Was die hundertjährigen Karten von Herne uns erzählen Teil 4 (1928)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Im von Dr. Leo Reiners redaktionell betreute Zeitung - Herner Anzeiger - widmete ein Autor mit den Kürzel A. S. am 17. November 1928 eine Artikelserie über die historischen Katasterkarten der Stadt Herne. Auch und hundert Jahre später sind die fünf Teile dieser Serie von lokalhistorischen Wert. Einige Angaben wurden redaktionell Bearbeitet und mit Abbildungen versehen.


Was die hundertjährigen Karten von Herne uns erzählen.

IV.[1]

Von der Gemeinde „Horsthausen"

Horsthausen-Flurkarte-1824.jpg

sind, sorgfältig aufbewahrt und sehr gut erhalten, eine Übersichtskarte im Maßstab 1:10 000 und zwei frühere Karten im Maßstab 1:2500 vorhanden. Die beiden Flure von Horsthausen führen die Bezeichnung „I, genannt Höttenbusch“, „II, genannt Esche". Die Grenzen von Horsthausen haben sich durch die Bebauung gerade so gut verwischt, wie die Grenzen aller anderen kleinen Gemeinden auch. Es sind zwar immer noch dieselben Grenzen wie früher, und wessen Grundstück an der Grenze liegt, ist fast allein sich über deren Verlauf klar.

(Durch die Regulierung der Emscher und den gleichzeitigen Bau des Rhein=Herne-Kanals vor 16 Jahren wurde die alte natürliche Grenze nach Norden gewaltsam verschoben und begradigt. Sie folgte früher den Windungen der Emscher in Horsthausen sowohl wie in Baukau und Pöppinghausen. Ein kleiner Teil von Horsthausen lag nördlich der Emscher und kam später nach Recklinghausen, und was südlich der Emscher zu Recklinghausen gehörte, kam später zu Horsthausen bzw. Herne. Diese Grenze hat sich hauptsächlich geändert.

(Es möge in diesem Zusammenhange noch ein Wunsch ausgesprochen werden, der sich an die Stadtverwaltung richtet. Seit der Eingemeindung des Amtes Sodingen nach Herne sind durch die Stadtverwaltung neue Stadtpläne gedruckt und der Bevölkerung zugängig gemacht worden: Ein sehr übersichtlicher, farbiger Plan im Maßstab 1:15000, die Straßen sehr übersichtlich, übertrieben breit gezeichnet, sodann ein Plan mehr für den technischen Gebrauch bestimmt, auf dem die heute noch vorhandenen Grundstücke, Waldstücke, Wiesen, freies Ackerland und dergleichen in der Hauptsache noch erkennbar sind. Die früheren Bachläufe, mit Ausnahme der Emscher, sind in ihren Linien nicht mehr alle mit dargestellt. Es findet sich wohl noch die Grenzlinie zwischen Börnig und Horsthausen, auch noch die Grenze mit Eickel und Holsterhausen. Jedoch sind die Grenzen zwischen Herne und Baukau, Baukau und Holsterhausen nicht, die Grenzen zwischen Herne und Horsthausen und Sodingen noch zum Teil erkennbar. Es sei hierdurch im Interesse der Heimatkunde freundlich angeregt, einer Neuauflage, die durch die fortschreitende Bebauung von Zeit zu Zeit nötig wird, alle alten Grenzen und interessanten Linien aller Bachläufe in den Plan 1:10 000 mit einzuzeichnen.)

An Straßen war die heutige Hafenstraße als Hauptstraße „Landstraße von Herne (Strünkede) nach Castrop“ vorhanden. Wir finden sodann die Friedrich=, Esch=, Roon=, Bram=, Werder=, Ludwig=, Josefinen=, Lützowstraße als Feldwege, sodann einen Feldweg, der in ziemlich gradliniger Fortsetzung der Hafenstraße, geradenwegs an Heiermann vorbei, nach Pöppinghausen (bis zur Scharnhorststraße) führte und mit dem Verlauf der Scharnhorststraße sich als die heutige Horsthauser Straße fortsetzte. Die Horsthauser Straße ist dann beim Bau des Kanals weiter westlich verlegt, ebenso ist die Josefinenstraße, die früher von „Schulte am Esche“ geradenwegs nach Börnig als „Landstraße von Strünkede nach Castrop“ führte, durch den Bau der Köln=Mindener Bahn umgelegt worden. Auch ein Teil der jetzigen Kolonie Friedrich der Große war durch Feldwege aufgeschlossen.

