U-Bahnlinie 35

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Die U35 CampusLinie der Stadtbahn Bochum hat 21 Stationen und verbindet die Städte Bochum und Herne unterirdisch. Sie beginnt im Herner Stadtteil Baukau am Schloss Strünkede, führt durch den Bochumer Stadtteil Riemke, unterquert den Bochumer Hauptbahnhof und führt oberirdisch durch Querenburg zur Hustadt via Ruhr-Universität. Mit rund 85.000 Fahrgästen täglich ist sie die meistbenutzte Linie der Bochumer Stadtbahn. Betrieben wird sie von der BOGESTRA.

Verlauf

Die U35 beginnt im Herner Stadtteil Baukau am Schloss Strünkede. Sie unterquert den Herner Bahnhof und überfährt unterirdisch die Stadtgrenze Herne/Bochum (zwischen den Haltestellen Berninghausstraße und Rensingstraße).

Geschichte

Der erste Abschnitt der U35 von Herne Schloss Strünkede bis zum Bochumer Hauptbahnhof wurde am 2. September 1989 eröffnet. Im November 1993 wurde dann der Abschnitt Bochum Hauptbahnhof - Hustadt in Betrieb genommen. Dazu wurden die alten Stationen völlig umgebaut, da die Betonarchitektur aus den 70er Jahren inzwischen als zu wuchtig und unmodern angesehen wurde. Die Haltestelle Klinikum wurde bei der Umstellung auf Stadtbahnbetrieb aufgegeben, da die geplante Universitätsklinik nicht realisiert wurde.

Vor der Eröffnung der U35 verkehrte die Straßenbahnlinie 305 zwischen Herne Bahnhof und der Hustadt in Querenburg. Zwischen 1989 und 1993 fuhr übergangsweise die 306 von Wanne-Eickel Hauptbahnhof zur Hustadt. Sowohl die Linien (30)5 als auch 306 wurden während der Vorlesungszeiten an der Ruhr-Universität durch Busse verstärkt, da die damaligen etwa 20 Meter langen Fahrzeuge das Verkehrsaufkommen zwischen dem Hauptbahnhof und der Universität trotz Fünfminutentakt nicht bewältigen konnten. Erst seit die Linie 1993 auf die 28 Meter langen B-Wagen umgestellt wurde, die zudem noch zumindest teilweise in Doppeltraktion verkehrten, konnte die Bogestra auf diese Verstärker-Busse verzichten.

Um einen reinen Doppeltraktionsbetrieb zu gewährleisten, wurden zwischen 2007 und 2008 sechs Triebwagen vom Typ Tango beschafft.

Auf Wunsch der Stadträte Bochums und Hernes erhielt die Linie U35 am 12. Juni 2011 den Zusatz CampusLinie.[1]

Planung

Hinter der Endhaltestelle Hustadt befindet sich eine nach rechts über die Fahrbahn schwenkende Brücke, die als Vorleistung für die Verlängerung der damaligen Straßenbahnstrecke nach Witten gebaut wurde. Statt der ursprünglich geplanten Verlängerung nach Witten soll die U35 neuesten Planungen zufolge in Zukunft bis zur Fachhochschule in Querenburg verlängert werden. Sollte dieses Vorhaben realisiert werden, ist eine Verlängerung bis nach Witten gemäß den alten Stadtbahnplänen ohne Aufspaltung in zwei Linien nahezu unmöglich. Ein Weiterbau zum Kemnader See wäre dagegen auch dann denkbar. Es wurde allerdings im Rahmen der IGVP[2] mit einem nicht ausreichenden Kosten-Nutzen-Koeffizienten bewertet.

Eine weitere Verlängerung von Herne nach Recklinghausen ist darüber hinaus in Planung, wurde aber ebenfalls nach IGVP[3] mit einem nicht ausreichenden Kosten-Nutzen-Koeffizienten bewertet. Beide Projekte sind damit eingestuft als Vorhaben der Stufe 2 im Rahmen des Bedarfplans Schiene. Eine Realisierung ist daher nach aktuellem Stand keinesfalls vor 2015 möglich.

Anstelle der alten Haltestelle Klinikum wird zurzeit die neue Haltestelle "Gesundheitscampus" gebaut, die den geplanten Biomedizinpark und den neuen Gesundheitscampus besser an den öffentlichen Nahverkehr anbinden soll.[4]


WAZ 3. September 2014

U 35 der Bogestra verbindet Bochum und Herne seit 25 Jahren

Mit Kuchen wurde das Jubiläum gestern begangen. 90 000 Fahrgäste nutzen täglich die U 35 zwischen Bochum und Herne. Es ist die nachfrageintensivste Linie der Bogestra.

Bochum. Ein Vierteljahrhundert ist sie mittlerweile alt – und ein echtes Erfolgsmodell. 90 000 Fahrgäste nutzen täglich die U 35 zwischen Bochum und Herne. Damit hat die erste unterirdische Verbindung zweier Städte die Erwartungen weit übertroffen. Mit einem Festakt wurde nun an die Jungfernfahrt erinnert.

„Im Umgang mit Superlativen ist Vorsicht geboten, sie nutzen sich leicht ab.“ Am 9. November 1989 erlaubte sich Tagesthemen-Moderator Hans-Joachim Friedrichs dennoch, einen solchen Superlativ zu „riskieren“. Es ging um die Maueröffnung, einem historischen Ereignis. Zwei Monate vorher hatte sich nicht in Berlin, sondern in Bochum etwas zugetragen, was zumindest verkehrspolitisch historische Züge hat: 120 000 Menschen feierten die Eröffnung der ersten unterirdischen Städteverbindung Deutschlands, der U 35. Seit dem 2. September 1989, also seit 25 Jahren, verbindet sie Bochum mit Herne.

