Filmvorführer und Schlosser

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
Version vom 18. Februar 2018, 13:48 Uhr von Thorsten Schmidt (Diskussion | Beiträge)
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Wenn es im Horsthauser Union-Theater einen Filmwechsel gab, freute sich die Mannschaft der Grubenschlosserei der ehemaligen Zeche Friedrich der Große 1/2 an der Werder Straße besonders darauf, vor allem dann, wenn diese Streifen nicht „jugendfrei“ waren, denn Werner Huesmann, der in der Werkstatt für die Instandsetzung der legendären Flottmann Abbau- und Bohrhämmer zuständig war, betätigte sich im Zweitberuf als Filmvorführer im besagten „Union-Theater“.

Friedhelm Wessel [1]

Weil die damaligen Filmstreifen auch gerne mal rissen, und Huesmann sie dann wieder fachmännisch kleben musste, fielen auch damals schon mal ein paar Negative, die bekannte Schauspielerinnen in delikaten Posen, mit gewagten Dekolletes der Filmvorführerschere zum Opfer. Das war in den 1950er-Jahren, da überwachten Sittenwächter noch streng über jede Filmsequenz. Die Werkstatt-Gesellen hatten jedenfalls ihren Spaß an den „verboten Szenen“, den damaligen fünf jungen Auszubildenden, blieb diese Welt jedoch vorerst noch verschlossen.

In der „guten Herner Kinozeit“ gab es 13 Lichtspieltheater in Alt-Herne. Dabei stammte die legendäre Schauburg auf der Bahnhofstraße bereits aus der Zeit um 1902. Später folgten auf der Alt-Herner Einkaufsmeile zwischen Bahnhof und Kreuzkirche die Scala, die Astoria, die Lichtburg, die Gloria und die Kammerlichtspiele.

Joachim Krol, der aus Herne stammende Schauspieler, erinnert sich besonders gerne an das Vorzeigekino „Lichtburg“ (1999 abgerissen): Vor allem an "Frau Novak", die in Lichtspieltheater an der Kasse saß und in Króls Nachbarschaft wohnte. Der Schauspieler: „Von ihr habe ich immer Theaterplakate bekommen, die aus Werbezwecken an das Kino geschickt worden waren. Mit diesen Plakaten habe ich damals die "grässliche Tapete" in meinem Zimmer eliminiert“.

Die „Lichtburg“ war aber nicht nur Kino, sondern auch Schauplatz von Turnwettkämpfen, so im Jahre 1995, als der Baukauer Turnclub, hier aus Anlass des 75-Jährigen Bestehens, den Herner Turnclub zu einem Vergleich geladen hatten, der für den BTC aber mit einer deutlichen Niederlage endete. Später gab es hier sogar gutbesuchte Modenschauen des Textilhauses Sinn und zwei spektakuläre Erstaufführungen: Zunächst 1972 flimmerte hier Roy Blacks „Kinderarzt Dr. Fröhlich“ über die Leinwand, dann acht Jahre später gab es hier erstmals den Revierkultfilm „Theo gegen den Rest der Welt“ zu bewundern. [2]


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Einzelnachweise

  1. Dieser Text wurde von Friedhelm Wessel zur Verfügung gestellt. Der Text darf nicht ohne Genehmigung verändert oder weitergegeben werden.
  2. Ein Artikel von Friedhelm Wessel