Aus der Geschichte der Bahnhofstraße II: Unterschied zwischen den Versionen

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Auf Grund der alten Katasterunterlagen, vornehmlich der Urhandrisse, in denen die Grundstückseigentümer und Kulturarten verzeichnet sind, können wir im Geiste eine '''Wanderung über die Landstraße''' antreten, wie sie im Jahre [[1823]] sich dem Wanderer darbot. Die Häuser des Dorfes hörten auf der westlichen Seite der Bahnhofstraße gegenüber der Mündung des [[An der Kreuzkirche|Steinwegs]], wo das Spritzenhaus stand, auf. Auf der östlichen Seite war bei [[Schulte gt. Kortnack (Familie)|Schulte gt. Kortnack]] das letzte Haus; das jetzige [[Kreuzkirche|Kirchengrundstück]] war bis zum Steinweg Pastorats=Gemüsegarten. Ging man die Bahnhofstraße abwärts, so war im Bereich des jetzigen Alten Amtsgeriches ein Gemüsegarten von Conrad Cremer jr. (Ecke), daneben bis zur Kirchhofstraße Ackerland, das der Pastorat gehörte. An der Nordecke Kirchhof= und Bahnhofstraße lag noch ein Grundstück von C. Cremer jr., daneben an der Kirchhofstraße ein Gemüsegarten des Lohgerbers Caspar Boos. Dann folgte die Bahnhofstraße entlang Ackerland von Schlenkhoff. Etwa gegenüber Cafe Funke unterbrach ein kleiner Gemüsegarten von Jacob die Ackerfluren. Die Ecke Von=der=Heydt= und Ban´hnhofstraße waren Ackerland der Pastorat. Es folgte ein Stück Weideland von Overkamp, ein Stück Ackerland von Koppenberg (zwischen Grabenstraße und Bahnhof), Weideland von Bergelmann (Bahnhofsgebiet), Ackerland von Conrad Cremer jr., ein Gemüsegärtchen von Spithaut und schließlich bis zur Baukauer Grenze ([[Steinmetzstraße|Steinmetz]]= und [[Dornstraße]]) Ackerland von Fleigenschmidt.
Auf Grund der alten Katasterunterlagen, vornehmlich der Urhandrisse, in denen die Grundstückseigentümer und Kulturarten verzeichnet sind, können wir im Geiste eine '''Wanderung über die Landstraße''' antreten, wie sie im Jahre [[1823]] sich dem Wanderer darbot. Die Häuser des Dorfes hörten auf der westlichen Seite der Bahnhofstraße gegenüber der Mündung des [[An der Kreuzkirche|Steinwegs]], wo das Spritzenhaus stand, auf. Auf der östlichen Seite war bei [[Schulte gt. Kortnack (Familie)|Schulte gt. Kortnack]] das letzte Haus; das jetzige [[Kreuzkirche|Kirchengrundstück]] war bis zum Steinweg Pastorats=Gemüsegarten. Ging man die Bahnhofstraße abwärts, so war im Bereich des jetzigen Alten Amtsgeriches ein Gemüsegarten von Conrad Cremer jr. (Ecke), daneben bis zur Kirchhofstraße Ackerland, das der Pastorat gehörte. An der Nordecke Kirchhof= und Bahnhofstraße lag noch ein Grundstück von C. Cremer jr., daneben an der Kirchhofstraße ein Gemüsegarten des Lohgerbers Caspar Boos. Dann folgte die Bahnhofstraße entlang Ackerland von Schlenkhoff. Etwa gegenüber Cafe Funke unterbrach ein kleiner Gemüsegarten von Jacob die Ackerfluren. Die Ecke Von=der=Heydt= und Ban´hnhofstraße waren Ackerland der Pastorat. Es folgte ein Stück Weideland von Overkamp, ein Stück Ackerland von Koppenberg (zwischen Grabenstraße und Bahnhof), Weideland von Bergelmann (Bahnhofsgebiet), Ackerland von Conrad Cremer jr., ein Gemüsegärtchen von Spithaut und schließlich bis zur Baukauer Grenze ([[Steinmetzstraße|Steinmetz]]= und [[Dornstraße]]) Ackerland von Fleigenschmidt.
==Auf der anderen Seite==
==Auf der anderen Seite==
der Landstraße grüßte den Wanderer an der Ecke Bahnhofstraße und Steinweg noch ein Gemüsegarten des Pastorats, dann folgten Ackerland des Pastorats, während sich an der Südseite der [[Glockenstraße|Marienstraße]] weitere Gemüsegärten verschiedener Besitzer hinzogen. Von der Marienstraße an bis fast zur Mühlenstraße - die [[Vinckestraße]] entstand erst später - begleitete Ackerland von Schlenkhoff die Landstraße. Dann kamen bis zur Baukauer Grenze in der sog. Koppenburg zahlreiche kleine Aecker, die einzelnen Herner Köttern gehörten. Hinter ihnen zog sich das eigentümliche Viereck des Mühlenteiches hin.
Besonderen Reiz empfing das Bild durch zwei Wäldchen, die nahe an die Landstraße heranrückten. Es war zur Linken das schon oben erwähnte '''Waldstück im Bereich der Post'''. Es lag zwischen Franz=Selbte=, Post=, [[Freiligrathstraße|Freiligrath=]] und [[Markgrafenstraße]], unter Freilassung des [[Hansahaus]]grundstückes. Das zweite Wäldchen, zur Rechten der Straße, war der Hochwald von '''Schlenkhoff''', dessen Südwestecke sich an der späteren [[Schaeferstraße]] befand und dessen Nordwestecke sich noch ein wenig über die spätere [[Viktor-Reuter-Straße|Kaiser=Wilhelm=Straße]] hinausschob. Oestlich dehnte es sich bis etwa zur Mitte zwischen [[Schulstraße|Schul=]] und [[Hermann-Löns-Straße|Hermann=Löns=Straße]] aus. Beide Waldpartien schränkten zwar den freien Blick über das Emschertal, von dem wir oben sprachen, etwas ein, gaben aber dem Ganzen recht schöne Grünkulissen.
==Was nun die Straße selbst==


