Herner Männerchor 1869 e. V.: Unterschied zwischen den Versionen
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==Gründungsgeschichte des HMC== | ==Gründungsgeschichte des HMC== | ||
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Eine große Stunde hat der HMC im Jahre [[1925]], als er sich mit der „Sängervereinigung Herne" vereinigt. Diese letztere stellt eine Verschmelzung des [[1897]] gegründeten Männergesangvereins „Harmonie" mit der [[1908]] ins Leben gerufenen Sängervereinigung dar. Wie das 100jährige Jubiläum des Herner Männer-Chores zeigt, hat sich dieser Zusammenschluss von ehemals drei Chören als ein Zeichen der Stärke erwiesen. | Eine große Stunde hat der HMC im Jahre [[1925]], als er sich mit der „Sängervereinigung Herne" vereinigt. Diese letztere stellt eine Verschmelzung des [[1897]] gegründeten Männergesangvereins „Harmonie" mit der [[1908]] ins Leben gerufenen Sängervereinigung dar. Wie das 100jährige Jubiläum des Herner Männer-Chores zeigt, hat sich dieser Zusammenschluss von ehemals drei Chören als ein Zeichen der Stärke erwiesen. | ||
Insoweit hat sich einmal mehr die Wahrheit des Wahlspruches Otto von Bismarcks erwiesen: In trinitate robur (in der Dreiheit die Kraft). So übersteht der Chor ohne größere Schwierigkeiten die Inflationsjahre und kann im Sommer [[1929]] sein nunmehr 60jähriges Jubiläum feierlich begehen. Seit zwei Jahren davor — [[1927]] — singt er in einem anderen Vereinsheim, der jetzigen „Westfalenschänke", [[Bahnhofstraße]] 40, das ihm rund vier Jahrzehnte als solches dient. | Insoweit hat sich einmal mehr die Wahrheit des Wahlspruches Otto von Bismarcks erwiesen: In trinitate robur (in der Dreiheit die Kraft). So übersteht der Chor ohne größere Schwierigkeiten die Inflationsjahre und kann im Sommer [[1929]] sein nunmehr 60jähriges Jubiläum feierlich begehen.<ref>Vgl. Herner Anzeiger vom 24. Juni 1929. [https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/21206684 Online auf Zeitpunkt.NRW]</ref> Seit zwei Jahren davor — [[1927]] — singt er in einem anderen Vereinsheim, der jetzigen „Westfalenschänke", [[Bahnhofstraße]] 40, das ihm rund vier Jahrzehnte als solches dient. | ||
In der Ära des Nationalsozialismus wird dem Chor ein Zusammenschluss mit dem Gesangverein „Sangeslust 1862" und dem „Friedrich-Silcher-Chor 1889" unter Vorsitz des damaligen Oberbürgermeisters [[Albert Meister]] aufgezwungen, der nach Beendigung des zweiten Weltkrieges rückgängig gemacht wird. | In der Ära des Nationalsozialismus wird dem Chor ein Zusammenschluss mit dem Gesangverein „Sangeslust 1862" und dem „Friedrich-Silcher-Chor 1889" unter Vorsitz des damaligen Oberbürgermeisters [[Albert Meister]] aufgezwungen, der nach Beendigung des zweiten Weltkrieges rückgängig gemacht wird. | ||
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*ab 1904 Josef Welling, Bochum, Musikdirektor, | *ab 1904 Josef Welling, Bochum, Musikdirektor, | ||
*ab 1910 Musikdirektor Karl Ninke, Recklinghausen, (er brachte nicht nur A-capella-Gesang — ohne Instrumente — sondern führte Chorwerke mit Solisten und Orchester ein), | *ab 1910 Musikdirektor Karl Ninke, Recklinghausen, (er brachte nicht nur A-capella-Gesang — ohne Instrumente — sondern führte Chorwerke mit Solisten und Orchester ein), | ||
