Marktplatz / Haranniplatz 4

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
Marktplatz / Haranniplatz 4 †
Haranniplatz 2 und 4.jpg
Bildinfo: Die Häuser Haranniplatz 2 (Rechts) und 4 (links)
Stadtbezirk: Herne-Mitte
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Letzte Änderung: 11.05.2025
Geändert von: Andreas Janik


Das Haus Schulte-Kortnack: Eine historische Betrachtung

Ursprünge und Lage

Das Haus Schulte-Kortnack, eines der historisch bedeutsamen Gebäude Hernes, befand sich am Alten Markt, direkt neben dem Gemeindesaal. Die Familie Kortnack (ursprünglich "Kortnacke" geschrieben) ist bereits im Feuerstättenbuch von 1664 dokumentiert, welches der Erhebung einer Kaminsteuer in der Mark diente. Dies belegt die lange Präsenz der Familie in Herne.

Besitzverhältnisse im Wandel der Zeit

Die Besitzgeschichte des Hauses zeigt interessante Entwicklungen:

Ursprünglich besaß die Familie Kortnack ein Haus an der Bahnhofstraße, welches als "Kirchenkotten" klassifiziert war - es gehörte also ursprünglich der Kirche und wurde gegen eine jährliche Abgabe von 27 Stüber (oder 10 Sgr. 5 Pf.) und einem Pfund Wachs in lebenslänglichen Leibgewinn gegeben.

Das Haus am Alten Markt gehörte im Jahr 1823 zunächst der Familie Blanke.

Vermutlich durch Heirat erwarben die Schulte-Kortnacks dieses Nachbarhaus, denn 1877 befand es sich bereits in ihrem Besitz. Später wurden Bauerweiterungen sowie eine bauliche Verbindung zwischen dem Haus Kortnack und dem Haus Blanke geschaffen.

Das Haus ist Dunkel markiert links oberhalb der Dionysius Kirche.

Traditionelles Bäckerhandwerk

Die Familie Schulte-Kortnack gilt als Pionier des Bäckerhandwerks in Herne:

Eine Steuerurkunde vom 26. März 1698 bezeugt, dass Johan Jörgen Bent (auch Bernt genannt) und Gertrud Kortnacks die Erlaubnis hatten, im Dorf Herne ungehindert Weißbrot zu backen - eine besondere Genehmigung, da Roggenbrot zu dieser Zeit von den Familien selbst gebacken wurde.

Dr. Hoischen, der diese Urkunde im Herner Anzeiger vom 1. April 1922 veröffentlichte, weist darauf hin, dass Johan Jörgen Bent bereits der zweite nachweisbare Inhaber des Kortnackschen Besitztums war.

In späteren Jahren wurde besonders der von Schulte-Kortnack hergestellte Schwarzbrot (Pumpernickel) sehr geschätzt.

Die Bäckertradition blieb über Jahrhunderte in der Familie erhalten:

  • 1895 gehörte das Haus dem Bäcker Friedrich Georg Wilh. Schulte gt. Kortnack
  • 1912 war es im Besitz des Kaufmanns Friedrich und des Konditors Otto Schulte-Kortnack


Im Erdgeschoss des Hauses am Alten Markt war bis mindestens 1937 eine Backstube vorhanden, die später mit dem Cafe Berke in Verbindung stand.

Multifunktionale Nutzung

Das Haus Schulte-Kortnack diente im Laufe seiner Geschichte also verschiedenen Zwecken:

Eine Kirchenrechnung von 1793 belegt, dass das Anwesen auch als Wirtschaft genutzt wurde.
Im Haus wohnte zeitweise Dr. Goerke, vermutlich der erste Arzt in Herne.
Im Jahr 1850 wurde ein Raum des Gebäudes als Schulklasse unter Lehrer Westerhoff genutzt.

Bauliche Entwicklung und Umgebung

Die bauliche Entwicklung des Anwesens spiegelt den Wandel Hernes wider:

Während das historische Haus am Alten Markt erst mit dem Durchbruch der Sodinger Straße abgerissen wurde, wurden die Schulte-Kortnackschen Gebäude an der Bahnhofstraße, in denen sich ein Papierwarengeschäft, ein Weißwarengeschäft und das Geschäft "Leder-Padberg" befanden, im Jahr 1901 abgebrochen. An ihrer Stelle entstanden größere Geschäftsneubauten, die den wirtschaftlichen Aufschwung und die Urbanisierung Hernes zu Beginn des 20. Jahrhunderts widerspiegeln. Am 1. September 1901 wurde hier die älteste Buchhandlung Hernes vom Kaufmann Friedrich Schulte-Kortnack gegründet (Eingetragen am 19. Mai 1903) , aus der später die Buchhandlung Anneliese Zyder geb. Schulte-Kortnack wurde. diese wurde am 8. März 1972 aus dem Handelsregier gelöscht. Wolf Siebert im City Center setzte die Tradition dann fort. Auch dieses Haus Bahnhofstraße 8b fiel der Stadterneuerung zum Opfer. Heute befindet sich dort der Europaplatz.

Bedeutung für die Stadtgeschichte

Das Haus Schulte-Kortnack repräsentierte ein wichtiges Kapitel der Stadtentwicklung Hernes. Es zeigt exemplarisch den Übergang vom dörflichen zum städtischen Charakter und dokumentierte die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Stadt. Die Familie Schulte-Kortnack selbst steht dabei stellvertretend für das traditionelle Handwerk und dessen Anpassung an die sich verändernden wirtschaftlichen Bedingungen vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Die Erhaltung des historischen Gebäudes am Alten Markt hätte einen materiellen Zeugen der lokalen Geschichte und Identität Hernes im stetigen Wandel im Zuge der Urbanisierung verdeutlicht.

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Einzelnachweise


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