==Verwandte Artikel==
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Version vom 9. Juni 2015, 17:14 Uhr

Der Originaltext und die Originalzeichnung aus dem Herner Anzeiger vom 2. November 1935 von Leo Reiners

Anmerkung: Der Text stammt aus der Zeit des NS-Regimes und spiegelt ggf. die politische Meinung der Zeit wieder!

Aus der Geschichte der Bahnhofstraße
Wie sie vor 100 Jahren aussah - Der Ausbau zur Provinzialstraße - Die Bedeutung des Bahnhofsbaus - Die ersten Häuser

Hinsichtlich der späteren Geschichte der Bahnhofstraße wollen wir nicht ausmalen, was sie als Verbindung zwischen dem Dorf und dem Schloß Strünkede, zwischen der Kirche und den Schloßbewohnern, zwischen Dörflern und Gerichts= bzw. Gutsherrschaft für eine Rolle gespielt hat, was sie gesehen hat an fremder Soldateska in wirren Kriegszeiten, was an Handelsvolk, das von der Mark ins Vest Recklinghausen und Stift Münster zog, was an Kohlenkarren, die die kostbare schwarze Last von den Ruhrzechen nach Norden schleppten, wir wollen vielmehr verfolgen, wie diese ehemalige Landstraße zur modernen Geschäftsstraße wurde, die heute Herne das Gepräge und Antlitz gibt.

Für den Wanderer,

der im Mittelalter oder noch vor 100 Jahren die Bahnhofstraße (damals war es noch der "Weg nach Strünkede", später einfach "die Chaussee") hinabwanderte, bot sich ein reizvolles Bild. Während er heute durch einen beiderseits von Steinwänden eingefaßten breiten Graben geht, der ihm weder nach links noch nach rechts einen Blick ermöglicht und nur weit vorne die hügeligen Weiten der Haard erkennen läßt, schweifte sein Blick früher gleich beim Austritt aus dem Dorfe an der jetzigen evangelischen Kirche über das weite Emschertal. Sanft neigten sich Aecker und Weiden zur windungsreichen Emscher hinab, um auf der anderen Seite in die Recklinghäuser Mark überzugehen und weiterhin zu dem hügeligen Rand aufzusteigen, der das Emschertal im Norden abschließt.An der Straße lag vom Dorfe ab überhaupt kein Haus, zur Linken erblickte der Wanderer am Rande des völlig von grünen Weiden eingenommenen Westbachtales die stattlichen Höfe und Fachwerkbauten von Bergelmann, Sengenhoff und Rensinghoff, zur Rechten am Ostbach den Hof von Schlenkhoff. Drunten zu seinen Füßen lagen Teiche und Oelmühle von Funkenberg, etwas nach links das Schloß Strünkede mit seinen Gräften und die Höfe und Kotten von Baukau, rechts die von Horsthausen und Pöppinghausen.

