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Version vom 24. September 2016, 13:22 Uhr
Helmuth Heintzmann (* 23. Januar 1901 in Bochum, † 8. August 1979 in Tutzing am See) stammte aus einer Familie mit langer bergmännischer Tradion (Vater Bergwerksdirektors Bergrat Julius Heintzmann). Sein Vorfahre, Johann Friedirch Heintzmann, war Schöpfer der „revierten Bergverordnung für das Herzogtum Cleve, Fürstentum Mörs und die Grafschaft Mark vom 29. 4. 1766. Damit folgte er einem Königlichen Auftrag durch Friedrich dem Großen.
Vita
Von 1907 bis 1920 Schulbesuch in Osnabrück, mit Volksschule und Staatlichen Gymnasium in Bochum. Danach praktische Lehrzeit als Bergbaubeflissener und Besuch der Universität Freiburg und der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg. 1924 folgte die Ausbildung als Bergreferendar im Oberbergsamtsbezirk Dortmund, als Bergassessor in der Preußischen Bergaufsicht in Gladbeck tätig. 1931 erfolgte seine Ernennung zum Bergrat.
1929 heiratete Helmuth Heintzmann die älteste Tochter des Bergdirektors und Bergassessors a.D. Hans Eichler, 1930 Geburt des Sohnes Eberhard (später Bergrat in Hannover und am Oberbergamt Clausthal), 1932 Geburt der Tochter Ursula.
1932 lässt sich Helmuth Heintzmann in Bergrevier Bochum-Nord versetzen, wo seine Familie lebte. Fünf Jahre später tritt Heintzmann aus dem Staatsdienst aus und wechselt als Betriebsdirektor zur Zeche Friedrich der Große in Herne, die zum Konzern der Ilseder Hütte gehörte.
1938 folgt Helmuth Heintzmann dem Ruf des Militärs und versieht bei den Kradschützen seinen Dienst in Österreich. Nach einem Unfall wird er in einem Wiener Militärkrankenhaus behandelt und vom aktiven Dienst befreit. 1940 erfolgt dann seine Berufung als Bergmännischer Sachverständiger für Belgien und Nordfrankreich. Dieses Amt übte er bis 1943 aus, dann kehrte er nach Herne zurück, wo er sich zusammen mit Fahrsteiger Kunz auf Anweisung der Peiner Konzernleitung die beiden Schachtanlagen vor der vollständigen Zerstörung nach dem sogenannten „Nerobefehl vom 19. März 1945 bewahrt. Kunz und Heintzmann besorgten alte Karabiner und Jagdgewehre, scharten jeweils 40 Kumpel um sich und vertrieben die Sprengkommandos der Pioniere und der SS von den beiden Werksanlagen.
Wenige Tage später, Anfang April 1945, wurden die beiden Retter von Piepenfritz verhaftet und auf Veranlassung der hiesigen Gauleitung zum Tode verurteilt.
Als Tage später, es ist der 8. April 1945, die Amerikaner zum Sturm über den Rhein-Herne-Kanal ansetzten und nach Herne vordrangen, waren Heintzmann und Kunz wieder frei. Ein Bewacher, der auf Friedrich der Große tätig gewesen war, hatte die beiden Verurteilten erkannt und freigelassen. Tagelang versteckten sich die beiden Retter von Piepenfritz noch in Kellern, bevor sie zu ihren Familien zurückkehrten. Kunz wurde später Betriebsführer auf der Schachtanlage 3 und 4.
1946 übertrugen die Alliierten – die North German Coal Control – Heintzmann die Gesamtleitung über Friedrich der Große und die Schachtanlagen Victor und Ickern (Klöckner-Werke) in Castrop-Rauxel. Später wurde Helmuth Heintzmann Bergwerksdirektor im Vorstand der Ilseder Hütte.
In diesem Jahr heiratete Heintztmann erneut. Ein Jahr später wurden die Zwillinge Angelika und Veronika geboren.
Bergrat Helmuth Heintzmann leitete das Herner Bergwerk bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1966. Seine letzte Grubenfahrt erfolgte im Dezember diesen Jahres. Danach wechselte die Familie Heintzmann den Wohnsitz, zog nach Dortmund und Tutzing in Bayern, wo Helmuth Heintzmann am 8. August 1979 starb. Er wurde auch auf dem dortigen Friedhof beigesetzt.
Eng befreundet war Helmuth Heintzmann unter anderem mit Oberbergrat Theo Keyser (1901 bis 1984) aus Essen, der auch zu Gast bei der letzten Betriebsversammlung des scheidenden FdG-Chefs im Dezember 1966 im Casino Friedrichseck war. Heintzmann bezeichnete hier unter anderem den Schacht 6, der den Erhalt der Zeche über weitere Jahrzehnte sollte, den „Großen Fritz“.
Als Helmuth Heintzmann 1979 starb, verfasste sein Freund Theo Keyser den Nachruf. Er erschien in der Dezemberausgabe von „Glückauf“. Dieser Nachruf endete mit dem Satz: „Wir haben einen guten Mann begraben. Uns war er mehr.“
Mit dem an der Schachtstraße gelegenen „Kinderhaus Ursula“, gegründet im Jahre 1952, setzte Bergrat a.D. Helmuth Heintzmann seiner zweiten Frau Ursula ein Denkmal, denn Ursula Heintzmann wae sehr sozial engagiert. Sie wurde in offiziellen Reden bis 1966 auch immer als die „Gute Seele von Piepenfritz“ bezeichnet.