*ab 1911 Musikdirektor Alfred Honndorf, Essen, im ersten Weltkrieg vertraten ihn vorübergehend: | *ab 1911 Musikdirektor Alfred Honndorf<ref>Gestorben am 15. Juli 1923. [https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/21200314 Nachruf auf Zeitpunkt.nrw].</ref>, Essen, im ersten Weltkrieg vertraten ihn vorübergehend: | ||
**1916 Lehrer Karl Heitkamp, Röhlinghausen, Lehrer Hölscher, Gelsenkirchen, | **1916 Lehrer Karl Heitkamp, Röhlinghausen, Lehrer Hölscher, Gelsenkirchen, | ||
**1918 Organist und Gesanglehrer Willy Mehrmann, Herne, | **1918 Organist und Gesanglehrer Willy Mehrmann, Herne, | ||
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Im Jahr [[1917]] war es Paul Mund, seit diesem Jahr zweiter Chorleiter, der mit seinen Sängern in Herner Reservelazaretten Liedervorträge darbietet. | Im Jahr [[1917]] war es Paul Mund, seit diesem Jahr zweiter Chorleiter, der mit seinen Sängern in Herner Reservelazaretten Liedervorträge darbietet. | ||
Die karitative Einsatzbereitschaft des Herner Männerchores ist auch in der Jetztzeit wach. Hier ist zunächst die Bereitschaft des Chores zu erwähnen, in zeitlichen Abständen die kranken Sänger und Bürger unserer Stadt durch angemessene Liedervorträge zu erfreuen. <ref>Festschrift 100 Jahre Herner Männerchor 1869 e. V. 1869 - 1969</ref> | Die karitative Einsatzbereitschaft des Herner Männerchores ist auch in der Jetztzeit wach. Hier ist zunächst die Bereitschaft des Chores zu erwähnen, in zeitlichen Abständen die kranken Sänger und Bürger unserer Stadt durch angemessene Liedervorträge zu erfreuen. <ref>Dietrich Hildebrand, in: Festschrift 100 Jahre Herner Männerchor 1869 e. V. 1869 - 1969, Herne 1969</ref> | ||
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[[Datei:Männerchor Gemütlichkeit 1871.png|thumb|center|800px|Männerchor Gemütlichkeit im Jahr 1871 <ref name="FotoFS" />]] | |||
[[Datei:Männerchor Gemütlichkeit 1909.png|thumb|center|800px|Männerchor Gemütlichkeit im Jahr 1909 zum 40jährigen Bestehen. <ref name="FotoFS" />]] | |||
[[Datei:Männerchor Gemütlichkeit 1919.png|thumb|center|800px|Männerchor Gemütlichkeit im Jahr 1919 zum 50jährigen Bestehen. <ref name="FotoFS" />]] | |||
[[Datei:Herner Anzeiger 25 (22.6.1929) 143 HMC.png|thumb|center|800px|Der Vorstand des Herner Männerchor von 1869 im Jahre 1929 zum 60jährigen Bestehen.<ref>Foto: Herner Anzeiger vom 22. Juni 1929. [https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/21206666 Online auf Zeitpunkt.NRW]</ref>]] | |||
[[Datei:Der HMC 1969.jpg|thumb|center|800px|Der Männerchor im Jubiläumsjahr 1969 <ref name="FotoFS" />]] | |||
[[Datei:Der Vorstand des HMC 1969.jpg|thumb|center|800px|Der Vorstand im Jübiläumsjahr 1969. Stehend von links nach rechts: Karl Duziak, Ulrich Windmann, Hans Schuster, Willi Hillbrenner, Ernst Lingnau, Hans Schauer, Franz Novotzin, Helmut Strack, Richard Müller, Ernst Bartsch. Sitzend: Richard Pietruske, Alfons Poisz, Werner Neuhaus, Protektor Wilhelm Grobe, Alfons Urbaniak, Heinz Plessmann. <ref name="FotoFS" />]] | |||
==Lesen Sie auch== | ==Lesen Sie auch== | ||
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==Quellen== | ==Quellen== | ||
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Aktuelle Version vom 22. November 2023, 12:59 Uhr
Die Geschichte des 1869 geründeten Herner Männerchor 1869 e. V.
