Hof Diedrichs zu Bergen (Kusen- / Hülsgut)
| |||||||||||||||
Der ehemalige Hof Diedrichs zu Bergen an der Herner Südgrenze und vor der Stadtwerdung Hernes zur Bürgermeisterei/Amt Herne gehörig, wird in historischen Quellen als „Kusen-“ oder „Hülßgut“ bezeichnet.[1] Er war ein bedeutender Abteibesitz des Klosters Werden und ist vermutlich über 1000 Jahre alt. Seine Lage auf den fruchtbaren Lößhöhen südlich von Herne verweist auf die Bedeutung der Hochflächen für die frühe Siedlungsgeschichte.[2]
Heute ist der Hof verschwunden, Bergen, wie Hiltrop schon lange ein Stadtteil von Bochum.
Lage und Nachbarschaft
Der Hof lag unweit der Verlängerung der Bergstraße/Vödestraße, nahe der Herner Grenze. Dort befinden sich mehrere alte Höfe:
- Schulte zu Bergen
- Grüter zu Bergen
- Diedrichs zu Bergen
Diese drei Bergener Höfe werden bereits 1486 im Märkischen Schatzbuch genannt,[3] ihre Ursprünge reichen jedoch deutlich weiter zurück.
Früheste Erwähnungen
Die älteste bekannte Urkunde zu Diedrichs Hof stammt vom 29. November 1414.[4] Darin wird festgehalten, dass das Gut im Kirchspiel Herne dem Memorienamt des Klosters Werden gehörte und mit jährlichen Abgaben von 2 Schillingen und 2 „Schulthühnern“ belegt war.
Bereits zwischen 1250 und 1300 verzeichnen die Werdener Urbare Abgaben „von Berge iuxta Strunkede“.[5] Damit reicht die belegte Geschichte des Hofes mindestens 650 Jahre zurück. Es wurde von Reiners vermutet, dass der bereits 890 erwähnte erste namentlich bekannte Herner, Berahtwini, den Hof bewohnte.[6]
Entwicklung im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit
- 1474/77: Erwähnung als „Kusen guet“ im Pacht- und Rentenregister.[7]
- 1486: Im Märkischen Schatzbuch wird „Dirick to Berge“ genannt.[8]
- 1490/91: Verzeichnet als „Hoeffkens gude“.[9]
- 1589/90: Erwähnung als „Kusen off dat Hulßgude thu Bergen“.[10]
Besitzwechsel und Strünkeder Verbindung
Im 17. Jahrhundert kam der Hof durch Heirat und Erbschaft zeitweise an die Familie von Strünkede.[11] Später wurde er an andere Adelsfamilien übertragen, unter anderem an die von Loe, von Boenen und von Wenge zu Sevinghausen.[12]
1723 wurde der Strünkeder zwar noch als Besitzer geführt, verlor den Hof jedoch endgültig an das Kloster Werden, da rückständige Abgaben nicht gezahlt worden waren.[13]
Zwangsversteigerung im 18. Jahrhundert
Nach weiteren Besitzwechseln wurde der Hof, inzwischen „Bergmanns Hof“ genannt, 1756 zwangsversteigert.[14] Das Landgericht taxierte ihn auf 2262 Reichstaler und 30 Stüber. Der Stadtsekretär Cappel erwarb ihn als Meistbietender im Auftrag der Pächterfamilie Diedrichs.[15]
Familie Diedrichs
Die Familie Rötger genannt Diedrichs war über Jahrhunderte Pächter und schließlich Besitzer des Hofes:
- 1486: Erwähnt als „Dirick to Berge“.[16]
- 1664: Im Feuerstättenbuch als „Diederich zu Berge“.[17]
- 18. Jahrhundert: Mehrfach in Testaments- und Kaufurkunden belegt.[18]
- 19. Jahrhundert: Durch Johann Diedrich (1796–1862) und seine Nachkommen weitergeführt.[19]
Ablösung der Abgaben (Praestanda)
1844 wurden die letzten Naturalabgaben abgelöst, u. a.:[20]
- 8 Scheffel Hafer an den lutherischen Prediger,
- Brot- und Roggenspenden an Küster und Armenfonds,
- Abgaben in Roggen und Gerste an Prediger in Bochum und Essen.
