickern, Crange, Eickel, Holsterhausen und Röhlinghausen wurde durch Erlaß des Oberpräsidenten der Provinz Westfalen am 22. Mai 1875 mit Wirkung vom 1. August 1875 das neue Amt Wanne.
Am 1. November 1891 schieden die Gemeinden Eickel und Holsterhausen aus dem bisherigen Amt aus und wurden zum neuen Amt Eickel vereinigt. Bei dieser Gelegenheit erfuhr die Gemeinde Bickern an ihrem Ostrand eine Gebietserweiterung, da ihr kleine Teile von Eickel zugeschlagen wurden.
Durch Gesetz über die Neuregelung der kommunalen Grenzen im rheinisch-westfälischen Industriebezirk vom 26. Februar 1926 wurde mit Wirkung vom 1. April 1926 die beiden Ämter Wanne und Eickel aufgelöst und die Landgemeinden Wanne, Eickel und Röhlinghausen nach Auflösung des Lankreises Gelsenkirchen zur Stadtgemeinde mit dem Namen Wanne-Eickel vereinigt.
Nach der erfolgten Stadtkreisbildung mussten Änderungen von Straßennamen vorgenommen werden. Die bisherigen Landgemeinden hatten vielfach die gleichen Straßenbezeichnungen. So wurde u. a. die in Wanne gelegene Hofstraße in Bickernstraße umbenannt. Die Umbenennung der Straße nach dem ehemaligen Gemeindenamen hatten die zuständigen Gremien vorgenommen, da dieselbe im Bereich der ehemaligen Flur III, genannt Bickern, gelegen war.
Auch heute noch führt dieser Ortsteilbereich im Volksmund die Bezeichnung Bickern.
Die Straße beginnt an der Gelsenkircher Straße und verläuft in leicht nord-westlicher Richtung bis zur Grenze der Nachbarstadt Gelsenkirchen. Nach Unterquerung der Werksbahn und Überquerung des dahinter liegenden Hüller Mühlenbaches endet sie vor den bereits auf Gelsenkirchener Gebiet gelegenen Bickerer Höfen.
Während von den ehemaligen Bickerer Höfen nur der Wilhelmshof im Stadtbereich verblieb, kamen die anderen Bickerer Höfe durch die mit der Stadtbildung gleichzeitig vorgenommene Grenzbereinigung nach Gelsenkirchen. [3]
Lesen Sie auch
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Kleine Mitteilungen. Archivalische Zeitschrift. 1928. 37(jg): 262-278. Abgerufen 14 Apr. 2017, https://www.degruyter.com/view/j/az.1928.37.issue-jg/az-1928-jg18/az-1928-jg18.xml
- ↑ Wanne-Eickeler Zeitung Nr. 296, 18.12.1926
- ↑ Rudolf Zienius, Bickern - Ein heimatgeschichtlicher Beitrag aus Wanne-Eickels Vergangenheit, Manuskript im Stadtarchiv Herne, Ordner Bickern