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Gründungsgeschichte des HMC
Sieben Jahre nachdem der Deutsche Sängerbund in Coburg gegründet ist, etabliert sich im Jahre 1869 der jetzige HMC unter dem Namen „Männer-Chor Gemütlichkeit" in der Wirtschaft Bohnenkamp gegenüber der Zeche von der Heydt. Die Pflege des deutschen Liedes und eines kameradschaftlichen Geistes ist sein Ziel. In der Folgezeit wird aus nicht mehr feststellbaren Gründen das Vereinslokal des Öfteren gewechselt, ab 1873 ist es die Gastwirtschaft Meinhardt, kurz vor 1900 die Wirtschaft Hermann Sassenhoff, ab 1900 das neue Lokal Meinhardt, ab etwa 1903 das von Fritz Hülshoff. Im Jahre 1894 besteht der Chor 25 Jahre. Er feiert dieses Ereignis zwei Tage, und zwar im Saale Nußbaum. Kurz vor seinem 40jährigen Jubiläum, im Jahre 1908, tritt der Chor dem eben gegründeten Westfälischen Provinzial-Sängerbund bei, um zur Stärkung des Sänger-Gedankens im heimatlichen Raum beizutragen. Das 40jährige Jubelfest selbst steigt am 3. Oktober 1909 im Saal Funke. Zehn Jahre darauf kann der Chor am 16. und 18. Oktober 1919 bereits sein 50jähriges begehen. Ohne noch von seinen gesanglichen Leistungen zu wissen, dürfte dies ein Zeichen für die Anziehungskraft des Chores sein. Im gleichen Jahr 1919 nimmt der Chor seinen jetzigen Namen, Herner Männer-Chor 1869, an. Gleichsam mit dem ernsteren Namen eine gleiche Gesangsarbeit symbolisierend.
Eine große Stunde hat der HMC im Jahre 1925, als er sich mit der „Sängervereinigung Herne" vereinigt. Diese letztere stellt eine Verschmelzung des 1897 gegründeten Männergesangvereins „Harmonie" mit der 1908 ins Leben gerufenen Sängervereinigung dar. Wie das 100jährige Jubiläum des Herner Männer-Chores zeigt, hat sich dieser Zusammenschluss von ehemals drei Chören als ein Zeichen der Stärke erwiesen.
Insoweit hat sich einmal mehr die Wahrheit des Wahlspruches Otto von Bismarcks erwiesen: In trinitate robur (in der Dreiheit die Kraft). So übersteht der Chor ohne größere Schwierigkeiten die Inflationsjahre und kann im Sommer 1929 sein nunmehr 60jähriges Jubiläum feierlich begehen.[2] Seit zwei Jahren davor — 1927 — singt er in einem anderen Vereinsheim, der jetzigen „Westfalenschänke", Bahnhofstraße 40, das ihm rund vier Jahrzehnte als solches dient.
In der Ära des Nationalsozialismus wird dem Chor ein Zusammenschluss mit dem Gesangverein „Sangeslust 1862" und dem „Friedrich-Silcher-Chor 1889" unter Vorsitz des damaligen Oberbürgermeisters Albert Meister aufgezwungen, der nach Beendigung des zweiten Weltkrieges rückgängig gemacht wird.
