Gerd E. Schug
Gerd E. Schug (geboren am 16. Mai 1939 in Börnig, gestorben am 23. Dezember 2022 in Börnig) war Industriekaufmann, Börniger, Regionalhistoriker und Mitglied des Historischen Vereins.
Am 1. April 1955 begann Gerd Emil Schug eine kaufmännische Lehre bei der Hannoversche Grubenholzindustrie Nachf. Voigtländer & Hinze in Herne und blieb 44 Jahre im Ruhrbergbau tätig. Neben der Erforschung seiner Familiengeschichte, die er in einigen Bänden zusammenführte, galt sein Hauptmerkmal seiner Familie, besonders der Pflege seiner vor ihm verstorbenen Ehefrau und das Miteinander mit seinem Sohn.
Sein Engagement bezog sich größtenteils im erforschen ehemaliger Strukturen seiner Heimat, besonders Hernes und ganz besonders seinem Ortsteil "Börnig". Dabei lag besonders der "Mensch", der "Mitmensch", im Mittelpunkt seiner Betrachtung. Ob es die ländlich/industrielle Lebenswelt, das Engagement Einzelner oder von Gruppen am Mitmenschen oder an der Gesellschaft. Dabei war ihm die Weitergabe seines Wissens an andere ein allerhöchstes Bedürfnis das er gerne wahrnahm, und ebenso gern angenommen wurde.
Durch seine kommunikative Art und Weise erlangte er Zugang zu "Heimatschätze" die dem staubtrockenen "Historiker" verwehrt bleiben. Mitmenschen Sodingens/Börnigs und später auch Hernes in Erinnerung zu bringen, so als Beispiel die Geschichte Emilie Engels, lagen ihm ebenso am Herzen wie das Ehren von fast vergessenen Künstlern z. B. Elisabeth Hoffmann. Diese Fakten gab er dazu in unnachahmlicher Begeisterung weiter.
Das er sein Wissen auch dokumentarisch in Schrift und Film haltbar machte, so u.a. in diversen Aufsätzen in unterschiedlichsten Ausgabenreihen, war ihm ein Bedürfnis.
Aus erkannten Traditionen heraus war er ihm ein besonders Anliegen, aus seinem bürgerschaftlichen Hintergrund - von Bürgern für Bürgern - eine Erinnerungskultur zu initiieren, die Bestand hat.
Dazu gehört als letzter großer Anstoß die "Corona-Linde" in Börnig, die an die zahlreichen Opfer der noch immer laufenden Pandemie erinnert. Angelehnt an die traditionellen Pest-Linden brachte er zahlreiche "Stifter" dazu, diese Erinnerung in einen Gedenkstein und einer Winter-Linde zu fassen. Noch kurz vor seinem Tode konnte er die "zweite" Einpflanzung der Corona-Linde begleiten, deren Stiftung ihm eine große Freude bereitetete.
Als langjähriges Vorstandsmitglied des Historischen Vereins Herne/Wanne-Eickel e. V., als Begleiter im Arbeitslosenzentrum Herne e. V., als ehrenamtlicher Archivleitungsmitglied des Pfarrarchivs seiner katholischen St. Dionysius Gemeinde zu Herne, als sachkundiger Bürger in der Bezirksvertreterversammlung Herne-Sodingens und in weiteren Vereinigungen, wenn nicht als Mitglied doch als sachkundiger Mitbürger überaus geschätzt.
Das alles erbrachte er trotz seines Alters und zahlreicher gesundheitlicher Probleme mit hohem persönlichen Einsatz.
Am 2. September 2020 wurde er für sein Engagement mit der Goldenen Ehrennadel der Stadt Herne ausgezeichnet. Im Herbst 2022 wurde er, bedauerlicherweise zuspät, für den Bundesverdienstorden der Bundesrepublik Deutschland vorgeschlagen.[1]
Nachruf
Lieber Gerd,
als ich – entfacht durch deine Begeisterung von „deinem Börnig“ einen Text für den Boten geschrieben habe, warst du sowas von begeistert von meinem Text, dass du mich damals gebeten hast: „Anne, wenn ich tot bin, möchte ich, dass du meinen Nachruf schreibst.“ ... Damals sagte ich: „Na mir ist viel lieber, dass du noch viele Jahre lebst, als deinen Nachruf zu schreiben.“ ... Wir lachten beide.
Nun sitze ich hier und bin einfach sehr betroffen und tief berührt. ... Thorsten war da und hat uns mitgeteilt, dass du wohl heute Vormittag, am 23.12.2022, plötzlich verstorben bist. ... In detektivischer Kleinarbeit wurde aus einer Befürchtung schließlich Gewissheit: Unser wirklich über alles geliebter und bewunderter „Gerd – Der Börniger“ war heute auf seiner Runde plötzlich verstorben!!! ... Unter „Struppi“, meinem ca. 46 Jahre alten Weihnachtsbaum stehen Geschenke von dir, über die wir uns an Heiligabend auf jeden Fall freuen werden.
