Hauptverwaltung Friedrich der Große

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
Hauptverwaltung Zeche Friedrich der Große
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Bildinfo: Verwaltung Friedrich der Große 2016[1]
Erbaut: 1914-1915
Straße_Nr.: Albert Klein Straße 1
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Letzte Änderung: 05.01.2024
Geändert von: Andreas Janik

Das ehemalige Verwaltungsgebäude der Hauptverwaltung von Friedrich der Große an der Albert-Klein-Straße.

Gewerkschaft Friedrich der Große. [Herner Anzeiger vom 5. Juli 1915),[2]
Die Verwaltung der Gewerkschaft Friedrich der Große hat am vergangenen Sonnabend das an der Augustastraße errichtete neue Verwaltungsgebäude bezogen, welches nach den Entwürfen des Architekten O. Schwer, Essen und unter der künstlerischen Leitung des Planlegers ausgeführt worden ist. Die örtliche Bauleitung lag in den Händen des Gewerkschaftsbauführers Schmidt. Der Baukörper erscheint in einfacher und klarer Form aus dem Grundriss entwickelt, mit allseitig gutwirkender Silhouette. Die Fassade ist unter Betonung der Vertikale höchst wirkungsvoll und charakteristisch gegliedert. In der Anwendung von Zierformen ist besondere Zurückhaltung geübt worden. Ein für das Hauptportal vorgesehener plastischer Schmuck musste wegen Einberufung des mit der Ausführung betrauten Künstlers einer späteren Zeit vorbehalten bleiben. Das Innere des Gebäudes ist seiner Bestimmung angemessen in gefälliger Weise durchgebildet. Die Geschäftsräume verteilen sich auf das Erd= und erste Obergeschoß. Das Kellergeschoß enthält die Wohnung für den Hausmeister, die Zentralheizung und im Übrigen Lagerräume. Mit der Ausführung des Baues wurde am 22. Mai 1914 begonnen. Der Fortschritt der Bauarbeiten hat sehr unter der Einwirkung des Krieges leiden müssen, wodurch eine Verzögerung in der Fertigstellung des Gebäudes eintrat. An den Arbeiten und Leistungen sind folgende Handwerksmeister und Firmen beteiligt gewesen:
Erd= und Maurerarbeiten: Leop. Hoppe, Herne.
Betonarbeiten: L. Moddemeyer, Herne.
Zimmerarbeiten: J. Langensiepen, Herne.
Dachdeckerarbeiten: Ernst Bönning, Herne.
Klempner= und Installationsarbeiten: Oskar Fühmann, Herne.
Heizungsanlage: F. Küppersbusch& Söhne, Gelsenkirchen-Schalke.
Putz= und Stuckarbeiten: Joh. Schnittker, Herne.
Kunstschmiedearbeiten: Otto Schmitz, Rotthausen.
Plattierungsarbeiten und Lieferung der Kunstsandsteinstufen: Heinr. Rings sen., Herne.
Schreinerarbeiten und Inneneinrichtung: Heinr. F. W. Veuhoff, Herne.
Linoleumarbeiten: Schröder&. Baum, Essen=Ruhr.
Licht= und Telephonanlage: Funke & Huster G. m. b. H., Herne.
Glaser= und Anstreicherarbeiten: Sichtermann & Edelmann, Düsseldorf.
Glasmalerei: L. Katz, Dortmund.
Lieferung der Beleuchtungskörper: Böker& Krüger, Essen.
Mobilarlieferung: Gebr. Schürmann, Essen.


Flankiert von einem Pförtnerhaus auf der linken und der Hausmeisterwohnung auf der rechten Seite führt eine von Platanen gesäumte Zufahrt geradewegs auf das Gebäude zu. Der Architekt Oskar Schwer (geboren 18. November 1872; gestorben 12. April 1921 in Essen) aus Essen, entwickelte 1914 die Pläne. Durch den Erste Weltkrieg verzögert, wurde das gesamte Projekt erst später fertig gestellt. Gestaltete ist die Anlage durch die aus dem Barock bekannten Elementen: durch Pilaster streng gegliederte Fassade, durch Dreiecksgiebel, durch Spiegelsymmetrie, die der Architekt anfangs an "einer entscheidenden Stelle durchbrach - er legte den Eingang nicht zentral in der Mitte an, sondern deutlich versetzt auf der rechten Seite. Erst Ende der 20er Jahre entschloss man sich, diese Eigenwilligkeit rückgängig zu machen und den Haupteingang exakt in die Mitte des Gebäudes zu verlegen."[3]

Die ursprüngliche stark symmetrisch gebaute Parkanlage ist im Ansatz erhalten und steht wie das ganze unter Denkmalschutz.