Heintzmann ging am 31. Dezember 1966 mit Ereichen der Altergrenze offiziell in den Ruhestand. Seine Nachfolge tritt Bergassessor Rudolf Stein an. Dem Herner Direktorenteam gehörten nach dem Ausscheiden von Helmuth Heintzmann noch die Herren Biermann, Enneker und Uehlemann an.
Am 1. Februar 1967 nimmt der neue Schacht 6, der rund 75 Millionen Mark gekostet hat, die Förderung von Piepenfritz auf. Es folgt nun die Stilllegung der Schachtanlage 1 und 2. An der letzten Grubenfahrt von Helmut Heintzmann am 20. Dezember 1966 nehmen Enneker, Leupold, Haarmann und Betriebsführer Johnen teil. Zu diesem Zeitpunkt ist Helmuth Heintzmann 30 Jahre lang für FdG tätig. Als Abschiedsgeschenk erhält er ein Silbertablett mit den eingravierten Namenszügen aller leitenden FdG-Angestellten. Das Abschiedsgeschenk befindet sich heute im Besitz von Eberhard Heintzmann in Hannover.
Arbeitsdirekor Max Stoll, der ebenfalls Ende 1966 in den Ruhestand ging, erhielt bei der Abschiedsfeier ein Fotoalbum mit der Chronik der Zeche Friedrich der Große – heute im Besitz der Familie Stoll in Recklinghausen-Hochlarmark. Die Ausfahrt der letzten Grubenfahrt von Helmuth Heintzmann erfolgte am 20. Dezember um 10.52 Uhr am Schacht 4. Die Gruppe hatte sich zuvor im Abbaubetrieb von „Flöz Präsident“ umgesehen. Während seiner Amtszeit auf Piepenfritz sah sich Bergrat a.D. Heintzmann mindestens einmal die Woche im Grubenbetrieb um, dabei kam er jedoch immer nach Zeugenaussagen (Stapel-/Blindschachtpersonal) am Stapel 51 auf der 7. Sohle vorbei. Nicht ohne Grund, denn hier befand sich in einer Wetterstrecke eine gemauerte Wanne, die immer mit warmer Sole gefüllt war. Hier nahm der FdG-Chef dann gerne ein gesundheitsförderndes Bad.
Ruhrkampf 1945
Am 30. März 1945 liegt die Zeche Friedrich der Große unter Artillerie-Beschuss. Es erfolgte daher die Stillegung der beiden Anlagen. Die amerikanischen Beobachter lenkten den Einsatz von Schacht 5 aus den Einsatz in Horsthausen. Am anderen Tag wird die Kanalbrücke an der Ludwigstraße gesprengt. Damit wird auch das 500 Kw-Kabel, das zum Schacht 5 führt, zerstört. Am 1. April erfolgte die Verhaftung von Bergrat a.D. Heintzmann und Fahrsteiger Wilhelm Kunz durch die ortliche NSDAP-Leitung, sie werden anschließend durch ein Sondergericht zum Tode verurteilt. Amerikanische Soldaten besetzten am 9. April beide FdG-Anlagen. Fünf Tage später beginnen bereits die Aufräumarbeiten auf den Schachtanlagen, sie dauern bis zum 2. Mai 1945. Am 3. Mai zieht eine englische Wachmannschaft auf Friedrich der Große 1 und 2 ein. Sie besteht aus 15 Soldaten. Bei den Kämpfen um die FdG-Anlagen gab es auch Tote und Verletzte. Tödlich verletzt wurde dabei damals nachweislich der 30-jährige Bergmann Wilhelm Märker, der aus Übach-Palenberg stammte. Kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner kommen Heintzmann und Kunz wieder frei. Ein ehemaliger FfG-Mann, der zur Bewachung gehörte, öffnete ihre Zellen. Die beiden Retter von Piepenfritz versteckten sich aber noch tagelang in Herner Kellerräumen, bevor sie zu Pütt und ihren Familien zurückkehrten.
Besuche auf Piepenfritz
Am 2. April 1965 begrüßte Bergrat a.D. Helmuth Heintzmann am Teufgerüst von Schacht 6 den damaligen Bundeskanzler Prof. Ludwig Erhard und Ministerpräsident Meyers. Erhard versprach, sich auch weiterhin für den Ruhrbergbau einzusetzen. Er brachte damals die Absatzgarantie von 140 Millionen Jahrestonnen ins Gespräch. Aber er konnte diese Garantie nie politisch durchsetzen, dafür begann aber die Kohlenkrise. Heute hängt ein Bild, das bei diesem Besuch in Herne entstand, in einer bekannten Berliner Kneipen am Schiffbauerdamm. In der „Ständigen Vertretung" - kurz StäV genannt, verkehrten und verkehren seit Jahrzehnten die politische Prominenz. Auch der „Dicke mit der Zigarre“ ging hier einst ein und aus.
Aufgezeichnet von Friedhelm Wessel (Herne) im März 2015 [1] [2] [3] [4] [5]
Verwandte Artikel
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- Ausbildung endete mit einer Steinpils-Kur (← Links)
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Einzelnachweise
- ↑ Die Zeche Friedich der Große – erschienen im Regio-Verlag
- ↑ Rund um Piepenfritz – Allltag in einer Kolonie – erschienen im Sutton-Verlag
- ↑ „70 Jahre nach der Bombardierung – ein Schwarzer Tag für Horsthausen“ im November 2014
- ↑ „Udo Jürgens zu Gast auf Piepenfritz . Erinnerungen an einen Prominentenbesuch“ im Januar 2015
- ↑ „Vor 50 Jahren kam Kanzler Erhard“ - Erinnerungen an den Besuch von Ludwig Erhard am 2. April 1965 auf FdG erschienen am 2. April 2015