Dort lag an der Langforthstraße der Hof „Schulte in der Langforth". Daher hat die Straße ihren Namen. Weitere Höfe, die nicht mehr vorhanden sind: „Crämer“(Cramer), „Kötter“, „Rosenbaum“ im Bereiche des heutigen Rangierbahnhofes zwischen Josefinen= und Horststraße. Nördlich von Trimbusch die Höfe „Georg“ und Röttger Externest“, die im Bereiche des Güterbahnhofs lagen, sind verschwunden. Andere Höfe sind heute noch vorhanden, und zwar: „Schulte am Esche", „Sudkamp“ (jetzt Jürgens), „Heggemann“, direkter Nachbar von „Sudkamp", „Trimbusch“, „Heiermann", „Siepmann“ (jetzt Sudkamp, am Rhein=Herne=Kanal, Horsthauser Str. Es ist möglich, daß der Hof Siepmann etwa 200 Meter weiter südwestlich davon gestanden hat, einst abgebrannt ist, und in dem jetzigen Sudkamphof wieder neu aufgebaut wurde. Diesen Schluss lässt die damalige Lage vom Siepmann=Hof zu). „Overkamps Hof“ liegt an der Scharnhorststraße, nahe der Horsthauser Straße, „Sprenger“ an der Steinstraße, dicht am Bach, „Wilban" und „Grothaus" nahe beim Sportplatz an der Ludwigstraße, „Romberg" östlich vom Ledigenheim, „Punge“ zwischen Kanal und Nordstraße, jetzt Schlackenhalde von Friedrich der Große 1/2. Außerdem waren zwei kleine Häuser an der Straße nach Börnig ohne Namen vorhanden.

An Flurbezeichnungen haben wir die „Holper Heide“ bereits erwähnt. Wir finden weitere Flurbezeichnungen zwischen Scharnhorststraße und Pöppinghauser Grenze „Mesewinkel". Das große Flurstück genau südlich von Schleuse 7, jetzt kläglich versumpft und unbrauchbar, heißt „Im Ostenlohe“. Das jetzige Häusergeviert Blücher=, Lützow=, Stein= und Yorkstraße hieß „in den Bleck“. Die Flur südlich der Lützowstraße, beiderseits der Scharnhorststraße, hieß „im Hattenhof“, südlich davon „Höttenbusch“. „Höttenbusch“ heißt auch die Flur nördlich der Blücherstraße bis an „Overkamp“ und die Horsthauser Straße. Desgleichen liegt die Flur „Höttenbusch“ westlich von „Punge“, jetzt Halde Friedrich der Große 1/2. Das heutige Ledigenheim mit dem Sportplatz hat die Bezeichnung „im Erlenkamp". Östlich der Werderstraße, einschließlich der Bramstraße, und das Land nördlich der evangelischen Kirche heißt „auf dem Bramenkampe“, und östlich der evangelischen Kirche „auf dem Birnenbruche“. Eine große Flur östlich von Jürgens heißt „auf'dem Hunberg". Die Flur, auf der die katholische Kirche steht, und westlich davon heißt „Esche". Das Gebiet südlich der Luisenstraße bis Baums Fabrik heißt „im Esche“ und das Gebiet von Baums Fabrik „Holtape“. Die Flur zwischen Horsthauser Straße, Rötger Externest und Klas, am Stamm, hieß „Hohenrodt“.

Pöppinghausen

gehört nur zum kleineren Teile nach Herne. Auch für Pöppinghausen war der Rhein=Herne=Kanal bzw. Regierungsbezirk Münster die Nordgrenze. Die Gemeinde umfasst drei Flure. „Flur I. genannt Sonntag", „Flur II, genannt Budde", und „Flur III, genannt Dönninger Heide". Die „Flur l“ gehört noch zum größeren Teile nach Herne, ein kleinerer Teil der „Flur II“, genannt Budde“, desgleichen. Die „Dönninger Heide“ liegt ganz außerhalb.

