Nosthauser Mühle (Löns Mühle)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Die Löns Mühle war eine Getreidemühle und Gaststätte in Holsterhausen. Die Grenze zwischen Bochum und Herne verläuft quer durch das Gebäude. Seine Adresse Dorstener Straße 574 existiert deshalb in beiden Städten.

Löns-Mühle, Poskarte herausgegeben 1936 [1]
Löns Mühle 2015 [2]

Geschichte

Die Mühle gehörte zu den ausgedehnten Besitzungen des Ritterguts Haus Nosthausen, die um 1842 eine Größe von etwa 100 ha besaßen. Das Gut im Kirchspiel Eickel gehörte seit dem 14. Jahrhundert der Familie von Aschebrock, die eine Nebenlinie der Herren von Dorneburg war. Im 18. Jahrhundert wurde das Gut von der Familie Löns, Vorfahren von Hermann Löns, verwaltet und später gepachtet. Schließlich erwarb die Familie Löns einen Teil des zum Rittergut gehörigen Landes. Wann genau sie Eigentümerin wurde, ist jedoch nicht nachzuvollziehen. Möglicherweise geschah es um 1787.

Die Mühle des Guts lag am Dorneburger Bach und wurde von ihm angetrieben.

Gaststätte

Trauernachricht in der Zeitung "Rote Erde" vom 30. Oktober 1936

Unweit davon errichtete Heinrich Löns an der Dorstener Straße (der damalige Gahlenschen Kohlenweg und die ehemalige Dorstener Chaussee), eine Gaststätte. Die kommunale Grenze von Wanne-Eickel und Bochum verlief mitten durch das Lokal. Dort konnten Fuhrleute übernachten und Mahlzeiten einnehmen. Das Gasthaus war zugleich Relaisstation der Reitpost. Mit dem Bau der Köln-Mindener Eisenbahn verlagerten sich die Transporte auf den Schienenweg, die Relaisstation wurde aufgehoben. Löns Mühle wurde zu einem gut besuchten Ausflugslokal. (S. auch Hermann-Löns-Straße)

Um 1880 errichtete Löns auf den Wiesen hinter dem Lokal eine Pferderennbahn mit überdachter Zuschauertribüne, die aber schon Anfang des 20. Jahrhunderts wieder aufgegeben wurde.[3] 1868 vergrößerte Heinrich Löns seinen Besitz, indem er die seiner Gastwirtschaft gegenüber liegende Mühle und den Mühlteich erwarb. Der letzte Müller war Heinrich Löns, der am 30. Oktober 1936 verstarb. Die Schankräume des Lokals wurden später als „Autorast“ genutzt, ehe der Gaststättenbetrieb Mitte der 1970er Jahre aufgegeben wurde.

Auf den ehemaligen Wiesen der Löns Mühle befindet sich heute der „Kleingärtnerverein Löns Mühle“, während das ehemaligen Gasthaus Geschäftsräume beherbergt. Die Kleingartenanlage ist durch den Bebauungsplan 159/30.10.89 als Dauerkleingartenanlage abgesichert. Auf den Flächen des Hauses Nosthausen sind heute der „Kleingärtnerverein Am grünen Ring“ und zwei Industrieunternehmen ansässig.

Grenzkuriosität

Das die Stadtgrenze durch das Gebäude geht, ist oben kurz beschrieben worden. Die Banater Deutsche Zeitung brachte am 27. September 1941 einen kleinen Artikel[4] dazu: "'Wenn die Stadtgrenze mitten durch die Gastwirtschaft geht.
Ein recht eigenartiges Grenzkuriosum hat die Mittelstadt Wanne-Eickel in jenem Hause zu verzeichnen, in dem die Vorfahren des Dichters Hermann Löns wohnten — in der Löns Mühle. Die Stadtgrenze zwischen Bochum und Wanne-Eickel geht hier mitten durch die Wirtschaft, und zwar dergestalt, ­ dass beispielsweise der hinter der Theke stehende Wirt das Bier in Wanne-Eickel ausschenkt, während der Gast das Bier auf Bochumer Gebiet trinkt. Dieser Zustand hat schon allerlei Streitigkeiten im Gefolge gehabt.
Die... steuerlichen Verhältnisse sind heute so geregelt, dass die öffentlichen Abgaben nach Bochum fließen, während Wanne-Eickel die Kirchensteuern kassiert. Postsachen werden von den Postämtern beider Städte zugestellt. Die Familie Löns kann ihre Geschichte bis zum Jahre 1795 einwandfrei nachweisen.''

Die älteste Wirtin der Stadt

Oma Löns auf Lönsmühle wird heute 58 Jahre alt - Sie hielt Eickel die Treue
Josefine Löns, kurzweg Oma Löns genannt, wird am heutigen Mittwoch 85 Jahre alt. Sie zählt mit zu den stadtbekannten Persönlichkeiten und hat einen Freundes- und Bekanntenkreis, der sich weit über Wanne-Eickels Grenzen hinaus erstreckt. Viele von ihnen werden ihrer heute gedenken und nicht zuletzt der vielen schönen Stunden, die sie auf der Lönsmunle verlebt haben.
Oma Löns - übrigens eine Verwandte unseres Heidedichters Hermann Löns - erzählt noch heute gern davon, denn sie hat in den fünf Jahrzehnten, in denen sie als flotte Wirtin hinter der Theke des Ausflugslokals stand, viel Freude erlebt. Den ganzen Sommer über herrschte auf der Lönsmühle Hochbetrieb. Jeden Sonntag und an Wochentagen fanden sich die Familien ein. Es gab bei Oma Löns dicke Stutenbutterbrote mit Schinken und für die Kinder Milch mit Micken. Fast jeden Sonntag spielte eine Kapelle auf. Es waren Bergmannskapellen, die Düsseldorfer Ulanen, die Krefelder Tanzhusaren und die vielen „Walzerkönige". die es vor dem ersten Weltkrieg gab.
Oma Löns meint, dass das doch eine bessere Zeit war, als man noch Quadrille, Mazurka, Rheinländer, Walzer und Schottisch tanzte und noch nicht so übergeschnappt war wie heute mit „Kit-Hit", „Hüh-Hott", Zitterfox, Swing und „Buggi-Wuggi". Nach wie vor ist ihr Restaurant, das ihr Schwiegersohn führt, ein „Grenzkuriosum". Mitten durch das Haus geht die Wanne-Eickeler und Bochumer Stadtgrenze. Kirchlich und schulisch gehört sie zur St.-Marien-Pfarrei Eickel. Polizeilich ist sie in Bochum gemeldet. Postalisch wird sie von Bochum und Wanne-Eichel bedient, und ihre Steuern muss sie zu ¾ nach Bochum und zu ¼ nach Wanne-Eickel abführen.
Acht Jahre war sie evakuiert in Merklinde bei ihrem Sohn. Obwohl auch ihr Anwesen stark zerstört war, wollte sie nach Eickel zurück und klagte oft: „Un wenn et noch son kleinet Ecksken is, sau well eck doch no Eickel". Der Wunsch ging in Erfüllung. In Eichel im alten Haus verbringt sie ihren Lebensabend noch in völliger geistiger Frische. An ihrem Festtage werden sich viele Gratulanten einfinden, der ältesten Wirtin der Stadt die Hand zu schütteln." [5]

Ursprungstext mit Autorenverzeichnis

Wikipedia: Löns Mühle, abgerufen am 10. Februar 2015

Verwandte Artikel

Quellen

Stadtarchiv Herne Dokumentationsbibliothek: Sammlung Gaststätten