Ich hoffe, dass ich auch mit diesem Text schaffe, dein Herzblut mit den richtigen Worten zu würdigen, lieber Gerd.
... Du kanntest deine lieben Menschen und du wusstest ganz genau, wie Herzen berührt werden. ... Ich bin mir sicher, dass es sehr viele Menschen gibt, die von deinem plötzlichen Ableben gleichermaßen ergriffen sind. ...
Nicht nur mein Herz ist voll von besonderen Begegnungen, lieben Telefonaten und der Erinnerung an einige Veranstaltungen, die du mit Herzblut und deiner Menschenliebe – bestimmt nicht nur für mich – zu unvergesslichen Ereignissen hast werden lassen. Ich habe immer gesagt, dass ich als Neu-Hernerin keinen profunderen Herne-Kundler hätte haben können, als dich lieber Gerd. ... Für dich zählten immer die Menschen und das, was sie Generationen übergreifend in Gutem verbindet.
Ich habe kaum einen bescheideneren Menschen kennen gelernt, der einfach seine Freude über das Erforschen von historischen Themen mit anderen Menschen und Generationen verbindend geteilt hat und voller Liebe, Kreativität sowie mit Herzblut in seinem Tun einfach für alle Menschen offene Ohren und ein offenes Herz hatte. ... Unser ‚Running Gag‘ war immer: „Gerd, der Schweiger ...“ Ich bin mir sicher, dass ich das nicht erklären muss. ... Wer dich erlebt hat, lächelt beim Lesen dieser Worte bestimmt.
Du konntest nicht nur dich selbst für historische Themen und deren Erforschung begeistern. Wenn du auf einer Spur warst, gelang es dir mühelos, viele Menschen um dich zu versammeln und gleichermaßen für längst vergangene und auch in Vergessenheit geratene Zusammenhänge zu begeistern.
Als ich das erste Mal bei dir zuhause gewesen bin, habe ich u. a. deine Terrasse bewundert, die du mit viel Hingabe zu einem regelrechten Freilichtmuseum für Zugschilder gestaltet hast. Doch auch deine Wohnung war liebevoll angereichert mit Sammler Themen, die jeweils ihren Raum hatten und auch der Besuch deines Kellers, in welchem du uns Einblick in deine hervorragenden Dokumentations-Fähigkeiten gabst, war schlichtweg atemberaubend. ... „Das muss unbedingt ein Gerd E. Schug Museum werden“, sagte ich damals ... und du hast einfach nur bescheiden gelächelt.
Du bist einfach ein Pionier in deiner Lieblingsdisziplin, der Historie, gewesen. Hier ein paar Beispiele ...
„Der Torschrei“ – Die vergessene Skulptur aus Herne Sodingen“, erschaffen von der bis dato vergessenen Künstlerin Elisabeth Hoffmann, wurde Dank deines fachlichen Recherchierens und Verbindens von Fakten sogar – als einziges Denkmal für den Fußball Zuschauer – in die Denkmalliste der Stadt Herne aufgenommen. Dein Engagement führte dazu, dass Alt und Jung zusammen begeistert Fakten zusammen trugen und so auch die o. g. Künstlerin posthum Anerkennung für ihr bis dato einzigartiges künstlerisches Werk, die ihr zustehende historische Anerkennung erhielt.
In deiner „Börniger Dorfrunde“ konnten die Anwesenden selbst sehen, hören und spüren, wie sehr du dein Börnig liebtest und dich in bekannter Weise dafür engagiert hast, historische Ereignisse im wahrsten Wortsinn – nachvollziehbar zu machen, was dir so gut gelang, was die beständig zunehmende Zahl der Teilnehmenden bei nachfolgenden „Börniger Dorfrunden“ zeigte.
Deine einzigartige Idee zum Pflanzen einer „Corona Linde“, als allererstes Denkmal für die vielfältig durch Corona Betroffenen zeigt, wie du mittels deiner Kreativität und deinem selbstlosen Engagement viele Menschen von deiner Idee begeistern konntest, so dass 550 Menschen Geld für den Kauf einer Linde stifteten und sogar noch eine Gedenktafel (Zeichnung: Helmut Manfreda) sowie ein Gedenkstein hinzu kamen, und durch vielfältiges Engagement im öffentlichen Raum ein Ort zum Gedenken entstehen konnte.
Überwiegend haben die Menschen die Freude über deine Erfolge geteilt. Doch wo Licht strahlt, gibt es bekanntlich immer Schatten, gleich einem Trittbrett. Ein Mann deines Formats besinnt sich immer auf die wichtigen Dinge und hält sich nicht mit Unwichtigem auf.