Straßen und Wege

zweigten wenige von der Banhofstraße ab. Es waren nur die heutigen Kirchhof- und die Von=der=Heydt=Straße auf der einen, sowie die Marien= und die Mühlenstraße auf der anderen Seite. All die anderen Seitenstraßen, die wir heute haben, wie Franz=Seldte=, Kamp= und Graben=, Mont=Cenis= Schaefer=, Heinrich=, Kaiser=Wilhelm=, Vincke=, Damm=, Fabrik= und Friedrichstraße sind erst zusammen mit der Bebauung der Banhofstraße entstanden. Bemerkenswert ist wohl noch ein Fußweg, der (punktiert) in der Karte als "Fußweg von Baukau nach Herne" verzeichnet ist. Er zweigte bei der jetzigen Brunnenstraße von der Von=der=Heydt=Straße ab, verlief in der Richtung der jetzigen Franz=Seldte=Straße, wo der Westbach überschritten wurde, durchquerte ein Wäldchen, das im Bereich der heutigen Post lag, lief am Westrand des 1840 angelegten Friedhofes zwischen Behrens= und Kirchhofstraße entlang und kam, nachdem er die sog. Schlage passiert hatte, am "Alten Amtsgericht" auf die Bahnhofstraße.

Westlich der Bahnhofstraße

lag in sehr erheblichem Umfange Gemeinheitsland. Es waren die Koppelheide, der Dülmskamp, die Bollwiese u.a., auf die wir später noch zurückkommen. Im Jahre 1781 ist dieses Gemeinheitsland, das wechselweise zur Weide und als Ackerland benutzt wurde, unter die Interessenten aufgeteilt worden.

Auf Grund der alten Katasterunterlagen, vornehmlich der Urhandrisse, in denen die Grundstückseigentümer und Kulturarten verzeichnet sind, können wir im Geiste eine Wanderung über die Landstraße antreten, wie sie im Jahre 1823 sich dem Wanderer darbot. Die Häuser des Dorfes hörten auf der westlichen Seite der Bahnhofstraße gegenüber der Mündung des Steinwegs, wo das Spritzenhaus stand, auf. Auf der östlichen Seite war bei Schulte gt. Kortnack das letzte Haus; das jetzige Kirchengrundstück war bis zum Steinweg Pastorats=Gemüsegarten. Ging man die Bahnhofstraße abwärts, so war im Bereich des jetzigen Alten Amtsgeriches ein Gemüsegarten von Conrad Cremer jr. (Ecke), daneben bis zur Kirchhofstraße Ackerland, das der Pastorat gehörte. An der Nordecke Kirchhof= und Bahnhofstraße lag noch ein Grundstück von C. Cremer jr., daneben an der Kirchhofstraße ein Gemüsegarten des Lohgerbers Caspar Boos. Dann folgte die Bahnhofstraße entlang Ackerland von Schlenkhoff. Etwa gegenüber Cafe Funke unterbrach ein kleiner Gemüsegarten von Jacob die Ackerfluren. Die Ecke Von=der=Heydt= und Ban´hnhofstraße waren Ackerland der Pastorat. Es folgte ein Stück Weideland von Overkamp, ein Stück Ackerland von Koppenberg (zwischen Grabenstraße und Bahnhof), Weideland von Bergelmann (Bahnhofsgebiet), Ackerland von Conrad Cremer jr., ein Gemüsegärtchen von Spithaut und schließlich bis zur Baukauer Grenze (Steinmetz= und Dornstraße) Ackerland von Fleigenschmidt.

Auf der anderen Seite

der Landstraße grüßte den Wanderer an der Ecke Bahnhofstraße und Steinweg noch ein Gemüsegarten des Pastorats, dann folgten Ackerland des Pastorats, während sich an der Südseite der Marienstraße weitere Gemüsegärten verschiedener Besitzer hinzogen. Von der Marienstraße an bis fast zur Mühlenstraße - die Vinckestraße entstand erst später - begleitete Ackerland von Schlenkhoff die Landstraße. Dann kamen bis zur Baukauer Grenze in der sog. Koppenburg zahlreiche kleine Aecker, die einzelnen Herner Köttern gehörten. Hinter ihnen zog sich das eigentümliche Viereck des Mühlenteiches hin.

Besonderen Reiz empfing das Bild durch zwei Wäldchen, die nahe an die Landstraße heranrückten. Es war zur Linken das schon oben erwähnte Waldstück im Bereich der Post. Es lag zwischen Franz=Selbte=, Post=, Freiligrath= und Markgrafenstraße, unter Freilassung des Hansahausgrundstückes. Das zweite Wäldchen, zur Rechten der Straße, war der Hochwald von Schlenkhoff, dessen Südwestecke sich an der späteren Schaeferstraße befand und dessen Nordwestecke sich noch ein wenig über die spätere Kaiser=Wilhelm=Straße hinausschob. Oestlich dehnte es sich bis etwa zur Mitte zwischen Schul= und Hermann=Löns=Straße aus. Beide Waldpartien schränkten zwar den freien Blick über das Emschertal, von dem wir oben sprachen, etwas ein, gaben aber dem Ganzen recht schöne Grünkulissen.

Was nun die Straße selbst

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