Die Nachfolgestrecke der Straßenbahnlinie 305, bis 1989 von durchschnittlich 18 300 Fahrgästen genutzt, sollte es nach Schätzungen auf gut 26 000 Nutzer täglich bringen. Tatsächlich sind es heute werktäglich 90 000 Menschen, die zwischen Schloss Strünkede und Ruhr-Uni mit der U-Bahn unterwegs sind. „Die Stadtbahn hat alle Erwartungen gesprengt“, sagt Karl-Heinz Reikat, bei der Stadt Bochum Leiter der Abteilung Stadtbahn.

Am 2. September 1989 fuhr die U 35 zum erstenmal im Linienverkehr. Um 10.22 Uhr fuhr der erste Zug nach Herne,. Dort begann der Verkehr um 10.39 Uhr.

Vom Stadtbahn-Bau als „kluge, zukunftsweisende Entscheidung“, sprach Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz am Mittwoch in einem Festakt am Hauptbahnhof. Das „Erfolgsmodell“ U 35 beweise, dass interkommunale Zusammenarbeit möglich sei. Hernes Bürgermeister Erich Leichner würdigte die Bahn als „pünktliches, sicheres und günstiges Verkehrsmittel“. „Unschlagbar“ sei der 6-Minuten-Takt, in dem morgens Studenten zur Uni befördert werden. Dafür hatte die Bogestra 2006 sechs neue Wagen angeschafft.

In 14 Minuten von Bochum nach Herne

31 Minuten brauchte die ehrwürdige Straßenbahn 305 einst zwischen Bahnhof Herne und Hauptbahnhof Bochum, 14 Minuten fährt die U-Bahn. Mit dem Slogan „Nur Fliegen ist schöner“ warb die Bogestra für ihren neuen Verkehrsträger, der freie Fahrt auf zehn Kilometer Streckenlänge gewährte und der Teil eines großes Wurfs war.
14 Minuten benötigt die U-Bahn von Bochum nach Herne. Die Straßenbahn war bis 1989 auf der gleichen Strecke 31 Minuten lang unterwegs.

Die Linie war eingebunden in das Projekt Stadtbahn Rhein-Ruhr; ein flächendeckendes Netz von Nahverkehrsverbindungen, das von Recklinghausen bis Neuss und von Duisburg bis Dortmund reichte und das dem Ballungsraum mehr Mobilität, bessere Verbindungen zwischen den Städten und am Ende womöglich auch ein Stück gemeinsame Identität bescheren sollte. Als NRW-Bauminister Christoph Zöpel und Bundesarbeitsminister Norbert Blüm bei der zentralen Eröffnungsfeier am 2. September 1989 am Riemker Markt die Strecke freigaben, sprach Ehrengast Loki Schmidt sogar noch von „einer Chance für das Revier“. 960 Millionen D-Mark Baukosten

Etwa 960 Millionen D-Mark kostete allein der Abschnitt zwischen Bochum (713 Millionen D-Mark) und Herne, zu 60 Prozent finanziert vom Bund, zu 30 Prozent vom Land und zu zehn Prozent von den beteiligten Städten Bochum und Herne. Gestern bot sich noch einmal die Chance zu einer Reise in die Zeit vor 1989, zwischen Bergmannsheil und Rewirpower-Stadion fuhr eine historische Straßenbahn.

Das indes hatte seine Tücken. Ältere Menschen, zumal mit Rollator, kamen nur schwerlich in die Wagen. Und viele Jüngere wussten erst gar nicht, ob die Schutzbügel hinter den Klapptüren mit „Drücken“ oder „Ziehen“ geöffnet werden. Auch das ist in der U-Bahn leichter.

Fortsetzung nach Langendreer

Historischen Wert hat die Realisierung der Linie nicht nur deshalb, weil erstmals zwei Städte unterirdisch verbunden worden oder weil vom Stadtbahn-Projekt Rhein-Ruhr letztlich nur ein Torso blieb; so stiegen etwa die Städte Recklinghausen und Witten aus, die eigentlich Endpunkte der Linie U 35 sein sollten.

In die Geschichte geht die Linie auch deshalb ein, weil in Bochum eine Untergrundbahn erstmals nicht in offener Bauweise, sondern im bergmännischen Vortrieb gebaut wurde – zuerst seit 1973 auf dem kurzen Abschnitt der 308/318 zwischen Schauspielhaus und Engelbert-Brunnen und dann später auf dem gesamten Bochumer Abschnitt der U 35. Die Rede ist seit dem von der „Bochumer bergmännischen Tunnelbauweise“.

Seit 2006 Campus-Linie

Beim Schopf gepackt hat das Revier die von Loki Schmidt beschworene Chance zwar nicht. Kompetenzgerangel, immense Investitionskosten und Kirchturmdenken haben eine reibungslose Vernetzung aller Städte bislang verhindert. Aber zumindest in Bochum gibt es erste Überlegungen, die Erfolgslinie noch auszubauen. Verkehrspolitisch wäre eine Verlängerung der Campus-Linie, wie die Strecke seit 2006 heißt, bis nach Langendreer sinnvoll, sagt Bochums Stadtbahn-Abteilungsleiter Reikat.

Andreas Rorowski [5]

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Ursprungstext mit Autorenverzeichnis

Wikipedia: U-Bahn-Linie 35 (Bochum), abgerufen am 13. April 2015

Quellen