Ludwig Bösser: Unterschied zwischen den Versionen

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Auch bei einem weiteren Prozess kam es in einem Vergleich dazu, dass Bösser „verspricht, den Herrn Schäfer fernerhin nicht zu beleidigen und“ die Kosten zu übernehmen. <ref>[https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/11019544 General-Anzeiger für Dortmund und die Provinz Westfalen 15 (18.4.1902) 104 Online auf Zeitpunkt.NRW]</ref>
Auch bei einem weiteren Prozess kam es in einem Vergleich dazu, dass Bösser „verspricht, den Herrn Schäfer fernerhin nicht zu beleidigen und“ die Kosten zu übernehmen. <ref>[https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/11019544 General-Anzeiger für Dortmund und die Provinz Westfalen 15 (18.4.1902) 104 Online auf Zeitpunkt.NRW]</ref>
Im abschließenden Prozess am 1. Oktober 1902 wurde er erneut wegen seiner erkannten geistigen Beschränktheit freigesprochen.
Im abschließenden Prozess am 1. Oktober 1902 wurde er erneut wegen seiner erkannten geistigen Beschränktheit freigesprochen. Und dennoch wurde Ihm zugesetzt:
 
Ludwig Bösser aus Herne bittet uns um Abdruck folgender Schriftstücke:<ref>[https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/11023041 General-Anzeiger für Dortmund vom 5. Mai 1903. Online auf Zeitpunkt.nrw]</ref>
I.
Herrn Ludwig Bösser in Herne bescheinige ich auf Grund eingebender Untersuchung seines Geisteszustandes, daß er vollständig imstande ist, seinen Posten als amtlicher Fleischbeschauer auch weiterhin auszuüllen.<br>
Essen, 3. Dezember 1902.
Dr. Racine, Kreisphysikus.
II.
Der Posten als Fleischbeschauer ist mir an 31. Oktober 1902 entzogen, worden. Ich überlast es meinen Mitmenschen, sich ein Urteil über die Angelegenheit zu bilden.
Herne, 25. April 1903.
Ludwig Bösser, Stadtverordneter.
 
Herne, 3. Dezbr. 1903 (Allerlei vom Tage.) Wie verlautet, ist die Wahl des Herrn Ludwig Bößer zum Kirchenrepräsentanten höheren Ortes nicht bestätigt. Mithin beginnt der Wahlkampf von neuem. Bei der vor kurzem vorgenommenen Wahl erhielt Ludwig Bößer 334 Stimmen.<ref>[https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/11025069 General-Anzeiger für Dortmund und die Provinz Westfalen 16 (4.12.1903) 332. Online auf Zeitpunkt.NRW]</ref>
 
<div style="{{Spaltenbreite|20em}};background-color:#FAF9E3;border-style: outset; margin-bottom:1em; padding:1.2em 2em 1.2em 2em;font-size:16px;text-align:justify">
Herne, 5. Dezember. 1903 Der neue Fall Bösser<ref>[https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/946991 Dortmunder Zeitung 76 (7.12.1903) 621. Online auf Zeitpunkt.nrw]</ref>.<br>
Ein gelegentlicher Mitarbeiter schreibt dem„Rhein.=Westf. Tagebl.“: Ganz kommt unsere Stadt aus der Aufregung nicht mehr heraus. Unsere Leser erinnern sich der vielfachen Prozesse die Herr Ludwig Bösser in den letzten Jahren zu bestehen gehabt hat. Dieselben haben die Folge gehabt, daß Herr Bösser allmählich aus seinen hiesigen Aemtern hinausgeschoben wurde. So hat er u. a. sein ziemlich einträgliches Amt als Fleischbeschauer verloren und auch sonst manche Zurücksetzung erfahren müssen. Natürlich ist der ohnedies schwer erregte Mann noch mehr erbittert worden. — Seit einiger Zeit führt er einen Konflikt in der ärztlichen Vertretung. Er beruft sich darauf, es sei seinerzeit beschlossen worden: sobald für HerneStadt noch ein neuer Pfarrer angestellt werden müsse, solle der jetzt in einem Außenamt amtierende Geistliche genommen werden. Das sei zu Unrecht unterblieben. Infolge seiner fortlaufenden Opposition wurden Stimmen laut, seine Wiederwahl in den Kirchenvorstand müsse verhindert werden. Also stellte man bei der letzten Kirchenwahl einen anderen für ihn als Kandidaten auf. Herr Bösser aber setzte sich auf die Hinterbeine, und als der Tag der Wahl kam, wurde er mit großer Majorität wiedergewählt. Nunmehr trug er sich mit dem Gedanken, in Herne eine reformierte Kirchengemeinschaft zu gründen. Am Dienstag hatte er eine große Versammlung einberufen, die zahlreich besucht war. Er schilderte mit Erfolg seine Kämpfe und fand in der Versammlung lebhaften Anklang. Die Aussprache ging dahin, daß man von der Gründung einer besonderen Kirchengemeinschaft dann absehen wolle, wenn für die Partei Bösser die Pastorierung durch den erwähnten Geistlichen des Außenbezirks zugestanden werde. Inzwischen hat das Moderamen der Synode die erfolgte Neuwahl des Herrn Bösser zum Kirchenpräsidenten nicht bestätigt. Daraus wird natürlich neue Aufregung erwachsen."
</div>
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Bösser hatte weiterhin seine Anhänger: "Herne. Nov. (Zur Stadtverordnetenwahl.) In der Versammlung der 3. Abteilung wurde nach längerer Debatte beschlossen, dem Vorschlage des Reichsvereins auf Neuabschluß des Wahlbündnisses mit dem Zentrum beizutreten. Als Kandidat wurde mit Mehrheit Herr Rentner Ludwig Bösser bestimmt. Herr Bösser wies es von sich, mit den Sozialdemokraten in Verbindung gebracht zu werden. Er wisse weder von deren Beschüssen, noch kehre er sich daran. Er halte nach wie vor treu zu Kaiser und Reich und rechne sich zur liberalen Partei. [...]"<ref>[https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/11033241 General-Anzeiger für Dortmund vom 8. November 1904. Online auf zeitpunkt.nrw]</ref>
 
