Harald Rohr

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
Harald Rohr
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Bildquelle: Johannes Rohr[1]

Geboren am: 20. Februar 1940
Geboren in: Breslau
Gestorben am: 12. Januar 2016
Gestorben in: Hohe Börde, Sachsen-Anhalt
Beruf: Pfarrer
Letzte Änderung: 09.06.2025
Geändert von: Andreas Janik


Harald Michael Walter Rohr (* 20. Februar 1940 in Breslau; † 12. Januar 2016 in Hohe Börde) war ein evangelischer Pfarrer, entwicklungspolitischer Aktivist und engagierter Streiter für soziale Gerechtigkeit. Besonders bekannt wurde er durch seine jahrzehntelange Arbeit in Herne, wo er zahlreiche wegweisende Projekte ins Leben rief.

Harald Rohr 1974
Der "Weltmarkt" in der Von-der-Heydt-Straße in Herne, 1975. Bild: Peter Monschau[2]
Harald Rohr mit Projektpartnern mit der Aktion "Jute statt Plastik", 1980[3]

Nach dem Studium der Evangelischen Theologie und Stationen als Vikar und Pfarrer kam Harald Rohr 1974 in den Kirchenkreis Herne. Dort war er zunächst Gemeindepfarrer in Baukau. Doch bald verlegte er seinen Schwerpunkt auf die Bildungs- und Gerechtigkeitsarbeit im globalen Kontext – für damalige Verhältnisse ein ungewöhnlich politischer Weg innerhalb der Kirche.

Im selben Jahr, 1974, gründete Rohr in der Von-der-Heydt-Straße 8 in Herne einen der ersten „Dritte-Welt-Läden“ Deutschlands, der später unter dem Namen Weltladen Esperanza bekannt wurde. Das Ziel war nicht nur der Verkauf fair gehandelter Waren, sondern vor allem Aufklärung und Bewusstseinsbildung über globale Ungleichheit, Kolonialismus und Ausbeutung.

Zwei Jahre später, 1976, baute Rohr das Informationszentrum Dritte Welt (IZ3W) im Haus Heinrichstraße 5 auf – ein Ort für politische Bildungsarbeit, Beratung und Vernetzung, das später zum heutigen Eine-Welt-Zentrum Herne wurde. Hier setzte er Schwerpunkte in der Friedensarbeit, Umweltethik und Menschenrechtsarbeit. Die Einrichtung wurde bald über Herne hinaus bekannt und war Anlaufstelle für Engagierte aus der ganzen Region.

Rohr war auch Mitbegründer der deutschen Sektion von FIAN (FoodFirst Information and Action Network), einer Organisation, die sich für das Recht auf Nahrung einsetzt. Von 1986 bis 1998 war er im Vorstand aktiv und trug dazu bei, dass das Herner Zentrum zum deutschen Sitz von FIAN wurde.

Ein weiteres zentrales Thema seiner Arbeit war die Unterstützung von Flüchtlingen und Asylsuchenden. So protestierte er 1992 öffentlich gegen die Haftbedingungen in der Herner Abschiebehaft, nachdem sich dort der sudanesischer Flüchtling Thomas Emanuel Tout das Leben genommen hatte. Auch später noch engagierte er sich in Hungerstreiks und Petitionen gegen ausländerfeindliche Politik.

Rohr beteiligte sich zudem aktiv an der Friedensbewegung der 1980er Jahre, unterstützte Boykottkampagnen gegen das Apartheidregime in Südafrika und brachte internationale Themen in die kirchliche Arbeit vor Ort ein – oft gegen Widerstand, aber mit anhaltendem Einsatz.

2002 ging Harald Rohr in den Ruhestand und zog nach Niederndodeleben in Sachsen-Anhalt. Auch dort war er weiterhin publizistisch und beratend tätig. Er starb am 12. Januar 2016 im Alter von 75 Jahren.[4]

Hinweis der Redaktion:
Weitere Informationen über das Leben und Wirken von Harald Rohr – darunter zahlreiche Texte, Predigten und persönliche Einblicke – finden Sie auf der Webseite www.rohr.org.
Die Seite wird von Karin Rohr liebevoll gepflegt und bietet interessierten Leserinnen und Lesern einen eindrucksvollen Zugang zu seinem Denken und Engagement. Sehr empfehlenswert!

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