Neuere Geschichte
Georg Diedrich Heinrich Schulte zu Berge (1835-1881) vom Nachbarshof heiratete am 21. Oktober 1858 in Herne die Erbtochter des Hofes Dorothea Diedrichs (1834-1899) und übernahm den Hof. Ihr Sohn Heinrich Schulte zu Berge (1860-1946) heiratete am 12. Juni 1890 auf dem Hof die ebenfalls aus der Nachbarschaft stammende Emilie Höltering. Sein Sohn Georg bewirtschaftete später den Schultenhof. Die Gebäude des Hofes stammten aus dem 19. Jahrhundert, doch die Hofstätte blickt auf eine über tausendjährige Geschichte zurück.[21]
Bedeutung
Der Hof Diedrichs („Kusen-“ oder „Hülßgut“) ist eine der ältesten nachweisbaren Siedlungsstätten in Herne. Er belegt die frühe Bedeutung der Lößhöhen für die landwirtschaftliche Nutzung und die enge Verknüpfung der Region mit dem Kloster Werden.[22]
Literatur
- Archiv Wanne (verschiedene Urkunden und Testamentsnachträge)
- Märkisches Schatzbuch (1486)
- Werdener Urbare (1250–1300)
- Dr. L. R.: „Das Werdener „Kusen- oder Hülßgut“ zu Bergen“
Einzelnachweise
- ↑ Schades Register der Pacht- und Rentengüter, 1474/77.
- ↑ Vgl. Dr. L. R., „Das Werdener Kusen- oder Hülßgut zu Bergen“.
- ↑ Märkisches Schatzbuch, 1486.
- ↑ Archiv Romberg-Brüninghausen, Urkunde Nr. 198 (1414).
- ↑ Werdener Heberegister, 1250–1300.
- ↑ Großes Privilegienbuch, 1160; Erwähnung Haranni 890.
- ↑ Schades Register, 1474/77.
- ↑ Märkisches Schatzbuch, 1486.
- ↑ Register des Rentmeisters Gortfrid Carthuis, 1490/91.
- ↑ Pacht- und Rentenbuch Abt Dudens, 1589/90.
- ↑ Archiv Wanne, Testamentsnachtrag 1694 (Nr. 362).
- ↑ Archiv Wanne, Urkunde 1708 (Nr. 428).
- ↑ Tappesche Papiere, Schreiben des Abtes vom 7. September 1723.
- ↑ Landgericht Bochum, Zwangsversteigerungsakten, 1756.
- ↑ Kaufbrief vom 22. Dezember 1757, Landgericht Bochum.
- ↑ Märkisches Schatzbuch, 1486.
- ↑ Feuerstättenverzeichnis, 1664.
- ↑ Archiv Wanne, verschiedene Testamente und Nachträge.
- ↑ Familienaufzeichnungen der Familie Diedrichs, 19. Jh.
- ↑ Urkunde zur Ablösung der Praestanda, 1844.
- ↑ Dr. L. R., „Das Werdener Kusen- oder Hülßgut zu Bergen“.
- ↑ Werdener Archivalien und Urbare.
Lesen Sie auch
- Urkunde 1536 April 12 (← Links)
- 1536 (← Links)
- Bergen (← Links)
- Hof Schulte zu Bergen (← Links)
- Heinrich Schulte zu Bergen (← Links)
- Das Werdener „Kusen- oder Hülßgut“ zu Bergen (← Links)
- Urkunde 1506 Juni 3 (← Links)
- Haranni im Werdener Heberegister (Reiners 1935) III (← Links)
- Merkwürdige Naturereignisse vom Jahr 1857-58 (Reiners 1935) (← Links)
- Noch eine Herner Schreckenschronik von 1795 (Reiners 1935) (← Links)
- Eine Chronik aus dem Siebenjährigen Kriege (Reiners 1935) (← Links)