Ein wichtiges Datum in der Geschichte des HMC ist der 7. Dezember 1954, als sich der Chor eine Satzung gibt. Hiernach soll der Chor ins Vereinsregister eingetragen werden, womit er seine Rechtsfähigkeit erlangt. Bald ist dann die Feier des 90jährigen Bestehens fällig, nämlich am 23. Mai 1959. An diesem Tage stellt der jetzige Protektor des Chores, Stadtdirektor i. R. R. Grobe, ohne Übertreibung fest, dass der HMC tief in der Bevölkerung verwurzelt und einer der wichtigsten Faktoren im Kulturleben Hernes ist. Die Objektivität dieses Urteils stellt sich am Sonntag, dem 1. Juni 1969, heraus: An jenem Vormittag wird unter 40 Vereinen auch dem Herner Männer-Chor 1869 im Robert-Schumann-Saal des Ehrenhofes zu Düsseldorf im Auftrage des Kultusministers von Nordrhein-Westfalen die Zelterplakette verliehen. Diese Auszeichnung wird ausschließlich an kulturell bedeutende Chöre vergeben, die 100 Jahre bestehen. Mit dieser eindrucksvollen Ehrung ist die bisherige Geschichte des HMC auf dem laufenden.
Mitgliederentwicklung des HMC
Dass die Entwicklung des Herner Männer-Chores innerhalb hundert Jahre seines Bestehens so erfolgreich verlaufen ist, dafür haben nicht zuletzt die einzelnen Vorsitzenden des Chores gewirkt. Es ist deshalb nicht mehr als recht und billig, die Namen dieser Männer in der zeitlichen Reihenfolge festzuhalten, in der sie ihr Amt ausübten:
- ab 1869 Adolf Klein, Gasmeister
- ab 1877 Friedrich Auf'm Kamp, Winkelier (Kaufmann)
- ab 1880 Wilhelm Bühmann, Drechslermeister
- ab 1906 Fritz Eichholz, Rentner danach Karl Niklas, Schneidermeister
- ab 1911 Wilhelm Heitkamp, Betriebsführer
- ab 1923 Anton Pesch, Studiendirektor
- ab 1945 Alfons Poisz, Werkmeister
- ab 1951 Wilhelm Schneider, Kaufmann
- ab 1965 Werner Neuhaus, Kaufmann
Doch der Einsatz des HMC beschränkt sich nicht auf das deutsche Lied allein. Im ersten Weltkrieg setzen sich 38 Sangesbrüder mit ihrer ganzen Person für das deutsche Vaterland ein und ziehen ins Feld.
Die Bedeutung des Chores wird auch dadurch unterstrichen, dass am 1. Januar 1926 der Oberbürgermeister der Stadt Herne, Täger, das Protektorat übernimmt.
Beim 60jährigen Chorjubiläum, im Jahr 1929, zählt der HMC 200 Mitglieder. Ein Rückschlag tritt erst durch den zweiten Weltkrieg ein. Wo war das nicht der Fall? Nach dem Jahre 1945 ergibt der Wiederaufbau des Chores die stattliche Zahl von 90 Aktiven, das heißt Sängern.
Aus den Reihen des HMC geht auch wiederholt der Präsident des Deutschen Sängerbundes hervor, so für die Zeit von 1949 bis 1955 in der Person des Vorsitzenden Anton Pesch. Kurz vor Beendigung dieser Periode, im Jahre 1954, übernimmt wieder ein Vertreter der Stadtverwaltung, Herr Stadtdirektor Wilhelm Grobe, das Protektorat über den Chor.
Den 16. April 1958 begeht der Herner Männer-Chor in Trauer: Rektor i. R. Edmund Konsek wird zu Grabe geleitet; er war ebenfalls lange Jahre Präsident des Deutschen Sängerbundes gewesen, und der Chor erweist ihm in seinem Wohnort Herne die letzte Ehre, denn in den ersten Nachkriegsjahren war es Edmund Konsek, der als rühriger Geschäftsführer dem Vorstand des HMC angehörte.
Im Jahr seines 90jährigen Jubiläums (23. Mai) erreicht der Chor wieder eine beachtliche Stärke, er zählt 130 aktive Sänger und ist damit der stärkste Männer-Gesangverein Hernes. Am selben Tage, dem 23. Mai 1959, ernennt der HMC um ihn verdiente Menschen zu Ehrenmitgliedern. Es sind dies der frühere Dirigent Arnold Merkelbach, die Witwe des eben genannten Präsidenten des DSB, Konsek, und der Vorsitzende des seit Jahren befreundeten Männer-Gesangvereins Einigkeit, Kirchseeon (Oberbayern). Der Protektor des Chores, Wilhelm Grobe, und der Vorsitzende Wilhelm Schneider erhalten die goldene Ehrennadel des HMC.