Was mich sehr begeistert hat, waren deine persönliche Geschichte in Verbindung mit dem „Katzenbuckel“ und die Tatsache, dass du dich sehr um deine Frau gekümmert hast, als diese erkrankt und pflegebedürftig war.
Gerd, ... du bist ein wunderbarer Mensch und ich weiß, dass du – nicht nur in Herne Börnig – vielen Menschen fehlen wirst. ... und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass der Himmel nun einiges an Abwechslung durch dich bekommt. Ich sehe dich schon – auch an diesem Ort – voller Begeisterung Pläne schmieden und historische Zusammenhänge ergründen. ...
Du warst bis zu deinem letzten Atemzug ständig voller Begeisterung und wirklich selbstlos im Einsatz für deine Stadt Herne und deinen Stadtteil Börnig, als du deinen letzten Atemzug tatest ... auf der Strecke zwischen der Pestlinde, die ihren Erhalt und eine Gedenktafel dir verdankt ... und der Corona Linde. Dein Wagen, der noch nach deinem Ableben, gefüllt mit Geschenken und einigen Exemplaren des letzten Boten (5. Jahrgang, Nr. 20/Dezember), am Wegesrand stand, wird nicht nur für mich Ansporn sein, in deinem Sinn weiter das Engagement des Historischen Vereins Herne / Wanne-Eickel e. V. nach besten Kräften zu unterstützen.
Danke, lieber Gerd. ... Danke dafür, dass du unser Leben so herzerfrischend bereichert hast und wir deine Mit-Pioniere sein durften. ... Ich hoffe, dass dein selbstloses Tun auch mit deinem Geist verbunden, weiter fortgeführt wird und ich bin davon überzeugt, dass der Historische Verein Herne / Wanne-Eickel e. V., dessen 2. Vorsitzender du bis zu deinem Ableben gewesen bist, einige deiner Ideen weiter pflegen wird und noch viele gemeinsame Aktivitäten – auch mit weiterhin wohlgesonnener Unterstützung – anbieten wird.
Wie immer sind alle Bürgerinnen und Bürger in Herne und auch über die Stadtgrenzen hinaus herzlich dazu eingeladen, sich nach ihren Möglichkeiten an den Aktivitäten des Historischen Vereins Herne / Wanne-Eickel e. V. einzubringen.
Gerd E. Schug war immer ein Mann für das Unmögliche. Geht nicht, gab es nicht für ihn. Er hat beständig weiter gemacht und dadurch für viele Menschen selbstlos Gutes bewirkt und seiner Stadt Herne in einer Weise gedient, für die es kaum Worte gibt.
Frei nach deinem Handeln rege ich nun das Unmögliche an und ich bin davon überzeugt, dass dir lieber Gerd, das gelungen wäre: Ich rege an, dass Gerd E. Schug, Träger der goldenen Ehrennadel der Stadt Herne posthum als Träger des Bundesverdienst Kreuzes ernannt wird – auch wenn sowas noch nie geschehen ist.
Zudem rege ich an, dass genau an der Stelle, wo Gerd E. Schug „Der Börniger“ seinen letzten Atemzug tat, eine Gedenktafel an seinen selbstlosen historischen Einsatz für die Stadt Herne gedenkt und diese Form des Gedenkens Generationen verbindend dazu führt, dass sich die Menschen in liebevollem Tun mit der Historie ihrer Stadt und auch ihres eigenen Daseins verbinden.
Auch rege ich an, dass in dem Stadtteil Börnig ein Weg, eine Straße, oder ein Platz nach „Gerd E. Schug ...“ benannt wird und ich bedanke mich bereits jetzt bei den Personen, die sich in diesem Sinn engagieren und Unmögliches möglich machen, so wie Gerd es zu seinen Lebzeiten mehr als einmal geschafft
Anna-Maria Rawe
www.anne-p.de
Weblinks (Auswahl)
Videoberichte
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Wessel, Friedhelm: Machet gut, Schwatte!. ... Gerd E. Schug: Wie 1000 Ltr. in einen 900 Ltr. fassenden Förderwagen passen.
- Tätigkeitsbericht 1 des Lehrlings Gerd Schug - Tätigkeitsbericht 14 des Lehrlings Gerd Schug
- Schug 2017: Die Künstlerin/Bildhauerin/Malerin Elisabeth Hoffmann
- Dampf-Sägemühle Hillmann
- Hannoversche Grubenholzindustrie Meyer & Fröhlich
- Börniger Dorfschule
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Quelle
- ↑ Reg.Nr.: 5-02.05.04.01.02-350/2022
- ↑ Videoprojekt vor Ort
- ↑ Videoprojekt vor Ort