Vereinshaus St. Joseph Herne 1914-1972: Unterschied zwischen den Versionen

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Um ledigen katholischen Bergleuten und den katholischen Vereinen ein Heim in der jungen [[Herz-Jesu|Herz-Jesu Gemeinde]] zu schaffen sowie um anderen verwandten Zwecken zu dienen, setzten sich auf Anregung des Pfarrers [[Franz Düwell|Franz Düwells]] eine Anzahl Personen  das Ziel, ein katholisches Vereinshaus zu gründen. Es lag am  damals neuen Teil der [[Düngelstraße]] und der nach 1952 eingerichteten [[Franz-Düwell-Straße]].
Um ledigen katholischen Bergleuten und den katholischen Vereinen ein Heim in der jungen [[Herz-Jesu|Herz-Jesu Gemeinde]] zu schaffen sowie um anderen verwandten Zwecken zu dienen, setzten sich auf Anregung des Pfarrers [[Franz Düwell|Franz Düwells]] eine Anzahl Personen  das Ziel, ein katholisches Vereinshaus zu gründen. Es lag am  damals neuen Teil der [[Düngelstraße]] und der nach [[1952]] eingerichteten [[Franz-Düwell-Straße]].


Eine "geordnete Jugendpflege" und ein eigenes Heim für die stetig anwachsende Anzahl von katholischen Vereinen war die Grundidee dieses Hauses.
Eine "geordnete Jugendpflege" und ein eigenes Heim für die stetig anwachsende Anzahl von katholischen Vereinen war die Grundidee dieses Hauses.


Entworfen vom bekannten Gelsenkirchener Architekten Josef Franke (1866-1944)<ref>Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Franke</ref> wurde das Gebäude am 1. Oktober 1912 begonnen und am [[2. August]] [[1914]] seiner Bestimmung übergeben. Große Feierlichkeiten fanden durch den Kriegsausbruch nicht statt, sondern bereits am [[27. Oktober]] 1914 wurde das Gebäude umgewidmet. Es diente bis 1919 als Verwundeten-Lazarett.
Entworfen vom bekannten Gelsenkirchener Architekten Josef Franke (1866-1944)<ref>Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Franke</ref> wurde das Gebäude am [[1. Oktober]] [[1912]] begonnen und am [[2. August]] [[1914]] seiner Bestimmung übergeben. Große Feierlichkeiten fanden durch den Kriegsausbruch nicht statt, sondern bereits am [[27. Oktober]] [[1914]] wurde das Gebäude umgewidmet. Es diente bis [[1919]] als Verwundeten-Lazarett.


==Räume==
==Räume==
Ein architektorisch betontes Hauptportal zur Düngelstraße begrüßte den Gast, welcher durch einen Vorraum in eine Flurhalle trat. Zur Rechten war in einem 70m<sup>2</sup> großen Raum eine "Kinderbewahrschule" - der Vorläufer des St. Anna-Kindergartens (gegr. 1966) - untergebracht. Zur Linken dann ein Restaurationszimmer mit angrenzenden 260 m<sup>2</sup> großen Festsaal mit Empore und vollständiger Bühneneinrichtung. Unter der Bühne war ein Spielzimmer für die Jugend vorgesehen, unter der Wirtschaft gelang man zu einer modernen Kegelbahn. Die Küche lag, wie die Wohnräume des Gastwirtes, welcher zugleich Hausmeister war, im 1. Obergeschoss. Ein weiterer teilbare Saal von 100 m<sup>2</sup> lag ebenfalls dort und diente u.a. den Bewohnern als Speisezimmer. Insgesamt 34 junge Leute wohnten in 8 Zimmern für 3 Personen und 10 Einzelzimmern. Weitere Räumlichkeiten rundeten das moderne und schon damals vollelektifizierte Gebäude ab.
Ein architektorisch betontes Hauptportal zur Düngelstraße begrüßte den Gast, welcher durch einen Vorraum in eine Flurhalle trat. Zur Rechten war in einem 70m<sup>2</sup> großen Raum eine "Kinderbewahrschule" - der Vorläufer des St. Anna-Kindergartens (gegr. [[1966]]) - untergebracht. Zur Linken dann ein Restaurationszimmer mit angrenzenden 260 m<sup>2</sup> großen Festsaal mit Empore und vollständiger Bühneneinrichtung. Unter der Bühne war ein Spielzimmer für die Jugend vorgesehen, unter der Wirtschaft gelang man zu einer modernen Kegelbahn. Die Küche lag, wie die Wohnräume des Gastwirtes, welcher zugleich Hausmeister war, im 1. Obergeschoss. Ein weiterer teilbare Saal von 100 m<sup>2</sup> lag ebenfalls dort und diente u.a. den Bewohnern als Speisezimmer. Insgesamt 34 junge Leute wohnten in 8 Zimmern für 3 Personen und 10 Einzelzimmern. Weitere Räumlichkeiten rundeten das moderne und schon damals vollelektifizierte Gebäude ab.