Vier Jahre später überreicht Wilhelm Schneider in großzügiger Weise und aus eigener Initiative einen repräsentativen Noten- und Fahnenschrank als Geschenk an den Chor (9. Februar 1963).
Interessante Zahlen über die Chorsänger werden am 29. Januar 1964 anlässlich der Jahreshauptversammlung bekannt, an der 105 Sänger teilnehmen. Aktive Sänger gibt es im ganzen 132, ihr Durchschnittsalter beträgt ungefähr 41 Jahre; drei natürlichen Abgängen stehen sechs Neuaufnahmen gegenüber. Im Laufe des gleichen Jahres wird noch eine genauere Statistik angefertigt, nach der 30 Sänger 1. Tenor, 36 2. Tenor, 41 1. Bass und 29 2. Bass singen; die Zahl der fördernden Mitglieder macht an 150 aus. Zwei Jahre weiter — 1966 — setzt sich der HMC aus 121 aktiven und 132 passiven Mitgliedern zusammen. Allerdings verliert er allein in diesem Jahr neun Aktive. Außerdem segnet Ehrenmitglied Graf v. Luckner, als ‚Seeteufel‘ aus dem 1. Weltkrieg berühmt, das Zeitliche. Wiederum zwei Jahre danach, am 2. September 1968, verliert der HMC u. a. Vizechorleiter Julius Neuhaus, der sich als Initiator der ‚Herner Alten-Feiern‘ einen Namen gemacht hatte. Inzwischen ist das Durchschnittsalter der Sänger im Jahre 1968 auf rund 50 Jahre gestiegen, ihre Anzahl macht trotz 14 Neuaufnahmen 116 aktive Mitglieder aus.
Die musikalischen Leistungen des HMC
Die Dirigenten
In Deutschland setzt die Pflege des Männerchores bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts — also nach 1750 — mit der sogenannten Berliner Schule ein. 1827 steigt das erste deutsche Sängerfest. Die Hauptaufgabe des Männerchores ist die Verbreitung des Volksliedes, in dem sich sprachliche und musikalische Ausdrucksform noch die Waage halten. Von leistungsfähigeren Chören wird auch das Kunstlied mit und ohne Orchesterbegleitung gepflegt, wobei die musikalische der sprachlichen Form übergeordnet ist. Zu den letzteren Chören gehört der Herner Männerchor, jedenfalls, was die neuere Zeit seiner Existenz anbelangt. Zur Bewältigung derart anspruchsvoller selbst gesetzter Aufgaben bedarf es selbstredend entsprechend qualifizierter Dirigenten bzw. Chorleiter. Nachdem anfangs Vertreter der heimischen Lehrerschaft dies wichtige Amt ausübten, übernahmen es später und bis in die Gegenwart hin Männer, deren Hauptberuf die Musik ist. So lautet die Reihe der Chordirigenten des Herner Männerchores:
- ab 1869 Lehrer Wilhelm Hegenberg,
- ab 1889 Lehrer Fritz Knop,
- ab1896 Gymnasiallehrer Gustav Lohrmann,
- ab 1900 Lehrer Anton Susen,
- ab 1904 Josef Welling, Bochum, Musikdirektor,
- ab 1910 Musikdirektor Karl Ninke, Recklinghausen, (er brachte nicht nur A-capella-Gesang — ohne Instrumente — sondern führte Chorwerke mit Solisten und Orchester ein),
- ab 1911 Musikdirektor Alfred Honndorf[3], Essen, im ersten Weltkrieg vertraten ihn vorübergehend:
- 1916 Lehrer Karl Heitkamp, Röhlinghausen, Lehrer Hölscher, Gelsenkirchen,
- 1918 Organist und Gesanglehrer Willy Mehrmann, Herne,
- ab 1923 Städt. Musikdirektor Fr. Plantenberg, Recklinghausen,
- ab 1925 Musikdirektor Albert Lamberts,
- ab 1938 Bernhard Bittscheid, Essen,
- ab 1945 Arnold Merkelbach, Gelsenkirchen,
- ab 1957 Gerhard Bohner, Essen (jetzt Herne)
Einen kleinen Einblick über den Umfang der Arbeit von Dirigenten und Chor ergibt die Tatsache, daß der HMC im Jahre 1963 z. B. 46 Chorproben mit insgesamt 3397 erschienenen Sängern hat. Bei diesem Fleiß macht Herr Bohner den HMC über die Stadtgrenzen hinaus bekannt; der Dirigent wird am 28. Juli 1967 für zehnjährige Arbeit geehrt.
