Bahnhofstraße 42

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Bahnhofstraße 42
Auch bekannt als: Rektoratsschule – Buchhandlung Sander
Stadtbezirk: Herne-Mitte
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Letzte Änderung: 20.12.2024
Geändert von: Andreas Janik

Das Wohn- und Geschäftshaus Bahnhofstraße 42 liegt auf der östlichen Seite zwischen der Schaeferstraße und der Glockenstraße wurde 1869 als Gebäude der Herner Privatschule (Rektoratsschule) errichtet und war auch als "Bücher Sander" bekannt.

Bahnhofstraße 42 Dehne Sopp 1912.jpg
Zustand der Bahnhofstraße an dieser Stelle vor 1887.
Das Haus um 1905
Die Häuser Bahnhofstraße 40 und 42 nach 1910

Das dieses Gebäude die erste Höhere Schule Hernes war, ermöglicht uns, etwas genauer auf die Geschichte des Gebäudes zu schauen.

Zum 12. Oktober 1868 wurde in Herne eine erste Privatschule (Rektoratsschule) unter der Leitung des Rektors Hermann Seeger (1811-1877) und mit 18 Kindern gegründet. Es war die Wiege der heutigen Gymnasialen (Pestalozzi Gymnasium, Otto-Hahn-Gymnasium & Haranni-Gymnasium) Schullandschaft in Herne. Zur Beschaffung eines eigenen Schulhauses bildete sich im Jahre 1869 ein Aktienverein mit 49 Mitgliedern, der durch Zeichnung von unverzinslichen Aktien zu je 10 Taler die Summe von ca. 2700 Taler aufbrachte und mit Aufnahme einer Hypothekenschuld von 1600 Talern das Rektoratschulgebäude mit Lehrerwohnung an der östlichen Seite der damaligen Chaussee zwischen den Häusern von Roloff und C. Dietz erbaute.

Hauptzeichner der Aktien wurden die Witwe Schlenkhoff (Dorothea geb. Cremer 1795-1873), die Zeche Shamrock und die Belgische Bergbaugesellschaft.

Das 760 qm große Grundstück wurde erworben und am 4. August 1869 konnte der Grundstein gelegt werden. Bereits im Spätherbst 1869 konnte das Gebäude bezogen werden.

Das Gebäude war zweistöckig mit 14 m Straßenseite, im nördlichen Teil wohnte Lehrer Seeger, im südlichen befanden sich die Schulräume. Jeder Teil hatte einen besonderen Eingang mit Treppe, die aber direkt nebeneinander lagen, so dass die Treppen in eine verbunden waren.

Die alte Rektoratsschule hatte keinen eigenen Spielplatz. Daher tummelten sich die Schüler und Schülerinnen auf der Bahnhofstraße und später vor der Bonifatius Kirche, als sie noch keine Turmpartie hatte. Als die Schülerzahl auf 90 angewachsen war, entschloss man sich auf Drängen Hermann Schaefers zu einem Neubau, der "neune" Schule an der Schulstraße.

Das Gebäude wurde nach Umzug der Schule am 2. März 1887 an den Barbier (später Zahntechniker) Johann Anton Pfänder (1851-1919) verkauft. Dieser hatte bis dahin das Haus Wilhelmstraße 4 besessen. Die Verkaufsverhandlungen wurden am 2.3.1887 vor dem Notar Duesberg in Bochum aufgenommen. Die politische Gemeinde Herne vertraten dabei Amtmann Schaefer und Gemeindevorsteher Friedrich Cremer. Verkauft wurden die Gebäude, doch wurden ausgeschlossen „die Schulbänke, Wandtafeln und Öfen mit Zubehör, sowie der Anteil des Rektors Kemna an den Wasserleitungsanlagen“ (Herne hatte erst 1881 Wasserleitungen bekommen). Dass damals die Schule erheblich von Bergschäden betroffen war, geht aus den weiteren Bestimmungen hervor. Danach verpflichtet sich die Verkäuferin, bis zur Übergabe, die spätestens am 1. November erfolgen sollte, das mit verkauftem Schulgebäude ausreichend zu verankern. Außerdem übereignete die Verkäuferin dem Ankäufer „alle ihre Ansprüche, welche ihr gegen die Bergwerksgesellschaft Hibernia und Shamrock in Herne aus der durch deren Bergbau entstandenen und bis zur Auflassung noch entstehenden Schäden zustehen, zur eigenen Geltendmachung“. Der Kaufpreis betrug 18 000 M. Davon bezahlte Pfaender 3300 M. mit einem Sparkassenbuch der Sparkasse Bochum, 13800 M. lieh er von der Sparkasse der Ämter Herne und Bochum. Das Haus hat dann durch Um-, An- und Aufbau manche Veränderung erfahren.

Im Jahre 1899 verkaufte Pfaender das Haus für 30 000 M. an den Kaufmann Friedr. Wilh. Ruthenbeck. Dieser hatte das Geschäft von Dehne & Sopp übernommen. Das Erdgeschoss in Richtung Bahnhofstraße vorgezogen, zu Ladenlokalen umgeändert und das Dachgeschoss zu einem 3. Obergeschoss erweitert. Von Ruthenbeck ging es 1927 auf die Karstadt AG über, die es 1936 noch besaß. [1]

Der Konditor F. Hoss hatte hier sein viel beachtetes Geschäft. Auch das Weiß- und Wollwarengeschäft Schauerte & Co. mit dem Geschäftsführer Fritz Müller (1864-1944) war hier.

Das Geschäft Ruthenbeck ist vom Kaufmann Bernhard Werth übernommen worden. Hier im Haus waren Jahrelang die Diensträume der städtischen Polizei. Auch der Rechtsanwalt Linneborn war hier tätig.

1936 erhielt Dorotha Wroben, wohnhaft hier im Haus, den ersten Preis des Verkehrsamtes Recklinghausen in der Kategorie „Werbebilder“.[2]

1941 wird dem hier wohnenden Elektriker Wilhelm Sänger zum silbernen Arbeitsjubiläum auf Shamrock ½ gratuliert.

Die Heinrich Hill AG verkaufte hier u.a. Kondensmilch (1944)

Vor 1938 erwarb der Buchbinder Heinrich Sander das Haus und richtete hier seine Buchhandlung ein. Schon 1904 hatte er das Haus Viktor-Reuter-Straße 19 besessen, eine Buchbinderei eröffnet. 1921 eröffnet sein Sohn Erich, nach bestandener buchhändlerischer Ausbildung, hier seine Buchhandlung. Nach dessen Sohn Gerhard (1937-2009) übernahm 1996 zunächst dessen Sohn Christian Sander den Betrieb „Bücher Sander OHG“. 2009 wurde die Gesellschaft aufgelöst und seine Schwester Bettina Sander verh. Santini zog 2011 zur Behrensstraße.

Das große Ladengeschäft wurde geteilt. Das Haarstudio Hakan siedelte hier von der Schulstraße/Mont-Cenis-Straße her. Im linken Geschäft firmierten hier „Juwelier Kampe“ - Werner Kampe, „DeBastiani „, „Modemacher“ und seit Oktober 2023 „Nicki´s Fashon“.

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