Vielfältige Veranstaltungen, Theateraufführungen, Weihnachts- und andere Feierlichkeiten fanden bis in die 1940er Jahre statt. Die erste Bombe, die in der Nacht vom [[2. Juni|2.]] auf dem [[3. Juni]] in Herne ihre verheerende Macht demonstrierte, traf das Vereinsheim und beendete das Treiben. Im Saal wurden Obst und Gemüse gelagert und Mitte November [[1944]] vernichtete eine Luftmine den Saal vollständig.
Vielfältige Veranstaltungen, Theateraufführungen, Weihnachts- und andere Feierlichkeiten fanden bis in die 1940er Jahre statt. Die erste Bombe, die in der Nacht vom [[2. Juni|2.]] auf dem [[3. Juni]] in Herne ihre verheerende Macht demonstrierte, traf das Vereinsheim und beendete das Treiben. Im Saal wurden Obst und Gemüse gelagert und Mitte November [[1944]] vernichtete eine Luftmine den Saal vollständig.


Der Wiederaufbau gelang und bis Anfang der 1970er Jahre wurden vielfältige Veranstaltungen und Aktionen in den Räumen durchgeführte. Seit 1967 wurden die Kindergartenräume für eine Altentagesstätte umfassend umgebaut und genutzt. die Räumlichkeiten für die Ledigen waren da bereits seit jahrzehnten zu Wohnungen umgewidmet worden, die Gaststätte verpachtet. 1971 beschloss der Kirchenvorstand der Gemeinde Herz-Jesu das Gebäude abzureißen und ein neues "Gemeindezentrum" gegenüber neben der Kirche zu errichten.
Der Wiederaufbau gelang und bis Anfang der 1970er Jahre wurden vielfältige Veranstaltungen und Aktionen in den Räumen durchgeführte. Seit [[1967]] wurden die Kindergartenräume für eine Altentagesstätte umfassend umgebaut und genutzt. die Räumlichkeiten für die Ledigen waren da bereits seit jahrzehnten zu Wohnungen umgewidmet worden, die Gaststätte verpachtet. [[1971]] beschloss der Kirchenvorstand der Gemeinde Herz-Jesu das Gebäude abzureißen und ein neues "Gemeindezentrum" gegenüber neben der Kirche zu errichten.


Einer der letzten Pächter der Gaststätte von 1959-1971 war der bekannte Gastwirt Girsch.<ref>Später: Haus Altenhöfen (1971), Café Restaurant Peterburs (1983) und die Alt Wiescher Mühle (1990).</ref>
Einer der letzten Pächter der Gaststätte von [[1959]]-[[1971]] war der bekannte Gastwirt Girsch.<ref>Später: Haus Altenhöfen ([[1971]]), Café Restaurant Peterburs ([[1983]]) und die Alt Wiescher Mühle ([[1990]]).</ref>


==Abriss==
==Abriss==

Aktuelle Version vom 8. April 2021, 08:47 Uhr

Katholisches Vereinshaus St. Joseph
Ledigenheim-Vereinshaus St. Josef Postkarte 1920.jpg
Erbaut: 1914
Auch bekannt als: Ledigenheim
Stadtbezirk: Herne
Ortsteil: Mitte
Kartengitter: H4
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Letzte Änderung: 08.04.2021
Geändert von: Ulrich Klonki


Um ledigen katholischen Bergleuten und den katholischen Vereinen ein Heim in der jungen Herz-Jesu Gemeinde zu schaffen sowie um anderen verwandten Zwecken zu dienen, setzten sich auf Anregung des Pfarrers Franz Düwells eine Anzahl Personen das Ziel, ein katholisches Vereinshaus zu gründen. Es lag am damals neuen Teil der Düngelstraße und der nach 1952 eingerichteten Franz-Düwell-Straße.

