Herner Bergleute halfen 1906 in Nordfrankreich: Unterschied zwischen den Versionen

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==Verwandte Artikel==
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==Quellen==
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Version vom 2. September 2016, 07:40 Uhr

Grubenunglück von Courrières am 10. März 1906, in den Gemeinden Billy-Montigny, Sallaumines, Méricourt and Noyelles-sous-Lens.[1]

Der Herner Bergwerksdirektor Georg Albert Meyer und weitere 25 Experten machten sich am 11. März 1906 auf den Weg nach Nordfrankreich, um mit modernsten Geräten beim Einsatz in der Unglückgrube von Courrieres zu helfen. Die Helfer stammten von den Schachtanlagen Shamrock in Herne und Rheinelbe in Gelsenkirchen. Bereits seit 1889 gab es auf der Herner Schachtanlage eine vorbildliche organisierte Grubenwehr, die über modernste Rettungsgeräte verfügte. Die Hilfsmannschaft wurde von Bergmeister Engel und Bergassessor Frentzel vom Bergbauverein nach Nordfrankreich begleitet. Der Einsatz der deutschen Bergleute in Frankreich sorgte für positive Schlagzeilen im In- und Ausland, denn in dieser Zeit galten Frankreich und Deutschland eigentlich als Todfeinde. Die Männer um Direktor Meyer halfen unter anderem bei der Bergung von toten Kumpels und der Brandbekämpfung. 1099 Bergleute kamen im März 1906 beim schwersten Grubenunglück in Westeuropa in Courrieres ums Leben. Wenige Wochen nach der Rückkehr in Ruhrgebiet wurden die Grubenwehrmänner geehrt. So erhielt Hauer Eduard Funke aus Börnig am 19. Mai 1906 die Ehrenmedaille des französischen Präsidenten überreicht. Bergmann Heinrich Wulfmeier aus Herne durfte bereits am 2. April nach Krefeld reisen. Dort ehrte ihn während des Besuches des Husarenregimentes der deutsche Kaiser Wilhelm II. , der aber bereits wieder an eine kriegerische Auseinandersetzung mit Frankreich nachdachte.

„Courrieres hat zwar keine Kriege zwischen Deutschland und Frankreich verhindert, es trug aber dazu bein, dass man sich anschließend wieder leichter die Hände reichen konnte: Zumindest in Herne und in Henin-Litard“. Dies ist die Ansicht von Dr. Michael Farrenkopf, dem Autor eines Buches über das größte europäische Bergbau-Unglück, das sich am 10. März 1906 im nordfranzösischen Steinkohlenrevier ereignete. 1099 Kumpels fanden damals den Tod.

Die Nachricht von dem Unglück machte auch im Ruhrrevier schnell die Runde. Auf Veranslassung des Dortmunder Bergmeisters Engel befasste sich auch die Hibernia-Bergbaugesellschaft mit der Thematik. Der Herner Bergwerksdirektor Georg-Alber Meyer wurde daher beauftragt, ein Expertenteam zusammenzustellen.

Im benachbarten Recklinghausen bat der „alte Philipp“, wie Bergwerksdirektor Drissen auch genannt wurde, seinen Sohn, ein Studenten des Bergfachs auf, sich an der Rettungsaktion zu beteiligen. Doch Albert Drissen zögerte. Philipp Drissen legte dies als fehlenden „Courage“ aus. An die Bitte seines Vaters, mit nach Henin-Liatard zu reisen, erinnerte sich der spätere Leutnant bei einem Einsatz in Nordfrankreich, als sein Freund Manfred von Richhofen (1892 bis 1918) ihm ein von ihm Foto signiertes Foto „Meinem westfälischen Freund Drissen. Zur Erinnerung an eine bverpaaste Gelegenheit“ überreichte. Das Luftbild des legendären Roten Barons zeigte die Unglückgrube von Courrieres. Albert Drissen gehörte wohl dem Jagdgeschwader des Freiherren von Richthofen an, nach seinem Tod übernahm hier ein gewisser Hermann Göring die Staffelführung.

Bereits am 11. März 1906 trafen die Hilfsmannschaft, die aus Mitgliedern der Grubenwehren Shamrock (Herne) und Rheinelbe (Gelsenkirchen) bestand, in Henin-Litard ein. Doch viel ausrichten konnten die gut ausgerüsteten Revierkumpels in Nordfrankreich nicht mehr. Sie halfen jedoch bei der Bergung der toten Kumpels.

Dieser Einsatz hinterließ nicht nur bei der Bevölkerung einen großen Eindruck, in Büchern, Groschenromanen, Gemälden und Filmen wurde der Einsatz der Hibernia-Hilfsmannschaft gewürdigt.

Nach ihrer Rückkehr wurden die Herner-Gelsenkirchener Rettungsmannschaft mehrfach geehrt. Zunächst wollte Kaiser Wilhelm II. sogar in Herne Stadion machen, um die 25 Kumpels zu ehren. Doch seine Berater lehnten dies ab, so reisten die Grubenretter am 2. April 1906 schließlich nach Krefeld, weil dort der Kaiser beim 25. Husarenregiment zu Gast war. Auf einem Schimmel sitzend überreichte der Monarch den Revierkumpels die Auszeichnungen. Hauer Eduard Funke aus Börnig erhielt später sogar die Ehrenmedaille des französischen Präsidenten.

Schon seit dem 31. Mai 1906 gibt es in Herne eine Courrieres-Straße, die Patenschaft zwischen Henin-Litard und Herne wurde im Jahre 1954 besiegelt. Bergbau gibt es in beiden Gemeinden schon lange nicht mehr, nur die Erinnerung an das größte Grubenunglück in der Geschichte Europas wird hier wachgehalten.

Regisseur Georg Wilhelm Papst verfilmte 1931 die Rettungsaktion von Courrieres unter dem Titel „Kameradschaft.“ Gedreht wurde unter anderem auch auf Bergwerken in Gelsenkirchen. [2] Schriftsteller Ernst Jünger weilte als Soldat 1917 in Henin-Litard. In seinem weltberühmten Roman „Stahlgewitter“ sucht er in dieser Frontstadt nach Lesestoff.

Bergrat Albert Drissen (1883 bis 1961) wurde nach 1939 mehrfach verhaftet und saß in einem KZ, weil er behauptete: Göring ist ein Trinker und Lügner“. Von 1943 bis 1945 lebte Drissen in einer Dortmunder Nervenheilsanstalt. Nach 1945 machten ihn die Allierten zum Chef des Bergamtes Recklinghausen. [3]


Ein Artikel von Friedhelm Wessel

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Quellen