Jahreszeitliche Konzerte des HMC im Herner Kolpinghaus
Überblickt man die in den letzten zehn Jahren gegebenen Konzerte des Herner Männerchores hinsichtlich ihres Termines, so ist ersichtlich, dass der Chor - abgesehen vom Sommer - zu jeder Jahreszeit mit einer musikalischen Darbietung hervortritt. Als Konzertsaal dient bis in die neueste Zeit hinein immer der des Herner Kolpinghauses, des einzigen Saales, der für solche Zwecke zu erträglichen Bedingungen zur Verfügung steht. Um eine Vorstellung von der gesanglichen Leistung des Chores zu geben, sollen im folgenden einige Konzerte, soweit darüber etwas in den Akten des Herner Männerchores zu finden ist, kurz besprochen werden.
Da wird z. B. am Sonnabend, dem 11. Januar 1964, ein heiteres Konzert (Liedervorträge) zu Gehör gebracht. Nach den örtlichen Tageszeitungen „kommt es gut an", der Saal ist voll besetzt. Dirigent ist — wie stets im letzten Dezennium vor dem hundertjährigen Bestehen des Chores — Gerhard Bohner.
Im Rahmen der Herner Städt. Kulturveranstaltungen findet am 30. Januar 1965 ein Opernkonzert statt, das schon eine Woche vor Beginn ausverkauft ist. Sicherlich hat die dazu verpflichtete „Philharmonia Hungarica" mit dazu beigetragen, die von ihrem Sitz in Marl zur Begleitung erschienen ist. Die Aufführung ist noch heute in bester Erinnerung, war sie doch nach der ‚Herner Zeitung‘ ein musikalisches Ereignis von hohem Rang, ein Triumph beweglicher Dynamik.
Mit dem gleichen Orchester wurde bereits am 20. Januar 1962 das Requiem d-Moll von Luigi Cherubine aufgeführt, welches von der Herner Presse als großes künstlerisches Erlebnis herausgestellt wurde.
„Ein musikalisches Ereignis" ist auch ein Konzert mit Solisten am Sonnabend, dem 7. Januar 1967, das eine Mischung bunter Melodien bringt.
Auch im Kreiskonzert am 14. Januar 1968, das der HMC mit zwei Liedern beschließt, wird sehr schön vorgetragen, so dass die Lokalpresse dem Chor bescheinigt, er habe seine „Aufgabe mit Bravour erfüllt".
Im volkstümlichen Chorkonzert zum Abschied von dem zum Abriss verfallenen Kolpinghaus, bei dem zusammen mit dem MGV Liedertafel 1863 aus Velbert 180 Sänger mitwirken, erhalten die Sänger „gewaltigen Beifall des vollbesetzten Saales". Soweit die Winterkonzerte.
Die Frühlingskonzerte stehen ihnen qualitativ nicht nach. So bringt der Herner Männerchor am 21. April 1958, unterstützt von Solisten, „Schubert in seltener Vollendung".
