Die einzelnen Abteilungen des Heimatmuseums - Die entomologische Abteilung (1928)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Am 19. Juli 1928 wurde im "Herner Anzeiger" folgender Artikel zur Eröffnung des Natur- und Heimatmuseums veröffentlicht, welchen wir hier mit einigen Hinweisen gerne wiedergeben. [1]

Die einzelnen Abteilungen des Heimatmuseums.
Die entomologische Abteilung.
Von Schneidermeister Hermann Cornelsen.

Die entomologische Abteilung enthält 58 Glaskästen mit über 3000 paläarktischen (einheimischen) und exotischen Schmetterlingen, welche an der der Eintrittstür gegenüberliegenden Wand angebracht sind. Zum Schutz gegen die ausbleichende Wirkung des Lichtes werden die Kästen von einem Vorhang verdeckt, der an Besuchstagen abgenommen wird. Also auch die Naturfarbe der oft herrlich gefärbten Tierchen ist nicht lichtecht. Die Sammlung ist sehr reichhaltig und zeigt nicht nur die hier vorkommenden Schmetterlinge, sondern auch deren Verwandte, wie es die Systematik fordert.

Es werden gezeigt: Schmetterlinge, deren Raupen große Schädlinge sind, z. B. der Prozessionsspinner, Goldafter (Euproctis chrysorrhoea), letzterer verwüstete durch seine Raupen, wie die Zeitungen noch vor kurzem berichten konnten und wie ich es in Gladbeck feststellte, ganze Eichenwälder. Dann Psilura monacha, die Nonne, ebenfalls ein großer Schädling mit seinen hier vorkommenden dunklen bis schwarzen Nebenformen eremita und atra usw.
Dann finden wir die sogenannten Temperaturformen der Vanessoiden (Eckflügler), an denen man die Einwirkungen erhöhter bzw. erniedrigter Temperaturen bei der Zucht und auch im Freien an den veränderten Farben wahrnehmen kann. Interessant sind auch der Totenkopf (Acherontia atropos) mit seinen Verwandten styx und eratis, ferner Daphnis nerii, der Oleanderschwärmer, welcher der schnellste Flieger ist, schneller als die Schwalbe.

Für den Kenner interessante große Seltenheiten sind Phragmatoecia roborowftii, Diranura phantoma u. v. a. m. Die Exoten verblüffen einfach! Solche Pracht kann kein Maler darstellen! Herrlich schillernde blaue, blaugrüne, opalfarbige, bizarr gestaltete Tierchen wechseln ab. Sehr imposant wirken Thysania agrippina und Attacus allas, die zwei größten Schmetterlinge der Erde. Thysania agrippina hat über 30 Zentimeter Flügelspannweite.

Die Insektenabteilung des Heimatmuseums soll durch Biologen weiter ausgebaut werden, um die Entwicklungsgänge zeigen zu können. Es sind auch kleine Vorträge vorgesehen, die an dazu bestimmten Tagen im Rahmen der allgemeinen Erläuterung neben der Führung gehalten werden. Vielleicht wird es auch möglich sein, lebende interessante Zuchten zu zeigen. Auch hier, wie in den anderen Abteilungen besteht das Bestreben, restlos weiterzuarbeiten und mehr zu schaffen. Es ist selbst alten Museen nicht immer möglich, eine so reichhaltige Schmetterlingssammlung vorzuzeigen, wie unser Museum sie schon jetzt von Beginn an besitzt.

Viel Arbeit und Erfahrung gehört dazu, eine solche Sammlung zusammenzubringen. Viel Freude ist aber hier auch der Lohn des Sammlers. Und so hoffe ich bestimmt, dass unsere Sammlung den Besuchern des Heimatmuseums zur Freude gereichen wird.


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Quellen