Aus der Geschichte der Bahnhofstraße IX
Originaltext aus dem Herner Anzeiger vom 18. Januar 1936. Abgeschrieben und mit neuen Überschriften versehen von Andreas Janik.
Aus der Geschichte der Bahnhofstraße
Die östliche Seite vom Bahndamm bis zur Heinrichstraße
IX.
Als erstes Haus der östlichen Seite der Bahnhofstraße folgte dem Bahnkörper der Köln-Mindener Eisenbahn, in den 1846/47 ein Teil des von Schlenkhoff aus der Strünkeder "Koppenburg" erworbenen Ackerlandes (Parzelle 11) umgewandelt worden war ("zur Bahn vergraben" nannte man das) das heute noch stehende Haus
Bahnhofstraße 98,
das jetzt M a h r besitzt. Aus der Parzelle 11 kaufte der Wagenrangierer Gottl. Wilh. Schmidt 1867 das Grundstück für 337 Taler und erbaute darauf das Haus, es fiel aber 1879 bei der Subhastation an die Sparkasse der Aemter Herne und Wanne. Im Jahre 1884 wurde es für den Kaufmann Friedrich Bennekämper aufgelassen, von den erben ging es 1912 auf den Kaufmann Emil Mahr über. Ursprünglich war das Haus zweistöckig mit einer Treppe davor. Als aber die Unterführung gebaut und dazu die Bahnhofstraße tiefer gelegt wurde, ragte das Haus fast mit dem ganzen Kellergeschoß aus der Ecke hervor und wurde daher 1925 durch Tieferlegung des Erdgeschosses und Einfügung eines niedrigen Zwischengeschosses umgebaut.
Auf das Mahsche Haus folgte eine Baulücke, die 1897/98 nur teilweise durch das Hotel Sassenhoff an der Ecke der Dammstraße geschlossen wurde. Der Wirt Hermann Sassenhoff wollte zwar sein Hotel in diese Baulücke hinein erweitern, doch wurde daraus nichts. An der anderen Ecke der
Dammstraße
wohnte der Schumacher Friedrich Wietelmann. Das Grundstück gehörte zur Parzelle 12 der Flur "In der Koppenburg", die 1811 von Jasper am Steinweg erworben worden und dann an Hochstrate gt. Jasper übergegangen war. Von dem Wirt Friedrich Hochstrate (Cremers Hof) erwarb es 1865 der Schuhmacher Friedrich Wietelmann für 1580 Taler. Nach dem Attest des Amtmannes vom 1. 7. 1869 war darauf ein Wohnhaus und eine Scheune erbaut. (Der Kaufpreis beweist, daß diese Gebäude schon von Hochstrate errichtet waren.) Im Jahre 1879 ging das Besitztum auf den Kaufmann Heinrich Grimberg zu Bochum über, 1884 auf die unverehelichte Emma Frackmann und 1888 auf den Kaufmann Wilhelm Frckmann. Im Jahre 1899 wurde es an die Ehefrau des Kaufmanns Josef Weiskamp, Emma geb. Klasberg, und den Kaufmann Franz Knaden aufgelassen. 1902 an den Kaufmann Wilh. Frackmann zu Recklinghausen, 1910 an die Ehefrau des Buchhalters Friedrich Suberg, Anna geb. Frackmann. Das ursprüngliche Wohnhaus mit Scheune (die Scheune stand an der Dammstraße) war bereits 1877 durch ein anderes mit breiterer Straßenfront ersetzt. Die Scheune war verschwunden. Dafür erhielt das Wohnhaus mit der Zeit zahlreiche An- undd Nebenbauten an der Dammstraße (1892 als Dammstraße 8, 1, und 3 numeriert, heute Dammstraße 1 und 3). Ein Wohnungsanbau brannte 1903 ab, wurde aber sogleich wieder aufgebaut. Im Jahre 1926 wurde das alte Wohn= und Geschäftshaus an der Ecke, das ebenfalls durch die Tieferlegung der Bahnhofstraße betroffen und mit einer hohen Treppe versehen worden war, zu dem jetzigen Hause umgebaut.
Bahnhofstraße 90 bis 86
Der nun folgende große K n a d e n Bau ist erste 1927/28 anstelle eines anderen 1889 erbauten Hauses (mit Schlachthaus) entstanden. Auch die Wirtschaft (Bahnhofstraße 88) naben der Epa ist erst 1889 erbaut worden, wohl aber hatte das Grundstück bereits seine Geschichte. Es gehörte nämlich zu dem Grundstückskomplex E c k e B a h n h o f = u n d V i n c k e s t r a ß e, der, ebenso wie das Knadensche Grundstück, in der Hauptsache zur Parzelle 13 der Flur "In der Koppenburg" gehört hatte. Diese Parzelle, 2 Morgen 43 Ruten 50 Fuß groß, hatte 1811 bei der Strünkeder Versteigerung Vortmann für 2500 Taler Berliner Courant erstanden. Sie kam dann an die Eheleute Joh. Hrch. Gruthoff gt. Vortmann und Anna Elis. Vortmann und von diesen 1879 an den Oeconomen Friedr. Wilh. Cremer. Ein Teil wurde an Knaden verkauft, der südliche dagegen 1887 an den Kaufmann Wilhelm K a i s e r. Auf dem Kaiserschen Teil stand aber bereits 1877 ein kleines Wohnhaus (die heutige Ecke Leuschner). Zu diesem gesellte sich zwischen 1866 und 1889 das Nebenhaus Mühlenstraße 1 (mit dem ersten Haus durch einen Zwischenbau verbunden) und das Wohn- und Wirtshaus Bahnhofstraße 88, an das in der Folgezeit noch ein Saal gefügt wurde. Außerdem wurde noch das Haus Mühlenstraße 3 gebaut. Die sämtlichen Gebäude gehörten Wilhelm Kaiser, 1922 erhielt sie seine Witwe Emilie geb. Möller. Die Ecke wurde im Jahre 1899 abgebrochen und dafür das jetzige Gebäude als Neubau errichtet. Ein zum Hinterwohnhaus umgebautes Stallgebäude des Hauses Mühlenstraße 1 brannte 1903 ab.
Bahnhofstraße 84
Auf die Mühlen= und Vinkestraße werden wir später zurückkommen. Uns interessiert jetzt zunächst die andere Ecke der Bahnhof= und Vinckestraße, das Grundstück K ö s t e r. Es hatte zur PArzelle 14 der Flur "In der Koppenburg" gehört, die ebenso wie die Parzelle 12 Jasper am Steinweg erworben hatte. Der Auctionskomissar Friedrich Hülsmann kaufte im Jahre 1865 von dem Wirt Friedrich Hochstrate gt Jasper den Bauplatz - damals Acker oder Garten - für 584 Taler 10 Sgr. und erbaute darauf ein Wohnhaus mit Stallung. Die Witwe Hülsmann, Kath. geb. Lohmann, heiratete in zweiter Ehe den Auctionator Friedrich Koester. Im Jahre 1896 wurde das Besitztum an die Geschwister Heinrich und Mathilde Rensinghoff gt. Schlenkhoff aufgelassen, kam aber 1898 (als Wohn= und Geschäftshaus mit Anbau bezeichnet) an die Familie Köster zurück und zwar an den Kaufmann August Köster, dessen Erben es seit 1934 besitzen. Im Jahre 1914 ist das alte (Hülsmannsche)) Haus abgebrochen und durch den jetzigen Neubau ersetzt worden.