Eine "geordnete Jugendpflege" und ein eigenes Heim für die stetig anwachsende Anzahl von katholischen Vereinen war die Grundidee dieses Hauses.

Entworfen vom bekannten Gelsenkirchener Architekten Josef Franke (1866-1944)[1] wurde das Gebäude am 1. Oktober 1912 begonnen und am 2. August 1914 seiner Bestimmung übergeben. Große Feierlichkeiten fanden durch den Kriegsausbruch nicht statt, sondern bereits am 27. Oktober 1914 wurde das Gebäude umgewidmet. Es diente bis 1919 als Verwundeten-Lazarett.

Räume

Ein architektorisch betontes Hauptportal zur Düngelstraße begrüßte den Gast, welcher durch einen Vorraum in eine Flurhalle trat. Zur Rechten war in einem 70m2 großen Raum eine "Kinderbewahrschule" - der Vorläufer des St. Anna-Kindergartens (gegr. 1966) - untergebracht. Zur Linken dann ein Restaurationszimmer mit angrenzenden 260 m2 großen Festsaal mit Empore und vollständiger Bühneneinrichtung. Unter der Bühne war ein Spielzimmer für die Jugend vorgesehen, unter der Wirtschaft gelang man zu einer modernen Kegelbahn. Die Küche lag, wie die Wohnräume des Gastwirtes, welcher zugleich Hausmeister war, im 1. Obergeschoss. Ein weiterer teilbare Saal von 100 m2 lag ebenfalls dort und diente u.a. den Bewohnern als Speisezimmer. Insgesamt 34 junge Leute wohnten in 8 Zimmern für 3 Personen und 10 Einzelzimmern. Weitere Räumlichkeiten rundeten das moderne und schon damals vollelektifizierte Gebäude ab.

Vielfältige Veranstaltungen, Theateraufführungen, Weihnachts- und andere Feierlichkeiten fanden bis in die 1940er Jahre statt. Die erste Bombe, die in der Nacht vom 2. auf dem 3. Juni in Herne ihre verheerende Macht demonstrierte, traf das Vereinsheim und beendete das Treiben. Im Saal wurden Obst und Gemüse gelagert und Mitte November 1944 vernichtete eine Luftmine den Saal vollständig.

Der Wiederaufbau gelang und bis Anfang der 1970er Jahre wurden vielfältige Veranstaltungen und Aktionen in den Räumen durchgeführte. Seit 1967 wurden die Kindergartenräume für eine Altentagesstätte umfassend umgebaut und genutzt. die Räumlichkeiten für die Ledigen waren da bereits seit jahrzehnten zu Wohnungen umgewidmet worden, die Gaststätte verpachtet. 1971 beschloss der Kirchenvorstand der Gemeinde Herz-Jesu das Gebäude abzureißen und ein neues "Gemeindezentrum" gegenüber neben der Kirche zu errichten.

Einer der letzten Pächter der Gaststätte von 1959-1971 war der bekannte Gastwirt Girsch.[2]

Abriss

Im Jahr 1972 wurde das Gebäude mit Saal abgetragen. Heute steht auf dem Gelände ein Gebäudekomplex mit Wohnungen.

Diese Informationen (auch teilweise), dieser Artikel bzw. dieses Bild wird vom Pfarrarchiv der katholischen St. Dionysius Pfarrgemeinde in Herne für das Wiki der Herner Stadtgeschichte zur Verfügung gestellt und unterliegt dem Urheberrecht. Bei einer Verwendung dieser Abbildung und/oder dieses Textes - auch als Zitat - außerhalb des Wikis der Herner Stadtgeschichte ist die Genehmigung beim Pfarrbüro bzw. Pfarrarchiv einzuholen.


Literatur

Verwandte Artikel

Quellen

  1. Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Franke
  2. Später: Haus Altenhöfen (1971), Café Restaurant Peterburs (1983) und die Alt Wiescher Mühle (1990).