Pflanzung von Kaisereichen oder Friedenseichen in Herne

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Pflanzung von Kaiser- und Friedenseichen im Deutschen Reich

Die Tradition, markante Eichen – oft unter dem Namen „Kaisereiche“ oder „Friedenseiche“ – zu pflanzen, wurde im Deutschen Kaiserreich des 19. Jahrhunderts zu einem verbreiteten öffentlichen Symbolakt. Beispiele zeigen: In Ehekirchen etwa wurde am 26. März 1871 eine „Kaiser-Eiche“ zur Erinnerung an die Gründung des Deutschen Reiches und an den Frieden nach dem deutsch-französischen Krieg gepflanzt.

Auch in Zehlendorf (heute Berlin) steht eine „Friedenseiche“, wobei die Symbolik der Eiche als deutsches Nationalsymbol betont wird.


Die Pflanzung solcher Eichen erfüllte mehrere Bedeutungen:

Erinnerung an historische Ereignisse (z. B. Reichsgründung 1871, Friedensschluss, Kaisergeburtstage)
Ausdruck patriotischer oder nationaler Identität
Markierung von öffentlichen Orten wie Wegekreuzungen, Platzanlagen oder Gemeinde­grenzen

Die Eiche selbst war in der deutschen Kultur bereits länger ein Symbol für Standhaftigkeit, Kraft und Heimat, was ihre Auswahl für solche Pflanzaktionen begünstigte.

Herne: Eine Eiche anstelle der Dionysius Kirche

In Herne wurde auf dem damals als Marktplatz benutzten ehemaligen Platz der alten romanischen Dorfkirche (Dionysius Kirche) eine Eiche zur Erinnerung an den Frieden bzw. als Zeichen der Gemeinschaft gepflanzt, welche heute in der Literatur als „Friedenseiche“ bezeichnet wird.
Karl Brandt vermerkte auf der Rückseite des im Emschertal-Museum erhaltenen Bildes der Pflanzfeier, dass "Herne um 1873". vermutlich später schrieb er weiter: "wahrscheinlich viel später, da die Dionysiuskirche schon abgebrochen ist. Nach Gründung der Freiwilligen Feuerwehr, die diese auf dem Foto ist. 1) 1876 [die sechs mit einer 7 überschrieben] (=1877)".

Das Kirchgebäude wurde 1876 auf Abbruch verkauft und der Platz für den Marktbetrieb eingerichtet. Auf dem Bild ist die erste Mannschaft der 1877 gegründeten Freiwilligen Feuerwehr und 1869 gegründete „Männer-Chor Gemütlichkeit" aus dem später der Herner Männerchor 1869 e. V. wurde, zu sehen.

Besonders beliebt waren diese "vaterländischen" Fest, besonders der Sedanstag am 2. September. Die Emscherzeitung berichtete am 27. August 1879:

"Herne, 27. Aug.[Sedanfeier.]

In einer gestern Abend unter Präsidium des Herrn Amtmann Schaefer abgehaltenen Ver­sammlung der hiesigen Vereine wurde über die Feier des Sedanfestes definitiv Beschluß gesaßt. Die officielle Festfeier wird im Kaiser­zelte beim Herrn O. Sickmeyer stattfinden, welch Letzterer auch die Bewirthung der Kinder auf der Wiese des Herrn Schulte­Nölle übernehmen wird. Am 2. September, Nachmittags 2 Uhr, versammeln sich auf dem Marktplatze die Amtsbehörden. Corporationen und Vereine zum Festzuge durch das Dorf nach Herne=Bahnhof und zurück zur Festwiese. Nach dem daselbst stattfindenden Kinderfeste und Bewirthung derselben wird gegen Abend der Rückmarsch nach Herne zum Festzelte an­getreten. Die Musik wird ausgeführt von der Herner Feuerwehrkapelle."[1]

All diese Personen sind auf dem Bild zu sehen.

Röhlinghausen: Die „Kaisereiche“ an der Kreuzung Pluto-/Füsselier­straße/Schulstraße 1897

Am 21. März 1897 wurde in Röhlinghausen, an der Platzartigen Kreuzung der Pluto-, Füsselierstraße und Schulstraße, eine Eiche gepflanzt zum Gedenken des 100. Geburtstages von Kaiser Wilhelm I.. Die Pflanzung erfolgte durch die Gemeindeverwaltung; bereits am 5. März wurde die Umzäunung genehmigt.
Der Baum erhielt die Ehrenbezeichnung „Kaisereiche“. Das Lokal an der Westseite der Kreuzung nahm den Namen „Restoration zur Kaisereiche“ an.

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Quellen