DENKMAL NR. 296
■ ehemaliges Verwaltungsgebäude
■ Albert-Klein-Straße 1, Sodingen
■ Erbaut: vermutlich nach 1919, nach Plänen aus 1914
■ Architektur: Otto Schwer
■ Details: Es handelt sich bei der Anlage um die ehem. Verwaltung der Bergwerksgesellschaft Friedrich der Große. Sie wurde 1914 geplant, vermutlich aber erst nach dem1.Weltkrieg leicht modifiziert nach den Vorkriegsplänen ausgeführt und mit Nebenanlagen (Pförtnerhaus und Ziergarten) arrondiert. Das Hauptgebäude ist ein langgestreckter, zweigeschossiger Putzbau von 11 Fensterachsen mit leicht vortretendem 5-achsigen, flachem Mittelrisalit, dem ein gleich breiter, flach übergiebelter Dachausbau entspricht. Auf dem First des Walmdachs sitzt mittig eine runde Plattform, auf der eine Fahne aufgezogen werden konnte. Der Haupteingang lag in der zweiten Achse von rechts mit schwerer Rahmung und horizontaler Verdachung. Das Sockelgeschoss wurde im Innern durch eine Treppe überwunden. Wohl in den 30er Jahren wurde das Portal mit gleichen Proportionen und sehr ähnlicher Gestaltung in die Mittelachse verlegt. Das Gebäude ist von einer kleinen, rechteckigen Ziergartenanlage mit mittiger Zufahrt von der Albert-Klein-Straße umgeben. Vor dem Gebäude weitet sich der Weg halbkreisförmig, ein Rundbeet setzt vor dem Haupteingang einen Akzent. Links (nördlich) an der Zufahrt steht ein eingeschossiges Pförtnerhaus unter Walmdach mit sehr flachen Aufschieblingen, die Fassaden teilweise mit horizontaler Putzgliederung versehen. Das Häuschen gibt sich im Gegensatz zum Haupthaus deutlich als Entwurf der 20er Jahre zu erkennen. Das Gebäude wurde für die Verwaltung der Zeche Friedrich der Große erbaut und wenige Jahre später, nach Beendigung der Ruhrbesetzung, zu einer repräsentativen Anlage mit Torhaus, mittiger PKW-Zufahrt und Gartenbepflanzung ausgebaut. Die Berggewerkschaft Friedrich der Große schuf sich so eine ausgesprochen elegante, großzügige Zentrale, in der sie angemessen repräsentieren konnte. [4]

Innen sehr repräsentativ gestaltet mit Gewölbedecke im Erdgeschoss, massiv, dunkel gebeizten, eichenen Türen, Heizungsverkleidungen aus Holz und aufwändigen Schrankeinbauten. "In der ersten Etage befindet sich das eindrucksvolle Sitzungszimmer mit seinen originalen Wandvertäfelungen und der ebenfalls originalen rostbraunen textilen Wandbespannung. Den Raum erhellen Messingkronleuchter, verziert mit dem preußischen Doppeladler. Ein einzelner, noch größerer Kronleuchter hängt im ehemaligen Direktorenzimmer, das sich, verbunden durch zwei Vorräume für das Sekretariat, an den Sitzungsraum anschließt. Im rundum mit Holzvertäfelungen und Einbauschränken ausgestatteten Chefzimmer befindet sich auch noch das legendäre „Cognac-Schränkchen”, um das sich nicht nur aus Bergbauzeiten die ein und andere Anekdote rankt."[3]

1970 zieht in das Gebäude das Kreiskirchenamt des evangelischen Kirchenkreises Herne/Castrop-Rauxel ein und zieht im Oktober 2007 wieder aus. "Denn das Gebäude ist über eine Länge von 25 Metern deutlich spürbare 125 Zentimeter Richtung Norden gekippt, mit einer leichten Rechtsdrehung dazu. Nichts für Besucher, die zu Schwindel und Gleichgewichtsproblemen neigen. „Wenn man hier durchs Haus geht, hat man immer ein Gefühl, als hätte man ein Schnäpschen getrunken”, schmunzelt Annette Lewandowski von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Herne." [3]

Das Gebäude stand leer und es wurde nach einer Nutzung des gesamten Ensemble gesucht.

Am Abend des 29. August 2020 kam es zu einem Feuer, welches ein Großteil des hölzernen Dachstuhles zerstörte. Weitere Schäden durch das Feuer und der Löschung durch die Herner Feuerwehr sind entstanden. HalloHerne.de titelte zurecht: "Hier brennt ein Stück Heimatgeschichte"[5]

Das Gebäude wurde entkernt, wovon nur die Fassade zur Auffahrt erhalten blieb und in eine Belia Seniorenresidenz Herne integriert.

Fotos

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Quellen