Bahnhofstraße 1d (Volkshaus Herne)
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Ein Haus mit Gaststätte befand sich auf der Bahnhofstraße 1b. Es war die Wiege der Sozialdemokratischen Partei und der Gewerkschaften in Herne.
1892 wird das Haus Bochumer Straße 14 vom Wirt Adam Bomm erstmals in den Adressbüchern erwähnt. Es ist aber schon älter gewesen, denn bereits seit den 1880er Jahren versammelten sich hier Arbeiter zu Gewerkschaftlichen oder Parteilichen Zusammenkünften.
Johann Adam Bomm (1842-1899) war mit Louise Stell (1847-?) verheiratet. Diese firmierte 1904 in ihrem Haus als Witwe Wirtin Louise Bomm mit ihrem jüngsten Sohn August als Gehilfe.
1908 ist dann August Boom als Wirt vermerkt. Allerdings ordnet Herne seine Straße um. Die Hausnummer wird schon 1903 von 14 nach 12 verändert.
Weiterhin fanden in den Räumen zahlreiche Zusammenkünfte der SPD statt. Darunter sind einige von Otto Hue (1868-1922) überliefert.
August Bomm starb bereits im Juni 1912. Und wieder firmiert eine Witwe Boom als Wirtin. Nur 1914 ist die Straßenbezeichnung auf „Bahnhofstraße 1d“ geändert. Diese Hausnummer wird bis zu Ende so bleiben.
Dabei ist nur kurz anzumerken, dass eine im Juli 1908 verordnete Verlängerung der Bahnhofstraße bis zum scharfen Eck Altenhöfener Straße/Bochumer Straße, die letzte um einige Hausnummern verkürzte. Die Bochumer beginnt heute mit Haus Nr. 20. Die Bahnhofstraße vergrößerte die Nummer Zahl, indem die Verwaltung mehrere a,b,c und d. zu den Nummern zugab.
Zurück zur Wirtin Bomm. Mathilde Bomm geborene Terjung wurde 1876 geboren und starb bereits im Februar 1918. Sie hinterließen nur eine 1903 geborene Tochter Wilhelmine Mathilde Bomm.
Am 10. Mai 1919 wurde durch ein feierlichen ersten Spartenstich von der SPD das für sie traditionelle Gebäude zunächst in Pacht übernommen und in den nächsten Jahren durch Eigenleistung der Parteimitglieder umfangreiche Erweiterungen vorgenommen werden, so wurde z.B. ein großer Saal angebaut. Dazu wurde 1920 eine „Volkshaus-Gesellschaft“ mit den Gründungsvätern Karl Hölkeskamp, Heinrich Crämer und Jacob Hilge gegründet und im selben Jahr das Gebäude mit Grundstück, sowie ein daneben liegendes käuflich, zu großen Teilen aus Spenden, erworben. 1922 seiner Bestimmung übergeben stand es „der Partei, den Gewerkschaften, Arbeitersportvereinen, Arbeitergesangvereinen und allen anderen Parteigliederungen zur Verfügung. Es blieb bis 1933 Mittelpunkt der Arbeiterbewegung in Herne.“[1]
Wirt der Gaststätte „Volkshaus“ war dann bis 1933 Fritz Clauer. Besitzer war die „Volkshaus, K. Hölkeskamp & Co., GmbH“.
Nach der Zerschlagung aller Organisationen der Sozialdemokratie und Gewerkschaften in Deutschland wurde auch in Herne das Eigentum beschlagnahmt, enteignet und völkisch „verteilt“ denn gleich im März 1933 stürmten die SA und SS Horden das Gelände und setzten den Volkshauswirt Clauer vor die Tür. Es wechselte mehrfach der Pächter und nach 1934 wurde das ganze Objekt zwangsversteigert. Über die Herner Sparkasse, die es zuerst erwarb, ging es für 48 000 Reichsmark an das Wirts-Ehepaar, eigentlich war er Bäcker, Hermann Koopmann Sen. aus Recklinghausen[2]. Dieser war, welch eine Überraschung, ein Onkel des NS-Oberbürgermeisters Albert Meisters. Koopmann übernahm die Gaststätte für die Zeit der NS-Diktatur unter den seinen Namen „Koopmanns Gaststätten“.
Diese entwickelte sich zur gesellschaftlichen Zentrale der Nazis. Alle großen Veranstaltungen begannen hier. Bekannt ist auch ein auserlesener Kegelclub, der nur aus „Blutordens“[3] Mitgliedern bestand.
Nach dem Kriege wurde die SPD am 2. Januar 1946 wieder als Partei zugelassen. Ihre erste große Parteiversammlung fand am 13. Januar 1946 in Koopmann´s Gaststätte, ihrem alten „Volkshaus“ statt. Die Militärverwaltung Hernes ordnete Anfang April 1946 die Rückübertragung des Gebäudeobjektes an die SPD an. Das alte „Volkshaus“ war wieder da.
1950/1954 firmierte wieder in "Koopmanns Gaststätte, Inh. E. Kirch". Diese (Elisabeth) hatte auch das Tanzlokal "Pußta-Bar" als "Haranni-Gaststätten-Betrieb" geleitet, ihr Sohn Rudolf als Geschäftsführer. Das blieb dann so. Im Adressbuch von 1959/60 fehlt der Eintrag des Hauses, aber die Bewohner werden unter der Nr. 1e eingetragen. Ein klassischer Druckfehler.
Im Adressbuch des Jahres 1974 ist der Gastwirt Hugo Weyers als letzter Bewohner des Hauses erwähnt. Es wurde dann nach 1974 im Zuge der Stadterneuerung abgetragen. Heute läuft die Holsterhauser/Sodinger Straße über das Grundstück. Das SPD Parteibüro liegt aber weiterhin gleich ums Eck, an der Bochumer Straße.
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Einzelnachweise
- ↑ Vgl.: Sozialdemokraten in Herne - von den Anfängen bis zum Verbot 1933
- ↑ Adressbuch der Stadt Recklinghausen 1934: Neustraße 31 in RE-Süd.
- ↑ Vgl. Wikipedia.de