KAB St. Josef (St. Bonifatius)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Im Folgenden finden Sie einen Text, der anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Gründung des KAB St. Josef in der Gemeinde St. Bonifatius verfasst wurde.[1]

Die KAB – St. Josef / Gemeinde St. Bonifatius seit der Gründung 1893

Seit der Gründung sind 100 Jahre vergangen und wie alles ging es bergauf und bergab. Diese 100 Jahre waren von vielen großen Ereignissen ausgefüllt, von denen heute noch mannigfaltige Auswirkungen für uns als Volk und somit auch für jeden einzelnen spürbar sind.

Schauen wir heute aber zurück zu der Geburtsstunde unseres Vereins, so finden wir in allen Unterlagen, daß der Gedanke "Kirche + Vaterland" und damit sich selbst zu dienen, nicht nur bei den katholischen Arbeitern reifte.

Zwei Jahre nach der Veröffentlichung der Sozialenzyklika "Rerum novarum" durch Papst Leo XIII. waren die Voraussetzungen auch in Herne zur Gründung eines Arbeitervereins entstanden. Denn unsere Stadt Herne entwickelte sich rasch und zog durch ihre günstige Lage, mitten im sich rasch entwickelnden Industrierevier, große Arbeitermassen, besonders aus den östlichen Gebieten, an. Gingen die Seelsorger durch ihre Gemeinden, so sahen sie dauernd neue Menschen. Die Zeit um 1893 war aber auch die Zeit, in der der Arbeitsstand immer deutlicher sichtbar und spürbarer wurde. Dieser wendete und noch im Aufbau befindliche Arbeiterstand hatte aber auch gegen viele Gefahren und negative Einwirkungen anzukämpfen. Die Freidenkerbewegung war besonders im kulturellen Bereich eine Gefahr, da diese immer frecher auftraten und besonders die Neuzugezogenen umwarben.

Am 6. August 1893 wurde wegen dieser Gründe die katholische Arbeiterschaft zwecks Gründung eines katholischen Arbeitervereins in den „Nußbaum’schen Saal“, das spätere Kino „Schauburg“, eingeladen. Der damalige Pfarrer und spätere Dechant Schäfer, der den Vorsitz und die Erklärungen über die Überlegungen zur Gründung übernahm, konnte an diesem Abend von den Erschienenen 210 Beitrittserklärungen durch Unterschrift entgegennehmen.

Die zweite Versammlung fand am 20. August 1893 statt. Herr Dr. Thönnes, Redakteur aus Bochum, sprach zur Bedeutung der katholischen Vereine und der katholischen Presse. Anschließend wurden die Vereinsstatuten beraten und bis zur polizeilichen Genehmigung ein provisorischer Vorstand gewählt.

Nachdem die Veranstaltungen durch die örtliche Polizeibehörde genehmigt waren, wurde am 15. Oktober 1893 der erste endgültige Vorstand gewählt. Der Vorstand setzte sich wie folgt zusammen:

Präses: Pfarrer Schäfer
Schriftführer: Theodor Heiermann
Schriftführer: Josef Knust
Stellvertreter: Karl Hövels
Kassierer: Franz Kraus
Beisitzer: Wilhelm Schütte
Beisitzer: Heinrich Schäfer
Beisitzer: Joseph Brockhaus
Beisitzer: Wilhelm Kißler


Der Verein nannte sich Sankt Josefs-Arbeiterverein, in dem sich aber auch andere Berufsgruppen befanden, und war bald der Dreh- und Angelpunkt im damaligen Gemeindeleben. Schnell zählte der Verein über 300 Mitglieder, und es waren von ihnen 26 als Vertrauensmänner tätig.

Am 11. Februar 1894 wurde in einer Versammlung beschlossen, daß Witwen von verstorbenen Mitgliedern bis zu ihrer Wiederverheiratung vom Verein weiter angehören konnten und bei Sterbefällen eine Unterstützung von 30 Mk. zu zahlen sei. Das 1. Gründungsfest am 12. August 1894 wurde groß gefeiert. Nach der kirchlichen Feier fand nachmittags eine große weltliche Feier statt. Es spielten von der Kapelle Strauß in Mülheim und der Reichstagsabgeordnete Fuchs aus Köln hielt die Festrede. Als Anmerkung soll hier noch angemerkt werden, daß der Eintritt im Vorverkauf – 75 Pfg. und an der Kasse 1,- Mk. betrug.

Die Mitglieder wurden nicht nur in religiösen, sondern immer mehr in wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Fragen gesucht. Tatkräftig wurden die damals entstehenden christlichen Gewerkschaften unterstützt. Für den kulturellen Teil wurde auch ab 1930 eine Theaterabteilung und dann auch eine Gesangsgruppe. 1930 wurde auch eine Werkjugend mit 16 Mitgliedern ins Leben gerufen. Die Werkjugend wurde nach recht gutem Wirken von den Nationalsozialisten aufgelöst.

Die Theatergruppe wirkte bis 1954 mit großem Erfolg. Doch leider löste sich diese, wegen Unstimmigkeiten in der Theaterleitung, im Jahr 1954 auf.

Trotz aller Schwierigkeiten in der nationalistischen Zeit hatte der Verein es verstanden, mit einer Mitgliederzahl von 148 zum 31.12.1945 zu überleben. Es kam dann eine Zeit, welche für unseren Verein ein starkes Interesse brachte und die Mitgliederzahl auf 188 im Jahre 1953 ansteigen ließ.

Leider muß seit dieser Zeit ein kontinuierlicher Rückgang der Mitgliederzahlen festgestellt werden. Aber dieses Phänomen betraf nicht nur unseren Verein, sondern auch die allgemeine Zeiterscheinung.

Aber die Mitglieder, welche im Verein waren, machten gute und interessante Arbeit, sodaß in den letzten Jahren der Anteil an jüngeren Vereinsmitgliedern erheblich gesteigert werden konnte.

Der KAB – St. Josef der Gemeinde St. Bonifatius wünschen wir von ganzem Herzen eine harmonische Zusammenarbeit, bei der jeder seinen Platz ausfüllen sollte und für die Zukunft und den Start in die nächsten 100 Jahre alles Gute und

„Gott segne die christliche Arbeit“.

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Quellen

  1. Mit freundlicher Genehmigung des Pfarrarchivs St. Dionysius Herne