Im selben Jahr 1904 musste er sich erneut vor Gericht verantworten! Vgl.: [[Beleidigung Anno 1904]]
 
Auch ging er öffentlich gegen die Stadtverordnetenwahl vom November 1904 vor.
[[Datei:General-Anzeiger für Dortmund 17 (5.12.1904) 335. Bösser.png|mini|Bössers öffentlicher Widerspruch gegen die stadtverordnetenwahl im November 1904.]]
 


Er war lange Jahre Mitglied des Presbyteriums, Vorsitzender des Evangelischen Arbeitervereins, im Vorstand des Haus- und Grundbesitzer-Vereins Herne usw. tätig
Er war lange Jahre Mitglied des Presbyteriums, Vorsitzender des Evangelischen Arbeitervereins, im Vorstand des Haus- und Grundbesitzer-Vereins Herne usw. tätig

Version vom 13. Februar 2023, 18:35 Uhr

Ludwig Bösse (*18. Dezember 1852 in Schwalmstadt-Ziegenhain, † 23. August 1914 in Herne) war ein Unternehmer und Politiker in Herne der Jahrhundertwende um 1900.

Ludwig Conrad Georg Gotthelf Heinrich Bösser wurde am 18. Dezember 1852 im Hause Nr. 8 in Zigenhain in Nordhessen geboren. Seine Eltern waren der aus alter Ziegenhainer Familie stammende Schlossermeister Johann Heinrich B. und dessen Ehefrau Marie Elisabeth Reinemann. Am 9. Januar 1853 erfolgte seine Taufe im Hause des Vaters.[1].
Am 8. Dezember 1877 heiratete der 24jährige Bergmann in der Hauptkirche Hernes die damals 41jährige Witwe des Maurermeisters Friedrich Sehrbruch (1835-1870), Dorothea Oberback gen. Hohage (1838-1916). Sie war 5fache Mutter und beide bekamen noch ein Mädchen (Auguste Johanna) 1878 dazu.
Im Adressbuch von 1890 ist er erstmals als Fuhrunternehmer auf der Höfestraße 1 erwähnt. 1892 auch als der Eigentümer. Es war das Haus des ersten Ehemanns. Als Mitglied der Nationalliberalen Partei wurde er in die erste Stadtverordneten Versammlung 1897 gewählt. Bis zu seinem Tode blieb er Mitglied des Rates. Als vereidigter Trichinenbeschauer[2] war er ebenfalls tätig.

Er scheint eine ganz besondere Person gewesen zu sein, sind doch zahlreiche Beleidigungsprozesse bekannt.
Vgl.:

Aus dieser ganzen Reihe ging er zuerst als freier Mann hervor, im Januar 1902 erhielt er 9 Monate Gefängnis.

Noch im selben Jahr 1902, Mitte April: „Stadtverordneter Bösser, welcher kürzlich wegen Beleidigung zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt wurde, hat den Bürgermeister Schaefer um Verzeihung gebeten. Diese ist ihm gewährt worden. Wie es heißt, soll der Strafantrag zurückgezogen werden. Es ist dies möglich, weil sich die Angelegenheit im Revisionsverfahren befindet und das Urteil somit noch nicht rechtskräftig geworden ist.“

Auch bei einem weiteren Prozess kam es in einem Vergleich dazu, dass Bösser „verspricht, den Herrn Schäfer fernerhin nicht zu beleidigen und“ die Kosten zu übernehmen. [3] Im abschließenden Prozess am 1. Oktober 1902 wurde er erneut wegen seiner erkannten geistigen Beschränktheit freigesprochen. Und dennoch wurde Ihm zugesetzt:

Ludwig Bösser aus Herne bittet uns um Abdruck folgender Schriftstücke:[4]
I.
Herrn Ludwig Bösser in Herne bescheinige ich auf Grund eingebender Untersuchung seines Geisteszustandes, daß er vollständig imstande ist, seinen Posten als amtlicher Fleischbeschauer auch weiterhin auszuüllen.
Essen, 3. Dezember 1902. Dr. Racine, Kreisphysikus. II. Der Posten als Fleischbeschauer ist mir an 31. Oktober 1902 entzogen, worden. Ich überlast es meinen Mitmenschen, sich ein Urteil über die Angelegenheit zu bilden. Herne, 25. April 1903. Ludwig Bösser, Stadtverordneter.
Herne, 3. Dezbr. 1903 (Allerlei vom Tage.) Wie verlautet, ist die Wahl des Herrn Ludwig Bößer zum Kirchenrepräsentanten höheren Ortes nicht bestätigt. Mithin beginnt der Wahlkampf von neuem. Bei der vor kurzem vorgenommenen Wahl erhielt Ludwig Bößer 334 Stimmen.[5]

Herne, 5. Dezember. 1903 Der neue Fall Bösser[6].
Ein gelegentlicher Mitarbeiter schreibt dem„Rhein.=Westf. Tagebl.“: Ganz kommt unsere Stadt aus der Aufregung nicht mehr heraus. Unsere Leser erinnern sich der vielfachen Prozesse die Herr Ludwig Bösser in den letzten Jahren zu bestehen gehabt hat. Dieselben haben die Folge gehabt, daß Herr Bösser allmählich aus seinen hiesigen Aemtern hinausgeschoben wurde. So hat er u. a. sein ziemlich einträgliches Amt als Fleischbeschauer verloren und auch sonst manche Zurücksetzung erfahren müssen. Natürlich ist der ohnedies schwer erregte Mann noch mehr erbittert worden. — Seit einiger Zeit führt er einen Konflikt in der ärztlichen Vertretung. Er beruft sich darauf, es sei seinerzeit beschlossen worden: sobald für HerneStadt noch ein neuer Pfarrer angestellt werden müsse, solle der jetzt in einem Außenamt amtierende Geistliche genommen werden. Das sei zu Unrecht unterblieben. Infolge seiner fortlaufenden Opposition wurden Stimmen laut, seine Wiederwahl in den Kirchenvorstand müsse verhindert werden. Also stellte man bei der letzten Kirchenwahl einen anderen für ihn als Kandidaten auf. Herr Bösser aber setzte sich auf die Hinterbeine, und als der Tag der Wahl kam, wurde er mit großer Majorität wiedergewählt. Nunmehr trug er sich mit dem Gedanken, in Herne eine reformierte Kirchengemeinschaft zu gründen. Am Dienstag hatte er eine große Versammlung einberufen, die zahlreich besucht war. Er schilderte mit Erfolg seine Kämpfe und fand in der Versammlung lebhaften Anklang. Die Aussprache ging dahin, daß man von der Gründung einer besonderen Kirchengemeinschaft dann absehen wolle, wenn für die Partei Bösser die Pastorierung durch den erwähnten Geistlichen des Außenbezirks zugestanden werde. Inzwischen hat das Moderamen der Synode die erfolgte Neuwahl des Herrn Bösser zum Kirchenpräsidenten nicht bestätigt. Daraus wird natürlich neue Aufregung erwachsen."

Bösser hatte weiterhin seine Anhänger: "Herne. Nov. (Zur Stadtverordnetenwahl.) In der Versammlung der 3. Abteilung wurde nach längerer Debatte beschlossen, dem Vorschlage des Reichsvereins auf Neuabschluß des Wahlbündnisses mit dem Zentrum beizutreten. Als Kandidat wurde mit Mehrheit Herr Rentner Ludwig Bösser bestimmt. Herr Bösser wies es von sich, mit den Sozialdemokraten in Verbindung gebracht zu werden. Er wisse weder von deren Beschüssen, noch kehre er sich daran. Er halte nach wie vor treu zu Kaiser und Reich und rechne sich zur liberalen Partei. [...]"[7]

Im selben Jahr 1904 musste er sich erneut vor Gericht verantworten! Vgl.: Beleidigung Anno 1904

Auch ging er öffentlich gegen die Stadtverordnetenwahl vom November 1904 vor.

Bössers öffentlicher Widerspruch gegen die stadtverordnetenwahl im November 1904.


Er war lange Jahre Mitglied des Presbyteriums, Vorsitzender des Evangelischen Arbeitervereins, im Vorstand des Haus- und Grundbesitzer-Vereins Herne usw. tätig

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