Die „Landstraße von Strünkede nach Castrop“ setzte sich in ihrer heutigen Linie fort. Pöppinghausen ist noch wenig aufgeschlossen, nur durch den Rhein-Herne=Kanal und die Hafenanlagen mit dem Zweigkanal und Dortmund=Ems=Kanal, sowie die Hafenanschlussbahn von „König Ludwig“ und durch die Regulierungsarbeiten der Emschergenossenschaft ist hier eine Änderung bewirkt. Alle anderen alten Wege sind heute noch vorhanden. Die einzelnen Höfe wurden dadurch unter sich und mit der Landstraße verbunden.

An Höfen sind verschwunden: „Nettebeck“ innerhalb des Vorhafens Unterwasser von Schleuse 7 und „Geesmann“ innerhalb des Hafens der Staatswerft. Ein Hof „Tappe“ dürfte an der Röllinghauser Straße, dicht an der Emscher gelegen haben. An dem Feldwege nach Recklinghausen (auf Recklinghäuser Gebiet) „in der Mährenfurth“ (Mähre — Pferd) lag ein Hof „Pantring". Die Flur an Schacht 5 Friedrich der Große grenzend, südlich der Emscher, einschließlich Kläranlage heißt „im Meßwinkel" und südlich davon, nördlich der Horsthauser Straße und westlich des Feldweges „Bramkamp“. Zwischen Horsthauser Straße und Kanal bzw. Staatswerft hieß „Geeskamp“. Eine lange Flur bzw. ein langhin sich erstreckendes Gehölz vom „Bramkamp“ bis zur Röllinghauser Straße, das sich beiderseitig der Horsthauser Straße erstreckte, hieß „Pantrings Holz“. Dann hatte die Flur östlich vom Schleusenweg, bis an die Stadtgrenze reichend, „Nette=Heide“. Außerhalb der Stadtgrenze liegen, heute noch zum großen Teile vorhanden, die Höfe „Hünerbusch“, „Sontag“(dieser nordwestlich vom heutigen Sonntagshof und nördlich der Pöppinghauser Straße, heute nicht mehr vorhanden, wohl abgebrannt). Ferner nördlich der Pöppinghauser Straße, gegenüber dem Schultenhof, gleichfalls nicht mehr vorhanden, „Gremm, genannt Schulte“ und südlich vom Schultenhof „Hesterkamp“. Der Hof, der südlich vom Sonntagshof vorhanden ist, war auch damals schon vorhanden, aber ohne Namen. Weiter südlich, den Feldweg entlang, liegen heute noch die damaligen Höfe „Hasselkuß", „Hunsbusch“, „Risse" und „Niermann". Östlich, dicht am Hafen der Gewerkschaft König Ludwig, liegen die Höfe „Adolf Sontag“, „Berke“ und weiter nördlich noch der Hof „Budde". Dann außerhalb des heutigen Stadtplanes die Höfe „Venke" und „Berg". Sodann lag, heute verschwunden, im Bereiche des Zweigkanals der Hof „Peter Schulte“ und im Hafen „Friedrich der Große" der „Görshof“, weiterhin noch der Hof von „Wilhelm Hülsmann“ hart an der Grenze von Bladenhorst.

An Flurbezeichnungen erwähnen wir hier noch die „Dönninger Heide“ nördlich und südlich des Kanals, dessen Deiche jetzt aufgehöht werden, und „auf der Weweling“ südlich der Wewelingstraße und des Ringelrodt Weges nach Castrop=Rauxel. Innerhalb der Herner Grenze haben wir noch die Flurbezeichnung „Haferkamp“ westlich von „Tappe". Die Landstraße hatte früher auch noch die Bezeichnung „von Strünkede nach der Henrichenbork" und auch „Landstraße von Suderwich nach Herne“. Ob Brücken damals schon über die Emscher bestanden haben, war nicht festzustellen. Der Straßennamen „In der Mährenfurth“ deutet auf eine Furth durch die Emscher. Erwähnt seien sodann noch die Höfe von „Karl Hülsmann", südlich von „Tappe“ und „Spinnt", „Weber", „Hülsmann", „Weitkämper“, „Köster", zum Teil noch in alten Resten, kleinen Häuschen vorhanden, meist aber verschwunden. Die genauen Vergleiche sind außerordentlich schwierig zu treffen, weil die alten Gemeindegrenzen in den neuen Plänen fehlen. (Schluß folgt.) (Fortsetzung folgt)


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Quellen