Ich war immer gerne Bergmann: Unterschied zwischen den Versionen
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Selbst ein Stück [[Bergmannssprache S#Spurlatte|Spurlatte]] – einst auf der Heimatzeche von Werner Struppek im Einsatz, ziert als „Kunstwerk“ das geräumige und gemütliche Wohnzimmer des Hauses. | Wer die Wohnung von Werner Struppek betritt, merkt sofort – hier lebt ein Bergmann: Grubenlampen, Urkunden und allerlei bergmännische Utensilien hängen an Wänden oder stehen auf Schränken. Selbst ein Stück [[Bergmannssprache S#Spurlatte|Spurlatte]] – einst auf der Heimatzeche von Werner Struppek im Einsatz, ziert als „Kunstwerk“ das geräumige und gemütliche Wohnzimmer des Hauses. | ||
„Ich habe immer in Sodingen gelebt, wollte nie hier weg, obwohl meine Frau mir zusammen mit ihrem Bruder vor einigen Jahrzehnten eine neue Arbeitsstelle fern ab des Reviers, im „Hannoverschen“ besorgt hatte“. Als der entsprechende Arbeitsvertrag damals in Sodingen eintraf, bat Bergmann Werner seine Frau: „Mache mal die Ofentüre auf“. „Warum, frierst Du,“, fragte die Ehefrau. Werner antwortete nicht, sondern warf den Vertrag wortlos in die glühenden Kohlen. „Ich bin und bleibe ein Sodinger Junge“, lacht der [[1938]] geborene Ex-Kumpel. | „Ich habe immer in Sodingen gelebt, wollte nie hier weg, obwohl meine Frau mir zusammen mit ihrem Bruder vor einigen Jahrzehnten eine neue Arbeitsstelle fern ab des Reviers, im „Hannoverschen“ besorgt hatte“. Als der entsprechende Arbeitsvertrag damals in Sodingen eintraf, bat Bergmann Werner seine Frau: „Mache mal die Ofentüre auf“. „Warum, frierst Du,“, fragte die Ehefrau. Werner antwortete nicht, sondern warf den Vertrag wortlos in die glühenden Kohlen. „Ich bin und bleibe ein Sodinger Junge“, lacht der [[1938]] geborene Ex-Kumpel. |
Aktuelle Version vom 22. Februar 2019, 19:07 Uhr
Wer die Wohnung von Werner Struppek betritt, merkt sofort – hier lebt ein Bergmann: Grubenlampen, Urkunden und allerlei bergmännische Utensilien hängen an Wänden oder stehen auf Schränken.
Wer die Wohnung von Werner Struppek betritt, merkt sofort – hier lebt ein Bergmann: Grubenlampen, Urkunden und allerlei bergmännische Utensilien hängen an Wänden oder stehen auf Schränken. Selbst ein Stück Spurlatte – einst auf der Heimatzeche von Werner Struppek im Einsatz, ziert als „Kunstwerk“ das geräumige und gemütliche Wohnzimmer des Hauses.
„Ich habe immer in Sodingen gelebt, wollte nie hier weg, obwohl meine Frau mir zusammen mit ihrem Bruder vor einigen Jahrzehnten eine neue Arbeitsstelle fern ab des Reviers, im „Hannoverschen“ besorgt hatte“. Als der entsprechende Arbeitsvertrag damals in Sodingen eintraf, bat Bergmann Werner seine Frau: „Mache mal die Ofentüre auf“. „Warum, frierst Du,“, fragte die Ehefrau. Werner antwortete nicht, sondern warf den Vertrag wortlos in die glühenden Kohlen. „Ich bin und bleibe ein Sodinger Junge“, lacht der 1938 geborene Ex-Kumpel.
Nach dem Schulbesuch ging Werner Struppek zum Pütt, zur Zeche Mont-Cenis. „Eigentlich wollte ich ja Möbelschreiner werden, doch hier in der Nähe gab es keinen Ausbildungsplatz. Damals hätte ich nach Minden ziehen müssen, doch meine Heimat Sodingen verlassen, das kam nicht in Frage. So wurde ich Bergmann.“
Aber auch das war mit Schwierigkeiten verbunden, denn sein Vater hatte etwas dagegen. So begleitete ihn damals, es war im Jahr 1953, sein älterer Bruder Werner zum Einstellungsgespräch auf den Pütt. „Später unterschrieb auch mein Vater meinen Lehrvertrag,“ erzählte der langjährige Hauer.
