Bahnhofstraße 7b

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
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Bahnhofstraße 7a-7b vor 1920.jpg
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Letze Änderung: 18.01.2025
Geändert von: Andreas Janik

Das ehemalige Haus Kirchplatz 4 bzw. Bahnhofstraße 7ba, befand sich gegenüber der Einmündung des Steinweges in die Bahnhofstraße und wurde bei der Durchlegung der Shamrockstraße mit dem Nebenhaus Kirchplatz 3/Bahnhofstraße 7a abgerissen.

Das Grundstück gehörte 1823 dem Veukamper. Dieser Familienname leitet sich offenbar her von der Gewannbezeichnung„ aufm Veukamp“ (= Viehkamp). Neben dem Veukämperschen Haus ist nach 1840, als das Spritzenhäuschen dem Chausseebau gewichen war, ein weiteres Haus entstanden, aber auch dieses ist vor 1870 verschwunden. Es wurde durch ein weiter zurückspringendes Haus ersetzt, das mit dem Anstelle des Veukämperschen Hauses entstandenen Gebäude an der Straßenfront einen stumpfen Winkel und ein Doppelhaus mit der Hausnummer 3/7a und 4/7b bildete. Beide Häuser waren in Fachwerk und 3 Geschossig ausgeführt.

Das Gesamtgrundstück gehörte seit seiner Heirat mit Lisette Veukämper am 17. November 1871 dem Gastwirt Heinrich Funke gen. Cordt (1841-1895), 1913 ging das südliche Gebäude (7a) in den Besitz des Kaufmanns Wilhelm Funke über, der darin sein Porzellan Geschäft hatte, das nördliche (7b) in den Besitz des Wirtes Heinrich Funke jr.

"Die Wirtschaft Heinrich Funke am Kirchplatz, die Zentrale des alten Dorfes Herne, zuletzt geführt vom Wirt Brox, war eine Gründung der Familie Veukemper. deren Ländereien von der Bahnhofstraße, Shamrockstraße und Kronprinzenstraße umgrenzt waren. In den 70er Jahren heiratete der alte Heinrich Funke, der aus dem früher zu Herne gehörenden „Rottbruch“ stammte, in die Familie Veukemper ein. Die alte „Veikämpersche“ dürfte vielen noch in Erinnerung sein, war sie es doch, die bis ins hohe Alter hinein sich bei den vielen großen Veranstaltungen in diesem Wirtschaftsbetriebe betätigte. Daneben war es ihre vornehmste Aufgabe, sich mit der Pflege und Erziehung des Funkeschen Nachwuchses zu befassen. Leider ist die größte Zahl ihrer Enkelkinder bereits verstorben und nur noch Rektor Emil Funke in Harpen und Frau Stückmann gt. Petring, das Nesthälchen „Funkes Anneken“, leben heute noch. In Funkes Wirtschaft trafen sich vor etwa 50 und mehr Jahren die Bewohner der umliegenden Landgemeinden Baukau, Horsthausen, Hiltrop, Pöppinghausen, Bladenhorst, aus dem Bruch (Recklinghausen=Süd), aus Crange, Bickern, Eickel und Röhlinghausen, wenn sie in Herne beim Amtsgericht, der Amtsverwaltung, der Polizei, dem Notar oder dem früher einzigen Arzt in Herne, Dr. Cremer etwas zu tun hatten. Viele Jahre war die Wirtschaft Funke Inserat= und Abonnements=Annahme= stelle der Herner Zeitung. Nach den zweimal im Jahre um den Kirchplatz herum abgehaltenen Viehmärkten und Kirmessen fand man sich außer den am Kirchplatz gelegenen Wirtschaften Nordmann, Döhmann, Veuhoff, Knapp, Lanfermann und Mumme hauptsächlich bei Heinrich Funke ein, um sich vom Wirt noch ein paar „kleine Klörken“ oder Tülpchen „Lehmkuhl“ verabreichen zu lassen. Großer Trubel herrschte bei den dort veranstalteten Stiftungsfesten des Bergmannsvereins, des Kriegervereins Alt=Herne und der Feuerwehr, und auf dem damals noch freien Platz (jetzt Katasteramt) waren aus diesem Anlaß Karussells und sonstige Krambuden für die Unterhaltung von jung und alt aufgebaut. Welch schöne Veranstaltungen aber der alte Funkesche Saal im Laufe der Jahre erlebte, vermag nur der zu begreifen, der sie selbst erlebte. Es waren durchweg „Weinfeste“, es wurde nur Wein getrunken. Da waren vor allem die Feste des Herner Turn=Clubs, des alten Radfahrervereins Herne, der Sangeslust, des Kriegervereins usw., die vielen, vielen Wohltätigkeitsveranstaltungen (Bazare), Militär= und Vokalkonzerte sowie die vielen Vorstellungen auswärtiger Theatergesellschaften (Genesius usw.). Größere Festessen fanden fast ausnahmslos in Funkes Saal statt. Bestand er auch anfänglich aus einem einfachen Fachwerkbau, so wurde er doch im Laufe der Jahre mehrfach renoviert und vervollkommnet. „Funken Henrich“ sorgte regelmäßig und intensiv dafür, daß die im Saale aufgestellten 6 großen Kanonenöfen versorgt wurden, wenn auch die von ihnen ausströmende Hitze den in der Nähe sitzenden Gästen zur Unerträglichkeit wurde. Das „Proakelisen“ und die Pfeife waren jedenfalls im Saale im Winter seine ständigen Begleiter. In Funkes Saal hat jedenfalls mancher Bund fürs Leben gelegentlich irgendeiner Veranstaltung seinen Grundstein gesunden. Eine Zeitlang wurde der Saal als Varieté benutzt; er ist schon vor längerer Zeit abgerissen worden." [1][2]

Im September 1938 wurden die Abbrucharbeiten ausgelobt und im Oktober 1938 wurden die Häuser abgetragen.

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