Zum 150. Geburtstag Robert Schumanns führt der HMC am 11. April 1960 ein Chor- und Solistenkonzert auf. Dies findet genauso eine gute Aufnahme wie am Montag, dem 27. April 1964, die Faust-Sinfonie von Franz Liszt, bei der der Chor mitwirkt und die im Rahmen der Städtischen Kulturveranstaltungen gebracht wird, die ein anerkannt hohes Niveau haben.
Eine neue Variante ist das am Sonnabend, dem 10. Juni 1967, gemachte Frühlingskonzert im vollbesetzten Kolpingssaal, wo der Herner Männerchor durch den Großen Chor des Neusprachlichen Mädchengymnasiums aus Wanne-Eickel auf über hundert Stimmen gebracht ist. Als am Sonnabend, dem 10. Mai 1969, anlässlich des hundertjährigen Bestehens des Herner Männerchores (diesmal in der Aula der Realschule Bismarckstraße) ein Festkonzert unter dem Motto „Wie die Väter sangen" erklingt, wird abermals von einem „großen Erfolg" berichtet.
Gute Kritiken bekommt der HMC nicht erst in neuer Zeit. Zum Beweis führe ich den Nationalen Gesang-Wettstreit des MGV Liederkranz, Viersen, am 18. Oktober 1908 an; damals erringt der Chor vier 1. Preise. Ähnlich hohe Ansprüche erfüllt der Chor in einem volkstümlichen Opernkonzert am Sonnabend, dem 19. September 1959, begleitet vom Ruhrland-Sinfonie-Orchester, Essen.
Tradition sind die jährlichen Bußtagskonzerte. Erinnert sei an das am Mittwoch, dem 18. November 1964, vorgetragene Herbstkonzert, in dem Gerhard Bohner sich auch am Flügel produziert.
Das am Sonnabend, dem 30. Oktober 1965, stattgehabte Konzert stellt der Dirigent diesmal unter das Thema „Herbst und Jagd" und findet damit großen Anklang. Abschließend sei hier erwähnt, dass der HMC insbesondere bei allen Sängerbundfesten mit eigenen Konzerten seinen Leistungshochstand unter Beweis stellte.
Die eingangs dieses Beitrages ausgedrückte Vermutung eines hohen Leistungsstandes des HMC bestätigt sich also doppelt: durch den nachgewiesenen hohen Besuch seiner Veranstaltungen und vor allem durch die positive Beurteilung seitens der lokalen Musikkritiker.
Soziales Handeln des HMC
Bei aller gefundenen Anerkennung vergisst der Herner Männerchor es nicht, außer dem Konzertpublikum den vom Schicksal getroffenen Menschen mit seinen Liedern Freude und Trost zu bringen. Hiermit ist ein besonders schöner Zug des Chores offengelegt.
Schon im deutschfranzösischen Kriege 1870/71 betätigt sich der Chor auf dem sozialen Sektor und gibt Wohltätigkeitskonzerte. Diese Linie setzt er in beiden Weltkriegen fort.
Im Jahr 1917 war es Paul Mund, seit diesem Jahr zweiter Chorleiter, der mit seinen Sängern in Herner Reservelazaretten Liedervorträge darbietet.
Die karitative Einsatzbereitschaft des Herner Männerchores ist auch in der Jetztzeit wach. Hier ist zunächst die Bereitschaft des Chores zu erwähnen, in zeitlichen Abständen die kranken Sänger und Bürger unserer Stadt durch angemessene Liedervorträge zu erfreuen. [4]
Bilder
Lesen Sie auch
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 1,9 Foto: Festschrift 100 Jahre Herner Männerchor 1869 e. V. 1869 - 1969
- ↑ Vgl. Herner Anzeiger vom 24. Juni 1929. Online auf Zeitpunkt.NRW
- ↑ Gestorben am 15. Juli 1923. Nachruf auf Zeitpunkt.nrw.
- ↑ Dietrich Hildebrand, in: Festschrift 100 Jahre Herner Männerchor 1869 e. V. 1869 - 1969, Herne 1969
- ↑ Foto: Herner Anzeiger vom 22. Juni 1929. Online auf Zeitpunkt.NRW