Noch heute erinnert sich Werner Struppek an seine Ausbildung auf dem Pütt. „Mir hat man damals sogar einen Ausbildungsplatz als Elektriker schmackhaft gemacht. Doch ich wollte einfach nur Bergmann werden,“ sagte Struppek.
Zwei Jahre später ging es ins untertägige Lehrrevier. „Hier lernten wir noch den Abbau der Kohle mit dem Pickhammer“, berichtete der Sodinger, der am 20. März 1956 seine Knappenprüfung ablegte. Danach wurde er an verschiedenen Arbeitsplätzen des Bergwerkes eingesetzt. Zur Qualifizierung ging es aber immer wieder ins Maschinenübungszentrum Grullbad (MÜZ) in Recklinghausen. In diesen Jahren trat Struppek auch der IGBE bei, überwarf sich aber später bei mehreren Lehrgängen mit Funktionären und trat wieder aus.
Einige Zeit arbeitete Werner Struppek auch mit Gottfried Zechel (1930 – 2019) auf Mont-Cenis zusammen. „Wir zogen uns damals sogar nebeneinander in der Kaue um. Gottfried hatte die Markennummer 1426, ich 1427. Eines Tages warb mich Gottfried, der in jenen Tagen unser Rutschenbär („Strebmeister“), war, für den BUV Sodingen an. Das war 1963. Einige Monate später war ich dann auch Beisitzer im Vorstand,“ betonte Struppek.
Als sich 1965 das große Grubenunglück auf Mont-Cenis ereignete, befand sich Struppek zusammen mit anderen Vorstandsmitgliedern auf dem alten Sportplatz an der Mont-Cenis-Straße. Dort bereitete der 1885 gegründete Verein das Fest aus Anlass des 80jährigen Bestehens vor. „Ich hatte Mittagsschicht, doch wir konnten und durften an diesen und den folgenden Tagen nicht einfahren, und das Fest wurde natürlich abgesagt“.
Bis 1978 blieb Werner Struppek der Zeche Mont-Cenis treu. „Es war natürlich ein Vorteil, so nah am Pütt zu wohnen, meist bin ich an der Kantstraße über die Mauer gesprungen, um so schnell zum Pütt zu kommen. Daher brauchte ich nie ein Auto,“ lachte der Bergmann, der 1970 seine Hauerprüfung ablegte. Nach der Schließung von FdG/MC wurde Werner Struppek zur Zeche Unser Fritz in Wanne-Eickel verlegt. „Hier herrschte ein eigenartiges Betriebsklima“, unterstrich Struppek, der nach vielen bergmännischen Einsätzen schließlich eine Sonderaufgabe auf diesem Bergwerk übernahm: Blindschacht-Haspelführer. „Ich hatte in dieser Zeit nur 24 Uhr-Schicht. Meine Aufgabe bestand darin, zu Schichtbeginn und am Schichtende eine kleine Reviermannschaft von einer Sohle zur nächsten Sohle zu transportieren. Ansonsten herrschte Ruhe am Blindschacht,“ meinte der Sodinger von der Kantstraße.
Um die Kumpel damals nach 1978 von Mont-Cenis zu den anderen Pütts zu bringen, setzte die RAG Busse ein. „Eine Himmelfahrt, denn ich stieg am Denkmal in Sodingen ein, dann ging es über Constantin, Hiltrop und Riemke nach Wanne-Eickel. Aber es musste ja sein. Zuletzt saß ich nur noch alleine im Bus,“ sagte Struppek, der bis 1989 auf Unser Fritz einfuhr. „Ich habe es nie bereut, dass ich Bergmann geworden bin“, betonte der engagierte BUV-Mann, der sich gerne mit bergmännischen Utensilien aller Art umgibt. Sogar auf der großen Terrasse des 1905 erbauten und längst modernisierten Hauses im Schatten des ehemaligen mächtigen Zechenhalde, erinnert den Ex-Kumpel einiges an das Schwarze Gold. So das das gelbschwarze Hinweissschild mit der Aufschrift: „Flöz Sonnenschein“. „Das passt doch zu mir,“ meinte der Kumpel, der die harte Zeit unter Tage ohne große Blessuren überstanden hat, und verschwindet mit einem Lächeln im Gesicht in dem großen Garten hinter dem hellgestrichenen Zechenhaus an der Kantstraße. [3]
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Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Foto: Friedhelm Wessel
- ↑ Dieser Text wurde von Friedhelm Wessel zur Verfügung gestellt. Der Text darf nicht ohne Genehmigung verändert oder weitergegeben werden.
- ↑ Ein Artikel von Friedhelm Wessel